Teil 1: Wider Unterdrückung und Benachteiligung: Christine de Pizan als erste Feministin
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- Uwe Kerner
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1 Frauenbilder Weiblichkeitsvorstellungen im Wandel der Zeit Ö1 Betrifft Geschichte Gestaltung: Sabrina Adelbrecht / mit Waltraud Heindl, Institut für Geschichte, Universität Wien Sendedatum: Nov Länge: je ca. 4m 50s Fragen und Antworten Teil 1: Wider Unterdrückung und Benachteiligung: Christine de Pizan als erste Feministin 1. Um welche historische Person geht es in der Sendung? Um Christine de Pizan 2. Wo lebte diese Person, aus welchen Verhältnissen stammt sie und wie war ihr Bildungshintergrund? Christine de Pizan war Venezianerin, Tochter eines Arztes und sehr gebildet. Sie wurde mit 15 Jahren verheiratet und wurde sehr früh zur Witwe. 3. Auf welche Art und Weise konnte die Porträtierte sich und ihre Kinder ernähren? Sie schrieb Bücher, die sie verschiedenen reichen Männern wie Dirigenten und Regenten widmete. Diese bezahlten ihr Geld dafür, da Bücher damals einen hohen gesellschaftlichen Status genossen. 4. Welches Frauenbild prägte das Weltbild im ausgehenden Mittelalter? Das Frauenbild war durch die Auffassung der katholischen Kirche geprägt: Die Frau wurde mit der katholischen Lehre über die biblische Figur der Eva in Verbindung gebracht, die die Vertreibung der Menschen aus dem Paradies provoziert hatte. Die Frau wurde als ewige Eva, die die Menschheit aus dem immerwährenden Paradies vertrieben hat, betrachtet. Deshalb wurden Frauen als diejenigen gesehen, die leiden müssen und deshalb auch minderwertig sind. 5. Wie lautet der Titel des Buches, das in der Sendung vorgestellt wird? Das Buch heißt auf Deutsch Die Stadt der Frauen. 6. Welche zwei Aspekte sind der Autorin in dem Buch am wichtigsten? In diesem Buch entwirft Christine de Pizan ein phantastisches Bild der Frauen und fordert darin die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Vor allem am Herzen liegen ihr die Bildungsfrage und außerdem die Selbstbestimmung von Frauen. Das Buch setzt dem fremdbestimmten Bild der Frauen ein Bild der Frauen von sich selbst entgegen. 7. Welche Inhalte hat das Buch, gegen das sich Die Stadt der Frauen richtet? In Jean de Meungs Roman werden die Frauen geschildert, wie sich Männer Frauen zu der Zeit vorgestellt haben oder aus einzelnen Erfahrungen heraus erlebt haben: Sie werden als ungebildet beschrieben und als nicht fähig Bildungsgrade zu erwerben, weil sie nicht genügend intelligent sind. 8. Welchen Kreis von LeserInnen erreicht das Buch Die Stadt der Frauen? Damals war der Kreis der Leserinnen beschränkt auf einen kleinen Teil der Frauen dieser Zeit dazu zählten Regentinnen und gebildete Frauen, Frauen die Zugang zu Büchern hatten, lesen konnten und über Bildung verfügten. Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt. 1
2 9. Gibt es Parallelen der Inhalte zur Frauenbewegung des 20. Jahrhunderts bzw. des 21. Jahrhunderts und falls ja, inwiefern? Die Forderung des Zugangs zu allen Bildungsinstitutionen und die Forderung der Selbstbestimmung von Frauen sind Forderungen, die auch im 20. und 21. Jahrhundert noch hochaktuell sind. (Formal sind diese Forderungen erfüllt, de facto aber noch nicht durchgängig durchgesetzt.) Die Forderung nach einem selbstbestimmten Bild der Frau z. B. in Hinblick auf Einkommmen, Pension etc. ist noch immer aktuell und steht dem fremdbestimmten Bild von Frauen, die abhängig sind von Männern, z. B. als Ehefrauen ohne eigene Einkommen, entgegen. Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt. 2
