Tauchtauglichkeit und ADHS. Hamburg 28. Februar 2010
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- Calvin Hauer
- vor 6 Jahren
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1 Tauchtauglichkeit und ADHS 1
2 Inhalt 1. Definitionen 2. Begleiterkrankungen 3. Symptome 4. Epidemiologie 5. Ursachen der ADHS 6. Diagnosekriterien 7. Diagnostik 8. Therapie (allgemein) 9. Was sagt die GTÜM? 2
3 Definition Aufmerksamkeitsdefizit / Hyperaktivitätsstörung (ADHS) Aufmerksamkeitsdefizit Hyperkinetische Störung Treten häufig in Kombination auf Führen zu Störungen in der Wahrnehmung in sozialen Bezugssystemen Deutliches Leiden oder Beeinträchtigung der sozialen, schulischen oder beruflichen Funktionsfähigkeit Impulsivität 3
4 Kriterien der AD(H)S In einem für den Entwicklungsstand des Betroffenen abnormen Ausmaß Vor dem Alter von 6 Jahren In mindestens zwei Lebensbereichen/Situationen Mindestdauer 6 Monate Oft mit Komorbiditäten Quelle: Leitlinien der Dt. Ges. f. Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie e.v. AWMF online; Leitlinie der AG ADHS der Kinder- und Jugendärzte, AWMF online 4
5 Mögliche Begleiterkrankungen bei AD(H)S AD(H)S (allein) 31% 40% Oppositionelles Trotzverhalten Tic- Störung Störung des Sozialverhaltens 11% 14% 34% affektive Störung / Angststörung n = Jensen et al., Archives of General Psychiatry, MTA study; 1999
6 Weitere Begleiterkrankungen Lese- und/oder Rechtschreibschwäche (Legasthenie) Rechenschwäche (Dyskalkulie) Lernstörungen Sprach-, Sprechstörungen Depressive Störungen Zwangsstörungen Visuelle und/oder auditive Wahrnehmungsstörung Motorische Koordinationsstörung Epilepsie 6
7 Definition ADS Nur interessenabhängige Konzentrationsfähigkeit Störung des Kurzzeitgedächtnis Reduzierte Aufmerksamkeitsspanne in fremdbestimmten Situationen Erhöhte Ablenkbarkeit und Verträumtheit 7
8 Definition Impulsivität Keine Kontrolle über eigene Impulse HB-Männchen mangelndes Gefahrenbewusstsein handelt erst, denkt danach redet ohne Ende, platzt dazwischen HB-Männchen ( Bruno ) 8
9 AD(H)S und Genetik AD(H)S tritt familiär gehäuft auf Wiederholungsrisiko bei einem weiteren Kind liegt bei 30%, wenn die Eltern selbst nicht betroffen sind. Ist ein Elternteil betroffen, steigt das Wiederholungsrisiko für ADHS auf 34% an. Sind beide Eltern betroffen, liegt das Wiederholungsrisiko für ADHS bei 70%. Die Konkordanzrate für AD(H)S beträgt bei eineiigen Zwillingen 81%, bei zweieiigen 29%. Quelle: Faraone, Biederman; Biological Psychiatry 1998; 44: Edelbrock et al., J Child Psychol Psychiatry 1995; 36: Gillis et al., J Abnorm Child Psychol 1992; 20:
10 Diagnose nach ICD-10 / DSM-IV ICD-10 DSM-IV Symptome (alle situationsübergreifend) Aufmerksamkeitsstörung Hyperaktivität Störung des Sozialverhaltens Aufmerksamkeitsstörung Aufmerksamkeitsstörung Hyperaktivität/ Impulsivität mit ohne ohne Impulsivität Hyperaktivität/ Impulsivität Hyperaktivität/ Impulsivität Aufmerksamkeitsstörung Diagnosen F 90.0 Einfache Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörung F 90.1 Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens ADHS: Mischtyp ADHS: Vorwiegend unaufmerksamer Typ ADHS: Vorwiegend hyperaktivimpulsiver Typ 10
11 Diagnostik der AD(H)S (allgemein) AD(H)S-Diagnostik erfordert viel klinische Erfahrung Es gibt keinen singulären, diagnostischen Test für AD(H)S Es gibt verschiedene Diagnose-Algorithmen, alle sind jedoch aufwändig! Jede Therapie sollte im Verlauf evaluiert werden! 11
12 Dopaminerge und noradrenerge Transmittersysteme im ZNS Vorderes Aufmerksamkeitssystem Hypothalamus Frontaler Cortex Hinteres Aufmerksamkeitssystem Substantia nigra Präsynaptisches Neuron Dopamin-ß-Hydroxylase DA Transporter DA Dopamin: wesentliche Rolle bei Motivation und Aufmerksamkeit Nucleus caudatus Hypophyse entorhinaler Cortex Locus coeruleus Noradrenalin: wesentliche Rolle Bei Aufmerksamkeit ventrales Tegmentum D1 D4 D5 D2 D3 Postsynaptisches Neuron D = Dopaminrezeptor DA = Dopamin 12
