Sport trotz(t) Krebs Vom Homo Sapiens Erectus zum Homo Sedens. Sportbund Pfalz Kaiserslautern
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- Gottlob Messner
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1 Vom Homo Sapiens Erectus zum Homo Sedens Sportbund Pfalz Kaiserslautern Sport trotz(t) Krebs Dr. M. Schwarz Aktuelle wissenschaftliche Befunde zu körperlicher Aktivität bei Krebserkrankungen Auswirkungen körperlicher Aktivität Tipps für Projekte und Gruppentraining Zusammenhang zwischen muskulärer Fitness und einem unabhängigen Leben während der Lebensspanne Warburton, D. E.R. et al. CMAJ 2006;174:
2 Krebserkrankungen Krebs = Krankheit, die durch eine abnorme und unkontrollierte Zellteilung verursacht wird. Krebszellen > zwei vererbbare Eigenschaften: 1) Missachtung der normalen Fortpflanzungsbeschränkungen unkontrolliertes Wachstum 2) Eindringen in Gewebe, welches anderen Zelltypen vorbehalten ist Verdrängung von Gewebe Tumore Gutartig (benigne) Tumore: exzessives Wachstum lokal begrenzt Bösartig (maligne) Tumore: Eindringen in umliegendes Gewebe Problem: Ablösen der bösartiger Tumorzellen Blutlaufbahn, Lymphbahn Sekundärtumore/ Metastasen Krebserkrankungen Neuerkrankungen in Deutschland 2008: (mit ansteigender Tendenz) Die häufigsten Todesursachengruppen in Deutschland 2010 iacs.fh-stralsund.de 2
3 Krebserkrankungen Deutschland 2008 (%) Risikofaktoren (vgl. Robert Koch-Institut, 2012) Inactivity Chronic Inflamation Körperliche Aktivität und Krebs vor der während der nach der Primärprävention Supportive Maßnahme Tertiärprävention Handschin, C, & Spiegelman, B
4 Leistungsfähigkeit Watt/ kg Energieumsatz Myokine (z.b. IL6) Telomerase funktionelle Anpassungen 3 W/kg=normal leistungsf. 3 (vs.1,8) W/kg=70j. trainiert! aktiv Normbereich : 3 Watt/ kg KG : 2,5 Watt/ kg KG inaktiv bis 30 J.; danach 10 % pro Lebensdekade (Kindermann 1987) Jahre z.b. Insulin Erhöhte geistige Leistungsfähigkeit Lynch, Neilson & Friedenreich, 2011; Steindorf & Schmitdt, 2012; Wolin & Tuchman, 2011 Vagotonus Aktivierung der Entspannung Immunabwehr!? Interleukin 6 Telomere Telomerase Pedersen, B. K. (2009). The diseasome of physical inactivity and the role of myokines in muscle fat cross talk. The Journal of physiology, 587(Pt 23),
5 Gewonnene Lebensjahre in Relation zum Energieumsatz Moore et al Körperliche Aktivität im Alltag N = Ca Kcal Ca Kcal Schritte pro Tag (ACSM 2011, Tudor Locke & Bassett 2004) > Senkung der Mortalitätsrate im Vergleich zu gleichaltrigen Populationen um mehr als 30 % möglich! So viel zu Fuß gehen wie möglich! Jeder Schritt zählt! 1 MET = Ruheumsatz (O2: 3,5 ml/kg KG) = 1 kcal/kg KG Prof. Dr. Kaaks v. DKFZ (2017) das Risiko für eine Krebserkrankung nimmt mit jeder Minute Bewegung ab! Energieumsatz bei verschiedenen per pedes Bewegungsformen 6-7 km/h 6-7 km/h 8-10 km/h 3-4 km/h ca. 200 kcal/h ca kcal/h ca kcal/h ca kcal/h Energetische Beanspruchung Riebe et al (MSSE) 5
6 RR Körperliche Aktivität und Brustkrebsrisiko (Stichproben n > 10000) RR 25 30% Risikoreduktion! Lynch et al. Rec Res Canc Res 2011 Evidenzlage körperliche Aktivität und Krebsrisiko Tumorlokalisation Evidenz für Risikoreduktion durch PA Dickdarm (Kolon) überzeugend % Brust (postmenopausal) überzeugend bis wahrscheinlich Brust (prämenopausal) überzeugend bis begrenzt -25% überzeugend Gebärmutterkörper wahrscheinlich % Bauchspeicheldrüse begrenzt überzeugend k. A. Eierstock begrenzt überzeugend - 20 % Lunge begrenzt überzeugend bis unklar % Enddarm (Rektum) schwach bis keine kein Effekt Prostata schwach bis keine -9 % Gebärmutterhals keine kein Effekt andere unklar k. A. WCRF & AIRC 2007, Courneya & Friedenreich 2011 Vermutete Wirkmechanismen Körperzusammensetzung Hormonspiegel Körperliche Aktivität Insulin und Blutzuckerspiegel Entzündungsprozesse Vitamin D Spiegel Krebs Risiko vor der während der nach der Primärprävention Supportive Maßnahme Tertiärprävention Immunfunktion? DNA Reparatur? Lynch, Neilson & Friedenreich, 2011; Steindorf & Schmitdt, 2012; Wolin & Tuchman,
