Schulpädagogik Fachdidaktik Lehrerbildung Band 16 Herausgeber: Hans Badertscher und Tina Hascher

Transkript

1 Schulpädagogik Fachdidaktik Lehrerbildung Band 16 Herausgeber: Hans Badertscher und Tina Hascher

2 Die Anschriften der Herausgeberin/des Herausgebers: Prof. Dr. Hans Badertscher Universität Bern Institut für Erziehungswissenschaft Abteilung für Didaktik Muesmattstrasse 27 CH-3012 Bern Prof. Dr. Tina Hascher Universität Salzburg Fachbereich Erziehungswissenschaft Akademiestrasse 26 AT-5020 Salzburg

3 Hans Badertscher Thomas Bieri Wissenserwerb im Content and Language Integrated Learning Empirische Befunde und Interpretationen Haupt Verlag Bern Stuttgart Wien

4 Hans Badertscher; Dr. phil., Professor für Didaktik, Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Bern. Bildungsgang: Primarlehrer-, Sekundarlehrer- und Gymnasiallehrerdiplom. Forschungsschwerpunkte: Sprache und Wissenserwerb; Bilingualer Sachfachunterricht, Didaktik der Sprache quer zum Curriculum. Mitherausgeber der Schriftenreihen «Schulpädagogik Fachdidaktik Lehrerbildung» und «Prisma Beiträge zur Erziehungswissenschaft». Thomas Bieri, Dr. rer. soc., geboren 1955 in Werthenstein (LU), Studium in Pädagogik, Staatsrecht und Soziologie. Ab 1983 Dozent an einer Weiterbildungsschule für Erwachsene und seit 2006 an einer Berufsschule. Ab 1993 wissenschaftlicher Assistent an der Forschungsstelle für Schulpädagogik und Fachdidaktik der Universität Bern. Seit 2003 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Bern (Abteilung für Didaktik). Promotion 2003, Promotionspreis der Universität Tübingen. 1. Auflage: 2009 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. ISBN Alle Rechte vorbehalten Copyright 2009 by Haupt Berne Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlages ist unzulässig Umschlaggestaltung: René Tschirren nach Konzept von Atelier Mühlberg, Basel Printed in Switzerland

5 Vorwort Die vorliegende Untersuchung hat sich über zwei Etappen mit unterschiedlicher Zielrichtung erstreckt. Die Frage im Vorfeld galt allgemein dem Verhältnis von Sprache und Wissenserwerb im Unterricht. Ein in dieser Beziehung besonders transparentes didaktisches Arrangement für die Untersuchung bietet das Content and Language Integrated Learning. Es handelt sich dabei um Unterricht ausserhalb des üblichen kursorischen Fremdsprachenunterrichts, der in einer andern als der regulären Unterrichtssprache erteilt wird, mit dem Ziel, inhaltliches und fremdsprachliches Lernen zu synchronisieren. Den Lernenden wird ein Fachunterricht in einer Sprache zugemutet, die sie nur rudimentär oder lückenhaft beherrschen, jedenfalls aber weniger gut als die reguläre Unterrichtssprache. Wenn schulische Leistungen tatsächlich eng verknüpft sind mit der theoretischen Sprachfähigkeit der Lernenden, müsste das inhaltlich-fachliche Lernen unter den sprachlichen Restriktionen leiden. Als besonders eng hat sich in früheren empirischen Untersuchungen die Verknüpfung von Sprachkompetenz mit den Leistungen in mathematischen, chemischen, physikalischen und biologischen Unterrichtsgegenständen erwiesen, was plausibel erscheint. Angeleitet von Expertinnen und Experten und geführt über bestimmte diskursive Praktiken (Lehrgespräche, offene Gespräche usw.) wachsen die Lernenden zunehmend in die kognitiven Strukturen und Prozesse der Sachfächer hinein. Selbstverständlich ist dies nicht alles. Lehrpersonen steht ein Set von semiotischen Varietäten wie Bilder, Tabellen, physische Modelle, Grafiken für die Kommunikation naturwissenschaftlicher Inhalte zur Verfügung. Zu wissen, wann welche Varietät einzusetzen ist, gehört zum Professionswissen der Lehrperson. Gesten und andere körpersprachliche Zeichen und experimentell-handelndes Lernen können bestimmte naturwissenschaftliche Inhalte wahrscheinlich besser und erinnerungssicherer transportieren als Schrift und Gespräch. Die Gerüche der Naturwissenschaften, die Erwachsene so dauerhaft aus ihrer Schulzeit in Erinnerung behalten, oder das Gefühl beim praktischen Experimentieren sind ebenso nicht an Sprache gebunden. Trotzdem erfolgt Unterricht meist diskursiv, mit den Mitteln der natürlichen Sprache. Die Kognitionen werden über weite Strecken des Unterrichts sprachlich codiert, transportiert und ausgehandelt. Den Wirkungen der sprachlichen Deprivation im Unterricht auf den Wissenserwerb widmet sich die ursprünglich geplante Untersuchung. Sie ist Gegenstand des ersten Teils des vorliegenden Buches. Der in seiner Klarheit nicht erwartete Befund der Untersuchung regte zu einer Nachfolgeuntersuchung an. Diese zweite Untersuchung sucht nach Differenzen im didaktischen Setting von regulärem Unterricht und Content and Language Integrated Learning, welche das Ergebnis der Untersuchung beeinflusst haben könnten.