13 Diagnostik der AD(H)S (Vorgehen) Screening (10 min.) Eingangsdiagnostik (60 min.) Für Beratung und Verhaltenstherapie Ergänzende Verfahren Differenzierende Diagnostik Individuelle Verlaufskontrolle Für die medikamentöse Therapie und zur Titration Zur ADHS-Bogen Klin. Symptomatik Fragebogen Anamnese/Untersuchung ADHS-Bogen Elternfragebogen Checkliste für Exploration und Screeningbogen Differenzialdiagnostik Beurteilung Diagnostik AD(H)S zur über Individuelle Explorationsschema medikamentösen Problem- komorbider Probleme Verlaufskontrolle für hyperkinet. und im Störungen Therapie situationen in der Rahmen oppositionelle des Explora- Intelligenz- Fragebogen Familie und tionsschemas Verhaltensstörungen Klinische Bei Leistungsdiagnostik Fragebogen Diagnose-Checkliste medikamentöser Exploration über Familiendiagnostik und Therapie Nebenwirkungen für Beurteilung hyperkinetische (zusätzlich) Somatische Verlaufskontrolle Elterninterview Beurteilungsbogen Störungen Diagnostik zur im Fragebogen Eltern-Kind- zur Rahmen Titration der FBB-HKS Checkliste Fremdbeurteilungs- zur medikamen- Interpretation tösen bogen Therapie für hyperkinetische Störungen über Fragebogen Nebenwirkungen (Eltern & Lehrer/ Erzieher) 13
14 Pharmakodynamik von Methylphenidat Dosisabhängige Ausprägung der Effekte: Verminderung der Dopamin-Wiederaufname durch Blockade des Dopamintransporters (DAT) Vermehrte Freisetzung von Noradrenalin bei Akutgabe Verminderung der Noradrenalinund Serotonin-Wiederaufname Hemmung der Mono-Amino- Oxidase 14
15 These: Ein Patient der gesund ist, ist nur schlecht untersucht! Quelle: Krause et al., Psycho 2000; 26:
16 Pharmakodynamik: Methylphenidat reduziert DAT-Dichte Dopamintransporterdichte (DAT) im Striatum (erwachsener ADHS-Patient; Tc 99m SPECT) 16 Patient ohne MPH Patient mit MPH Gesunder Dichte erhöht Dichte normalisiert Proband Quelle: Krause et al., Psycho 2000; 26:
17 Pharmakokinetik von Methylphenidat Pharmakokinetik Wirkbeginn nach Minuten Wirkmaximum nach 1-3 Stunden Wirkdauer ca. 2,5-4(6) Stunden Halbwertszeit ca. 2,4 Stunden Quelle: Swanson et al., Behav Brain Res 2002; 130:
18 Zusätzliche Wirkungen von Methylphenidat Appetitverminderung (initial) Verlängerung der Einschlaflatenz ohne Veränderung des Schlafmusters Bei höheren Dosen kann ein depressives Syndrom auftreten Sympathikus-Aktivierung Erhöhung des Sphinktertonus der Blase Erregung der medullären respiratorischen Zentren Relaxierung der Bronchialmuskulatur Mydriasis, Speichelsekretion, Tränenflüssigkeit Pulserhöhung, Blutdruckerhöhung 18
19 Fachinformation von Methylphenidat Psychotische Symptome: Bei Patienten, denen die normale empfohlene Dosis von Stimulanzien, einschließlich Ritalin, verabreicht wurde, wurde über psychotische Symptome, einschließlich visueller und taktiler Halluzinationen, berichtet. Auswirkung auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen: Ritalin verbessert die Aufmerksamkeit. Dennoch können unerwünschte Nebenwirkungen wie z. B. Schläfrigkeit und Schwindel auftreten, die das Reaktionsvermögen beeinträchtigen. Die Patienten können dann auf unerwartete und plötzliche Ereignisse nicht mehr schnell und gezielt genug reagieren. Die Einnahme von Ritalin kann außerdem zu Selbstüberschätzung und gesteigerter Risikobereitschaft führen. 19
20 Kontraindikationen von Methylphenidat 20 Überempfindlichkeit Psychische Erkrankungen Magersucht, Psychosen Schweres Tourette-Syndrom (relativ) Somatische Erkrankungen Erhöhter Augeninnendruck (relativ) Schilddrüsenüberfunktion Akuter Schlaganfall (Mittel)schwerer arterieller Hypertonus Prostatahypertrophie Allgemeines MAO-Hemmer (während oder bis 14 Tagen nach Absetzen) Arzneimittel-, Alkohol-, Drogenabhängigkeit Schwangerschaft
21 MTA-Studie*: Beste Normalisierungsraten mit kombinierter Pharmako- / Verhaltenstherapie Normalisierung des Verhaltens**, in % Gruppe 4 Gruppe 3 Gruppe 2 Gruppe 1 Community care Pharmako + Verhaltenstherapie Verhaltenstherapie Pharmakotherapie * MTA = Multimodal Treatment Study of Children with ADHD Kinder, Ergebnisse nach 14 Monaten ** n = 579 Quelle: Swanson et al., J Am Acad Child Adolesc Psychiatry 2001; 40:
22 Was sagt die GTÜM? Psychopharmaka können die Aufmerksamkeit, Konzentration und Reaktiongeschwindigkeit senken. Da es derzeit keine Studien zur risikolosen Einnahme unter erhöhtem Druck gibt, besteht prinzipiell eine absolute Kontraindikation gegen die Ausübung des Tauchsports. Als Gründe für eine relative Kontraindikation gelten: einmalige Episode vor mehr als 6 Monaten psychosefreies Intervall (mindestens 3 Jahre) 22
23 23
24 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 24
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