Mittelsachsens Schätze heben Fachkräftesicherung als Zukunftsaufgabe
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- Arnim Tomas Becke
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1 Mittelsachsens Schätze heben Fachkräftesicherung als Zukunftsaufgabe Prof. Dr. Michael Behr Abteilungsleiter 3 Arbeit und Qualifizierung im Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie Impulsreferat: im Rahmen des 3. Mittelsächsischen Unternehmerdialogs am 26. August 2015 bei der IHK in Freiberg
2 1. Akt 1990 bis 2005 Die Tragödie zu Beginn: Transformationsschock: Deindustrialisierung, Verlust von Arbeitsplätzen, Arbeitslosigkeit als Massenphänomen und Kollektivschicksal. Trotz massiver Intervention durch arbeitsmarktpolitische Instrumente verharrt AL mit teilweise mehr als 20% AL-Quote auch zwischen 1995 und 2005 auf einem sehr hohen Niveau Im Jahresdurchschnitt 2005 sind 402 Tsd. Menschen arbeitslos (20%)
3 Die Nachwendeerfahrung prägt Mentalitäten Ostdeutschland auch Sachsen entwickelt sich zu einer gekränkten, ausgrenzenden, unzufriedenen und gespaltenen Überlebensgesellschaft mit einer rette sich wer kann -Mentalität
4 Die Einwohnerzahl Sachsens schrumpft von 4,7 Mio. im Jahr 1990 auf 4 Mio und wird bis 2025 auf 3,77 zurückgehen (das wäre ein Gesamtverlust von fast ¼ der Einwohner oder mehr als 1,1 Mio.) Das Durchschnittsalter stieg von 39,4 Jahren (1990) auf 46,6 Jahre (2013) Allein durch Wanderungsverluste verlor Sachsen 445 Tsd. Einwohner Fast 60% der Wanderungsverluste geht auf das Konto der 18 bis 35 Jährigen lebten 885 Tsd. Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren in Sachsen, 2005 sind es nur noch 436 (inzwischen sind es 496 Tsd.) Heute sind eine halbe Mio. Sachsen (504 Mio.) älter als 75 Jahre, 2013 waren es erst 369 (in Prozent/Bevölkerung 7,7% : 12,4%).
5 Demografischer Umbruch
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7 Hypotheken der ostdeutschen Überlebensgesellschaft Prozesse Kurzfristeffekte Spätfolgen Kinderverzicht Erhalt der (weiblichen) Erwerbsfähigkeit Demographische Lücke Frühverrentung Arbeitsmarktentlastung Blockierter Generationenaustausch Ausländerrücksendung Arbeitsmarktentlastung Ethnische Homogenität Abwanderung Arbeitsmarktentlastung Nachwuchs- und Fachkräftemangel Reduzierung eigener F&E Inkrementelle Innovation im Kundenauftrag Stärkung von Akzeptanztugenden in Überlebensgemeinschaften Kosteneinsparung Schnelle Integration in gesamtdeutsche Wertschöpfungsketten Durchsetzungsstarke Geschäftsführer, loyale Mitarbeiter ( Arbeitsspartaner ) Verlust der Fähigkeit zu Radikaler Innovation Demokratiedefizite im Unternehmen, blockierte Modernisierung
8 BIP-Abstand als Depressionsmittel
9 Zwischenresümee nach dem ersten Akt Sachsen weist konstant hohe AL aus Sachsen hat ein negatives Wanderungssaldo geringe Geburten Sachsen verliert ständig Einwohner Sachsen altert Sachsen droht ein Fachkräftemangel Sachsen entwickelt sich gegenüber Westdeutschland nicht weiter Sachsen hat unzufriedene Arbeitnehmer Empfehlung: Keine Sachsen-Aktien kaufen!
10 2. Akt 2005 bis 2015 Phönix aus der Asche Späte Ernte der Transformationserfolge: Reindustrialisierung, Aufbau von Arbeitsplätzen, Arbeitslosigkeit geht stark zurück. Aktueller Stand Juni 2015: (aktuell ) Tendenz sinkend Die Fachkräftenachfrage steigt.
