Dysfunktionale Beziehungsmuster
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- Michael Kruse
- vor 6 Jahren
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1 CHRONISCH KRANKE IN DER HAUSÄRZTLICHEN PRAXIS. BELASTENDE BEZIEHUNGSMUSTER UND DAS HEILSAME POTENTIAL DER ARZT-PATIENT-BEZIEHUNG Dysfunktionale Beziehungsmuster Ich esse doch nicht viel! Hoffentlich macht er mir keine Vorwürfe! Ich weiß doch, dass ich dick bin! Er wird eh nicht machen, was ich vorschlage! Übergewicht ist die Hauptursache für die Zuckerkrankheit! Sie müssen nur 5 kg abnehmen 1
2 Dysfunktionale Beziehungsmuster erkennen Frühe Bindungserfahrungen prägen spätere Beziehungsmuster Frühe Beziehungen gestalten das innere Bild von sich und den anderen 2
3 Komorbidität von Depression und körperlichen Krankheiten 40 %aller Patienten mit somatischen Krankheiten entwickeln eine Depression, Angststörung oder Anpassungsstörung Depressiver Beziehungsmodus Grundmuster unerfüllter Versorgungssehnsucht Durch Anstrengung Zuwendung verdienen Hohe Erwartungshaltung in Beziehungen Wut lauert hinter altruistischen Anstrengungen 3
4 Depressiver Modus regressive Verstrickungen Patient fordert viel Versorgung u. Nähe-idealisiert den Arzt Arzt nimmt die Überforderung an und ist erschöpft, genervt u. hilflos Arzt versagt- wie alle Bleibt passiv 4
5 Depressiver Beziehungsmodus Obwohl ich mich so sehr danach sehne, gibt mir niemand, was ich brauche. Ich habe mich unendlich angestrengt. Ich verdiene keine Fürsorge. - Wer ist der Böse - ich oder der Andere? 5
6 Depressiver Modus Aggressive Verstrickungen Patient bleibt passiv nichts hilft Arzt nimmt Ärger an und reagiert aggressiv Schickt weg, droht entwertet den Arzt Mögliche iatrogene Schäden Hilfreiche Interventionen Gefühle ansprechen Ich nehme viel Unmut bei Ihnen wahr! Ich sehe viel Ärger bei Ihnen. Lebensleistungen loben Ressourcenorientierung mit dem Ziel die Selbstkompetenz zu steigern Ziele vereinbaren 6
7 Empfehlung für die Praxis Umgang mit dem depressiven Beziehungsmodus Aufbau der vertrauensvollen Beziehung durch Zuhören durch Wahrnehmen und Ernstnehmen der Gefühle des Patienten durch Vermeidung von Beschwichtigungen, Bagatellisierungen und Ratschlägen Förderung der Selbstwertgefühle des Patienten wertschätzen bisheriger Bewältigungsmuster loben (beschämen, drohen und bestrafen vermeiden) Besprechung der aktuellen Kränkungserlebnisse des Patienten Ansprechen von Gefühlen der Versorgungssehnsucht, der Kränkung und der Wut wertschätzen und weiterverfolgen Loben sowie konstruktive Erinnerungen und Bilder stärken Ressourcenorientierte Interventionen Der Besserwisser (zwanghaftes Beziehungsmuster) Der Besserwisser Arzt Arzt will sich als der bessere Experte beweisen und nimmt den Machtkampf an. Trennt sich vom Patienten 7
8 Der histrionische Beziehungsmodus So tun als ob! Theatralisches, dramatisierendes Auftreten Die theatralische Verwicklung Dramatisierendes Auftreten So tun als ob Arzt wendet sich entnervt ab, überweist und übersieht wichtige Symptome: Ach, die schon wieder! Arzt 8
9 Narzisstische Verstrickungen Der überheblich Charmante Patient überschätzt sich selbst, tut als wäre nichts, Arzt vermeidet beschämende Konfrontation, übersieht, bagatellisiert mit Körperliche Schäden Ruinöser Lebensstil Narzisstische Verstrickungen Der Arzt als Retter Arzt fällt darauf herein, fühlt sich als Retter Patient erhofft Anerkennung schmeichelt Leichtfertiger Beziehungsabbruch führt zu Enttäuschung u. Selbstzweifel beim Arzt 9
10 Die ängstlichen Verstrickungen Patient Ängstliche Beobachtung Katastrophisierende Erwartungen Vermeiden mehrvon Konflikten und Diagnostik Belastungen Angst, etwas zu übersehen mehr technische Diagnostik und Igeln Vermeidet mit durch Krankschreiben Arzt Ein integriertes Modell des Verstehens von Verhaltensmustern und Krankheit Frühe Erfahrungen mit Eltern Erlerntes Verhalten in der Familie Die gesamte Vergangenheit Biologische Faktoren Genetische Faktoren Subjektives Erleben Soziokulturelles Armut, Arbeitslosigkeit Kulturelle Bewertung von Krankheit Die gesamte Gegenwart Auslöser: Verluste Anpassungsleistungen Infektionen Aktuelle Beziehungen Derzeitige Familiensituation Freunde, Kollegen, Nachbarschaft 10
