Neue Süchte. Fachkliniken Nordfriesland. Behandlungsansätze im stationären Setting. Dr. Rainer Petersen Fachkliniken Nordfriesland
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- Jonas Brandt
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1 Fachkliniken Nordfriesland Neue Süchte Behandlungsansätze im stationären Setting Dr. Rainer Petersen Fachkliniken Nordfriesland
2 Fachkliniken Nordfriesland Niebüll Tagesklinik Bredstedt Reha Akutstationen Breklum Riddorf Akutpsychiatrie Reha Wohnheim Psychosomatik Wohnheim Tarpfeld Übergangseinrichtung Husum Tagesklinik Husumer Insel Adaption Schleswig Beratungsstelle Kiel Fachambulanz
3 Rehabilitation von Abhängigkeitserkrankungen Reha Reha 60er Jahre
4 Rehabilitation von Abhängigkeitserkrankungen stoffgebunden stoffungebunden Haus A02 Illegale Drogen Haus A02 Medikamente / Alkohol Haus A06 / A08 Path. Glücksspiel Path. PC-Gebrauch 4
5 Rehabilitation von Abhängigkeitserkrankungen 1973 Verein Fachkrankenhaus Nordfriesland Behandlungsplätze 1992 Anerkennung als ambulante Behandlungseinrichtung 2001 Eigene Abteilungen Alkohol, Drogen, Pathologisches Glücksspiel Erste stationäre Behandlung von Onlineabhängigkeit / Path. PC-Gebrauch 2009 Kurz- und Langzeitkonzept 2010 Kombitherapie Nord 2012 Neubau, Erweiterung und Zentralisierung unseres stationären Angebotes Aktuell: Sucht: Krankenhaus 40 Plätze Rehabilitation 72 / 80 Plätze Adaption 10 / 15 Plätze stationär, teilstationär oder ambulant 5
6 Die Diagnose "Internet-Abhängigkeit" ist unter Wissenschaftlern umstritten. Das Krankheitsbild ist noch zu wenig erforscht. Pathologischer PC-Gebrauch Google: 03/2010 Onlinesucht: Ergebnisse (0,25 Sek.) Onlinespielsucht: Ergebnisse (0,14 Sek.) Internetsucht: Ergebnisse (0,19 Sek.) Google: 03/2011 Onlinesucht: Ergebnisse (0,10 Sek.) Onlinespielsucht: Ergebnisse (0,15 Sek.) Internetsucht: Ergebnisse (0,10 Sek.) Google: 04/2012 Onlinesucht: Ergebnisse (0,19 Sek.) Onlinespielsucht: Ergebnisse (0,16 Sek.) Internetsucht: Ergebnisse (0,16 Sek.) 6
7 Pathologischer PC-Gebrauch Internet nur das Medium über welches bereits bekannte nicht-stoffgebundene Süchte ausgetragen werden?
8 Pathologischer PC-Gebrauch Spielsucht Mediensucht Arbeitssucht Sexsucht Kaufsucht Sportsucht Esssucht Poppelreuter, Gross; 2000 Glücksspielsucht Computersucht Arbeitssucht Sexsucht Kaufsucht Sportsucht Grüsser, Thalemann; 2006 Alkoholismus Drogensucht Glücksspielsucht Fresssucht Hypersexualität (Sexsucht) Orford, 2001; Petry, 2010
9 Pathologischer PC-Gebrauch Sammelbegriff für exzessiv, suchtartig entgleitende Verhaltensweisen, die sich auf verschiedene Onlineangebote beziehen können Pathologischer PC- / Internet Gebrauch wissenschaftlich korrekte Bezeichnung 9
10 Pathologischer PC-Gebrauch - Symptomkomplex - 10
11 Pathologischer PC-Gebrauch orientiert an ICD 10 F 63.0 Zwei oder mehr Episoden in mind. 1 Jahr Trotz Leidensdruck und Störung der Funktionsfähigkeit fortgesetzt Schwer kontrollierbarer, intensiver Drang, der nicht durch Willensanstrengung unterbrochen werden kann Ständige Gedanken o. Vorstellungen vom Spiel/Gebrauch 11
