Jugend(bilder) im Wandel
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- Til Hafner
- vor 7 Jahren
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1 Jugend(bilder) im Wandel im Rahmen des Examenskolloquiums Sommersemester 2009 Erika Schulze
2 Gliederung Was ist Jugend? Jugend aus der Perspektive der Professionen Ein kurzer Blick in die Geschichte Die Skandalisierung der Jugend Zum Wandel der Jugendphase
3 Was ist Jugend? Die Jugend gibt es nicht. Das Phänomen Jugend ist ebenso homogen oder heterogen wie die Gesellschaft, der sie angehört. Jugend ist eine gesellschaftlich institutionalisierte, intern differenzierte Lebensphase, deren Verlauf, Ausdehnung und Ausprägungen wesentlich durch soziale Bedingungen und Einflüsse (sozioökonomische Lebensbedingungen, Strukturen des Bildungssystems, rechtliche Vorgaben, Normen und Erwartungen) bestimmt sind. Jugend ist keine homogene Sozialgruppe, sondern umfasst unterschiedlichen Jugenden. (Schäfers, Scherr 2005, S. 23)
4 Was ist Jugend? Juristisch umfasst Jugend das 14. bis 21. Lebensjahr (bzw. 27. Lebensjahr) Soziologische Definitionen erfassen Altersabgrenzungen zwischen dem 12. und dem 29. Lebensjahr Diese weite Altersspanne macht es sinnvoll, die Jugendphase intern zu differenzieren: pubertäre Phase (ca Jahre) nachpubertäre Phase (ca Jahre) junge Erwachsene (Phase nach Erreichen der Rechtsmündigkeit bis zum Abschluss der Erstausbildung)
5 Jugend aus der Perspektive der Professionen Psychologische Ansätze fokussieren vor allem die emotionale und kognitive Entwicklung, die mit der Pubertät in Gang kommt. Pädagogik und Erziehungwissenschaft fragen nach den alterstypischen Voraussetzungen und Folgen von Lernen, Erziehung und Bildung. Soziologisch betrachtet ist die Jugendphase vor allem ein schrittweiser Positions- und Statusübergang, das allmähliche Hineinwachsen in die Gesellschaft der Erwachsenen, das begleitet wird durch kulturelle und religiöse Initiationen (wie z.b. Konfirmation, Schul- und Berufsabschluss, Familengründung)
6 Ein kurzer Blick in die Geschichte Jugend als eine eigenständige Lebensphase von Heranwachsenden aus allen Schichten und beider Geschlechter hat es nicht schon immer gegeben. Die Kindheit endet mit sieben Jahren. Doch auch in der "Kindheit" sind die Kinder bloß kleine Erwachsene. Sie "trugen die gleichen Kleider, spielten die gleichen Spiele, verrichteten die gleichen Arbeiten, sahen und hörten die gleichen Dinge wie die Erwachsenen und hatten keine von ihnen getrennten Lebensbereiche." (Philippe Ariès: Geschichte der Kindheit)
7 Ein kurzer Blick in die Geschichte An diese Kindheit, die keine ist, schließt sich sofort und ohne Übergang das Erwachsenenalter an. Eine eigenständige Jugendphase gibt es nicht. Zwar wurden auch schon vor der Industrialisierung Jugendliche von Kindern und Erwachsenen unterschieden. Aber erst in Folge der modernen Trennung von Famile, Ausbildung und Erwerbsarbeit sowie der Einführung der allgemeinen Schulpflicht entstand Jugend im modernen Verständnis des Begriffs, d.h. als eine gesellschaftlich institutionalisierte Lebensphase, in der allen Mädchen und Jungen eine Phase des Lernens und der Qualifizierung nach dem Ende der Kindheit und vor dem Eintritt in die Arbeitswelt zugestanden wird. (Schäfers, Scherr 2005, S. 23)
8 Ein kurzer Blick in die Geschichte Ausmaße des Städte- und Bevölkerungswachstums Köln im Jahre Menschen Menschen Menschen Hahnentor 1880 Berlin im Jahre Menschen Menschen Ubierring 1885
9 Ein kurzer Blick in die Geschichte Der Begriff Jugend hat im historischen Kontext vor allem eine negative Konnotation. Während der ältere Begriff des Jünglings auf die bürgerlichen jungen Männer angewendet wurde und eine positive Wertung beinhaltete, verstand man unter Jugendlichen vor allem proletarische junge Männer, die als Bedrohung der Ordnung angesehen wurden.