11 Drei Motoren des Personalbedarfs stehen unter Dampf Erweiterungsbedarf: Vor allem im Verarbeitenden Gewerbe, den Unternehmensnahen Dienstleistungen sowie der Gesundheits- und Sozialwirtschaft Ersatzbedarf durch Renteneintritte: Arbeitskräfte bis 2020 Fluktuation: Inzwischen wird jede dritte Kündigung eines Arbeitsverhältnisses durch die Beschäftigten ausgesprochen
12 Veränderung der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahresmonat (Stand: Mai 2015) Berlin -3,8 Sachsen -6,5 Thüringen -7,0 Sachsen-Anhalt -7,6 Mecklenburg-V. Brandenburg -8,8-8,5 Westdeutschland -3,2 Deutschland -4,2 Ostdeutschland -6,6-10,0-8,0-6,0-4,0-2,0 0,0 Die Arbeitslosigkeit in OD geht doppelt so stark zurück wie in WD, obwohl dort mehr SV-Beschäftigung aufgebaut wird. Die Erklärung: Die demografische Entlastung wirkt stärker. Prozent
13 Bayern Baden-Württemberg Rheinland-Pfalz Hessen Niedersachsen Schleswig-Holstein Saarland Thüringen Hamburg Nordrhein-Westfalen Sachsen Brandenburg Sachsen-Anhalt Mecklenburg-Vorp. Berlin Bremen Westdeutschland Deutschland Ostdeutschland Arbeitslosenquoten nach Bundesländern im Mai 2015 in % (Bezugsbasis: alle zivilen Erwerbspersonen*) 3,5 3,8 5,1 5,4 5,6 6,0 6,3 6,3 7,1 7,3 7,5 7,9 8,2 8,5 9,1 10,0 10,0 10,8 11,0 0,0 2,0 4,0 6,0 8,0 10,0 12,0
14 Beschäftigungsquoten der Männer nach Bundesländern (svpb im Alter von 15 bis unter 65 Jahren)
15 Beschäftigungsquoten der Frauen ,0 50,0 47,0 47,6 47,7 49,0 50,0 50,6 51,1 51,1 51,6 52,1 53,2 53,8 54,7 56,5 57,3 57,9 58,6 58,9 59,9 40,0 30,0 20,0 10,0 0,0 HB SL NRW BE RP NI HE WD SH D BW HH BY OD ST MV BB TH SN
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21 Resümee nach dem zweiten Akt Sachsen weist zunehmend geringere Arbeitslosenzahlen aus Sachsen dürfte im Jahr 2015 das 5. Mal einen positiven Wanderungssaldo aufweisen steigende Geburten (mehr als Westdeutschland) Sachsen bietet eines der besten Arbeitsmärkte für Ausbildungsplatzbewerber Sachsen verliert deutlich weniger (junge) Einwohner als erwartet Sachsen hat sich durch die starke Übernahme von Azubis teilweise wieder verjüngt Auch Sachsen profitiert stark von der Rückwanderung Empfehlung: Sachsen-Aktien kaufen!
22 3. Akt 2015 folgende Jahre Der Tunnel am Ende des Lichts? Die Zukunft ist offen, weil sich die Parameter der Erfolgstory verändern Zugleich gibt es eine Riesenchance aber auch viel Regionale Differenzierung
23 Ökonomisches Potential schwach stark Regionen nach demographischem und ökonomischem Potential Demographisches Potential relativ stark schwach
24 Ökonomisches Potential schwach stark Einordnung ausgewählter Landkreise nach demographischem und ökonomischem Potential Demographisches Potential relativ stark schwach Kyffhäuserkreis
25 Ökonomisches Potential schwach stark Einordnung ausgewählter ostdeutscher Regionen nach demographischem und ökonomischem Potential Demographisches Potential relativ stark schwach Jena; Potsdam, Leipzig, Dresden Kyffhäuserkreis, Uckermark
26 Ökonomisches Potential schwach stark Einordnung ausgewählter ostdeutscher Regionen nach demographischem und ökonomischem Potential Demographisches Potential relativ stark schwach Jena; Potsdam, Leipzig, Dresden Berlin? Weimar? Kyffhäuserkreis, Uckermark
27 Ökonomisches Potential schwach stark Einordnung ausgewählter ostdeutscher Regionen nach demographischem und ökonomischem Potential Demographisches Potential relativ stark schwach Jena Schmalkalden-Meinigen Chemnitz-Zwickau Mittelsachsen Berlin/Weimar Kyffhäuserkreis
28 Ökonomisches Potential schwach stark Einordnung ausgewählter ostdeutscher Regionen nach demographischem und ökonomischem Potential Demographisches Potential relativ stark schwach Jena Perlen in der Provinz Berlin/Weimar Kyffhäuserkreis
