Soziologisches Institut, Lehrstuhl Prof. Dr. Jörg Rössel FS Proseminar zur soziologischen Forschung:
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- Ernst Kaiser
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1 Soziologisches Institut, Lehrstuhl Prof. Dr. Jörg Rössel FS 2010 Proseminar zur soziologischen Forschung: Empirische Sozialstrukturanalyse
2 Soziologisches Institut, Lehrstuhl Prof. Dr. Jörg Rössel FS 2010 Soziale Ungleichheit: Empirische Befunde 6. Einkommen und Vermögen / 2
3 Soziologisches Institut, Lehrstuhl Prof. Dr. Jörg Rössel FS Organisatorisches 1. Grundbegriffe der Sozialstrukturanalyse Soziale Ungleichheit: Theorien und Konzepte 2. Erklärung sozialer Ungleichheit 3. Strukturen sozialer Ungleichheit Bevölkerung: Theorie und Empirie 4. Bevölkerungsprozesse und Strukturen Soziale Ungleichheit: Empirische Befunde 5. Bildung 6. Einkommen und Vermögen 7. Armut 8. Soziale Mobilität 9. Erweiterungen: Lebensstile und soziale Milieus / 3
4 Soziologisches Institut, Lehrstuhl Prof. Dr. Jörg Rössel FS Einkommen und Vermögen 1. Arbeitsmarkt und Einkommen: Theoretische Perspektiven 2. Erwerbspartizipation 3. Einkommen und Einkommensverteilung 4. Vermögen und Vermögensverteilung / 4
5 Soziologisches Institut, Lehrstuhl Prof. Dr. Jörg Rössel FS Arbeitsmarkt und Einkommen: Theoretische Perspektiven Die wichtigste Theorie, um den Zusammenhang von Bildungssystem und Arbeitsmarkt zu erklären, ist die Humankapitaltheorie Produktivität des Arbeitnehmers ist eine Funktion seines Wissens und seiner Ausbildung Die Produktivität wiederum determiniert das Einkommen: ln (y) = b 0 + b 1 EDU + b 2 EXP + b 3 EXP 2 Bildung hat dem gemäss einen Investitionscharakter Investitionen in Bildung hängen daher von den erwarteten Renditen ab Frauen sollten im Durchschnitt daher typischerweise weniger in Bildung investieren als Männer / 5
6 Soziologisches Institut, Lehrstuhl Prof. Dr. Jörg Rössel FS 2010 Auch wenn die Ausbildung die wichtigste Determinante der Arbeitsmarktpositionierung ist, sind daneben noch weitere Faktoren zu berücksichtigen. Informationsprobleme (signaling) diese können das Phänomen der statistischen Diskriminierung erklären Strukturelle und institutionelle Barrieren auf dem Arbeitsmarkt Haushaltskontext: Verantwortung für Kindererziehung, Aufteilung der Hausarbeit Soziale Netzwerke (Strength of Weak Ties) Strukturen von Organisationen (Grösse, Frauenanteil) / 6
7 Soziologisches Institut, Lehrstuhl Prof. Dr. Jörg Rössel FS 2 2. Erwerbspartizipation Erwerbsquote in der Schweiz ist im internationalen Vergleich sehr hoch (Männer 75,5 % zu 66,1 % EU15, Frauen 61,3 % zu 50,9 % EU15) Hoher Teilzeitanteil (Männer 12,8 % zu 8,6 % EU15, Frauen 57,3 % zu 36,7 % EU15) Verteilung über Sektoren: 4,0 % (Primär), 22,4 % (Sekundär), 73,6 % (Tertiär) nah am Durchschnitt der EU15 Selbständige 13,9 % nahe am Durchschnitt der EU15 Niedrige Erwerbslosenquote (3,4 % zu 6,9 % EU15) Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit ist nicht über Gruppen gleich- verteilt: / 7
8 Soziologisches Institut, Lehrstuhl Prof. Dr. Jörg Rössel FS 2010 Frauen sind seltener erwerbstätig, arbeiten häufiger Teilzeit. Das Arbeitslosigkeitsrisiko unterscheidet sich nicht (in der Vergangenheit war es für Frauen leicht erhöht) Personen ohne Berufsqualifikation haben ein massiv erhöhtes Arbeitslosigkeitsrisiko Die Erwerbspartizipation variiert regional: Die Deutschschweiz weist leicht höhere Erwerbsquoten und deutlich niedrigere Arbeitslosen- quoten im Vergleich zur lateinischen Schweiz (insbesonder Tessin) auf. Ausländer in der Schweiz haben eine geringfügig höhere Erwerbs- quote als Schweizer, allerdings haben sie ein deutlich höheres Arbeitslosigkeitsrisiko (2009 2,7 % zu 7,2 %) / 8