10 Ein kurzer Blick in die Geschichte Diese Halbstarken, die aus allen Kreisen der Gesellschaft kommen, bilden den Mob, sind eine furchtbare grauenerregende Macht, zumal im großstädtischen Leben, ein Schlamm, der immer mehr nach unten sinkt, und wenn das soziale Leben in ruhigen Gleisen fortfließt, sich am Boden der Gesellschaft festsetzt. (Schultz 1912, S.33) Jugendhort 1929 Eine solche Jugend muss ihren gefährlichen Umgebungen, dem Müßiggange, Betteln, Stehlen, Lügen, Fluchen usw. entrissen, zur Frömmigkeit, Arbeitssamkeit, Genügsamkeit, Sparsamkeit, Übung von christlichen und bürgerlichen Tugenden angehalten, mit einem Wort in Rettungshäusern untergebracht werden. (Roth 1983, S. 114, nach einem Text von 1851)
11 Gesellschaftliche Transformationen Die Phase der zweiten Individualisierung In den 60er/70er Jahren kommt es im Zuge eines Anwachsens von Einkommen und Aufstiegschancen verknüpft mit einer Bildungsexpansion zu einem breiten Prozess sozialer Mobilisierung (Fahrstuhleffekt). Die Prägekraft von klassenspezifischen Milieus schwindet. Die Lebenslagen diversifizieren sich, die Wahlmöglichkeiten des Einzelnen steigen.
12 Gesellschaftliche Transformationen Aus diesen Entwicklungstendenzen ergab sich nach dem Soziologen Ulrich Beck ein drastischer Individualisierungsschub Es findet eine Enttraditionalisierung der Lebensformen statt, die Bindekraft gesellschaftlicher Institutionen schwindet Damit werden zugleich Selbstverständlichkeiten in Frage gestellt. Aus der vorgeformten Biographie wird tendenziell die Wahlbiographie, bei der sich die einzelne Person immer weniger auf vorgestanzte Muster verlassen kann. Dies beinhaltet nicht nur die Möglichkeit der Wahl, sondern zugleich auch die Verpflichtung zur Wahl.
13 Zum Wandel der Jugendphase Verlängerung der Bildungsund Ausbildungszeiten Jugendliche werden zu Gestaltern ihrer Bildungsund Berufsbiographie
14 Zum Wandel der Jugendphase Anstieg der Freizeit, mehr Zeit in altershomogenen Gruppen Bedeutungszuwachs der Peers Pluralisierung und Fragmentierung der Jugendkulturen
15 Zum Wandel der Jugendphase Wandel der Familie
16 Zum Wandel der Jugendphase Wandel der Geschlechterrolle
17 Zum Wandel der Jugendphase "Weder lassen sich innerhalb einzelner Lebensbereiche zuverlässige Abfolgen von Lebensphasen finden -man denke nur an den prekären Übergang von der Ausbildung in den Beruf -noch liegen (verbindliche) Vorgaben zur Bewältigung des Problems bereit, die verschiedenen Lebensbereiche aufeinander abzustimmen. Auch in diesem Sinne stellt sich Jugend' mithin nicht mehr als eine soziokulturell geregelte' oder zumindest angeleitete Lebensphase dar, die mit dem Ende der Kindheit beginnt, bestimmte Ereignis-und Erlebnisabfolgen impliziert und mit dem Eintritt in das Berufsleben endet." (Hitzler, Buchner, Niederbacher 2001)
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