12 SKALA ZUM ONLINESUCHTVERHALTEN BEI ERWACHSENEN (OSVe-S) (Wölfling,et al-, 2008) Pathologischer PC-Gebrauch orientiert an ICD 10 F 1x.2 Unwiderstehliches Verlangen, am Computer zu spielen Verminderte Kontrollfähigkeit Beginn, Beendigung und Dauer des Computerspielens Entzugserscheinungen (Nervosität, Unruhe, Schlafstörungen) bei verhinderter Computerspielnutzung Toleranzentwicklung (Steigerung der Häufigkeit oder Intensität/Dauer des Computerspielens) Fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügen oder Interessen Anhaltendes exzessives Computerspielen trotz Nachweises eindeutiger schädlicher Folgen (z.b. Übermüdung, Leistungsabfall in der Schule, auch Mangelernährung). Grüsser & Thalemann,
13 DSM: Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM) der American Psychiatric Association (APA) Krankheitsverständnis DSM V Neue Bezeichnung: Sucht und zugehörige Störungen ( Addiction and Related Disorders ). sowohl stoff- als auch nicht-stoffgebundene Störungen Keine Differenzierung zwischen Missbrauch (Substance Abuse) und Abhängigkeit (Substance Dependence). Stattdessen: Substanzgebrauchsstörung ( Substance Use Disorder ). Entwurf
14 Krankheitsverständnis DSM V Gestörtes Glücksspielen ( Disordered Gambling ) Kategorie: Sucht und zugehörige Störungen, Begründung: Eine Fülle von Studien belegt die Gemeinsamkeiten von Pathologischem/Gestörtem Glücksspielen und substanzbezogenen Störungen. Anvisiert: die Aufnahme von Internet-Sucht. 14
15 Krankheitsverständnis Unerlaubter Gebrauch von der Gesellschaft nicht tolerierter Gebrauch. Gefährlicher Gebrauch mit wahrscheinlich schädlichen Folgen für den Konsumenten. Dysfunktionaler Gebrauch psychischen oder sozialen Anforderungen kann nicht mehr entsprochen werden. Schädlicher Gebrauch bereits schädliche Folgen (Zellschäden, psychische Störung) hervorgerufen. 15
16 Pathologischer PC-Gebrauch - Symptomkomplex - Prävalenz Frauen 1,3% Männer 1,7% Soziale Netzwerke Onlinespiele Frauen 77,1% 7,2% Männer 64,8% 33,6% Prävalenz der Internetabhängigkeit (PINTA) PD Dr. Hans-Jürgen Rumpf 2012 ( n = ) 16
17 Krankheitsverständnis Abhängigkeit Risikofaktoren Stressoren und psychische Belastungen/Erkrankungen Soziales Umfeld Neurobiologische und genetische Aspekte Psychische Belastungen Frühe Verlusterlebnisse Stress PTBS PKS Angst / Depression ADHs Soziales Umwelt Neurobiologische und genetische Faktoren Arbeitslosigkeit Erhöhte Alkoholtoleranz als Folge einer Suchtmittel im nahen sozialen Umfeld Unterfunktion neurobiologischer Systeme Suchtmittel zur Selbstmedikation in Erhöhte Stress-Sensitivität bestimmten Situationen (z.b. Erleichterung bei Stress, Angst) 17
18 Behandlung FKLNF Risikofaktoren Path. PC-Gebrauch Personale Risiken Geringe Selbstwirksamkeit Inadäquate Bewältigungsstrategien Geringes Selbstwertgefühl Depressivität Schüchternheit / Ängstlichkeit Suchtproblematik nach Petry, 2010 Soziale Risiken Einsamkeit Fehlende schulische und berufliche Perspektive Fehlende gesellschaftliche Integration Materielle und soziale Entbehrungen 18
19 Behandlung FKLNF Schutzfaktoren Path. PC-Gebrauch Personale Ressourcen Stabiler Selbstwert Hohe Selbstwirksamkeitserwartung Stresstoleranz Emotionale Stabilität Soziale Ressourcen Familiäre Unterstützung Schulische und berufliche Qualifikation Soziale Integration und unterstützendes soziales Netzwerk Gesellschaftliche Teilhabe 19 nach Petry, 2010
