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1 1 Die 68er Protestbewegung

2 2 Die 68er Protestbewegung Impressum: "Die 68er Protestbewegung" Herausgeber: Faust e.v. Faust Edition Zur Bettfedernfabrik 3 / Hannover September 1998 Konzeption / Koordination: Berndt Uwe Elsner Redaktion: Wolfgang Zimmermann Kathrin Beumelburg Karl-Heinz Völz Detlef Frohse Matthias Brennecke Harald Kother Berndt-Uwe Elsner Gestaltung: Grafikbüro M. Parvizian Zur Bettfedernfabrik 3 / Hannover Kooperation von FAUST e.v. mit AFKA e. V., DAG und dem Rockbüro Hannover Mit finanzieller Unterstützung des Kulturamtes Hannover und der Stadtsparkasse Hannover Alle Rechte vorbehalten Hannover 1998

3 3 Die 68er Protestbewegung INHALTSVERZEICHNIS Die 68er Protestbewegung Kulturrevolte im Wirtschaftswunderland SEITE 4 Prager Frühling SEITE 5 Der Prager Frühling 1968 Ostermarsch SEITE 11 Anfänge, Aktionsformen und Zielrichtung des Ostermarsches Politisches Klima in der BRD Die Ostermarschbewegung Vom Ostermarsch zur APO Der SDS und der 68er Protest SEITE 19 Nachkriegsdeutschland SDS Struktur 1968 Aus der Geschichte lernen Kurze Zeittafel mit Daten zum SDS und zur BRD-Geschichte Kunst SEITE 32 '68: Kunst wird Aktion Musik SEITE 35 Kleine Stilkunde der westlich-kommerziellen Musikströmungen der 60er Jahre WOODSTOCK '69 Festival des Friedens und der Musik Andere Festivals Berichte von Fotografen und anderen Zeitzeugen Film SEITE 57 Das Oberhausener Manifest Das "Andere Kino" contra Oberhausener

4 4 Die 68er Protestbewegung Die 68er Protestbewegung - Kulturrevolte im Wirtschaftswunderland - Die 68er Protestbewegung ist einzigartig in ihrer Komplexität und in ihrer Auswirkung auf die bundesrepublikanische Gesellschaft. Auf der Suche nach neuen Werten und einem neuem Geist machte sie sich auf, die verkrusteten Formen aufzubrechen und alternative Ausdrucksweisen zu etablieren. Ihre gelebte Zivilisationskritik richtete sich vehement gegen das dominierende Leistungsprinzip (Erfolg, Unterdrückung, Anpassung, Besitz). Sie erprobte im Experimentierfeld der neuen Lebens- und Denkweisen neue Formen positiver Werte (Intensität, freie Liebe, Solidarität, Rausch, Selbsterfahrung und Selbstverwirklichung). Gegenkultureller und politischer Protest hat den gesellschaftlichen Innovationsbedürfnissen gegen hierarchisch - autoritären Strukturen und traditionell geprägten Orientierungs- und Verhaltensmuster zum Durchbruch geholfen. Es wurden vorangetrieben: z.b.: Bildungsreform, Integration der Frauen im Beruf, Abbau autoritärer Strukturen in Familie, Schule und Betrieb. Auf der subjektiven Ebene erleben wir eine Liberalisierung der Sexualmoral und eine Intensivierung der Selbstverwirklichungsbestrebungen. Die 68er Bewegung ist als eine der wichtigsten Quellen der soziokulturellen Entwicklung anzusehen.

5 5 Die 68er Protestbewegung

6 6 Die 68er Protestbewegung Der Prager Frühling 1968 Das Jahr 1968 steht nicht nur für die Ereignisse vielfältiger Art in der westlichen Welt. Auch in Osteuropa - jenseits des sogenannten eisernen Vorhangs - in den realsozialistischen Staaten gab es Bewegungen sowohl unter den Jugendlichen als auch in der Gesamtgesellschaft, die Änderungen, wenn nicht sogar radikale Reformen verlangten. Doch um welche Reformen handelte es sich hier? Während die 68er -Bewegung des Westens - von Berkeley über Paris und Berlin - von antiimperialistischen und sozialistischen Ideen und Aktionen geprägt wurde und es sogar eine Renaissance des Marxismus gab, Befreiungsbewegungen in der dritten Welt sich fast ausschließlich an die Unterstützung aus den realsozialistischen Staaten banden, weil dort die sozialistischen Ideale verwirklicht zu sein schienen, entstand gerade hier Unruhe unter den Jugendlichen und Studenten und der Wunsch nach Reform dieses in der dritten Welt als Vorbild betrachtete Modell des Sozialismus. Als Synonym für die Aufbruchsstimmung in den Ostblockstaaten galt der Prager Frühling, der etwa zeitgleich mit den Vorgängen in den amerikanischen und westeuropäischen Metropolen, den Studentenunruhen in den USA, der Mairevolte in Paris und den Studentenbewegungen in Berlin oder Frankfurt, ablief. Von den Inhalten her betrachtet zeigten sich durchaus Parallelen zwischen den Protestinhalten in der westlichen Studentenbewegung und denen des Prager Frühlings": die Auflösung starrer gesellschaftlicher Hierarchien und Autoritäten, größere individuelle Freiheiten des Menschen, eine sozialistische und humanistische Gesellschaft, die von Individuen getragen wird, die sich ohne Zwang durch Institutionen frei assoziieren und gegenübertreten können. Die beiden folgenden Zitate aus der Zeit des Prager Frühlings veranschaulichen sehr deutlich, welches die Ziele der Reformen in der CSSR 1968 waren: Die Befreiung des Menschen ist der eigentliche Sinn des Sozialismus und Kommunismus. Konzept eines Parteiprogramms der KPC zum 14. Parteitag 1968: Die Entfaltung eines funktionierenden sozialistischen Systems ist nicht auf Grund einer bloßen Negation der kapitalistischen Formen - der

7 7 Die 68er Protestbewegung bürgerlichen Machtinstitutionen und des Privateigentums an den Produktionsmitteln -möglich. Der Sozialismus in seiner spezifischen Gestalt kann nicht als eine Gesellschaft existieren, in der statt der gestürzten Bourgeoisie Bürokraten herrschen, der Staat an Stelle der Kapitalisten die Industrialisierung verwirklicht und das Land in eine einzige, große, zentral geleitete Fabrik verwandelt, eine Gesellschaft, in der soziale Gerechtigkeit und Sicherheit für alle dadurch gewährleistet werden sollen, dass fast alle Menschen der Möglichkeit beraubt sind, ihre Fähigkeiten und schöpferischen Impulse zu entfalten... Die Kommunisten müssen dem Kommandieren und der Willkür die freie sozialistische Entfaltung der Gesellschaft und des Menschen entgegenstellen, dem machtgierigen Dirigismus den Demokratismus der Selbstverwaltung, dem bürokratischen Stumpfsinn die wissenschaftliche Vernunft, dem Schlendrian ein modernes Tempo, der Verletzung nationaler und menschlicher Werte patriotische und internationale Verantwortlichkeit, dem engstirnigen Parteidenken den Kommunismus als humanistische Bewegung, dem Konservatismus und Kapitulantentum den sozialistischen Aufstieg. (Radovan Richta: Diskussion zum 14. Parteitag.»Rude Pravo«, 10., 11. und 12. Juli 1968 aus: LÖBL, Eugen / GRÜNWALD, Leopold: Die intellektuelle Revolution. Hintergründe und Auswirkungen des Prager Frühlings. Düsseldorf 1969, S. 213) Zwischen der Revolte der Jugend und der Intellektuellen in der kapitalistischen westlichen Welt und der Reformbewegung innerhalb der sozialistischen Gesellschaft in der Tschechoslowakei gab es durchaus Zusammenhänge. So schreibt Eugen Löbl: Gewiss, in der CSSR gab es keine satte Wohlstandsgesellschaft wie im Westen, aber es gab doch spie herrliche Zufriedenheit und relative Saturiertheit. Aber hier wie dort erwuchs im moralischen und politischen Elend ein auslösendes Moment. Es war keine Revolte des Magens, sondern des Intellekts und des Herzens. Ebenso wie im Westen richtete sie sich in der Tschechoslowakei gegen die Lebenslügen des herrschenden Systems und gegen dessen Manipulation mit den Massenmedien und Machtapparaten." (LÖBL, ebd., S.250) Die gesamte Jugend- und Studentenbewegung der westlichen Welt tendierte 1968 deutlich zu einer Ordnung der Gesellschaft, die antiautoritär,

8 8 Die 68er Protestbewegung emanzipatorisch und vor allem sozialistisch - in welcher Form auch immer - sein sollte. Um so paradoxer ist es also, dass gerade in jenen Ländern, die die Idee des Sozialismus real praktizierten und das vermeintliche Idealbild verkörperten, eine Reformbewegung entstand, die vor allem in Prag die gesamte Bevölkerung erfasste und Hoffnungen in der ganzen Welt auf einen Sozialismus weckte, der den Idealvorstellungen vieler Revolutionäre, Marxisten und Sozialisten entsprach. Um so niederschmetternder war dann das Ende dieses Reformversuchs am 21. August 1968, als fünf verbündete" Staaten mit ihren Truppen in der vorschnellen Furcht vor einer Kapitalisierung der CSSR dort einmarschierten und den alten autoritären Sozialismus wieder etablierten, der dann 1989 endgültig kollabierte. Welche Chancen 1968 bei einer Weiterführung eines sozialistischen Reformmodells in der CSSR weltweit bestanden hätten, illustriert ein Interview mit dem Wortführer der Westdeutschen Protestbewegung, Rudi Dutschke, der vor dem Attentat auf ihn selbst in Prag war. Ein Auszug aus diesem Interview veranschaulicht die Ähnlichkeiten der damaligen Vorstellungen von Demokratie und Sozialismus bei den westlichen und östlichen Reformbewegungen: KONKRET: Herr Dutschke, es ist klar, dass eine Parallele besteht zwischen den anti-autoritären Kämpfen der Studenten in Westberlin und in Westdeutschland und der anti-dogmatischen, ebenfalls um Demokratie kämpfenden Bewegung der Studenten in der CSSR und in Polen; sei es

9 9 Die 68er Protestbewegung nur eine zeitliche Parallele. Können Sie dazu etwas sagen? DUTSCHKE: In den Ländern des sozialistischen Lagers mit Ausnahme der Volksrepubliken China und Kuba, entstand durch die dogmatische Handhabung der politischen Führung, durch die Entfremdung zwischen Partei und Massen, durch die einseitige Bestimmung von oben und durch die fehlende schöpferische Wechselwirkung zwischen der Partei und den Massen eine autoritär-sozialistische Gesamtstruktur. Diese autoritäre Struktur ist nicht mehr bestimmt durch das Kapitalverhältnis, durch die Trennung von Lohnarbeit und Kapital (wie bei uns) und kann insofern durch schöpferische Selbsttätigkeit der Massen von unten aufgebrochen werden. Die kommunistischen Parteien dieser Länder haben ihre Funktion, Lehrer und Erzieher der Massen zu sein, in der Vergangenheit konterrevolutionär ausgeübt. Sie haben das entscheidende revolutionärmarxistische Organisationsprinzip <der Erzieher muss erzogen werden > (Marx / Feuerbach-These), verraten. Durch die Verstaatlichung der Produktionsmittel hat (in diesen Ländern) eine "Basisrevolution" stattgefunden. Dieser "Basisrevolution" ging aber nicht parallel eine Revolution des Bewusstseins. Verstaatlichung ist natürlich Bedingung für die Möglichkeit einer neuen sozialistischen Gesellschaft ist aber nicht diese selbst. Die wirkliche Einlösung der sozialistischen Theorie wäre erst die Transformation. der Verstaatlichung in eine von den Massen getragene Vergesellschaftung: das heißt die Basisrevolution muss durch eine Überbaurevolution", mehr oder weniger durch eine kulturrevolutionäre Übergangsphase, in der die Demokratisierung von unten in den Mittelpunkt gestellt wird, vervollständigt werden. KONKRET: Sehen Sie, dass sich Hoffnungen für die Zukunft ergeben aus der Tatsache, dass in beiden Lagern die Studenten gegen die autoritären Strukturen kämpfe DUTSCHKE: Mit dem Beginn einer Demokratisierung von unten in der CSSR ist eine geschichtlich neue Möglichkeit gegeben für die Revolutionierung auch unserer Gesellschaft. Das Bewusstsein der Massen im Spätkapitalismus konnte von den etablierten Parteien und Vertretern mit dem Bild einer dogmatisch terroristischen Herrschaft in den sozialistischen Ländern permanent verfälscht werden. Ihre ideologische Basis, der blinde Antikommunismus, verliert dann sein letztes Element an Wahrheit. (aus: Klokocka, Vladimir. Demokratischer Sozialismus. Ein authentisches Modell. Hamburg 1968, S. 7 u. 8)

10 10 Die 68er Protestbewegung Die Hoffnungenn erfüllten sich nicht. Rudi Dutschke wurde von einem Attentäter Ostern 1968 zum Krüppel geschossen. Dem Pragerr Frühling wurde wenige Monate später, am 21. August, durch die Panzer einiger Warschauer-Pakt- Staaten ein Ende bereitet.

