Welthandel und Wirtschaftliche Entwicklung
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- Claus Auttenberg
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1 Welthandel und Wirtschaftliche Entwicklung Prof. Dr. Institut für Ernährungswirtschaft und Verbrauchslehre Wintersemester
2 Einige Fragen Wer profitiert vom Welthandel? Welche Folgen hat der Welthandel für Entwicklungsländer? Welche Folgen hat die Liberalisierung des Welthandels (im Rahmen der WTO) für die Entwicklungsländer? 2
3 Free trade helps reduce poverty, says new WTO secretariat study ( A new WTO Secretariat study published today (19. June) finds that trade liberalization helps poor countries to catch up with rich ones and that this faster economic growth helps to alleviate poverty. WTO Director-General Mike Moore (new: Roberto Azevedo) said: This report confirms that although trade alone may not be enough to eradicate poverty, it is essential if poor people are to have any hope of a brighter future. For example, 30 years ago, South Korea was as poor as Ghana. Today, thanks to trade led growth, it is as rich as Portugal. 3
4 Konzept der Globalisierung Im engeren Sinn bezieht sich Globalisierung auf die wachsende Rolle des internationalen Handels und die grenzübergreifenden Aktivitäten (Weltbank, 1993). Eine dynamische Serie von Prozessen, die Verbindungen und gegenseitige Abhängigkeiten der nationalen Ökonomien verstärkt (OECD, 1994). Wirtschaftliche, politische, kulturelle und soziale Integration auf Weltebene (IMF, 1997). 4
5 Der Globalisierung zugrundeliegende Kräfte Internationale Handelsliberalisierung Freier Fluss von Kapital, Arbeit und Investition Abschwächung politischer Spannungen zwischen Supermächten Technologischer Fortschritt in Kommunikation und Transport Bildung von regionalen und anderen überstaatlichen Handels- und Kooperationseinheiten 5
6 Gliederung Theorie der komparativen Vorteile und Handelsgewinne (Ricardo, Heckscher und Ohlin) Neuen Außenhandelstheorie Handelspolitik: Exportförderung und Import-Substitution Terms of Trade (Prebisch-Singer-These) Institutionen: GATT und WTO Fair trade 6
7 Theorie der Komparativen Kostenvorteile (Ricardo) Ricardo (1817) wird der Verdienst zugeschrieben, als erster Ökonom die Bedeutung unterschiedlicher relativer Kosten oder komparativer Kosten für den internationalen Handel erkannt zu haben. Er bewies, dass die komparativen und nicht die absoluten Vorteile den internationalen Handel ankurbeln. Er definierte die komparativen Vorteile als Kostenvorteile. Im einfachsten Fall werden komparative Preisvorteile auf Komparative Kostenvorteile zurückgeführt Annahmen: Länder besitzen unterschiedliche Produktionstechnologien Es gilt vollständige Konkurrenz auf dem Gütermarkt Untersucht werden zwei Volkswirtschaften, die zwei Güter produzieren mit einem Produktionsfaktor. 7
8 Das Konzept der Opportunitätskosten (1) Der Begriff der Opportunitätskosten erweist sich als zentral, um den Grad der Spezialisierung erklären zu können. Dieser bringt zum Ausdruck, um wie viel die Produktion eines anderen Gutes reduziert werden muss, um eine zusätzliche Einheit des betrachteten Gutes produzieren zu können. Da die Opportunitätskosten eines Gutes genau den inversen Opportunitätskosten des anderen Gutes entsprechen, weist sogar ein Land mit absoluten Nachteilen in beiden Gütern niedrigere Opportunitätskosten Vorlesung zum Modul Entwicklungsökonomie. in einem Prof. der Dr. Güter auf. 8