20 Behandlung FKLNF Funktionaler PC-Gebrauch Trifft für die große Mehrheit der Nutzer zu Erweitert Wissen Fördert Kompetenzen Fördert soziale Kontakte Bietet Kompensation bei Frustration und Belastung 20 nach Petry, 2010
21 Behandlung FKLNF Dysfunktionaler PC-Gebrauch Gefahr bei geringen persönlichen und sozialen Ressourcen Attraktivität der Medien vs. fehlende befriedigende Alternativen im Alltag Exzessiver-dysfunktionaler Umgang 21 nach Petry, 2010
22 Behandlung FKLNF Pathologischer PC-Gebrauch Dauerhafte psychische Störung Exzessives Verhalten Immersionserleben Eskapismus Selbstwertstörung Soziale Isolierung (Eintauchen in virtuelle Realität) (Realitätsflucht)) Psychische Folgen durch Vernachlässigung Komorbidität 22 nach Petry, 2010
23 Behandlung FKLNF Besondere Kennzeichen 23
24 Behandlung FKLNF Besondere Kennzeichen FKLNF Komorbidität: Angst, Depression, Somatoforme Störungen, ADHS Sozialer Rückzug Störung in der sozialen Interaktion Geringes Selbstwertgefühl Wenige/keine aktiv ausübende Hobbys Berufliche Leistungseinschränkungen Realitätsverlust Kompensation im Spiel (Frustrationen) 24
25 Behandlung FKLNF Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit Onlineabhängigkeit oft mit anderen Symptomen verbunden ist (Komorbidität) Ziele: Lernen aus dem Alltag, Befriedigung herauszuziehen Stabilisierung des Selbstwert Verbesserung von Beziehungs- und Bindungsfähigkeit Erwerb neuer Strategien im Umgang mit Frustration 25
26 Behandlung FKLNF Allgemeine Therapiebausteine Medizinische Intervention Soziale Intervention Psychotherapeutische Interventionen Milieutherapie Stationäre Behandlung Selbsthilfe Wissensvermittlung Motivierung Training 26
27 Behandlung FKLNF Allgemeine Therapiebausteine Beispiele für Indikative Gruppen Motivationsförderung Soziales Kompetenztraining Suchtspezifische Gruppe Emotionales Kompetenztraining IG Depression / Angst Beispiele für Vorträge Berufliche Orientierung Neurobiologie der Sucht Nachsorge Beispiele für Freizeitgestaltung Gesundheitstraining Angehörige und Sucht Nichtrauchertraining Edukation zu spez. Rückenschule Störungsbildern Ernährungsberatung Stress und Stressbewältigung 27
28 Behandlung FKLNF Spezifische Therapiebausteine 1 Abstinenz für PC bei Aufnahme Abstinenzgebot und Behandlungsvertrag Vorbereitung des kontrollierten Umgangs (PC) Klärung Therapieziel (Funktionalität des Spielens Förderung der Interaktion und Selbstwert (Gruppe, Sport, Freizeit) Umgang mit Emotionen, Frustrationen, Stress, Freiräume (Gruppe, Sport, Ergo, Freizeitplanung) Suchtspezifische Gruppe PC-Missbrauch Gruppentherapie mit path. Glücksspieler IG Angst oder Depression Entwicklung sozialer und beruflicher Perspektiven Nachsorge
29 Behandlung FKLNF Wichtige Therapiebausteine Therapeutische Gemeinschaft Ergo- Bewegungstherapie Einzelgespräche Behandlung der Komorbidität Berufliche Einzelgespräche Neu- Orientierung Selbstkompetenz Sozialkompetenz Medienkompetenz Indikative Gruppen Alternative Freizeitgestaltung 29
30 Behandlung FKLNF Grenzen zwischen normaler und pathologischer Nutzung sind fließend 30
31 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Dr. Rainer Petersen Abteilung für Rehabilitation Gammeltoft Breklum/Riddorf Telefon: Fax:
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