9 Soziologisches Institut, Lehrstuhl Prof. Dr. Jörg Rössel FS Einkommen und Einkommensverteilung Verteilung der Markteinkommen: Primäre bzw. Brutto- einkommensverteilung (hierzu gehören sowohl Einkommen aus selbständiger wie aus abhängiger Erwerbsarbeit) Verteilung der Einkommen nach Steuern und Transfers: Sekundäre bzw. Nettoeinkommensverteilung Einkommen werden durch Haushaltskontext beeinflusst, daher werden Äquivalenzskalen gebildet: 1. Person = 1, jede weitere Person ab 15 = 0,5, jede weitere Person unter 15 = 0,3. Ergebnis: Äquivalenzeinkommen (bedarfsgewichtet) / 9
10 Die Einkommen sind in der Schweiz seit dem zweiten Weltkrieg stark angestiegen und gehören zu den höchsten der Welt. Gewisse Stagnation ti seit den 1970er Jahren Arbeitsproduktivität ität Die Verteilung der Einkommen kann durch Perzentile dargestellt werden (2007) 1.Fünftel 8,5 2.Fünftel 14,44 3.Fünftel 18,4 4.Fünftel 23,7 5.Fünftel 35, / 10
11 Die Gesamtstruktur der Einkommensverteilung kann durch den Ginikoeffizienten dargestellt werden. Lorenzkurve Die historische i h Entwicklung der Einkommensverteilung il für die Schweiz zeigt für die vergangenen achtzig Jahre eine sinkende Ungleichheit der Einkommensverteilung (langfristig aber relativ grosse Stabilität) Im internationalen Vergleich ist die Ungleichheit der Primäreinkommensverteilung tief, die Sekundäreinkommensverteilung im Durch- schnitt Besonders gute Einkommenspositionen haben Selbstständige und hochqualifizierte Arbeitskräfte Frauen verdienen im Durchschnitt nur 80% ihrer männlichen Kollegen (mit zunehmender Tendenz) / 11
12 Ausländische Arbeitnehmer haben niedrigere Einkommen als Schweizer, dies geht auf eine relative Entwertung des Humankapitals zurück, keine Hinweise i auf Diskriminierung i i i Auch regional (kantonal) zeigen sich deutliche Ungleichheiten der Einkommen (z.b VS CHF und Zug CHF) / 12
13 4. Vermögen Das Vermögen der Haushalte ist in der Schweiz deutlich ungleicher verteilt als die Einkommen. Einkommen Vermögen 1. Fünftel 8, Fünftel 14, Fünftel 18, Fünftel 23, Fünftel 35,0 84 Die Ungleichheit der Vermögensverteilung ist in der Schweiz relativ stabil. Ihre Struktur deckt sich mit der Struktur der Einkommensverteilung / 13
14 Soziale Ungleichheit: Empirische Befunde 7. Armut / 14
15 Einkommen und Armut Armut liegt vor, wenn Menschen mit so wenigen Ressourcen ausgestattet sind, dass sie an der gesellschaftlich und kulturell als Mindeststandard akzeptierten Lebensweise nicht mehr teilhaben können absolute (Überleben) versus relative Armut (kulturelle Standards) Es gibt verschiedene Methoden Armut zu messen: z.b. Einkommensarmut, Deprivationsarmut, Lebenlagenarmut Das Konzept der Einkommensarmut stellt die Ausstattung eines Haushaltes mit bestimmten monetären Einnahmen ins Zentrum. Als arm gilt nach diesem Kriterium, wer weniger als 50 % (60 %) des arithmetischen Mittels (Median) des Bevölkerungseinkommens bezieht / 15
16 Dagegen fokussiert das Konzept der Deprivationsarmut auf den faktischen Lebensstandard von Haushalten. Ausstattung mit Gütern Lebenslagenarmut fokussiert auf die Lebenssituation ti in Hinblick auf mehrere Lebenslagen: Einkommen, Bildung, Gesundheit Der Anteil der Einkommensarmen ist über die Zeit hinweg in der Schweiz relativ stabil, im internationalen Vergleich ist er relativ niedrig Besonders häufig von Armut betroffen sind Personen mit niedrigen Bildungsabschlüssen oder ohne berufliche Qualifikation, Paare mit mehreren Kindern und Alleinerziehendenhaushalte. Darüber hinaus sind auch Migranten von Armut betroffen. Working Poor? / 16
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