11 11 Die 68er Protestbewegung

12 12 Die 68er Protestbewegung Anfänge, Aktionsformen und Zielrichtung der OM Die Aktionsformen des Protestes der OM hatten ihr Vorbild in der britischen, überparteilichen Organisation "Campaign for Nuclear Disarmament" (CND). Die CND wurde 1959 zur größten politischen Massenbewegung Englands seit 25 Jahren und hatte ihren Ursprung in dem Nationalen Rat für die Einstellung der Atomwaffenversuche" der 1957 gegründet wurde. Die auffälligsten Aktionsformen dieser Bewegung wie auch der OM' Bewegung waren: Sit-in- Demonstrationen, lange Protestmärsche und Aufforderungen an Parteiorganisationen sich am Protest zu beteiligen. H.K. Tempel (Als Mitbegründer des VK war Tempel anfangs stärker antikommunistisch orientiert), Mitglied der SPD seit 1957 und der religiösen Gemeinschaft der Freunde (Quäker), war einer der Hauptinitiatoren des norddeutschen "Aktionskreises für Gewaltlosigkeit der sich aus einer Quäker- Gruppe 1958, innerhalb des Verbandes der Kriegsdienstverweigerer (VK) herausbildete. Das Prinzip des Einzelengagements entsprach dem religiöspazifistischen Ethos der Initiatoren (Opferbereitschaft, persönlich-selbstloser Einsatz, Zivilcourage etc.). So war das politisch-ideologische Milieu bei den ersten "Ostermärschen" (1960/61) ausgeprägt ethisch-pazifistisch. Unter dem Eindruck repressiver und diffamierender Reaktionen auf den OM 1961 zeichneten sich, infolge gewisser Einsichten und Lernprozesse, konkrete politische Vorstellungen und Prozesse der politischen Willensbildung als notwendig für den Gewinn einer Massenbasis u.a. ab. Dies stellten u.a. Anfänge und Ursachen der späteren Entwicklung zur APO Ende der 60' Jahre dar. Eine vom "Zentralen Ausschuss' (ZA) eingesetzte Koordinationsgruppe unter der Leitung Tempels, erbrachte im Mai 1961 in einer Grundsatzdiskussion unter der Fragestellung: Wie soll es weitergehen? Im Wesentlichen folgende Grundbausteine zur Weiterentwicklung der Bewegung:...a) Wir wollen eine Änderung der Politik der Stärke von unten erreichen. Dazu dürfen wir nicht dilettantisch und mit unzulänglicher Planung vorgehen... b) Der Ostermarsch ist nur eine unter vielen Möglichkeiten... c) Eine Voraussetzung für eine sinnvolle Arbeit ist das Zusammenwirken sämtlicher Ausschüsse (Informationsausschüsse wie z.b. "Pressedienst"- Redaktion und der Informationen zur Abrüstung (IZA) im Bundesgebiet...

13 13 Die 68er Protestbewegung d)... primär von verantwortungsbewussten Einzelpersönlichkeiten getragen..in Zusammenarbeit mit assoziierten Organisationen e)... Eine andere entscheidende Voraussetzung ist die einheitliche sachgerechte Beurteilung der Lage. (vgl. K. A. Otto, Vom Ostermarsch zur APO, S ebda. S. 76) In dieser Grundsatzdiskussion wurde ein Zusammenhang von atomarer Rüstung und Tendenzen zur Aushöhlung und Auflösung der demokratischen Grundordnung thematisiert. Damit war eine breite Kooperationsbasis mit den verschiedensten Aktions- und Arbeitsgruppen, insbesondere unter organisatorischen Aspekten, vorbereitet. In gegenseitiger Loyalität und freiwilliger Disziplin stellte man folgende Grundsätze, die als Grundbedingungen und Abgrenzungsmethode angesehen werden kann, für alle Widerstandsaktionen auf: Jeder gemeinsame Protest findet grundsätzlich auf verfassungsmäßiger Basis statt...jeder gemeinsame Protest findet im Allgemeinen auf Massenbasis statt...die Namen der unterstützenden Organisationen treten nur in Ausnahmefällen, die der ZA feststellt, in Erscheinung... Jeder gemeinsame Protest repräsentiert die Gesamtheit der internationalen, unabhängigen Atomwaffengegnern. (Zitat, ebda, S. 76) Folgende Gruppen wurden von der OM integriert (1962). Dieses Spektrum erweiterte sich allerdings mit dem Beginn der Studentenunruhen: Naturfreundejugend (NFJ), Komitee gegen Atomrüstung (München) Kampfbund gegen Atomschäden, Kirchliche Bruderschaften, Internationale der Kriegsdienstgegner (IdK) u. VK, Deutsche Friedensgesellschaft (DFG), Internationaler Versöhnungsbund, der SDS, die Quäker und der Internationale studentische Arbeitskreis der Kriegsdienstgegner (IAK). Im ZA war je ein Mitglied der genannten Organisationen, nach Entscheid des ZA, vertreten. Auf diese Weise war es der Ostermarsch-Bewegung immerhin bis zum allgemeinen Zerfall der APO 1970 gelungen, ohne ausgebaute Mitgliederorganisation die Einheitlichkeit ihrer politischen Aussagen und Aktionen auf der Grundlage freiwilliger Disziplin zu gewährleisten. (Zitat, ebda, S. 78)

14 14 Die 68er Protestbewegung 5) Unterschriften zur Erklärung der Frankfurter Konferenz"

15 15 Die 68er Protestbewegung Politisches Klima in der BRD Restauration der kapitalistischen Wirtschaftsordnung auf Druck der Alliierten statt Sozialisierung der Schlüsselindustrien Konzentration auf den Wiederaufbau Wirtschaftswunder und Kalter-Krieg (Antikommunismus) dienen als Ablenkung von der Beschäftigung mit der eigenen Vergangenheit Außerparlamentarische Opposition der 50er Jahre geht aus von Parteien, Gewerkschaften und Teilen der ev. Kirchen (Mitbestimmung, Wiederbewaffnung, atomare Aufrüstung der Bundeswehr) Bewegung verändert den Charakter des Protests; Protest breit gestreut Mitte der 60er beschäftigen sich die Studenten verstärkt mit der NS- Vergangenheit der Eltern, Politiker und Hochschullehrer; Vietnamkrieg, Kampf um die Notstandsgesetzgebung, Große Koalition, autoritäres Verhalten der Erwachsenen setzt großes Protestpotential unter den (meist akademisch gebildeten) Jugendlichen frei Die APO organisiert sich unabhängig von Verbänden Kritik an der unpolitischen, nur auf Konsum ausgerichteten Lebensweise in der BRD, ebenso an der blinden Fortschrittsgläubigkeit

16 16 Die 68er Protestbewegung Die Ostermarsch" - Bewegung Während die SPD 1959/60 sich in die herrschende Politik integrierte, zerfiel der Bonner Arbeitsausschuss Kampf dem Atomtod der innerparlamentarischen Opposition von Teilen der SPD. Die veränderte Haltung der SPD zu Rüstungsfragen (aber auch das Godesberger-Programm offenbarte einen allgemeinen Positions- wechsel zur sog. Volkspartei ), löste eine Welle von Reglementierungen und Ausschlüssen gegen opponierende Parteigenossen aus. Viele prominente SPD-Mitglieder - Antimilitaristen, Fundamentaldemokraten etc. - verließen den innerparlamentarischen Raum und traten der sich 1960/61 konstituierenden Deutschen Friedens- Union (DFU) bei, um ihre Vorstellungen über Abrüstung und Demokratie u.a. zu verwirklichen bzw. in politischer Hinsicht Ausdruck zu verleihen. Der vehemente Kampf gegen atomare Rüstung und die Rüstungsbestrebungen der Bundesregierung, verlagerte sich zunehmend in den außerparlamentarischen Raum, in die nicht parteipolitisch orientierten Organisationen und entstehenden Gruppen. Im Verlauf der 60er Jahre entwickelte sich die ethnisch-pazifistische Ostermarsch Bewegung, als Reaktion auf die akuten Gefahren der atomaren Rüstung, mit wachsender Politisierung zum organisierten Knotenpunkt der außerparlamentarischen Opposition zur Kampagne für Demokratie und Abrüstung (ab 1964/65). Von Westberlin und der sich dort relativ selbständig entfaltenden außerparlamentarischen Opposition abgesehen, konnte sich in der BD von den 1959/60 verbliebenen organisatorischen Ansätzen allein die Ostermarsch -Bewegung behaupten, konsolidieren und einen relevanten Beitrag zur Durchsetzung politischer Alternativen in der BRD leisten. (Karl A. Otto, Vom Ostermarsch zur APO, Geschichte der außerparlamentarischen Opposition in der Bundesrepublik , Frankfurt /M, 1977, S.66)

17 17 Die 68er Protestbewegung Vom Ostermarsch zur APO Zeittafel Verkündung des Grundgesetzes Kampf der Gewerkschaften um die betriebliche Mitbestimmung Paritätische Mitbestimmung in der Montanindustrie wird gesetzlich verankert Verabschiedung des Betriebsverfassungsgesetzes Bewegungen gegen die Wiederbewaffnung der BRD 26/ Deutschlandvertrag (Aufhebung des Besatzungsstatus) und Beitritt der BRD zur Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG) Okt Pariser Verträge: Beitritt der BRD zur Westeuropäischen Union und zur NATO Paulskirchenmanifest gegen die Ratifizierung der Verträge; die am erfolgte Einführung der allgemeinen Wehrpflicht Verbot der KPD Massenbewegung in der BRD, Kampf dem Atomtod" Initiative unter Führung DGB und SPD Nov Godesberger Programm der SPD - Öffnung der Partei zur Mitte- Aufgabe sozialistischer Positionen- Wandel von der Arbeitnehmer- zur Volkspartei 1960 Beginn der deutschen Ostermarschbewegung Parlamentarische Diskussion der Notstandsgesetze SPD bricht den Kontakt zum SDS wegen kommunistischer Umtriebe ab 1964/65 Kampagne für (Demokratie und) Abrüstung- Anlass: US-Bombardements auf Vietnam- Notstandsverfassung 1966 Weltweite Demos gegen den Vietnamkrieg (insbesondere in den USA unter M.L.King)

18 18 Die 68er Protestbewegung Bildung des Komitees Notstand der Demokratie" Bildung der Großen Koalition aus CDU und SPD - Wegfall jeglicher ernst zu nehmenden parlamentarischen Opposition 1967/68 Ausbildung der eigentlichen APO. Zunehmend gewalttätiger werdende Auseinandersetzungen in der BRD wegen der innenpolitischen Situation -Studentenunruhen wegen der Hochschulreform, Notstandsgesetze Unterstützung der USA in Vietnam Der Polizist Karl-Heinz Kurras erschießt in Berlin während einer Anti- Schah-Demo den Studenten Benno Ohnesorg Wirtschaftskrise in der BRD Attentat auf den Studentenführer Rudi Dutschke Mit 384:100 Stimmen verabschiedet der Bundestag die Notstandsverfassung Gustav Heinemann wird Bundespräsident Sept Wilde Metallarbeiterstreiks beschleunigen das Ende der Großen Koalition SPD und FDP bilden nach der BT. Wahl die sozialliberale" Koalition 1970/71 Auflösung der APO, Bildung von Fraktionen und neuen Gruppen

19 19 Die 68er Protestbewegung Der SDS und der 68er Protest

20 20 Die 68er Protestbewegung Nachkriegsdeutschland Der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS) war nach dem 2. Weltkrieg die Hochschulorganisation der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Einer der 1.Vorsitzenden an SDS war der spätere Bundeskanzler Helmut Schmidt. Der SDS war immer sozialistisch orientiert. Als er nach dem Godesberger Programm 1960 nicht seine marxistische Linie aufgeben wollte, trennte sich 1961 die SPD von ihm. Die Protestformen und Inhalte der 50er und 60er Jahre galten meist nicht einer revolutionären Veränderung des gesellschaftlichen Systems der BRD. Die zur KPD gehörenden und ihr nahestehenden Organisationen bildeten eine Ausnahme. Mit dem Verbot der KPD 1956 verschwand die an die alte Arbeiterbewegung anknüpfende sozialistisch-kommunistische Protestform, bei der u.a. zugleich für das leninistische System in der UdSSR und der DDR demonstriert wurde. Bereits in den 20er Jahren hatten sich in Deutschland die Fronten zwischen dem Reformismus der SPD und dem revolutionären autoritären Leninismus der KPD gebildet. Unabhängiger undogmatischer Marxismus und antiautoritärer Sozialismus u.ä. hatten keine Massenbewegung wie in Spanien, Frankreich, Italien etc. hinter sich und auch noch keine neue Aktionsformen entwickelt. Arbeiter- und Soldatenräte, die im November 1918 noch eine neue gesellschaftliche Utopie verkörpern konnten, gab es nicht mehr. Deutschland kannte auch keine aktiven Massenstreiks in deren Verlauf die Arbeiter die Produktion übernahmen und in eigener Regie weiter- führten (Vgl. dagegen Spanien, Italien, Frankreich, die USA und Länder Lateinamerikas). Nachkriegsdeutschland kannte Massendemonstrationen zur Betriebsverfassungsfrage, sowie der atomaren Wiederbewaffnung. Happenings, Halbstarkenkrawalle und kabarettistische Einzelaktionen drückten das gesellschaftliche Unbehagen aus, waren aber nicht immer politisch motiviert und erzeugten auch kein neues politisches Bewusstsein, woraus gesellschaftliche Alternativen entstehen konnten.