11 Modi der Krankheitsverarbeitung Modus Bedeutungszuschreibung der Krankheit Depressiver Modus Gerechte/ungerechte Bestrafung Irreparabler Verlust Bevorzugter Abwehrmechanismus Projektion Regression Copingstil Passive Grundhaltung Resignation Selbstbeschuldigung Ängstlicher Modus Feind Existenzielle Bedrohung Identifizierung Vermeidung Katastrophisieren Sozialer Rückzug Narzisstischer Modus Schwäche Verleugnung Verdrängung Dissimulieren Zwanghafter Modus Herausforderung Rationalisierung Ungeschehen machen Unterdrückung von Gefühlen Histrionischer Modus Unbewusste Inszenierung Emotionalisierung Dramatisieren So tun als ob Potential: Beziehungsorientierung Ärztliches Handeln ist immer in ein Beziehungsfeld eingewoben. Dies zu berücksichtigen, vermeidet Verwicklungen in dysfunktionale Beziehungsmuster und fördert die Fähigkeit, Unbewusstes und Vorbewusstes zu erkennen. Beziehung hilft Gesehen und Verstanden werden Eine gute Beziehung ist Basis für Wissenvermittlung und Motivation 11
12 Beziehungsmuster wirken auf unsere Erwartungen und unser Handeln, ob wir wollen oder nicht. Der Arzt ist Teilnehmer und Beobachter zugleich Arzt Beobachter Arzt Patient 12
13 Selbstbeobachtung dient der Erfassung von eigenen Gefühlen und inneren Bildern Hilft den Patienten zu verstehen Bewahrt vor voreiligen Entscheidungen Erleichtert den Umgang mit negativen Affekten und sollte zu professionellen Kernkompetenzen nicht nur der Hausärzte gehören Potential: Beziehungsorientierung Ärztliches Handeln ist immer in ein Beziehungsfeld eingewoben Dies nicht zu berücksichtigen, führt zur Verstrickungen in dysfunktionale Beziehungsmuster und vernachlässigt eine wichtige Fähigkeit, Unbewusstes und Vorbewusstes zu erkennen Beziehung hilft Gesehen und Verstanden werden Eine gute Beziehung ist Basis für Wissenvermittlung und Motivation 13
14 Ein weiteres Potential der Arzt-Patient- Beziehung: Eine hilfreich schützende Beziehung Emotionales Basisystem: soziale Bindung Wie alle Säugetiere verfügt auch der Mensch über basale emotionale Systeme, die unsere soziale Eingebundenheit regeln separation-distress System, das aus Schmerz- und Temperaturregulationssystemen hervorgegangen ist Alle Säugetiere sind sozial abhängig mit der Geburt 14
15 Der Beobachter empfindet den Schmerz, den er sieht Begriffe für dieses Phänomen: Resonanz Intersubjektives Feld Gefühle sind ansteckend- Übertragung und Gegenübertragung Neurobiologische Grundlagen dafür sind der anteriore cinguläre Cortex und die Insel Wenn Sie Menschen fragen nach den glücklichsten und traurigsten Momenten in ihrem Leben, dann : 15
16 Bedeutung der guter Beziehung wird unterstützt durch Säuglinsbeobachtung- Bindungsforschung Genetische Forschung: Rattenmütter erhöhen die Stresstoleranz durch Erhöhung der Glucocorticoidrezeptoen im Hippocampus durch hohe Zuwendung (Meany) Epidemiologische Forschung: Unzureichende Bindungen in der Kindheit erhöhen das Risiko für chronische Krankheiten wie Schmerz, Diabetes, Adipositas Selbstentwicklung durch Imitation Basis der Fähigkeit zur Imitation sind die Spiegelneurone Kommunikation Säugling 16
17 Bindungsforschung Bindungsstile, die am Ende des ersten Lebensjahres beobachtet wurden (Ainsworth): Sicher gebunden Unsicher ambivalent Unsicher vermeidend Desorganisiert Die Wirkung einer unterstützenden Beziehung Schmerz bei sozialer Ausgrenzung und körperlicher Schmerz haben dieselben neurobiologischen Strukturen (Anteriorer Cingulärer Cortex und Präfrontaler Cortex) (Eisenberger 2012) 17
18 Die Wirkung einer unterstützenden Beziehung Das Bild des langen Lebenspartners auf einem Foto senkt die Schmerzempfindlichkeit Körperliche Berührung senkt die Herzfrequenz Placeboforschung: Was wirkt da? Belohnungserwartung Lernvorgänge Beziehungserleben Die Kraft innerer Bilder und einer unterstützenden Beziehung Fazit: Die Wirkung jedes Medikaments und die Wirkung jeder ärztlichen Handlung ist eingebettet in die Beziehung zwischen Arzt und Patient 18
19 Forschung zur Krankheitsbewältigung Einsame amerikanische Witwer haben eine kürzere Lebenserwartung Das 4-Jahresoutcome nach Polytrauma junger Männer ist entscheidend abhängig von der Beziehung zu Ärzten am Anfang der Behandlung (Janßen 2009) Das Ausmaß der KHK ist rückläufig bei Frauen mit guter Partnerschaft und Anerkennung am Arbeitsplatz(Orth-Gomer 2010) Sozialer Rückzug schlechteste Prognose für körperliche Erkrankungen Eine gute Arzt-Patient-Beziehung schafft auch dem Arzt mehr Zufriedenheit Zu Berufsbeginn geben 79% die Arbeit mit den Patienten an als Motivationsfaktor Im beruflichen Alltag steigt die Bedeutung der Arzt-Patient- Beziehung für Motivation und Zufriedenheit 19
20 Skills o Hören Sie zu! o Investieren Sie Zeit in den Anfang! o Beobachten Sie den Patienten und sich selbst Psychosomatische Grundversorgung Hausarzt Spezialist für langfristige und kontinuierliche Beziehungsgestaltung Interventionen: stützend, klärend und erinnernd, kompetenzaktivierend Ziel: Bewältigungskompetenz des Patienten stärken Struktur: regelmäßige, beschwerdeunabhängige Termine (Bilanzierungsgespräche) 20
21 Danke! 21
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