9 Das Konzept der Opportunitätskosten (2) Der Handel zwischen zwei Ländern ist immer vorteilhaft, wenn ein Land für ein produziertes Gut auf weniger Einheiten eines anderen Gutes verzichten muss als das andere (niedrigere opportunitätskosten) 9
10 Ein Beispiel Zwei Länder produzieren zwei Güter (Maschinen und Textilien) mit einem einzigen Input (Arbeit) und handeln im Wettbewerb der internationalen Märkte Der Parameter a Lj stehe für die gesamte eingesetzte Arbeit für die Produktion einer Einheit des Gutes j Die inländischen Produktionskosten der beiden Güter betragen: P j = a Lj w j = 1,2 P j : inländischer Preis des Gutes j w : inländische Löhne Das Ausland weist folgende Kostenstruktur auf: P* j = a* Lj w* j = 1,2 Das Inland besitzt genau dann komparative Vorteile bezüglich des Gutes 1, wenn gilt: a L1 /a L2 < a* L1 /a* L2 oder P 1 /P 2 < P* 1 /P* 2 P j e = a Lj we j = 1,2 e = Wechselkurs 10
11 Produktionstheoretische Annahmen des Ricardo Modells Land Für Maschinen a m Für Textilien a c Gesamtes Arbeitsangebot Deutschland Thailand a m = benötigte Arbeitseinheiten für die Produktion einer Einheit Maschinen a c = benötigte Arbeitseinheiten für die Produktion einer Einheit Textilien Frage: Welche Konsummöglichkeiten (Wohlfahrtsgewinne) eröffnen sich für beide Länder, bei vollständiger Spezialisierung? 11
12 Handelsgewinne durch Spezialisierung (1) M (Maschinen) 200 Vollständige Spezialisierung Annahme: Freihandelspreisverhältnis = 1 Punkt A ist sowohl Konsum-, als auch Produktionspunkt bei Autarkie. A Produktionsmöglichkeitenkurve Nutzenfunktion C (Textilien) Konsummöglichkeiten für Deutschland 12
13 Handelsgewinne durch Spezialisierung (2) M (Maschinen) Punkt A ist sowohl Konsum-, als auch Produktionspunkt bei Autarkie. 100 Nutzenfunktion 50 A 100 Vollständige Spezialisierung C Textilien Konsummöglichkeiten für Thailand 13
14 Spezialisierung nach komparativen Kostenvorteilen In einer Welt mit nur zwei Gütern (also Textilien und Maschinen) muss ein inländischer Preis höher als der entsprechende ausländische Preis liegen, während es sich mit dem Preis des anderen Gutes genau umgekehrt verhält. Dies impliziert, dass jedes Land bezüglich eines Gutes j komparative Vorteile hat, falls die inländischen Opportunitätskosten tiefer liegen als die ausländischen. Die Länder spezialisieren sich auf die Produktion des Gutes, bei dem sie einen komparativen Kostenvorteil haben. Die Spezialisierung muss jedoch nicht vollständig sein. 14
15 Folgerungen des Ricardo-Modells (1) Jede beliebige Wirtschaftspolitik, die die inländischen Faktorpreise und die Wechselkurse e senkt, reduziert auch die inländischen Produktionskosten und schafft so komparative Vorteile. Demgegenüber reduziert eine Aufwertung der inländischen Währung das P * j/p j Verhältnis, die Wettbewerbsfähigkeit des produzierten Gutes j nimmt ab. Falls die inländischen Kosten die Weltmarktpreise unterbieten, ist es rentabel zu exportieren. 15
16 Folgerungen des Ricardo-Modells (2) Da die Faktoren für Technologie und Input-Output fix sind und auch nicht auf eine Zunahme der Outputs reagieren, wird jedes Land seine Produktionsschwerpunkte in jene Bereiche setzen, in denen es über komparative Vorteile verfügt. Das Exportvolumen berechnet sich aus der totalen Produktion minus Eigenkonsum. Falls ein Land den grössten Teil seines Outputs aus einem Sektor selber verbraucht, in dem es komparative Vorteile besitzt, wird diesem Prinzip wenig Bedeutung beigemessen. Gerade deshalb wird dem Handelsvolumen im Ricard schen Modell grosse Aufmerksamkeit geschenkt. 16