21 21 Die 68er Protestbewegung SDS-Struktur Durch den Unvereinbarkeitsbeschluss der SDS- und SPD- Mitgliedschaft wurde der SDS ein Sammelbecken unterschiedlicher Linkskräfte an der Universität. Es gab ein Bundesvorstand, der von den einzelnen Hochschul- und Landesverbänden getragen wurde. Der SDS besaß durch seine dezentrale Vielfältigkeit Zugang zur geistigen Universitätskultur der einzelnen Universitäten aber auch zu den Zeitströmungen. Er war deshalb durchaus prädestiniert studentisches Unbehagen, aber auch der 'Provokation' der Antiautoritären später Raum zu geben. Sein Aktions- und Agitationsfeld war die Universität. Hier lag zugleich Stärke und Schwäche des SDS, kurzfristig einer aufkeimenden Studentenrevolte Form und Ziel zu verleihen. Er blieb allerdings unfähig, eine derartige Revolte in einen gesellschaftlichen Generationsbruch in eine kulturrevolutionäre Konstituierung einer Radikalopposition zu übertragen. (Bernd Rabe, Zur archaischen Inszenierung linksradikaler Politik, 1997 in: Hg. Wolfgang Kraushaar, Frankfurter Schule und Studentenbewegung Bd. 3, Hamburg 1988) 1968 Mit dem Jahr 1968 begann in der Bundesrepublik Deutschland eine neue politische Bewegung. Ihre Anfänge und ihren Marsch durch die Gesellschaft und ihre Institutionen. Diese Studentenbewegung der sich bald junge Arbeiter, Angestellte und andere Oppositionelle anschlossen, war eine Antwort auf die erdrückenden kapitalistischen Konzentrationsverhältnisse der späten 60er Jahre. Die Bewegung entwickelte vor oder nach den holländischen Kaboutern, der amerikanischen Bewegung der Studenten, Hippies, Black Power und Indian Movement, Zengakultren in Japan und dem Mai 68 in Frankreich oder dem Prager Frühling. Mit diesen hatte sie auch noch später viele Gemeinsamkeiten. Man informierte sich international über Protestformen, politische Inhalte und Erfolge. Der früher einsetzende Protest und die Erfahrungen der holländischen Kabouter (Mitte der 60er Jahre), der Zengakulturen Japans, der

22 22 Die 68er Protestbewegung Popmusikmeetings mit Love und Peace wurde in diesen neuen sozialen und internationalen / interkulturellen Bewegungen aufgenommen. In dieser Zeit der fortschreitenden bolschewistischen Weltrevolution und anderer Unabhängigkeitsbewegungen entstanden auch in den Metropolen des Kapitals Bewegungen, die sich der Durchsetzung und Fortsetzung des Wertgesetzes und den Prinzipien notwendiger abstrakter gesellschaftlicher Arbeitszeit, kapitalistischer Ausbeutung und Unterdrückung anderer Völker widersetzten und die Reproduktion der gesellschaftlichen, unterschiedlichen Verhältnisse ergreifen wollen. Hans Jürgen Krahl vom SDS hat hierzu interessante Ergebnisse geliefert. Diese theoretische Analysen waren das Rüstzeug welches dem SDS schließlich noch nachhaltige Wirkungen über 1968 hinaus verlieh wie 1789, 1848,1914, 1933 etc., sind symbolbesetzte Jahre der Umbrüche mit positiven und negativen Tendenzen der Wertung, so Oskar Negt der Mentor der Bewegung. Aus der Geschichte lernen! Das deutsche Erbe, Faschismus, sowie Stalinismus und Vietnam hinterlassen ein verpflichtendes kollektives Gedächtnis. Nicht verdrängen, sondern sich einmischen, wenn Geschichtsschreibung und Völkermord wieder verharmlost und Tyrannen oder Imperialismen wieder verherrlicht werden, dies ist weiterhin Pflicht. Der Historikerstreit (faschistisches Erbe), der Kampf gegen den Vietnamkrieg, Autoritarismus, Atomkrieg und Völkermord oder öko- logische Zerstörung gehören hierzu. Der SDS hat nicht mitgeholfen Geschichte und Gegenwart zu verdrängen, sondern durch neue radikale Aktionsformen, Happenings, Teach-Ins, Straßenblockaden u.ä. ins Bewusstsein der Bevölkerung zu tragen. Bei der Anti - Schahdemonstration oder den Vietnamkampagnen wurde sich auf die Seite der Schwächeren, der von der Ausbeutung von Despoten und der Kompradorenbourgeoisie oder imperialistischen Ausbeutung betroffenen Bevölkerung gestellt. Bewusst demonstrierte der SDS mit roten Fahnen und Bildern von Che Guevara, um sich mit dem Befreiungskampf der Völker der 3. Welt zu solidarisieren. Es ging nicht nur um einen Stop des US- Imperialismus beispielsweise in Vietnam, sondern um die Solidarität mit den Befreiungsbewegungen für eine freiheitliche sozialistische Zukunft.

23 23 Die 68er Protestbewegung Der SDS hat keine naive praktische Solidarität mit den Befreiungsbewegungen der 3. Welt geübt. Richtige Solidarität hieß nicht nur demonstrieren, sondern die logischen Zusammenhänge des Kapitals und Imperialismus verstehen zu lernen und in Basisgruppen. Teach - Ins beispielsweise weiterzuvermitteln. Das hohe intellektuelle Niveau entstand aus dem antielitären Bewusstsein, durch Studium der Philosophie, Kritik der politischen Ökonomie, Soziologie und Geschichte, in Arbeitsgruppen die Gesellschaft analysieren zu lernen und sie jedem weitervermitteln zu können. Nur mit hohem und tiefem Bewusstsein konnte die Gesellschaft verändert werden. Denn wenn die Massen eines Tages nicht ein Bewusstsein entwickeln und die Zusammenhänge ihres durch Freizeitindustrien verplanten, entfremdeten Lebens begreifen lernen, kommt es zu der von Marx vorausgesehenen Barbarei und nicht zur klassenlosen Gesellschaft. Das Leben selbst organisieren, die kapitalistische Produktionsweise kritisieren und neue Formen der Gruppenarbeit des kreativen Umgangs miteinander zu finden, gehörte zu den Prinzipien das SDS. Der SDS solidarisierte sich von daher nicht mit dem Sozialismus der UdSSR und der DDR. Er hatte sich zur Aufgabe gemacht auch an untergegangene sozialistische Vorstellungen und Bewegungen anzuknüpfen, wie z.b.: utopische Sozialisten, Anarchosyndikalisten, Anarchisten, Situationisten. Hierzu gehörte die kritische Aufarbeitung des jungen Marx, sowie der kritischen Marxisten Kurt Bloch, Karl Korsch, Georg Lukacs, Herbert Marcuse, Max

24 24 Die 68er Protestbewegung Horkheimer, Theodor W. Adorno und der Psychoanalytiker Sigmund Freud, Wilhelm Reich u.a.. Der Bolschewismus Moskauer Prägung war ebenso unvereinbar mit diesen Vorstellungen wie die bürgerliche Demokratie. Ihre gesellschaftlichen Vorstellungen ließen sich nur in einem Rätesystem verwirklichen wie es kurzzeitig in der Pariser Kommune 1871,1917 in Russland, 1918 in Deutschland, in Seattle (USA), Italien und in den 30er Jahren im spanischen Bürgerkrieg existierte. Mit diesen politischen Vorstellungen lag der SDS auf einer Linie mit dem Pariser Mai 68, dem Prager Frühling und einigen Arbeitergruppen in den romanischen Ländern, die auch die alte Tradition der Rätedemokratie wieder aufgenommen hatten. Die bürgerliche Presse hat den SDS als eine gesellschaftliche Gefahr angesehen und begann in großen Hetzkampagnen über ihn zu schreiben. Das Attentat auf Rudi Dutschke Ostern 1968 war eine direkte Folge dieser Pressekampagnen. Folglich wurde die Auslieferung der Springerpresse nach dem Attentat durch militante Aktionen kurzzeitig verhindert. Durch die negativen Meldungen war der SDS über Nacht national und international bekannt geworden. Die Bevölkerung konnte aufgeklärt werden. Immerhin führte dies zu einigen größeren Solidaritätsaktionen mit der Bevölkerung (Kämpfe gegen Fahrpreiserhöhungen in Bremen, Hannover, Heidelberg..).

25 25 Die 68er Protestbewegung In diesen breiten Aktionsbündnissen konnte der SDS nicht mehr als Studentenverband allein die Massen organisieren, er musste sich umorientieren und verlor damit seinen Charakter als Studentenorganisation. Die Auflösung war unvermeidlich. Er hatte seine Funktion als Auslöser einer neuen politischen Lebensart erfüllt. Die Menschen organisierten sich nun auch antiautoritär nach ihren unmittelbaren Interessen wie Kinderläden, Frauengruppen, Jugendzentrumsinitiativen und Stadteilgruppen. Einige Studenten versuchten kollektiv die Arbeiter in den Betrieben zu aktivieren. Mit dem Wintersemester 1970 begann die Auflösung des SDS auf Bundesebene endgültig. Reformismus, Revisionismus, Liberalismus u.a. waren dem SDS suspekt. Seine große Leistung bestand darin, wieder eine Dialektik von Reform und Revolution zu erproben, bei der die Veränderung im Hier und Jetzt ins Zentrum rückten. Die Utopie musste sofort ein Stück gelebt werden, wie es Ernst Bloch und Herbert Marcuse forderten. Damit war eine politische Praxis der revolutionären Intervention wieder aufgelebt, die die Anarchisten als direkte Aktion entwickelt hatten ohne den Kapitalinterventionismus in allen Bereiche des gesellschaftlichen Lebens zu durchschauen. Dieses theoretische Verständnis gesellschaftlicher Totalität setzte der SDS in eine revolutionäre Gegenpraxis um. Man nahm sich kurzzeitig etwas um es zu kontrollieren oder zu bekommen. Die späteren Hausbesetzungen der 70er Jahre für unabhängige Jugendzentren sind hierfür ein Beispiel. Die politische Landschaft der BRD war damit verändert. Auch wenn grüne, rote, schwarze, blaue, bunte und lila Organisationen alle von 68 etwas hatten (manche brüsten sich damit auch einen Vorzeige 68er zu haben), so kann im Sinne des SDS keine bürgerliche Partei von sich behaupten, dass sie der wahre Erbe des SDS ist. Der SDS stand für Basisbewegung und sah im Parlamentarismus eine bürgerliche Institution, die durch eine Räterepublik abzulösen ist. Hierfür kann aber keine auch noch so radikale Partei der Träger sein, da Rätebewegungen sich mehr oder weniger spontan aus den koordinierten, bewussten Aktionen der Massen selber bilden müssen. Heutige Avantgardisten werden sich dann ebenso auflösen müssen, wie der SDS es genau zur richtigen Zeit getan hat. Die Studenten von 1968 haben auf der Suche nach dem Weltfrieden und dem Kampf gegen den Vietnamkrieg auch nach neuen Formen alten Zusammenlebens gesucht. Ihr Weg führte sie vom jungen Marx,