7 Körperliche Aktivität und Überleben: Brustkrebs Körperliche Aktivität bei Dickdarmkrebs Aktivität vor Diagnose Aktivität nach Diagnose zifische Sterblichkeit (%) Krebsspez < 1 h/woche Gehen 1 6 h/woche Gehen > 6 h/woche Gehen brustkrebsspezifische Sterblichkeit Gesamtsterblichkeit Zeit (Jahre) Ballard Barbash, J Natl Cancar Inst 2012 Meyerhardt et al. J Clin Oncol 2006 Sicherheit beim Training mit Krebsbetroffenen vor der während der nach der Training während und nach Krebstherapie ist sicher durchführbar > Kontraindikationen beachten! Primärprävention Supportive Maßnahme Tertiärprävention Symptome/ Nebenwirkungen reduziert! Schmitz et al. Med Sci Sports Exerc 2010, Dimeo et al. Support Care Cancer
8 Körperliche Aktivität als supportive Maßnahme Krafttraining trotz brustkrebsassoziiertem Lymphödem Chirurgie Strahlentherapie Chemotherapie Hormontherapie e Zielgerichtete Therapi Ernährungsberatung t Körperliche Aktivität Psychoonkologie Sozialdienst Keine Zunahme des Armvolumens Weniger häufig Verschlimmerung des Lymphödems Schmitz et al. New Engl J Med 2009 Krafttraining zur Prophylaxe von Knochendichteverlust Training mit Krebsbetroffenen Relax Kraft Kein Knochendichteverlust in der Trainingsgruppe Winters Stone et al. Breast Cancer Res Treat 2011 Ziele: Chronische Müdigkeit (Fatigue) reduzieren Lebensqualität verbessern Leistungsfähigkeit steigern Prognose verbessern? 8
9 Zunächst große Skepsis bezüglich Bewegung und Krebserkrankungen Wurde lange Zeit blockiert und wenig gefördert! 1981: Erste Gruppe (Brustkrebs) 1991: Bundeseinheitliches Ausbildungscurriculum für Sport in der Krebsnachsorge wurde verabschiedet 2008: Erste Gruppe für Prostatakrebsbetroffene 2011: Ca. 950 Gruppen in Deutschland 90 % der Teilnehmer sind z. Z. Brustkrebspatientinnen Deutsche Krebshilfe 2010 (vgl. Wiele, 2005; Baumann & Schüle, 2008; Baumann, Jäger & Bloch, 2012) Trainingsempfehlungen für Krebsbetroffene American College of Sports Medicine (ACSM): Möglichst früh mit körperlicher Aktivität beginnen! So aktiv sein wie möglich! wenigstens 150 min/woche moderate oder 75 min/woche intensive körperliche Aktivität 2 3 x pro Woche Krafttraining Training an die individuelle Situation anpassen: Um dem jeweiligen Belastungsniveau der Teilnehmenden Rechnung zu tragen, sind insbesondere Bewegungsformen und Übungen mit individueller Dosierung bzw. unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden notwendig! Schmitz et al. Med Sci Sports Exerc 2010 Kontraindikationen Nicht abgeschlossene Wundheilung Innerhalb 24 Stunden nach Chemotherapie Thrombopenie oder starke Blutungsneigung Thrombose/Embolie Schmerzen/Übelkeit/Erbrechen/Schwindel Fieber oder akuter Infekt Akute neurologische Störungen Schmitz et al. Med Sci Sports Exerc 2010, Baumann, Jäger, Bloch
