4.1 Motive der Geldhaltung und Geldnachfrage
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- Dominik Hermann Hochberg
- vor 8 Jahren
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1 4. Der Finanzmarkt Inhaltliche Übersicht Motive der Geldhaltung und Geldnachfrage Geldangebot und Gleichgewicht auf dem Finanzmarkt Zentralbankpolitik: Wirkung auf das Geldangebot Ökonomische Intuition der Anpassungsmechanismen auf dem Finanzmarkt Instrumente der Zentralbankpolitik Prof. Dr. Volker Grossmann
2 4.1 Motive der Geldhaltung und Geldnachfrage Das Finanzvermögen Geld in Form von Sichteinlagen (Girokonten) und Bargeld Liquide Mittel zur Durchführung von Transaktionen Keine Zinserträge Wertpapiere wie festverzinsliche Titel (z.b. Staatsanleihen, Unternehmensanleihen), Aktien(fonds), Immobilienfonds Illiquide bzgl. Transaktionen auf Produkt- oder Faktormärkten Rendite in Form von Zinserträgen bzw. Dividenden Matthias Prof. Howald, Dr. Volker Marius Grossmann Osterfeld
3 Hauptmotiv der Geldhaltung Abwicklung laufender Transaktionen (Transaktionskasse) Opportunitätskosten der Geldhaltung: entgangene Zinserträge, d.h. Geldnachfrage sinkt mit Wertpapierrendite: Zinssatz i Geldhaltung spart Kosten der Liquidierung des Wertpapierportfolios, wenn man Mittel zur Durchführung von Transaktionen benötigt Prof. Dr. Volker Grossmann
4 Die Geldnachfrage M d Die Geldnachfrage ( money demand ) in der Ökonomie hängt ab positiv vom Ausmass der Transaktionen in der Ökonomie, M d ist proportional zum nominellen Einkommen, PY (Y = Realeinkommen, P = BIP-Deflator bzw. Preisindex) negativ vom Zinssatz i (Opportunitätskosten der Geldhaltung) Formal ergibt sich damit für die Geldnachfrage: M d inaleinkommen P Y L i. Negative Funktion vom Zins i L(i) nennt man Kassenhaltungskoeffizient v(i) :=1/L(i) nennt man Umlaufgeschwindigkeit des Geldes Man kann also schreiben: M d v(i) =PY Prof. Dr. Volker Grossmann
5 Graphische Darstellung der Geldnachfrage i Diagramm M d Grafik zeigt: Verschiebung von M d bei Erhöhung des nominellen Einkommens M d PY L i Matthias Prof. Howald, Dr. Volker Marius Grossmann Osterfeld
6 Zusammenhang zw. Wertpapierkursen & Verzinsung Charakteristika von Bonds (festverzinsliche Wertpapiere): bestimmte Restlaufzeit T (in Jahren) fixer Rückzahlungswert (Nennwert NW), z.b. NW=100 inalzins i 0 (pro Jahr) Berechnung der Rendite (Zins i) für gegebenen Bondpreis P B Beispiel: T=1, P B =102, i 0 =0,05, NW=100 P B 105 ( 1 i) NW (1 i0 ) bzw. 102 (1 i) 105 i ,3% Negativer Zusammenhang zwischen Bondpreis P B und Zinssatz i Matthias Prof. Howald, Dr. Volker Marius Grossmann Osterfeld
7 Beispiele: Anleihen mit NW = 100 (bewertet am ) Swisscom-Anleihe: 3,25% bis Kurs: 110,05 Rendite: 0.26 % Schweizerische Eidgen.-Anleihe: 1,25% bis Kurs: 117,80 Rendite: 0,44 % Griechenland-Anleihe: 5,8% bis Kurs: 90,90 Rendite: 17,36 % Matthias Prof. Howald, Dr. Volker Marius Grossmann Osterfeld
8 4.2 Das Geldangebot Das Geldangebot M s ( money supply ) bzw. Geldmenge (M) wird durch die Zentralbank gesteuert CH: Schweizerische Nationalbank (SNB) USA: Federal Reserve Bank (Fed) Euro-Raum: Europäische Zentralbank (EZB, oder auch ECB) Matthias Prof. Howald, Dr. Volker Marius Grossmann Osterfeld
9 4.2 Das Geldangebot Es gibt verschiedene Masse für die Geldmenge einer Ökonomie: M 1 :=Bargeldumlauf (CU) + Sichteinlagen (D) Erweiterte Geldmengenbegriffe (M 2, M 3 ) enthalten zusätzliche Komponenten, die relativ leicht in liquide Mittel umgewandelt werden können: M 2 = M 1 +Spareinlagen von Nichtbanken mit gesetzlicher Kündigungsfrist bei inländischen Kreditinstituten M 3 = M 2 +Termineinlagen (Festgeld mit Laufzeit bis zu 4 Jahren) Prof. Dr. Volker Grossmann
10 Das Gleichgewicht auf dem Finanzmarkt Modellannahmen: Das Geldangebot wird von der Zentralbank festgesetzt: M s M Die Geldnachfrage ist wie zuvor hergeleitet bestimmt durch: M d PY L i Gleichgewichtsbedingung (Geldangebot = Geldnachfrage): s d M M bzw. M PY L i Der Zinssatz muss sich im Gleichgewicht für ein gegebenes inaleinkommen so einpendeln, dass die Individuen im Aggregat genau das Geldangebot M in Form von Barmitteln halten wollen Matthias Prof. Howald, Dr. Volker Marius Grossmann Osterfeld
11 Grafische Herleitung im i Diagramm M d Die Geldnachfrage M d ist (für ein gegebenes inaleinkommen) fallende Funktion vom Zins i Das Geldangebot M s ist vertikale Gerade Im Punkt A ist Finanzmarkt im Gleichgewicht Matthias Prof. Howald, Dr. Volker Marius Grossmann Osterfeld