26 26 Die 68er Protestbewegung Antikriegsbewegungen, über die holländischen Provos, Hippies und Flower - Power von San Franzisco, dem Anschlag auf Rudi Dutschke (Blut-Ostern), Mai 68 in Frankreich, zur Solidarität mit den Völkern in der 3. Welt. Diese Bewegung legte den Grundstein für neue ökologische, soziale und interkulturelle Bewegungen der 70er, 80er und 90er Jahre. Schließlich wurden auch dort hinter dem Befreiungskämpfer der Eingeborene in der entstehenden Zivilisation wieder entdeckt. Selbstbewusste Indianer und andere Indigene reagierten auf das neokoloniale Interesse der linken Befreier mit ablehnendem Interesse gegenüber Eurozentrismus und ihren Befreiungstheorien. Spiritualismus und Ökologie gewannen auch im Spätkapitalismus neue Anhänger auch unter den Eurozentrikern. Die Erben der Kolonisatoren suchten nach Entwicklungshilfe durch spiritualistische Anleihen bei Schamanen, Medzinmännern u.ä.. Nicht nur Reiner Langhans aus der Kommunebewegung gehörte hierzu. Die gesellschaftlichen Beziehungen sollten so reformiert oder revolutioniert werden. Sexpol u.ä. gehörten hierzu. So wurde das Ego aus der globalen Krise scheinbar individuell herausgeholt und wollte erlöst werden. Keine revolutionäre Bewegung kann sich dagegen wehren, dass nach ihrem ersten Scheitern ein Teil der Gefährten den radikalen Bruch mit dem Alten in privatistischen, egozentrischen oder kollektiven unpolitischen Nischen" der bestehenden Gesellschaft im bürgerlichen Schein sucht. In der heutigen Soziokultur ist dies jedoch anders. In ihr steht nicht die proletarische Klassenlage mehr im Vordergrund der Auseinandersetzungen, sondern die Beschäftigung mit Sozio- und Interkultur, d.h. die Auseinandersetzung von und mit Individuen verschiedener sozialer Schichten und verschiedener Migrationskulturen mit mindestens ebensoviel kulturellen, ideologischen, politischen und sozialen Problemen. In diesen neuen sozialen Bewegungen hat das spirituelle Ego seine Grenzen. Von daher besteht wohl die Hoffnung bei einigen Gruppen, dass auch dort ein Potential für politisches Bewusstsein vorhanden ist (Vgl. FORUM DER ENTWICKLUNGSPOLITISCHEN AKTIONSGRUPPEN) Heute geht wieder darum Wege zu finden die soziale Armut zu beseitigen, die gleichen Rechte für Migranten und Flüchtlinge herzustellen, ökologisch und

27 27 Die 68er Protestbewegung ökonomisch die globale Krise zu beseitigen und theoretische und praktische Schritte in eine neue Gesellschaftsformation zu machen. Das sollten wir von 1848 und 1968 lernen!!

28 28 Die 68er Protestbewegung Kurze Zeittafel mit Daten zum SDS und zur BRD- Geschichte Mit der Wiederbelebung der demokratischen Parteien nach 1945 entstand auch der SDS als Hochschulorganisation der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) Führende Sozialdemokraten, wie der Altbundeskanzler Helmut Schmidt, machten dort ihre politischen Erfahrungen als Studenten. Mai 1945 Wiederaufbau der SPD u.a. Parteien 1956 Verbot der KPD 1959 Der SDS radikalisierte sich im Kampf gegen atomare Aufrüstung Juli SDS-Delegiertenkonferenz: SPD-parteitreue Delegierte blieben ebenso wie die unter SED-Verdacht stehende Konkret-Gruppe (Studentenzeitschrift) eine Minderheit im SDS Die SPD verabschiedete sich im Godesberger Programm vom Projekt einer sozialistischen Gesellschaft 1961 Der SDS wurde aus der SPD ausgeschlossen, weil er an einer sozialistischen Konzeption festhält 1964/65 Zwischen dem SDS-Westberlin und dem Argument- Club pendelte sich eine "repressive Arbeitsteilung" ein (Rudi Dutschke). 18. Dez. Demonstration gegen Moise Tschombe (Ministerpräsident des Kongo), Mörder des afrikanischen Revolutionärs Patrice Lumumba. 1. gemeinsame Aktionsbesprechung von SDS, und FDJ-West-Berlin u. SHB u. LSD Berliner Sektion der "Subversive Aktion" trat dem SDS bei. 1965/66 Berlin: Aufklärungssemester über Vietnam an der FU- Berlin. Illegale Plakataktionen in Berlin, München und

29 29 Die 68er Protestbewegung Belagerung des Amerikahauses; erneut heftige Auseinandersetzungen zwischen dem SDS-BRD u. Westberlin Herbst 66 Bildung der Großen Koalition 1967 Der SDS-Bundesvorstand von Reimut Reiche u. Peter Gäng organisierte die Schülerbewegung Demonstration gegen den US-Vizepräsidenten Humphrey in Westberlin Studenten wurden verhaftet, die Puddingtüten warfen. Polizei setzte Greiftrupps gegen die Demonstranten ein. Die Springer-Presse begann mit den Kampagnen gegen die Studenten Der Student Benno Ohnesorg wurde durch einen Berliner Polizisten bei der Anti-Schahdemonstration erschossen. 600 Demonstranten hatten gerufen: Mörder. Der Schah hatte 40 Leute als "Jubelperser" für 20$ bezahlt Studenten forderten in einer Resolution die Bestrafung des Mörders von Benno Ohnesorg. Juni 67 Tausende von Studenten solidarisierten sich mit den Berliner Studenten 8.6. Benno Ohnesorg wurde in Hannover beerdigt. Zuvor hatten Studenten und Sympathisanten den Sarg Benno Ohnesorgs bis zur Berliner Grenze begleitet. anschließ.: SDS - Kongress an der TU Hannover: Prof. Jürgen Habermas, Rudi Dutschke, Erich Kuby u.a. traten auf. Zwischen Habermas und Dutschke fand eine Auseinandersetzung über die Gewaltfrage als Praxisproblem statt. Habermas sprach in diesem Zusammenhang von "Linksfaschismus" SDS-Delegiertenkonferenz in Frankfurt: Rudi Dutschke trug das mit Hans Jürgen verfasste Organisationsreferat vor In Westberlin fand eine Antikriegsdemonstration gegen Vietnam mit Demonstranten statt. Anschließend wurde ausführliche Kritik u. Selbstkritik geübt. 1968

30 30 Die 68er Protestbewegung In W.-Berlin an der FU kam es zur Vollversammlung aller Fakultäten, nachdem das Romanische Seminar eine Woche geschlossen worden war Vorbereitungsveranstaltung für das Springer Hearing in der TU: 70% des Berliner Zeitungsmarktes wurde durch die Springer Presse beherrscht. 1. / 2.2. Scheibeneinwürfe in 7 Morgenpost-Filialen 3.2. Griechenland-Demonstration 9.2. Springer Hearing Vietnam-Kongress in Westberlin Demonstration und Gegendemonstration Gegenkundgebung auf dem John. F. Kennedy-Platz durch die SPD und den regierenden Bürgermeister Klaus Schütz Ostern 68 Attentat auf Rudi Dutschke Springerblockade in zahlreichen Großstätten der BRD SDS-Delegiertenkonferenz: Frauen protestierten gegen Vorherrschaft männlicher Wortführer. Gründung des Weiberrates (Frankfurt), Auftritt des Weiberrates auf der Fortsetzung der 23. Delegiertenkonferenz des SDS in Hannover. Themen: Frauendiskriminierung an der Hochschule u. in der Gesellschaft 1969 Frankfurt. Im Frühjahr kam es zur weiteren Radikalisierung des Frankfurter SDS. Hans Jürgen Krahl u.a. hatten ein radikaleres Verhältnis von Theorie und Praxis gefordert. Die Frankfurter Schule von T. W. Adorno und Max Horkheimer hatte eine Dialektik der Aufklärung betrieben, die eine radikale Praxis nicht zuließ. Sie blieb auf der Ebene der geistigen Aktion, einer Wissenschafts- und Ideologiekritik stecken. Frühj 69 Barbusig traten einige Studentinnen in der Vorlesung vor Adorno SS 69 Frankfurt: Das "Institut für Sozialforschung" wurde

31 31 Die 68er Protestbewegung besetzt. Die Polizei entsetzte das Institut. Unter den verhafteten Studenten ist auch H. J. Krahl. WS 69/ Feb. Aug. Weihnachten 1979 Auflösung SDS auf Bundesebene. Einzelne Lokalgruppen des SDS versuchten als SDS weiterzumachen (Heidelberg). In Hannover gab es verschiedene erfolglose Wiederbelebungsversuche. Die Bewegung hatte sich in Rote u. Schwarze Zellen, KPDML und Spontigruppen aufgelöst. Spießbürgerliche marxistisch-leninistische Parteiorganisationen, sowie aktionistische Gruppen des Antiautoritarismus führten Haus-und Fabrikbesetzungen durch. Ansätze einer neuen Soziokultur entstanden in den neuen Jugendzentren, Frauengruppen und Wohngemeinschaften. Es wurde an die Aktionsformen der Hippies, Provos und der Situationisten angeknüpft. Ein antiautoritärer Marxismus suchte sich neue Lebensweisen. Radikale Positionen gab es bei den Autonomen und ihrer ML- Variante bei der RAF. Die unrealistischen Gewaltfraktionen wurden im Alltagskampf von der Sozio- und Interkultur verdrängt. Unfalltod von Hans-Jürgen Krahl Adorno stirbt während seines Schweizer Sommeraufenthalts. Rudi Dutschke stirbt an den Folgen des Attentats.

32 32 Die 68er Protestbewegung

33 33 Die 68er Protestbewegung '68: Kunst wird Aktion Die Studentenrevolte '68 erhielt nicht zuletzt durch ihre besondere, neuartige Protestform ihre Durchschlagskraft. Im FAZ-Magazin vom 22. Mai 1998 war dazu zu lesen: Die intakt gebliebenen Fassaden des Obrigkeitsstaates wurden in dadaistischen Happenings lächerlich gemacht. Dadaistische Happenings gab es aber nicht erst seit '68, vielmehr wurde dieser aktionistische Ansatz bereits von der Avantgardebewegungen der 20er, und später der 50er und 60er Jahre verfolgt. Der Dadaismus stellte zu Beginn der 20er Jahre den Sinn alles bürgerlichen Lebens in Frage, hatte diese doch soeben das gigantische Massenschlachten des Ersten Weltkriegs hervorgebracht. Durch Unsinn-Aktionen ließ sich die bürgerliche Öffentlichkeit denn auch leicht ärgern und erregen. Das eigentliche (ästhetische) Ziel dieser Bewegung, Sinn durch Nichtsinn (was nicht unbedingt mit Unsinn gleichzusetzen ist), zu ersetzen, musste jedoch scheitern. Schnell erkannten die Dadakünstler, dass das Verbreiten von nicht-sinnvollen Texten und Bildern Sinn machte: Wer sich nicht sofort provoziert fühlte, konnte die neuartige Ästhetik genießen. Die Möglichkeit, mit Hilfe von einfachen ästhetischen Mitteln den Sinn von so ziemlich allem hinterfragen zu können, wurde jedoch nicht vergessen. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich die Malerei des Abstrakten Expressionismus, die nur Ausdruck des individuellen Künstlergestus, der Künstlerhandschrift sein wollte. Dieser Gestus gewann schnell an Bedeutung, von Interesse war bald nur noch wie, und nicht was gemalt wurde. Actionpainting führte so zwangsläufig zu Malaktionen, zur Aktionskunst. Mit der Pop Art suchten Künstler wieder den Kontakt zur Gesellschaft. Öffentliche Malaktionen, unter Einbeziehung des Publikums, mündeten in die Happenings der 50er und 60er Jahre. Die Forderung des Happenings lässt sich knapp mit Wacht auf! beschreiben - deutlich erkennbar zum Beispiel bei dem Happening In Ulm, und um Ulm herum (1964) von Wolf Vostell: die Teilnehmer - das Happening kennt keinen passiven Zuschauer mehr, dieser wird vielmehr zum Bestandteil des Happenings und damit zum Aktionisten - wurden über mehrere Stationen (Schlachthof, Autowerkstatt etc.) geführt und zum Schluss in einem verlassenen Steinbruch sich selbst überlassen. Dieses Ende erforderte natürlich

34 34 Die 68er Protestbewegung die Aktivität der Teilnehmer heraus. Dem Individuum sollte bewusst werden, dass es in der Gesellschaft geradezu zum Handeln verurteilt ist. Kurz darauf entwickelte sich Fluxus, das Fließende. Bei Fluxus - Aktionen hat der Aktionist zu jedem Zeitpunkt das Geschehen unter Kontrolle, der Zuschauer bleibt Zuschauer. Fluxus zeichnet sich durch eine gewisse Leichtigkeit, durch Ironie und Humor aus. Gesellschaftliche Konventionen wurden, wie bei Dada, lächerlich gemacht und dadurch hinterfragt. Aufführungen von Nam June Paiks geschriebenen Kompositionen, z.b in New York, endeten mit der Verhaftung des Komponisten und der Cellistin Charlotte Moormann: Bestandteil einiger Kompositionen war es, dass die Interpretin begann sich zu entkleiden. Zu einem Impuls der Studentenrevolte in Deutschland wurde die Aktionskunst endgültig durch das FESTIVAL DER NEUEN KUNST an der TH Aachen vom 20. Juli Dieses Festival endete im Aufruhr des Publikums und musste vorzeitig abgebrochen werden. Ein Teil des Publikums fühlte sich durch das Dargebotene dermaßen provoziert, dass es nach kurzer Zeit über die Aktionisten herfiel, was von loyalen Zuschauern und Ordnern auch mit Gewalt nicht verhindert wer- den konnte. Der Skandal wurde von der Presse bundesweit ausgeschlachtet und machte damit Aktionskunst einer breiten Öffentlichkeit erst bekannt. In den 50er und 60er Jahren war Aktionskunst eindeutig gesellschaftskritisch und häufig politisch motiviert. Mit dem Abebben der Proteste entwickelte sich die Aktionskunst immer stärker zu einer individuell, von der Künstlerpersönlichkeit geprägten Performanceund Körperkunst. Aktionskünstler suchen heute verstärkt nach persönlichen Grenzerfahrungen, politisch motivierte Kunstaktionen sind selten(er) zu beobachten.