10 Individuelle Besonderheiten Immunschwäche Knochenmetastasen Port Stoma Gewichtsverlust Lymphödeme Polyneuropathie Osteoporose Herzinsuffizienz/KHK Ärztliche Untersuchung Interdisziplinäre Trainingsplanung Angeleitetes Training Zusammenfassung Was weiß die Wissenschaft? Ein körperlich aktiver Lebensstil senkt das Risiko, an Krebs zu erkranken Training während/nach Krebs ist sicher und hat zahlreiche positive Effekte auf psychosozialer und körperlicher Ebene Vermutlich kann körperliche Aktivität auch das Rezidivrisiko senken Trainingsempfehlungen 150 (ACSM 2011), besser 300 min/woche (Moore 2012) körperliche Aktivität Jede Bewegung ist besser als keine ( Jeder Schritt zählt )! Besonderheiten beachten (Krebsentität, Medikation, OP ) Qualifizierte Fachkraft zumindest zu Beginn notwendig bzw. sinnvoll! Schmitz et al. Med Sci Sports Exerc 2010, Baumann et al. 2012, Rank et al Krebsinformationsdienst (KID), Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) 2014 Fortbildung Sportpraxis Sport trotz(t) Krebs Sport in der Krebsnachsorge Projekte, Erfahrungen und Erfolge I) Persönliche Erfahrungen Kraft & II) Entwicklung des Rehasportes für Krebsbetroffene im Saarland Spaß, Spiel, Ablenkung! III) Gruppentraining/Trainingskonzeption Kaiserslautern, Alexandra Lieb Fachübungsleiterin Prävention und Rehabilitation 10
11 Übungsleiter und Therapeuten machen Fortbildung über Bewegung und Sport bei Krebserkrankungen Sport in der Krebsnachsorge Körperliche Aktivität kann nicht nur in der Prävention und in der Nachsorge den Krankheitsverlauf bei vielen Krebsarten günstig beeinflussen. Wer sportlich aktiv ist, kann bereits während der laufenden Therapie positive Effekte wie zum Beispiel Linderung des Erschöpfungssyndroms erzielen. Darauf weisen neue Studien hin. 20 Sporttherapeuten und Übungsleiter saarländischer Sport- und Behindertensportverbände haben eine Aus- und Fortbildung über Bewegung und Sport bei Krebserkrankungen unter der Leitung von Dr. Markus Schwarz vom Sportwissenschaftlichen Institut an der Universität des Saarlandes abgeschlossen. Die Trainer sollen in saarländischen Institutionen und Vereinen mit Krebspatienten arbeiten. Pressemitteilung Universität des Saarlandes, Freitag, 25. Juli Aufbau Gruppentraining 1) Aufwärmen Aufbau Gruppentraining 1) Aufwärmen Aktivierung HKS, Stoffwechsel und neuronales System Mobilisation/Kräftigung Motivation, Gruppendynamik 2) Gymnastik 3) Ausdauertraining 4) Spiele 11
12 Aufbau Gruppentraining 2) Gymnastik Alternativ: Kräftigen/Dehnen/Lymphgymnastik Körperwahrnehmung Entspannung Koordination (Gleichgewicht, Reaktion, Wahrnehmung) Spielformen Sturzprophylaxe/Falltraining Aufbau Gruppentraining 3) Ausdauertraining (individuelle Abstimmung) (Nordic-) Walking Jogging Aerobic -> Anregung HKS/Energieumsatz Aufbau Gruppentraining 4) Spiele Federball/Badminton Prellball/Fußballtennis Modifiziertes Volleyball/Basketball -> Entspannung durch Ablenkung, Koordination Trainingskonzeption Zielsetzungen: Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit Minimierung körperlicher Beschwerden und kardiovaskulärer Risikofaktoren Insgesamt > Kcal zusätzlicher Energieumsatz pro Woche Informationen und Hintergründe, Handlungsfähigkeit entwickeln bzw. fördern (z.b. für eigenständiges Training) Gruppendynamik, Motivation -> dauerhafte körperliche Aktivität Zusätzlich 1-3mal pro Woche eigenständiges g Training (je nach Bewegungsform und Umfang) -> Engergieumsatz zusätzlich Kcal Weitere Bewegungsoptionen im Alltag nutzen wie beispielsweise Haus- und Gartenarbeiten, möglichst viel zu Fuß gehen ( Schritte pro Tag sind günstig) oder mit dem Fahrrad Einkäufe o.ä. erledigen. 12
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