3 Teil 2: Europa im Geschlechterstreit 1. Christine de Pizan legte die Basis für die Querelles de Femmes. Was versteht man unter diesem Begriff? Man versteht darunter jahrhundertelang anhaltende Diskussionen und Auseinandersetzungen über die Ordnung der Geschlechter. Besonders die Tugenden und Untugenden der Frauen waren Gegenstand der Auseinandersetzungen. 2. Die Rolle der Regentin wird als Zweig weiblicher Berufstätigkeit beschrieben. Was versteht man unter dieser Rolle und welche Beispiele werden genannt? Regentinnen sind Frauen, die meist ohne selbst Königinnen oder Kaiserinnen zu sein, die Regierungsgeschäfte für ihre unmündigen Söhne übernommen haben. Beispiele sind: Maria Magdalena von Österreich, Christine von Lothringen, Anna von Österreich 3. Cristoforo Ponzini schrieb ein Buch, in dem er Frauen als den Männern gleichberechtigt, ja in manchen Bereichen sogar überlegen darstellte. Wie wurde diese Werk von der Kirche aufgenommen und welche Konsequenzen musste Cristoforo ziehen? Der Papst setzte das Buch auf den Index und Cristoforo musste einige seiner Behauptungen zurücknehmen, besonders die vom Vorrang der moralischen Schönheit der Frauen. 4. In welche Bereiche konnten Frauen der damaligen Zeit in verschiedenen Ländern vordringen? In Italien war das das Theater, wo Frauen bereits auftreten durften, in Deutschland war es die Juristerei, verbunden mit der Frage nach dem Recht zu studieren. 5. Die Tugenden von Frauen wurden von einigen Regentinnen formuliert und dokumentiert. Welche Medien wählten Sie dafür? Sie ließen Bildfolgen und Kupferstiche anfertigen, die die Tugenden von Frauen dokumentierten. 6. Welche Tugenden wurden Regentinnen anfänglich zugeschrieben und was passierte allmählich damit? Anfänglich wurden den Regentinnen Tugenden wie Standhaftigkeit, Kriegstüchtigkeit und Gattentreue zugeschrieben, alles Tugenden, die jenen der Männer sehr ähnlich waren. Allmählich verschoben sich die Beschreibungen der Tugenden der Regentinnen immer mehr in Richtung der sanften christlichen Tugenden der Frau. Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt. 3
4 Teil 3: Die französische Revolution und die Frauen 1. Welches gesellschaftliche Ereignis wird im Beitrag beschrieben? Die französische Revolution. 2. Welche Fähigkeit war notwendig, um Informationen über die Geschehnisse verfolgen zu können? Lesen vor allem das Lesen von Zeitungen. 3. Spielten Frauen eine Rolle in der französische Revolution und wenn ja, welche? Frauen waren z. B. am Sturm auf die Bastille beteiligt. 4. Wieso wissen wir heute, dass auch Frauen an der Revolution beteiligt waren? Sie wurden in zeitgenössischen Darstellungen abgebildet, z. B. beim Sturm auf die Bastille und in Leseclubs. 5. Hat sich die Stellung von Frauen während der Revolution verändert und wenn ja, inwiefern? Ja zu Beginn waren Frauen aktiv beteiligt und es wurden auch Maßnahmen umgesetzt, um sie einzubeziehen. Z. B. wurden Leseclubs gegründet, in denen sich Frauen austauschen konnten. Mit dem Fortschritt der Revolution und deren Radikalisierung wurden Frauen wieder ausgeschlossen und die Schritte zur Gleichberechtigung der Frau und die Maßnahmen, die gesetzt worden waren, wieder zurückgenommen. Die spätere französische Revolution hat sehr stark frauenfeindliche Züge gehabt. Frauen wurden zwar ebenfalls am Schafott enthauptet, aber sie waren nicht gleichberechtigt, was ihre Stellung in der Öffentlichkeit betraf. Frauen wurden aus der politischen Öffentlichkeit wieder in die private Sphäre verbannt. 6. Wer war Olympe de Gouges? Olympe de Gouges war Schauspielerin, verwitwet und ursprünglich nicht aus Paris. Sie war die Verfasserin der ersten Verfassung für Frauen und Frauenrechte. 7. Welche Konsequenzen hatte die Veröffentlichung ihres Werkes für Olympe de Gouges? Sie wurde noch während der Französischen Revolution enthauptet. 8. War die während der Revolution von Männern niedergeschriebene Verfassung für alle Menschen gültig? Wenn nicht, wer war ausgeschlossen? Ausgeschlossen waren Sklaven, geistig und körperlich behinderte Menschen und außerdem Frauen und Kinder. Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt. 4