35 35 Die 68er Protestbewegung

36 36 Die 68er Protestbewegung Kleine Stilkunde der westlich-kommerziellen Musikströmungen der 60er Jahre Soul, Folk, Pop, Beat in den frühen 60ern Soul entwickelte sich zu Beginn der 60er im Süden der USA (Georgia, Alabama, Tennessee), ist eine verfeinerte Art von Rhythm & Blues (R & B) mit Gospelelementen z.b. dem beliebten Frage-Antwort-Spiel zwischen Solist und Gruppe); als Väter des Soul gelten Sam Cooke und Ray Charles; im Einflussbereich der Firmen Motown Records (gegr in Detroit) und Stax/Volt (gegr in Memphis) entstanden der Motown-Soul oder Detroit-Sound großstädtische, durch- arrangierte, eher auf weißes Publikum zugeschnittene Variante, bekannte Interpreten: Supremes, Temptations, Four Tops, Marvin Gaye, Stevie Wonder und der Memphis-Soul oder Memphis-Sound: ländliche, erdige, schwärzere Variante, bekannte Interpreten: Aretha Franklin, Wilson Pickett, Otis Redding, Sam & Dave, Rufus & Carla Thomas, Booker T & The M.G.'s Folk-Rock ist eine Verbindung von Country- oder Folkmelodien mit gemäßigten Rhythmen des Anfang der 60er aussterbenden Rock 'n' Roll Bob Dylan ist einer der ersten, der diesen gezähmten" Rock `n' Roll auch als Plattform für Politik- und sozialkritische Texte nutzte, z. B. gegen Rassismus und Krieg, während die Beach Boys eine unbeschwertere, leichtlebige Spielart dieses Genres pflegten ( Surf-Sound").

37 37 Die 68er Protestbewegung Pop-Rock ist eine andere Weiterentwicklung des Rock 'n` Roll, weniger wild, dafür eingängiger, tanzbarer" und deshalb kommerziell erfolgreicher, Del Shannon, Dion Di Mucci, Wanda Jackson, Brenda Lee und Bobby Vee hatten in den frühen 60ern die größten Hits auf dieser sanften Rockschiene, der Erfolg vieler Nummern" basierte auf einer Verbindung mit in dieser Zeit neu kreierten Modetänzen, wie z. B. Twist, Hucklebuck, Pony, Fly, Limbo, The Locomotion. Beat entstand zu Beginn der 60er aus der Beschäftigung junger englischer Musiker mit dem amerikanischen Blues und R & B, Love Me Do von den Beatles brachte 1962 den neuen Sound in die englischen Charts, der nach dem Liverpooler Fluss auch Mersey-Beat genannt wurde, Gerry and the Pacemakers waren 1963 neben den Beatles die erfolgreichste Band bei der Belegung von Platz 1 der UK- Charts, andere hießen Freddie and the Dreamers, Billy J. Kramer and the Dakotas, The Searchers, Brian Poole and the Tremeloes, Dusty Springfield, Hollies, der Kreativitätsschub englischer Musiker überschwemmte 1964 auch die USA mit Beat- und Balladenmusik und bewirkte die sogenannte britische Invasion". Rock und Pop im Umfeld der Protestbewegung Rock ist ein Sammelbegriff für die, auch infolge der britischen Invasion" in den USA seit 1964 neu entstandenen Stile, Vermischungen von Relikten der Ära des R & B und des Rock 'n' Roll mit den unterschiedlichsten musikalischen und ideologischen Konzepten: Blues-Rock ist wiederum eine Sammelbezeichnung für alles, was mit traditionellem Blues, R & B und Rock 'n' Roll zu tun hat und eher eine Domäne weißer

38 38 Die 68er Protestbewegung Musikerpersönlichkeiten, wie den Rolling Stones, Fleetwood Mac, Cream, Steve Winwood und Janis Joplin, der wohl bekanntesten schwarzen Stimme mit weißer Hautfarbe; mit Country-Blues-Rock lässt sich wohl das Produkt beschreiben, dass die Gruppe Creedence Clearwater Revival um John Fogerty bekannt machte. Classic-Rock, Jazz-Rock, Latin-Rock sind Beispiele für Verbindungen von Rock mit anderen Stilkomplexen wie Klassik und Jazz oder mit ethnischer Musik unterschiedlichster Art wie die Lateinamerikas; die erfolgreichsten Bands auf diesen Schienen sind: Jethro Tull (Klassik), die Projekte mit Keith Emerson, also Nice und Emerson, Lake & Palmer, bei denen unter anderem Themen von Bach, Sibelius und Tschaikowsky verarbeitet wurden, Blood, Sweat & Tears und Chicago (Transit Authority) (Jazz) und die Gruppe Santana (Latin). Psychedelic-Rock ist inspiriert durch die Öffnung westlicher Künstler und Musiker gegenüber östlichen Anschauungen und Lehren, motiviert durch das Interesse für und die Erfahrungen mit bewusstseinserweiternden Drogen wie Cannabis, LSD, Meskalin und Peyote und technisch realisiert durch intensivere Nutzung neuer Sounds von elektronischen Instrumenten und Effektgeräten (Hall, Chorus, Echo, Flanger, u.a.), kompositorisch umgesetzt z. B. durch ungewöhnliche und überraschende Instrumentierungen; als einer der ersten Psychedelic-songs" gilt 1967 Strawberry Fields Forever von den Beatles, viele andere Bands bedienten sich dieses Genres auf ihre Weise, wie z. B. Strawberry Alarm Clock, die Rolling Stones, Doors, Pink Floyd, Status Quo und die Yardbirds. als Psychedelic-Soul bezeichnet man eine aus dem Motown-Sound hervorgegangene Musikart voller durchkomponierter Klangmuster, technischer Effekte und aufwendiger Instrumentierungen, wie sie z. B. von Norman Whitfield für die Temptations produziert wurde; später entwickelte sich daraus der sogenannte Disco-Sound.

39 39 Die 68er Protestbewegung Heavy Metal, Hard-Rock, Punk-Rock sind eher Symptome des neuen Bewusstseins - hier: fremder und eigener Aggression -, und Ausdruck von sozialem und politischem Widerstand und Protest, als Musikstile; Vorreiter sind die Gruppen Iron Butterfly und Deep Purple (Heavy Metal) und Steppenwolf, Led Zeppelin und die Kinks (Hard-Rock); auch Punk-Rock ist im Ursprung eine der amerikanischen Reaktionen auf die britische Invasion" und wurde in England erst zehn Jahre später wiederentdeckt und neuaufgelegt; zu den ersten erfolgreichen Punk-Bands zählen in den USA The Kingsmen, The Mysterians, The Count Five, The Strangleloves, Electric Prunes und in England The Troggs. Westcoast-Rock und Flower Power sind sozusagen musikalische Beiträge der Hippie-Kultur zur Protestbewegung der späten 60er, San Francisco entwickelte sich hier zum einem neuen Zentrum, musikalisch eine eher traditionelle Mischung aus Folk, R & B und Rock, bekannte Interpreten sind Scott McKenzie, The Flowerpot Men, Jefferson Airplane und Grateful Dead,

40 40 Die 68er Protestbewegung viele Stücke sind Ausdruck innerer und äußerer Befreiungsversuche (für die freie" Liebe und gegen den Krieg), über deren Fruchtbarkeit sich nicht nur die Gelehrten bis heute streiten. Country-Rock Buffalo Springfield und Crosby, Stills, Nash & Young Soft-Rock Guess Who Protest-Rock Bob Dylan, Joan Baez, Barry McGuires

41 41 Die 68er Protestbewegung Folk-Rock The Mamas and the Papas, Simon & Garfunkel, The Seekers, Sonny & Cher, Donovan Bubble Gum heißt eine im Jahr 1968 kreierte Art von Musik, bei der der Gesang nach Kaugummi in des Sängers Mund klingt. Reggae spielt 1969 in den internationalen Charts zum ersten mal eine Rolle und zwar Desmond Dekker aus Jamaica mit Israelites Soul und Gospel erleben eine neue Blüte; mit Oh Happy Day haben die Edwin Hawkins Singers 1969 einen echten Gospelsong in den Charts, der Memphis-Sound feiert Supererfolge, so Aretha Franklin mit I Never Loved A Man The Way I Love You, Sam & Dave mit Hold On I'm Comin, Otis Redding mit Sittin On The Dock Of The Bay und Amen, aber auch die Vertreter des Detroit-Sound finden sich regelmäßig in den Charts so Stevie Wonder, die Supremes, die Temptations und die Four Tops. Als Blue-eyed Soul bezeichnet man von Weißen mit schwarzer" Stimme gemachten Soul wie den von den Box Tops und den Righteous Brothers. Bombastic-Rock nennen sich orchestrale, breit angelegte Kompositionen wie z. B. River Deep Moutain High mit Ike & Tina Turner und von Phil Spector, der als der Erfinder des Wall of Sound gilt, andere Namen: Walker Brothers, Gary Puckett and the Union Gap, Barry Ryan, Procol Harum. Die Bereitschaft und Fähigkeit der westlich-kommerziellen (Musik-) Kultur, immer mehr fremde Stile in sich aufzunehmen, mit den eigenen in immer neuen Schichtungen zu vermischen - im Anfang noch ein Akt der Befreiung - verzerrt

42 42 Die 68er Protestbewegung gegen Ende der 60er Jahre durch rauschende Übersteigerung zu einer Art von Sucht, verkommt zu neuer Abhängigkeit von Geld und Macht und führt zu Beginn der 70er Jahre zu einem Stillstand in der Rockmusik.

43 43 Die 68er Protestbewegung WOODSTOCK '69 - Festival des Friedens und der Musik Das mit Abstand größte Popmusik-Festival aller Zeiten wurde von vier jungen Amerikanern organisiert und fand statt auf einem 243 Hektar großen Farmgelände in Bethel, N. Y., in der Nähe der Musikerkolonie Woodstock. Vier- bis Fünfhunderttausend Menschen strömten hier zusammen, um vom 15. Bis 17. August 1969 der Musik von 30 Bands zu lauschen, die - für weniger als Dollar an Gagen - Tag und Nacht bei Sonne, Regen und Sturm spielten. Trotz Chaos und reichlichem Drogenkonsum wurden laut Polizei nie so viele Menschen gesehen, die sich auf so engem Raum friedlich verhielten. Das bedeutende planetarische Ereignis" (Allan Ginsberg) wurde von dem Regisseur Michael Warleigh auf 100 km Farbfilm eingefangen und spielte als dreistündige Dokumentation in 18 Wochen fünf Millionen Dollar ein. Andere Festivals Während das MONTEREY-POP-FESTIVAL ein Jahr zuvor in Kalifornien mit Besuchern noch etwas kleinere Ausmaße hatte, geriet das ALTAMONT FESTIVAL im Dezember 1969 zum Show-down der Pop-Festival-Kultur: Bereits bei der Anfahrt gab es Unfälle mit Toten und Verletzte, später zahlreiche Schlägereien, Drogen-Kollapse und Frühgeburten. Die von den Rolling Stones als Ordner engagierten Hell s Angels schlugen betrunken auf Zuschauer ein und erstachen direkt vor der Bühne den 18jährigen Meredith Hunter. Die Stones setzten nicht nur ihr Konzert fort, sondern ließen es auch als Film mitschneiden. Egoismus, Aufbauscherei, Unfähigkeit, Geldmanipulation und, als Basis all dessen ein fundamentaler Mangel an Menschlichkeit (Fachzeitschrift Rolling Stones ) beendeten schon nach wenigen Monaten den schönen Hippie-Traum von einem Zusammenleben in Liebe und Frieden, der in Woodstock Wirklichkeit geworden war. In Woodstock ging es nicht um Sex und Drogen und Rock 'n' Roll. Es ging um Spiritualität und um Liebe, es ging darum, zu teilen und einander zu helfen, um ein Leben in Frieden und Harmonie. Richie Havens