12 Komparative Statik Effekt eines steigenden inaleinkommens auf den Zinssatz i Ein gestiegenes inaleinkommen führt für jedes i zu höherer Geldnachfrage und somit zu Verschiebung von M d zu M d. Gleichgewichtszins steigt (Punkt A statt Punkt A) Anpassungsmechanismus: In Punkt A gilt: M d >M (Wirtschaftssubjekte fragen mehr Geld nach als sie halten) Wertpapiere werden verkauft Bondpreis P B sinkt, also GG-Zins i steigt! Matthias Prof. Howald, Dr. Volker Marius Grossmann Osterfeld
13 Effekt einer Ausweitung des Geldangebots durch die Zentralbank Eine Erhöhung des Geldangebots von M zu M führt zu einer Verschiebung der Geldangebotskurve von M s nach M s. Gleichgewichtszins fällt Anpassungsmechanismus: In Punkt A gilt: M d <M (Wirtschaftssubjekte fragen weniger Geld nach als sie halten) Wertpapiere werden verstärkt nachgefragt Bondpreis P B steigt, also GG-Zins i sinkt! Prof. Dr. Volker Grossmann
14 Geldpolitische Instrumente Hauptinstrument der SNB: Repo-Geschäft (Repurchase Agreement) Expansive Geldpolitik : Die SNB kauft Wertpapiere von den Geschäftsbanken und schreibt ihnen den Gegenwert auf deren Girokonten gut Gleichzeitig wird vereinbart, dass der Geldnehmer (Geschäftsbank) die Wertpapiere zu einem späteren Zeitpunkt (nach ein bis mehreren Tagen bzw. Wochen) vom Geldgeber (SNB) zurückkauft Effektiv handelt es sich somit um ein mit Wertpapieren gesichertes Darlehen, für dass der Geldnehmer dem Geldgeber für die Dauer des Geschäfts den sogenannten Repo-Zins entrichten muss Tritt die Zentralbank als Geldnehmer auf, handelt es sich um restriktive Geldpolitik Man spricht bei einem Repo-Geschäft von Offenmarktpolitik Prof. Dr. Volker Grossmann
15 Engpassfinanzierungsfazilität (Repo-Geschäft zum Sondersatz) Kredit zur kurzfristigen Überbrückung von unerwarteten Liquiditätsengpässen Basiert auf Nachfrage der Geschäftsbanken Kredit wird nur bis zu durch SNB bestimmten Limit gewährt Zinssatz = Marktsatz für Tagesgeld + 2 Prozent Prof. Dr. Volker Grossmann
16 Devisenswap SNB erwirbt von Geschäftsbanken Devisen gegen Franken für einen bestimmten Zeitraum (expansive Geldpolitik) Kauft sie in der gleichen Art vorübergehend Franken gegen Devisen handelt es sich um einen Abschöpfungsswap (restriktive Geldpolitik) Laufzeit: zwischen einer Woche und sechs Monaten
17 Die Bilanzen der Zentral- und Geschäftsbanken Die Zentralbank: Aktiva Bonds Passiva Zentralbankgeld CU+R Die Geschäftsbanken Aktiva Bonds Reserven (R) Passiva Sichteinlagen (D) Geschäftsbanken müssen Mindestreserve bei der Zentralbank hinterlegen, um zahlungsfähig zu sein auch wenn viele Kunden ihr Geld vom Girokonto abheben und nur wenig Geld in dieser Zeit auf die Girokonten fliesst Prof. Dr. Volker Grossmann
18 Interbankenhandel Banken halten ihre Einlagen bei der Zentralbank nicht nur wegen der gesetzlichen Mindestreserve, sondern auch um über Liquidität für grosse Zahlungen zu verfügen. Manche Banken halten zu einem gegebenen Zeitpunkt mehr Einlagen als sie benötigen, manche weniger Daher handeln die Banken täglich untereinander: Banken, die Einlagen ausleihen wollen, möchten einen möglichst hohen Zins; Banken, die Einlagen leihen wollen, einen möglichst niedrigen Zins Dieser Zins wird von der SNB durch Zinspolitik (Repo-Zins), also Änderung der Geldmenge beeinflusst, aber nicht direkt gesetzt Im Gleichgewicht muss gelten, dass Angebot und Nachfrage von Reserven identisch sind Prof. Dr. Volker Grossmann
19 Kurzfristige Zinssätze und LIBOR (London Interbank Offered Rate) LIBOR-Zins für eintägige bis dreimonatige, ungesicherte Kreditgeschäfte im Interbankenhandel (Geldmarktzins) Leitzins der SNB: 3-Monats LIBOR Leitzins der Fed in den USA ist Federal Funds Rate: Zins für eintägige Kreditgeschäfte in den USA, die zur Erfüllung der Mindestreservevorschriften der Fed getätigt werden Zielband für den LIBOR (= Leitzins ) zeigt die gewünschte Richtung der Geldpolitik der SNB an Repo-Zins Geldangebot von Geschäftsbanken LIBOR In Finanzkrise wenig Interbankenhandel wegen Insolvenzrisiko (Risiko, dass Schuldner zahlungsunfähig wird) Prof. Dr. Volker Grossmann
20 Entwicklung des 3-Monats LIBOR in CHF und SNB-Zielband, Quelle: SNB, Statistisches Monatsheft, 07/2014 Prof. Dr. Volker Grossmann
Motive der Geldhaltung und Geldnachfrage. Geldangebot und Gleichgewicht auf dem Finanzmarkt. Zentralbankpolitik: Wirkung auf das Geldangebot
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