6 6 Vorwort Sie soll zufällige Effekte aufdecken und ausschliessen oder als kausale Erklärungen zur Diskussion stellen. Die in die Untersuchung einbezogenen Content and Language Integrated Learning -Lektionen und die regulären Lektionen wurden zwar jeweils von derselben Lehrperson gehalten und keine der Lehrpersonen verfügte über eine Spezialausbildung für Content and Language Integrated Learning. Trotzdem sind Differenzen in der Unterrichtsanlage und -durchführung nicht auszuschliessen. Die Architektur der Unterrichtseinheiten, die semiotische Varietät und bestimmte mikrokommunikative Unterrichtssequenzen ( Negotiations of Meaning ) gelten in der Fachliteratur als hauptsächliche mögliche Variablen. Sie sind Gegenstand der zweiten Untersuchung, die im Teil II referiert wird. Die erste Untersuchung wurde finanziell unterstützt von der Lehrerinnen- und Lehrerbildung von Kanton und Universität Bern. An ihr arbeitete ein Forscherteam mit, dem mit wechselnden Pensen und unterschiedlichen Aufgaben (Feldaufnahmen, Transkriptionen, Teilanalysen) in alphabetischer Reihenfolge die folgenden Personen angehörten: Andrea Demierre, Stefan Goetz, Cornelia Heinz, Boldiszàr Kiss, Barbara Ruf und Cecilia Serra. Otto Stern arbeitete konzeptuell mit und koordinierte die Arbeiten. Ihnen sei an dieser Stelle nochmals herzlich für den Einsatz gedankt. In der zweiten Untersuchung und in der Publikationsvorbereitung arbeitete Thomas Bieri mit. Das Layout besorgten Pascale Mathys, Mascia Rüfenacht und Fabian Schmid. September 2008 Hans Badertscher

7 Inhaltsverzeichnis 1. Terminologische Klärung Forschungslage und Ziel der Studie Sprachlernforschung versus Wissenserwerbsforschung Zielsetzung Theoretisches Interesse Praktisches Interesse Theoretische Grundlagen Teil I: Wissenserwerb im L1- und L2-Unterricht 4. Untersuchungsanlage Ausgangslage Einbezogene Schulklassen Erhebungsinstrumente und Materialbasis Lektionsaufzeichnungen, Transkription und Analyse Die Erhebung des Schülerwissens Die Eruierung der analysierbaren Konzeptfelder Vorwissen, Aufnahme und Behalten (Begrifflichkeit) Überblick über das Untersuchungskorpus Die Repräsentation von Konzeptfeldern bei Lernenden Erläuterungen Sekundarstufe I Kenndaten der Konzeptfelder der ersten Erhebung Niedriges bis mittleres Leistungssegment Oberstes Leistungssegment Vergleich der Konzeptbildung in L1 und L2 bei leistungsdivergenten Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I, 1. Erhebung... 71

8 8 Inhaltsverzeichnis Fazit Kenndaten der Konzeptfelder der zweiten Erhebung Niedriges bis mittleres Leistungssegment Oberstes Leistungssegment Vergleich der Konzeptbildung in L1 und L2 bei leistungsdivergenten Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I, 2. Erhebung Vergleich der Befunde der Erhebungen 1 und 2; Sekundarstufe I Diskussion der Ergebnisse Der Befund und seine Generalisierbarkeit Hypothesen zur Begründung des Befundes Qualitative Differenz in der diaktischen Grobstruktur Sorgfältiger und sachlogischer Wissensaufbau Negotiations of Meaning und Bridging Teil II: Didaktische Differenzen im L1- und L2-Unterricht 7. Ziel der Untersuchungen Ausgangslage: Invarianz des Wissenserwerbs Didaktische Grobstruktur der Lektionen Ziel und Anlage der Untersuchung Erhebungsinstrument Ergebnisse Interaktionsformen Anteile der Sprechzeiten Diskussion der Ergebnisse Negotiations Übersicht Begrifflichkeit

9 Inhaltsverzeichnis Herleitung Arbeitsdefinition Ziel und Anlage der Untersuchung Erhebungsinstrument Ergebnisse Datenübersicht Anzahl Negotiations of Meaning Dauer Durchführungsgrad (Phasen) Durchführungsart Durchführungsform Einzelne Auswertungen Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse Zusammenfassung Diskussion Teil III: Diskussion der Ergebnisse 10. Praktische Bedeutung Begründungen Begründungsansätze Die Grobstruktur der Lektionen Negotiations of Meaning Instruktionsdidaktische Settings im Untersuchungs-korpus Content and Language Integrated Learning als unterrichtlicher Normalfall Anhang Bibliographie