44 44 Die 68er Protestbewegung

45 45 Die 68er Protestbewegung Im Folgenden lesen Sie Berichte von Fotografen und anderen Zeitzeugen des Festivals aus dem Fotoband WOODSTOCK 69 1 John Morris In der Epoche der Unglücke, im Zeitalter freischwebender Gedanken, ungezügelter Energien und wachsender Liebe, konnte ein locken- köpfiger Jüngling eine Gruppe vermeintlich zurechnungsfähiger Menschen davon überzeugen, dass es ein großer Spaß wäre, 30 Bands, 60 Hog-Farmer, 25 Indianer und 300 Arbeiter auf einem Acker im Norden des Staates New York zusammenzubringen und ein Festival zu feiern. Und dazu die Welt einzuladen die auch gekommen ist... Es war ein Vergnügen und es war Magie. Aber man hatte auch begriffen, dass es wichtig war, ein Risiko, etwas ganz Einmaliges. Es war Unterhaltung, wie sie besser nicht sein könnte. Die Verantwortung trug Blumen im Haar. Es war das Paradies, es war WOODSTOCK... Wir hatten Pete Townshend in Franks Wohnung zum Abendessen eingeladen. Wir fütterten ihn, und dann fingen wir an, Wein in ihn hin- einzuschütten und mit ihm über WOODSTOCK zu reden. Pete sagte immer wieder: "Nein, wir wollen nicht. Nach dem Wein kippten wir Brandy in ihn hinein, und gegen fünf Uhr morgens saß Pete völlig erledigt in der Ecke und sagte: Okay. Wir spielen den Gig. Darf ich jetzt schlafen gehen? Bitter David Bird, ein gefragter Poster- Designer jener Zeit, hatte ein Poster entworfen Jugendstil, sehr schön und sehr kunstvoll. Es wurde gedruckt, aber irgendwie traf es nicht. Arnie Skulnick, der das Poster schließlich machte, hatte eine vierjährige Tochter, die mit Bastelpapier und kleinen stumpfen Scheren spielte und Dinge ausschnitt Die Fotografen Ralph Ackermann, Henry Diltz, Dan Garson, Charles Harbutt, Elliott Landy, Lisa Law, Barry Levine, Shelly Rustins, Peter Menzel, Joseph Sia, Burk Uzzle und Baron Wolman haben aus ihren Archiven 1994 den wertvollen Fotoband Woodstock '69 zusammengestellt

46 46 Die 68er Protestbewegung Arnie wollte einfach nichts einfallen, bis er plötzlich ausrief: Ohr Er nahm ihr Papier und Schere weg, schnitt den Vogel und den Hals der Gitarre aus, kam am nächsten Tag hereinspaziert und sagte: Hier. Wir sagten: Toll! Das Poster war geboren. Totaler Zufall... Die erste offizielle Ansage über die Lautsprecheranlage des Festivals war mein Ausruf: Ach du heilige Scheiße! Etwa Leute lachten. Ich erinnere mich, dass ich plötzlich eine große Verantwortung verspürte; dir wird plötzlich klar, dass alles, was du sagst, einen riesigen Einfluss darauf hat, wie die Leute zurechtkommen, ob sie sich amüsieren, wie sie mit dem Regen und der Hitze fertigwerden, wie sie miteinander auskommen. Wir hatten da ein paar sehr gute Leute, Wavy zum Beispiel, als er sagte: Und jetzt bringen wir Leuten das Frühstück ans Bett. Während der Planungen fuhr ich nach Santa Fö in New Mexico und brachte von einer indianischen Schule 25 junge amerikanische Indianer mit. Sie wurden mit der Hog Familie zusammen eingeflogen. Eigentlich waren sie für den Kunstmarkt vorgesehen, aber sie kamen gar nicht dazu, ihre Kunst zu zeigen. Stattdessen mussten sie den Leuten zeigen, wie man Lagerfeuer macht... Richie Havens musste als erster auf die Bühne, denn plötzlich war uns klargeworden, dass wir die Musiker nicht aus ihren Hotels abholen konnten. Bei der State Police gibt es eine Satellitenaufnahme, auf der zu sehen ist, dass die Straßen in einem Bereich von 25 km rund um das Gelände vollständig verstopft waren. Also mussten wir Hubschrauber mieten, anders hätten wir die Leute nicht hereinholen können. Zu Annie, meiner damaligen Frau, hab ich tatsächlich gesagt: Sieh im Branchenbuch unter Hubschrauber' nach und fordere jeden an, den du kriegen kannst." Dann hab ich mir Richie geschnappt und Zu ihm gesagt: Ich weiß, du solltest erst am dritten Tag oder so auftreten, aber du bist der einzige, der hier ist." Er hat drei Zugaben gegeben, und so ist der Freedom-Song erfunden worden. Er hatte nichts mehr auf Lager. Und ich bat ihn, noch ein einziges Mal hinauszugehen, und Richie ging raus, klampfte ein bisschen herum und sang Freedom. Er hat das Publikum mitsingen lassen. Richie hat uns gerettet....wir haben ein Problem nach dem anderen in den Griff gekriegt, weil es so viel guten Willen gab...

47 47 Die 68er Protestbewegung Die Who waren immer noch nicht glücklich darüber, dass Pete sich von Frank und mir hatte breitschlagen lassen, den Gig zu spielen. Sie waren ziemlich fertig und wollten nach Hause. Ihr Manager John Wolf tobte: Wenn wir unser Geld nicht vor dem Auftritt kriegen, treten wir nicht auf, und ich erwiderte: Davon steht nichts im Vertrag. Im Vertrag steht auch nichts von acht Stunden Verzögerung wegen Regens", sagte er. Also nahm ich den Hörer zur Hand und rief John Roberts an. Es war so um elf Uhr nachts und ich sagte: John, ich brauche das Geld für die Who. John hat einen Bankbeamten aus dem Bett geklingelt und jemanden mit dem Motorrad losgeschickt, um das Geld zu holen, damit die Band auf die Bühne ging. Joe MacDonald kam nur deshalb zum ersten Soloauftritt seines Lebens, weil wir nach Richie Havens keinen mehr hatten. Erinnerst du dich an Amsterdam, als wir überlegt haben, ob du's nicht mal alleine versuchen solltest? fragte ich ihn. Ich lieh mir die erstbeste Gitarre aus, drückte sie ihm in die Hand und schob ihn auf die Bühne. Er ging hinaus und war fabelhaft. Solche Dinge sind passiert.

48 48 Die 68er Protestbewegung Hendrix ist zwei Tage lang um das Festival gekreist. Wir haben es nicht geschafft, ihn hereinzubringen und die Bedingungen auszuhandeln, mit denen alle zufrieden waren. Als Jimi dann doch noch auf die Bühne kletterte, spielte er als letzter. Es war vier oder fünf Uhr am Montagmorgen. Ich ging zu meinem Wohnwagen, legte mich aufs Ohr und schlief sofort ein. Ich erinnere mich noch, wie ich aufgewacht bin und die ersten Töne von The Star-Sprangled Banner gehört habe. Lisa Law Von den kosmischen Mächten sicher geleitet, trat ich an John Morris heran und bat ihn um 3000 Dollar. Ich glaube, ich habe meine Sache gut vorgetragen, denn er gab mir das Geld ohne Zögern, und auch heute noch erzählt er die Geschichte, dass ihn in seinem ganzen Leben niemand so eingeschüchtert hat wie ich damals. Hog Farmer Peter White Rabbit und ich marschierten zwei Tage lang durch New Yorker Straßen, kauften Töpfe aus rostfreiem Stahl, Geräte und Pappteller. Dann war unser Geld alle. Das Stadtbüro des Festivals war in derselben Straße. Kann ich noch einmal 3000 Dollar haben?" fragte ich, zog wieder los und besorgte 1500 Pfund Bulgur-Weizen, 1500 Pfund gewalzten Hafer, getrocknete Aprikosen, Korinthen, Honig, Weizenkeime und riesige Bottiche mit Sojasoße. In Chinatown erstand ich einen Jadebuddha als Schutzpatron für unsere Küche. Wir bauten uns eine Küche mit großen Schneide- und Servierflächen, und sobald die fünf Gasherde installiert waren, fingen Freiwillige mit dem Kochen an und hörten erst wieder damit auf, als das Festival vorbei war. Wir richteten fünf Essensausgaben ein, an denen zehn Reihen von Leuten bedient werden konnten. Mittags und abends gab es Bulgur mit Gemüse. Zum Frühstück servierten wir Müsli, nicht besonders wohlschmeckend, aber nahrhaft. Da ich auf gesunde Ernährung stand, hielt ich nahrhafte Kost für eine der wichtigsten Waffen im Kampf gegen die Elemente. Die Elemente zeigten sich in der Nacht zum Freitag. Die Bühne war beinahe fertig und die Zäune wurden errichtet, aber es mussten einfach zu viele Zäune errichtet werden, und sie kamen gar nicht mehr dazu, die Drehkreuze einzubauen. Immer mehr Leute kampierten draußen auf dem Gelände. Sie gingen einfach bis zum Zaun, trampelten ihn nieder und stiefelten

49 49 Die 68er Protestbewegung drüber hinweg. Dann ließen sie sich auf mitgebrachten Planen nieder, rollten ihre Schlafsäcke zu Kissen zusammen, zogen die Hemden aus, ließen sich die Sonne auf den Pelz brennen und warteten auf die Musik. Bis Freitagmorgen dürften schon an die dieser Besatzer auf dem Gelände gewesen sein. Die Veranstalter sagten zu meinem Mann Tom Law und Wavy, dass es an der Zeit sei, das Gelände zu räumen und damit anzufangen, Eintritt zu kassieren. Wavy erwiderte: Wollt ihr einen schönen Film oder einen Horrorfilm?" Es wurde ein Gratisfestival... Die freie Bühne beim Lager der Hog Farm hatte ihre eigene Musik und ihr eigenes Publikum. Manche Leute haben die große Bühne gar nicht zu sehen gekriegt. Überall säumten Zweimannzelte, Tipis und Wohnanhänger die Hügel. Die Leiter des Festivals hatten dienstfreie Polizisten für die Regelung des Verkehrs und der Besucherströme engagiert. Sie trugen T-Shirts mit der Aufschrift PLEASE FORCE. Sie sollten eine friedliche Ordnungstruppe sein. Das Konzept ging auf. Da half einer dem anderen, seine Leute nicht zu verlieren. Es regnete am Freitagabend und immer wieder mal während des ganzen Festivals. Die grünen Hügel verwandelten sich in Schlammpisten. Wenn es zu regnen anfing, standen die Leute auf und ließen das Wasser zwischen den Füßen durchlaufen. Und dann setzten sie sich wieder hin, weil keiner seinen Platz verlieren wollte. Jeder teilte seine Lebensmittel mit den anderen... Ich weiß, es gab in Woodstock auch Musik. Man hat mir erzählt, dass Crosby, Stills and Nash hier ihren zweiten Gig überhaupt gespielt haben, dass Santana um die Gunst des Publikums gebuhlt hat. Richie Havens hat Freedom direkt auf der Bühne erfunden, als ihm die Songs ausgegangen waren. Country Joe MacDonald hat die Leute dazu gebracht, F-U- C-K zu brüllen und Jimi Hendrix hat die Nationalhymne gespielt und dabei seine Gitarre zum Singen gebracht, wie noch niemand vor ihm. Aber Woodstock, das waren für mich die Leute, das war das Auskommen miteinander, das Teilen, die Sorge, das Verarzten, das Füttern. Wir waren zum ersten mal für etwas verantwortlich, und wir haben der Welt gezeigt, wie das Leben sein könnte. Wir haben die Woodstock - Generation entstehen lassen. Wir hätten die Welt verändern, ihr eine neue Ordnung geben können", hat Graham Nash geschrieben. Ob dieses Gefühl jemals wieder entstehen kann? Ich würde gerne

50 50 Die 68er Protestbewegung daran glauben. Deshalb behaupten heute über 20 Millionen Menschen auf der Welt, sie seien in Woodstock gewesen. John Roberts Sehr viel Zeit haben wir damit verbracht, uns zu überlegen, was wir eigentlich wollten. Schließlich einigten wir uns auf das Konzept Frieden und Musik. Und Frieden sollte nicht bloß ein Schlüsselwort für die Forderung Raus aus Vietnam" sein. Frieden, das war die Kurzformel für: Nimm dir ein Wochenende frei von allem, was dich bedrückt. Komm raus aufs Land und amüsier dich ein bisschen..." Uns kam immer häufiger zu Ohren, da die Leute in den angrenzenden Gemeinden sich über lange Haare, Drogen und was weiß ich nicht alles aufregten. Man muss sich vor Augen führen, was 1969 für eine Stimmung im Land herrschte. Leute unter 25 mit langen Haaren wurden von Leuten über 25 mit kurzen Haaren jeglicher Art unnatürlichen Verhaltens verdächtigt, und wir spürten, dass wir in dieses Feuer nicht auch noch Öl schütten durften. Deshalb haben wir die Leute, die uns beim Aufbau geholfen haben, gebeten, keine Drogen zu nehmen und sich so zu verhalten, dass die Anwohner nicht beunruhigt würden. Ich kann mich noch lebhaft erinnern, wie Joel und ich am Freitagmorgen gegen ein Uhr früh auf die Idee kamen, eine Fahrt zu den Parkplätzen zu machen. Die meisten waren leer. Bei dieser Gelegenheit knatterten wir mit unseren Motorrädern auf einen der Hügel. Ich weiß noch, wie wir den Blick in Richtung Festival über die Hügel schweifen ließen und nichts als Lagerfeuer sahen. Ich hatte die Assoziation einer riesigen Armee in der Nacht vor der Schlacht. Ich fühlte mich an Heinrich V. erinnert. Es war eine stille trübe Nacht. Joel und ich sahen uns mit diesem Blick einer wilden Vorahnung" an. Was bedeutet das alles für uns, und was wird uns der nächste Tag bringen? Es war ein wundervoller Moment, an den ich mich immer erinnern werde. Tara Roberts (nicht verwandt oder verschwägert mit John) Lange vor der Musik und den Touristen wohnten in Woodstock bereits viele Beatniks. Ich erinnere mich an meine Kindheit in den frühen Sechzigern, als in