5 Teil 4: Getrennte Lebenssphären: Das bürgerliche Weiblichkeitsmodell 1. Wodurch veränderten sich die ökonomischen und auch lebensweltlichen Verhältnisse im 19. Jahrhundert und welche Folgen hatte dies für arbeitende Frauen und Männer? Mit der fortschreitenden Industrialisierung und Urbanisierung wurde Frauen- und Männerarbeit immer mehr getrennt. 2. Was waren die Aufgaben einer bürgerlichen Frau? Wie unterschieden sich ihre Rechte und Pflichten von denen der Männer und von Arbeiterinnen? Der Wirkungskreis der bürgerlichen Frau war die Familie. Eigene Erwerbstätigkeit oder Berufsausbildung wie sie Männern möglich war war für Frauen nicht zugänglich. Das heißt, bürgerliche Frauen waren finanziell von ihren Ehemännern abhängig und hatten keine eigenständige Berufsausbildung. Im Gegensatz dazu mussten Arbeiterinnen immer erwerbstätig sein im 19. Jahrhundert verlagert sich diese Arbeit in die entstehenden Fabriken. Generell waren alle Frauen vom Wahlrecht ausgeschlossen. 3. Gab es Protestbewegungen gegen dieses gesellschaftliche Modell und wenn ja, welche? Im Zuge der französischen Revolution forderten Frauen den Zugang zu Bildung und Selbstbestimmung. Dieses Engagement setzte sich im 19. Jahrhundert fort und Frauen forderten das Wahlrecht. 4. Wie reagierten Männer auf diese Forderungen von Frauen? Je radikaler Frauen für ihre Rechte in der Öffentlichkeit eintraten, desto stärker wurde der Widerstand von männlicher Seite und desto mehr wurde das traditionelle Frauenbild beschworen, das hieß Frauen weg aus der Öffentlichkeit, Frauen weg ins Haus, Frauen ohne Beruf. 5. Welche Berufsbilder waren für Frauen, die nicht verheiratet waren, zulässig? Die Berufe der Lehrerin und Erzieherin. Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt. 5
6 Teil 5: Deutungen der weiblichen Psyche und fehlende Heldinnen 1. Mit welchen Fragen beschäftigten sich Psychologen wie Sigmund Freud um 1900? Ein besonderes Kennzeichen der Wiener Moderne um 1900 war, dass sich Männer wie Sigmund Freud, Krafft-Ebing und andere Psychologen mit der sexuellen Veranlagung der Geschlechter auseinandersetzten. Diese Fragen gipfelten immer in der Auseinandersetzung, wer der sinnlichere, der triebhaftere Typ wäre, Frau oder Mann. 2. Inwiefern waren diese Fragen z. B. in Hinblick auf rechtliche Fragen wichtig? Daran knüpften sich Fragen des Rechtssystems, z. B. Fragen des Ehebruchs. Richard Krafft-Ebing z. B. behauptete, dass die Frau von Natur aus monogam sei und dass deshalb für sie Ehebruch ein ganz schweres Verbrechen darstelle und dass sie daher strenger bestraft werden müsste als ein Mann, während andere Juristen wieder behaupteten, Frauen wären minderwertig, moralisch nicht interessiert und dass die Frau deshalb kein moralisches Gewissen hätte, weshalb Frauen nicht so streng bestraft werden sollten wie Männer. 3. Waren sich die Wissenschafter einige und konnten sie ihre Behauptungen belegen? Es gab große Uneinigkeit und die Wissenschaft berief sich auf Thesen und Theorien, die nirgends wirklich beweisbar waren. 4. Welches Phänomen hatte einen großen Einfluss auf das Ideal von Männlichkeit um 1900? Das Erstarken des Nationalismus, das Hand in Hand mit der Ausbildung der Nationalstaaten einherging. 5. Welches Männlichkeitsideal galt um 1900? Es galt ein militärisches Männlichkeitsideal, Männer sollten todesbereit und mutig sein. 6. Welche Vorbilder gab es für Männer um 1900 und um welche Persönlichkeiten handelte es sich? Vorbilder waren Persönlichkeiten mit militärischen Ehren wie z. B. die Türkenkaiser, Prinz Eugen oder Andreas Hofer. Heroen aus der Vergangenheit wurden als Vorbilder herangezogen. 7. Inwiefern unterschieden sich männliche Vorbilder von denen für Frauen? Für Frauen konnten militärische Vorbilder nicht herangezogen werden und in der Folge gab es für Frauen kaum Vorbilder. 8. Inwiefern änderte sich der Heldenkult im Verlauf des 20. Jahrhunderts? Nach dem ersten Weltkrieg spitzte sich der Heldenkult um die Heroen, die meistens aus der Vergangenheit bezogen wurden, mit dem Erstarken von faschistischen und nationalsozialistischen Strömungen weiter zu. Dies änderte sich schlagartig nach Ende des zweiten Weltkriegs der nationalistische Heldenkult findet ein Ende. Aktuell gibt es sowohl für junge Männer als auch Frauen viele verschiedene Vorbilder. Frauen und Männer können heutzutage auch dieselben Vorbilder wie z. B. Sportler haben. Eine so extreme Sicht wie um 1900, in der vorwiegend militärische Vorbilder für Männer gültig waren, gibt es in unserer Gesellschaft nicht mehr. Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt. 6
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