29 Perlen in der Provinz zeichnen sich durch eine hohe Industriedichte, Mittelzentren im Ländlichen Raum, mittelstarke Infrastruktur und kleinere Hochschuleinrichtungen aus Durch den hohen Industriebesatz besteht das Potential steigender Löhne Dynamik in der Beschäftigungsnachfrage auch in den Unternehmensbezogenen Dienstleistungen Nachteil: Besonders starke Nachwuchskräftelücke Geringe Bekanntheit von Unternehmen ( Hidden-Champions ) Geringe Bekanntheit der Region Fehlende Großstädte als Magneten
30 Drei große Herausforderungen 1. Sachsen ist innerhalb Europas eine der Regionen, wo ein besonders hoher Fachkräftebedarf auf ein besonders niedriges Angebot an Arbeitskräften trifft. 2. Sachsen wie Thüringen ist weit mehr als andere Regionen in Deutschland und Europa auf Zuwanderung aus dem Ausland angewiesen, darauf aber politisch und sozio-kulturell besonders schlecht vorbereitet. 3. Sachsen hat das Potential, eines der integrativsten Arbeitsmärkte in Europa zu werden weist aber in wichtigen Feldern der Arbeitskultur und der Beschäftigungspolitik erhebliche Modernisierungsrückstände auf. 4. Fachkräftemangel: Zwischen 2015 und 2030 verringert sich das Erwerbspersonenpotential in Sachsen um mehr als 10%. Wenn es nicht gelingt allein den rentenbedingten Ersatzbedarf zu decken, droht eine nachhaltige Schwächung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft sowie ein Qualitätsverlust der sozialen Infrastruktur.
31 Analyse zur Arbeitsmarktentwicklung (BMAS 2015) Veränderung der Erwerbspersonen und Erwerbstätigkeit von nach Bundesländern
32 Risiko demografisch-ökonomischer Teufelskreis
33 Risiko: Unterjüngung und Schrumpfung des Beschäftigungssystems infolge des Rückgangs des Erwerbspersonenpotentials Renteneintritte Beschäftigungssystem Nachwuchskräfte Helden der Nachwendezeit gehen von Bord: starke Jahrgänge Geburtenausfälle nach der Wende: geburtenschwache Jahrgänge
34 Sicherung der Fachkräftebasis in Zeiten des quantitativen Rückgangs von Erwerbspersonen Rückwanderung von Exilsachsen Zuwanderung (auch) aus WD Zuwanderung aus dem Ausland Externe Potentiale* erschließen Renteneintritte Beschäftigungssystem Verlustfrei integrieren Bedarfsgerecht qualifizieren Abwanderung vermeiden Nachwuchs Endogene Potentiale erschließen Arbeitslose integrieren
35 Qualifizierungsoffensive Thüringen: Fachkräfte sichern, qualifizieren, integrieren. Aufstiege organisieren Aktionsprogramm Fachkräftesicherung Rentenabgänge Gute Arbeit qualifizieren Ingenieure / Akademiker Techniker / Meister LAP qualifizieren qualifizieren Facharbeiter qualifizieren Facharbeiter auf Angelerntenpositionen integrieren Arbeitslose PaternOSTer
36 Die Delle Eine typische Altersstruktur ostdeutscher Betriebe (BMBF / ZSH 2014) Anteil der Belegschaft (%) / Alter in Jahren
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38 Positivbotschaften kommunizieren Mittelsachsen als Region der schnellen Karrieren der guten Kinderbetreuung, der bezahlbaren Wohnmöglichkeiten, der attraktiven Lebenswelt
39 Herausforderungen angehen Mittelsachsen als Region der schnellen Karrieren entwickeln: Wissenstransfer Alt-Jung organisieren. Jugendappeal ausbauen Internet auf junge Leute ausrichten
40 Das Gesamtangebot muss stimmen Hervorragende Ausbildungsplatzsituation Sehr gute Übernahmemöglichkeiten Entwicklungsperspektiven in wachsenden Unternehmenskonstellationen Gute Betreuungsinfrastruktur
41 Die Positivfaktoren beginnen zu greifen Geburtenraten steigen Abwanderung der Jungen ist gestoppt (Positiver Wanderungssaldo bis 25 Jahre) Rückwanderung findet statt: Mittelsachsen befindet sich im oberen Drittel der Rückkehrer-Raten. Die Pendlerquote ist rückläufig.
42 Demografische Chance statt Demografischer Falle
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44 Danke für Ihre Aufmerksamkeit
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