51 51 Die 68er Protestbewegung Woodstock Leute ohne Hemd, mit langen Haaren und Perlenketten auf der Straße herumliefen, zu einer Zeit, als man solche Typen noch merkwürdig fand. Wir wuchsen Tür an Tür mit Bob Dylan auf, und manchmal gingen wir hinüber und hörten zu, wie er mit Joan Baez, Jimi Hendrix oder Janis Joplin zusammenspielte. Wir hatten nicht die leiseste Ahnung, wer diese Leute waren, aber uns gefiel die Musik... Ich habe den Eindruck, dass die Idee zum Festival auf den samstäglichen Soundins geboren wurde, die auf Pam Coplands Wiese statt- finden. Wir gingen hin und hörten diesen ganzen Rockgrößen bei ihren Jam-Sessions zu Janis Joplin, Bob Dylan, Jimi Hendrix und Richie Havens. An Jimi Hendrix und Janis Joplin kann ich mich am besten erinnern, weil ihre Musik so intensiv war. Michael Lang wollte das Festival in Woodstock machen, aber die örtliche Lärmverfügung verhinderte das. Auch wenn Woodstock vor den sechziger Jahren nicht als Ort bekannt war, in dem Musik gemacht wurde, so war es doch schon immer ein Ort der alternativen Lebensstile gewesen. Es war auch eine bekannte Künstlerkolonie. Überall in Byrdcliffe hausten die Künstler, und dort hatten die Mieten sich ihren Möglichkeiten angepasst. Interpreten und Komponisten klassischer Musik kamen im Sommer nach Woodstock, um an den MAVERICK-KONZERTEN teilzunehmen. Es gab also schon eine große Gruppe von Künstlern, Musikern, Dichtern und Komponisten. Ich glaube, dieses Festival war nur die ganz natürliche Metamorphose der gesamten Geschichte Woodstocks - einer Ansammlung freier und fortschrittlicher Denker und kreativer Menschen. Barbara Rissmann An diesem (Freitag-) Vormittag gingen wir zum Festivalgelände. Unbeschreiblich viele Menschen waren dort. Splitternackte Kinder liefen herum, Eltern trugen ihre Babys auf den Schultern, und überall gab es Drogen. Die Leute ließen Joints herumgehen. Jemand hat mich vor braunem Acid gewarnt, aber rundherum herrschte eine warme Stimmung und ein echtes Zusammengehörigkeitsgefühl. Es gab welche, die Schmuck und sowas verkauften, und die Leute badeten in Flüssen und unter Wasserfällen. Es war einfach toll, dort zu sein....

52 52 Die 68er Protestbewegung Crosby, Stills and Nash haben gespielt, und das war phantastisch. Bei Janis Joplin waren wir so nah dran, dass man die Schweißperlen sehen konnte, die ihr beim Singen um den Kopf flogen. Es war einfach irre. Die Who warfen ihre Instrumente in die Luft und zertrümmerten sie auf der Bühne, und die Fransen an Roger Daltreys Jacke waren einfach irre. Kein Mensch hat geschlafen, wir haben die Nacht durchgemacht bis zum Morgengrauen. Gegen Morgen spielte Jefferson Airplane. Alle diese Gruppen spielten und die Sonne ging auf. Es war wirklich phantastisch... Als ich am Nachmittag zuhause ankam, waren meine Eltern außer sich. Sie hatten schreckliche Angst gehabt, weil sie in den Nachrichten gehört hatten, dass Woodstock zum nationalen Katastrophengebiet erklärt worden war, dass dort Leute gestorben waren und es nicht genug Lebensmittel und Wasser, dafür aber jede Menge Drogen gegeben hatte.... Die Medien haben sich bestimmte Aspekte herausgepickt den Tod des Jungen, die Leute, die auf schlechten LSD-Trips waren, den Schlamm. Mir wurde klar, dass etwas noch so friedliches ablaufen und alle dasselbe Ziel haben konnten die Presse würde immer anders darüber berichten. Meine Eltern waren sauer, dass ich hingefahren bin, aber ich war glücklich. Ich werde WOODSTOCK nie vergessen. Wes Pomeroy In Jahre 1968 bildete ich Polizeioffiziere in Methoden der Prävention und Kontrolle von Aufruhr aus... Nachdem ich den Dienst quittiert hatte, gründete ich Pomeroy Associates. Kurz darauf besuchte mich Stan Goldstein, um mit mir über ein Festival in Woodstock zu reden, zu/dessen Organisatoren er gehörte. Nachdem ich mich davon überzeugt hatte, dass ich mit den Vorstellungen der Veranstalter über die Aufrechterhaltung der Ordnung übereinstimmte und sie weder Waffen noch Schlagstöcke auf dem Gelände sehen wollten, sagte ich: Gut, ich arbeite mit euch zusammen." Noch wusste ich nicht, dass ich schließlich den ganzen Laden schmeißen würde... Ich habe für die Organisation der Sicherheit einen Haufen Lorbeeren geerntet, dabei haben doch alle daran mitgearbeitet, das ganze Umfeld; das alles war Teil

53 53 Die 68er Protestbewegung einer Dynamik, bei der ein Rad ins andere griff. Nachdem es vorbei war, blieb ich noch eine Woche, denn es gab noch eine Menge aufzuräumen, und wir hatten doch gerade erst angefangen. John hatte seine Kreditgrenze weit überschritten, und der Manager der örtlichen Bank war so beunruhigt, dass wir schon befürchteten, er könnte Selbstmord begehen, weil er uns so viel Geld bewilligt hatte. Farmer kamen zu uns und sagten, Ich habe hier zehn Morgen, und die Leute haben alles plattgetrampelt', und wir haben sie gefragt: Was hattest du dort angebaut?' Als wir fertig waren, wussten wir genau, was ein Morgen Luzerne und Mais wert war. Wir zahlten sie aus, so lange wir Geld dafür hatten. Aber mit dem letzten Geld mussten wir die Ärzte bezahlen.

54 54 Die 68er Protestbewegung Wir mussten die Leute beruhigen, die für uns gearbeitet hatten: Wir wissen, wer ihr seid und wir werden uns um euch kümmern, keine Sorge." Ich war ziemlich zuversichtlich, dass ich die Wahrheit sagte. Ich wusste zwar nicht, wie John es machen wollte, aber nach meiner Einschätzung würde er die Leute bezahlen, denen er es versprochen hatte. Und er tat es auch. Dodee Giebas Nachdem wir die ganze Nacht gefahren waren, verbrachten wir die erste Nacht in der Nähe von Woodstock in einem Stau, der bis zum Festivalgelände reichte. Das ganze wurde zu einer riesigen vorwärts- kriechenden Straßenparty in ländlicher Umgebung. Aus acht Kilometern Entfernung konnte man die Musik schon deutlich hören. Die Akustik war phantastisch, weil man die Bühne auf eine Wiese gesetzt hatte, um die herum das Land eine Schüssel bildete, ein natürliches Amphitheater. Viele Leute kletterten aus ihren überfüllten Vehikeln und gingen zu Fuß zum Gelände. Unser riesiger, gemütlicher Laster lud viele der Fans zu einem Besuch ein, und wir gaben ihnen, was sie für ihr leibliches Wohl brauchten. So entstanden neue Freundschaften... Ich kann nicht für alle sprechen, die bei WOODSTOCK waren, aber meine Leute sind wegen der Musik gekommen. Wir waren die Gegenkultur", der Underground", und die Musik war unsere Stimme. Die Musiker waren unsere Helden, von uns dazu auserwählt, von unseren Idealen und unserem Lebensstil zu singen. Alle waren sie da... Drogen gehörten zu unserem Lebensstil; es wurden Songs über die Erfahrung mit Drogen gespielt. Die Grateful Dead spielten High on Cocaine und die Jefferson Airplane trugen ihr gespenstisches White Rabbit vor. Wir hörten Jimi Hendrix` Purple Haze, das vom Liebesleben im LSD-Rausch berichtet: Scuse me while I kiss the sky..." Einmal hat ein Hubschrauber Tausende von Gänseblümchen aus dem Himmel fallen lassen. Die Gänseblümchen wirbelten herunter zur Erde, ihre kleinen Köpfe drehten sich wie Propeller. Wir haben sie aufgefangen. Tausende standen da mit Gänseblümchen in der Hand. Wir waren die Blumenkinder, und die Blümchen waren unser Symbol ein Symbol der Sanftmut und der Schönheit. Unbeschreiblich!

55 55 Die 68er Protestbewegung Michael Lang WOODSTOCK war ziemlich genau das, was wir uns davon erhofft hatten, nur wesentlich größer.... Es hat uns viel Zeit gekostet, die Dinge zu vermeiden, die bei anderen Shows schiefgelaufen sind. Ich war bei anderen Veranstaltungen und habe die Probleme erlebt. Es gab jede Menge Krawalle, und mir ist aufgefallen, dass sie immer von den Sicherheitsleuten angezettelt wurden; das waren geplante Konfrontationen, und die kamen mir ganz schön idiotisch vor. Stanley Goldstein hatte die Idee, die Leute von der Hog Farm als Sicherheitsdienst einzusetzen eine phantastische Idee. Wir wollten Woodstock zu einer sozialen Manifestation machen. Wir haben es als eine Art Versammlung der Stämme konzipiert. Wir haben versucht, alle Bands zu bekommen, die in dem Jahr wichtig waren; und all die Leute, die man damals überall im Land treffen konnte, die sollten dort zusammenkommen und mehr oder weniger ausprobieren, ob sie diese Idee tatsächlich leben konnten - diesen Traum. Und sie waren ganz schön nah dran... Es lag eine ganz erstaunliche Stimmung in der Luft, man konnte sie schon auf der Schnellstraße spüren, auf den Zufahrtswegen zum Festival, meilenweit. So viel positive Energie auf einem Fleck, das ist beeindruckend. Wir haben das Festival so konzipiert, dass die Musik nicht wichtiger oder weniger wichtig war als jedes andere Element. Die Menschen waren die Stars, und die Bands, das waren schließlich auch Menschen, deshalb war die Musik ein wichtiger Teil davon, aber nicht wichtiger als alles andere. Die Musiker sollten in alphabetischer Reihenfolge auftreten, also gab auch keine Stars. Es war wirklich unsere Absicht, das Augenmerk auf die ganze Veranstaltung zu lenken, nicht auf eine einzelne Sache, und das hat sich für uns ausgezahlt. Allan Gordon Wir spürten alle, dass etwas Großes bevorstand, aber niemand ahnte dieses gewaltige Ausmaß. Die Stadt (Woodstock) selber platzte vor Musik aus den Nähten. Ich erinnere mich an einen Abend, da spielte Santana im Elephant Cafe,

56 56 Die 68er Protestbewegung Van Morrison sang im Sled Hill Cafe und Jonny Winter spielte im Cafe Espresso. Kurz vorm Festival probte Jimi Hendrix sein Star Sprangled Banner im Kino der Tinker Street, und er spielte es dann auf dem Festival. Odetta war in der Stadt, und Paul Butterfield spielte ebenfalls... Ich hatte so etwas wie eine spirituelle Offenbarung; plötzlich erkannte ich die Einheit allen Lebens und war überzeugt, dass die Welt selber sich deshalb radikal verändern müsste. Im Laufe der Jahre musste ich dann feststellen, dass sich das Leben vieler Menschen längst nicht so radikal verändert hatte wie mein eigenes. Die meisten Leute waren in die ökonomische Tretmühle des Alltagslebens zurückgekehrt... WOODSTOCK war wie eine kosmische Explosion, die uns für einen Augenblick innehalten ließ. Ich möchte es mit dem Film Unheimliche Begegnung der dritten Art vergleichen, wo die Leute durch das Licht aus diesen Raumschiffen geblendet und zu diesem Ort gelockt werden. Sie müssen dorthin gehen, und nichts steht ihnen im Weg. Zum Schluss wird das Ziel zu einer wundervollen Erfahrung für sie. Woodstock war eine Manifestation des Göttlichen in der Menschheit.

57 57 Die 68er Protestbewegung

58 58 Die 68er Protestbewegung Das Oberhausener Manifest Noch zu Beginn der sechziger Jahre stammte ein Drittel aller gedrehten deutschen Filme von Regisseuren, die ihren Beruf bereits im Dritten Reich erfolgreich ausgeübt hatten. Nach dem unaufhaltsamen Aufstieg der Kinobranche bis zum Jahr 1956, mit Filmen wie Sissi I, Das Schweigen im Wald, Charley's Tante, Die Deutschmeister u. a., folgte der jähe Absturz. Schon 1953 hatte sich die Regierung von der Ufa weit unter Wert getrennt, indem sie die Deutsche Bank aufforderte, drei voneinander getrennte Gesellschaften zu gründen wurden die drei zu einem Konsortium vereint, dem die Deutsche und die Dresdener Bank vorstanden. Aber schon 1961 ging der Produktions- und Kinokettengigant Konkurs, die meisten Vermögenswerte wurden von der Bertelsmanngruppe übernommen, die die UFA-Schulden für Steuerabschreibungen nutzte. Seit 1956 hatte sich die Zahl der Kinobesucher fast halbiert. Nicht der Siegeszug des Fernsehens, das damals noch so gut wie keine Kinofilme ausstrahlte und 1961 erst in knapp 5 Millionen Haushalten zu empfangen war, war der Grund für den Niedergang der deutschen Kinokultur, sondern wie Walter Schmieding formulierte, statt sich neu zu orientieren, hielt der deutsche Film beharrlich am Alten fest, statt nach geistiger Erneuerung strebte er nach Restauration. Als im Jahre 1962 die deutsche Filmwirtschaft ihren Tiefpunkt erreicht hatte, erklärten sechsundzwanzig Filmenthusiasten - Filmemacher, Schreiber und Künstler, bei den VIII. WESTDEUTSCHEN KURZFILMTAGEN in Oberhausen: Papas Kino ist tot! Der Zusammenbruch des konventionellen deutschen Films entzieht einer von uns abgelehnten Geisteshaltung endlich den wirtschaftlichen Boden. Dadurch hat der neue Film die Chance, lebendig zu werden. Die Erfolge deutscher Kurzfilme auf internationalen Festivals zeigen, dass die Zukunft bei denen liegt, die bewiesen haben, dass sie eine neue Sprache des Films sprechen. Wir erklären unseren Anspruch, den deutschen Film zu schaffen. Dieser Film braucht neue Freiheiten, Freiheit von den branchenüblichen Konventionen. Freiheit von der Beeinflussung kommerzieller Partner. Freiheit von der Bevormundung durch Interessengruppen. Wir haben von

59 59 Die 68er Protestbewegung der Produktion des neuen deutschen Films konkrete geistige, formale und wirtschaftliche Vorstellungen. Wir sind gemein- sam bereit, wirtschaftliche Risiken zu tragen. Der alte Film ist tot. Wir glauben an den neuen. Unterzeichnet wurde das Oberhausener Manifest u. a. von Alexander Kluge, Peter Schamonie, Haro Sanft, Franz-Josef Spieker, Hans Rolf Strobel, Herbert Vesely, Edgar Reitz. Der in Oberhausen propagierte Slogan: Papas Kino ist tot! - orientierte sich offenkundig am Programm des französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle: Papas Algerien ist tot. Das neue Qualitätsbewusstsein der deutschen Filmemacher speiste sich von den Bestrebungen in Frankreich. Dort hatten sich im Umkreis der Cahiers du Cindma filmbesessene junge Leute zusammengetan, die mit viel Phantasie und wenig Geld eine neue Art des Filmemachens kreierten. Französichen Regisseure wie Alain Resnais, Jean Luc-Godard, Jacques Rivette, Claude Chabrol, Eric Rohmer, Francois Truffaut und andere Begründer der Nouvelle vague hatten das Bewusstsein einer ganzen Branche und auch den Blick des Publikums revolutionär verändert. Mit der Durchsetzung der Neuen Welle" und dem Bekanntwerden der Schwarzen Serien" hatten sich auch in Deutschland zunehmend Filmclubs und Cineasten-Zirkel gebildet. Schlöndorff einer der Jungfilmer, der in Frankreich bei Louis Malle und Alain

60 60 Die 68er Protestbewegung Resnais sein Handwerk gelernt hatte, antwortete 1961 auf die Frage nach seinen zukünftigen Plänen: Ich werde in mein Land zurückkehren, um Kino zu machen - denn dort gibt es keines! Bis in die Mitte der sechziger Jahre gab es keine Filmakademien in der Bundesrepublik. Auf Antrag der Oberhausener Gruppe wurde 1962 an der Hochschule für Gestaltung in Ulm das Institut für Filmgestaltung begründet wurde die deutsche Kinemathek in Berlin eingerichtet, in der Hoffnung auch in Deutschland ein Zentrum für Filmkultur aufzubauen. Einem Erlass des Bundesinnenministers von Ende 1964 folgte die Gründung des Kuratoriums junger deutscher Film, das in den folgenden Jahren zunehmend Anschubsfinanzierungen für deutsche Produktionen leistete. Im Herbst 1966 veranstaltete die neu gegründete Berliner Filmakademie ihr erstes Seminar, und ein Jahr später konnte der Filmnachwuchs auch in München an der Film- und Fernseh-Akademie studieren. Wie ihre Kollegen vom New American Cinema und der Nouvelle Vague hatten die "Oberhausener" mit ihren professionellen Dokumentarfilmen und Kurzspielfilmen, fast ausnahmslos preisgekrönte Arbeiten, begonnen eine neue Sprache des Films zu sprechen. Die neuen Filme experimentierten mit den Möglichkeiten, die ihnen das Medium bot. Viele der jungen deutschen Filmemacher kamen aus dem Dokumentarfilmbereich und setzten sich kritisch mit Themen der deutschen Vergangenheit auseinander. Häufig arbeiteten sie mit Collagen, bzw. Montagen aus Interviews, dialogischen und deskriptiven Inszenierungen, gefundenen Realitätspartikeln wie Fotos oder Dokumentaraufnahmen sowie Filmtricks und Zwischentitel. Kluge formulierte seinen Anspruch an einen neue Art des Films: Der Film stellt sich im Kopf des Zuschauers zusammen, und er ist nicht ein Kunstwerk, das auf der Leinwand für sich lebt. Der Film muss deswegen mit Assoziationen arbeiten, die vom Autor im Zuschauer ausgelöst werden. Das fordert eine indirekte Methode, bei der das, was nachher im Kopf vorgestellt werden soll, niemals direkt abgebildet wird. (in: 100 Jahre Film, Hilmar Hoffmann, Düsseldorf, 1995)

61 61 Die 68er Protestbewegung Das Andere Kino" contra Oberhausener Die Generation nach Oberhausen erklärte die Gegner von Papas Kino zu Großvätern und hielt deren offiziellen Betrieb das Andere Kino entgegen wurde einzelnen Filmemacher, die sich um Helmut Herbst herum gruppierten, klar, dass sie etwas Gemeinsames hatten, das durchzusetzen einer Organisation bedurfte - außerhalb und neben den offiziellen Einrichtungen der deutschen Filmindustrie und Kulturverwaltung." Ausschlaggebend für diese Entwicklung waren die diskriminierenden Vorführbedingungen bei der INTERNATIONALEN FILMWOCHE in Mainz Die Filmschau DER DEUTSCHE FILM 1967 zeigte zwar die ersten repräsentativen Beispiele - Hamburger Filmemacher: Erlebnis der Puppe (1966) von Franz Winzentsen und

62 62 Die 68er Protestbewegung Warum hast du mich wachgeküsst? (1967) von Hellmuth Costard, aber so schlecht, dass die wenigen Zuschauer weder Ton noch Bild in entsprechender Qualität wahrnehmen konnten. Von da an gab es ein NEUES DEUTSCHES FILMFESTIVAL in Hamburg -...damit man endlich einmal wisse, auf welchem Niveau der deutsche Kurzfilm stehe." (D. Kuhlbrodt) Im November 1967 organisierte Grassmann das sechzigstündige FILM-IN. Nekes, Vorsitzender des studentischen Filmclubs Bonn und Dore O., besuchten eher zufällig diese Veranstaltung. Nekes hatte schon in Bonn einige Off- Veranstaltung organisiert. Seine Filme waren 1966 bei der INTERNATIONALEN FILMWOCHE in Mannheim und 1967 in Oberhausen abgewiesen worden. Die Veranstalter hatten nicht einmal daran gedacht, Projektionsmöglichkeiten für andere als 35-mm-Filme zu schaffen. Der Zeitpunkt sich mit den in Hamburg versammelten Filmemacher zu einer Kooperative zusammenzuschließen, kam im November Inspiriert durch das Programm der amerikanischen Film Makers Cooperative, (einer unabhängig arbeitenden Cooperative, die sich vom kommerziellen Kinobetrieb völlig freigehalten hatte) begann im Dezember 1967 die Filmemacher Coop in der Brüderstr. der Hamburger Neustadt zu arbeiten. Auf dem vierten INTERNATIONALEN EXPERIMENTALFILM - WETTBEWERB in Knokkele-Zoute trafen die drei Hamburger Nekes, Dore O. und Winzentsen auf andere deutsche Filmemacher wie z.b. Schroeter, Rosa Praunheim. Das Klima unter den Filmschaffenden in Knokke-le-Zoute, ihre Diskussionen, Resolutionen und Provokationen ließen die Filmemacher zu dem Schluss kommen, an etwas Gemeinsamen zu arbeiten - das Andere Kino" vom Februar fand das Andere Kino" seine erste große Bühne auf der HAMBURGER FILMSCHAU 1968 in den Kammer-Lichtspielen der Hamburger Filmemacher Cooperative. Alle eingereichten Filme wurden gezeigt: Tag und Nacht. Die erste freie und unabhängige Filmschau. In drei Tagen bot sich das komplette Bild eines neuen deutschen Films. (Kuhlbrodt) Auch der Film von einem gewissen Werner Fassbinder Das kleine Chaos (1967) aus München wurde gezeigt.

63 63 Die 68er Protestbewegung Der Herausgeber der Zeitung Filmartikel, Helmut Herbst, lieferte die Definition des Anderen Kinos: 1. Filme mit einem hohen Anteil an Innovation, die von den traditionellen Gewohnheiten des Filmkonsums benachteiligt werden; 2. politische Filme, die wegen ihrer Systemkritik bisher keine Chance hatten; 3. Filme, denen die sogenannten bürgerlichen Sittengesetze gleichgültig sind; 4. Filme, die eher dem Bereich der bildenden Kunst zuzurechnen sind, als den traditionellen Filmkategorien; 5. Filme, die wegen ihrer ungewöhnlichen Technik (z.b. 16- mm-filme, Mehrfachprojektionen, lntermedium etc.) eine neue Vertriebsorganisation benötigen. Die Cooperative als Organisationsform ermöglicht den Filmen des Anderen Kinos die Unabhängigkeit vom Establishment und seinen repressiven Einrichtungen wie freiwillige Selbstkontrolle, Filmbewertungsstelle der Länder, Filmförderungsgesetz. Die Hamburger Cooperative organisierte sich selbst und verlieh ihre Filme für drei Mark pro Meter, nach Österreich (Austria Filmmakers Cooperative), in die Schweiz (Cooperative) und nach Italien (Alfredo Leonardie). Im März 1968 richtete sie die erste regionale Ausspielungsstätte in Köln ein. Ende April folgte München. In Hamburg selbst gab es wöchentliche Aufführungen im Beatlokal Grünspan auf der großen Freiheit. Doch das Establishment, allem voran der Kulturbetrieb des Fernsehens reagierte und verhalf einigen Filmemacher zu Ansehen und Geld, was zu Solidaritätsverlust innerhalb der Cooperative führte. Es kam zu Abgrenzungen, Ausgrenzungen und Gruppenkämpfen. Der eine, Nekes, gewann akademische Ehren und wurde Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Andere tauchten in der Drogenszene unter. Wieder andere fanden Anschluss an die professionelle Filmbranche. Und einigen war der Film eher zufälliges Instrument im

64 64 Die 68er Protestbewegung Kampf gegen den Klassenfeind. Die Bewegung des Anderen Kinos" verlor ihr organisatorisches Zentrum, aber sie behielt, vielleicht gerade deswegen, ihre Lebendigkeit. (Dietrich Kuhlbrodt, Querblicke - Vom Anderen Kino zum jüngsten deutschen Film in: Abschied von Gestern, Deutsches Filmmuseum, Frankfurt am Main)

65 65 Die 68er Protestbewegung

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