17 Komparative Vorteile nach Heckscher-Ohlin (HO) (1) Im HO-Modell werden Unterschiede in den Faktorausstattungen zweier Volkswirtschaften anstelle der eben behandelten Technologie-Unterschiede ins Zentrum gerückt. Damit dies quasi in reiner Form geschehen kann, werden die Technologien in beiden Ländern als identisch angenommen. Das Konzept der komparativen Vorteile basiert auf Volumenvorteilen, ausgedrückt in Produktions-Konsum-Raten. Ein Land hat einen komparativen Vorteil bei jenem Gut, zu dessen Produktion jener Faktor relativ intensiv eingesetzt wird, der im Land im Vergleich zu anderswo reichlich vorhanden ist. 17
18 Komparative Vorteile nach Heckscher-Ohlin (2) Die Theorie prognostiziert Handelsmuster zwischen Ländern in einer simplifizierten zwei-güter-welt, indem Faktoraustattungen und Outputs in Einheiten von Faktorintensitäten miteinander verbunden werden. Weiter postuliert sie, dass für ein Land dann ein komparativer Vorteil entsteht, wenn es für die Produktion Faktoren nutzt, die im Überfluss vorhanden sind. In einer zwei-güter-welt hat ein Land dann komparative Vorteile, wenn gilt: Y 1 /C 1 > Y 2 /C 2 mit: Y i = Produktion von Gut i; C i = Konsum von Gut i 18
19 Komparative Vorteile nach Heckscher-Ohlin (3) Es sei darauf hingewiesen, dass hier die relativen, nicht die absoluten Unterschiede in der Faktorausstattung betrachtet werden. Es sind nur Faktorproportionen von Bedeutung. Ein grosses Land kann ohne weiteres die gleichen Faktorproportionen, wie ein kleines Land haben, obwohl die absolute Faktorausstattung viel grosser ist. Reichliche Ausstattung mit einem Faktor bedeutet demnach für den Fall der Kapital des Landes Thailand, dass (K/A) T < (K/A) D, wobei K und A die jeweiligen gesamtwirtschaftlichen Faktorbestände symbolisieren. 19
20 Folgerungen des Heckscher-Ohlin-Modells (1) Der Übergang von Autarkie zu Freihandel bewirkt in den beiden Volkswirtschaften, dass Produktion und Konsum entkoppelt werden können. Somit besteht in der Freihandelssituation eine größere Wahlfreiheit der Konsumenten; Handel ist mit eindeutig positiven Effekten auf die Wohlfahrt verbunden. Wie schon im Ricardo-Modell beobachtet, wird durch Freihandel in jedem Land ein Sektor zugunsten des anderen Sektors schrumpfen. Die Ursache dafür sind die unterschiedlichen relativen Fakoraustattungen. 20
21 Folgerungen des Heckscher-Ohlin-Modells (2) Das Modell macht zusätzlich zum Ricardo-Modell auf wichtige Interessenskonflikte zwischen den Faktoreigentümern aufmerksam. Derjenige Faktor, der unter Autarkie in einem Land relativ knapp ist, wird durch eine Öffnung der Grenzen an Bedeutung verlieren und derjenige, der reichlich vorhanden ist, gewinnen. 21
22 Empirische Evidenz zum Heckscher Ohlin-Modells (Leontief- Paradoxon) Einer der bekanntesten empirischen Tests in der Ökonomie ist der Versuch von Leontief, die Gültigkeit des Heckscher-Ohlin-Modells zu prüfen. Nach dem Heckscher-Ohlin Theorem wird ein Land das Gut exportieren, dessen Produktion (im Vergleich zu einem anderen Gut) mehr von dem Produktionsfaktor erfordert, der (im Vergleich zu einem anderen Land) reichlich vorhanden ist. Um einem Test dieser Hypothese durchführen zu können, braucht es eine sogenannte Input-Output Tabelle, die sämtliche Lieferbeziehungen der Branchen untereinander aufzeichnet. Weil Leontief als erster eine solche Input-Output Tabelle für die USA erstellt hatte, war er in der Lage, das Heckscher-Ohlin-Theorem einem Test zu unterziehen (Zweifel und Heller, 1997). 22
23 Kapital- und Arbeitseinsatz zur Produktion amerikanischer Exporte und Importe (Input-Output Matrix mit 50 Sektoren) Leontiefs Input-Output-Tabelle für die USA beruht auf Daten aus dem Jahre 1947 und umfasst 50 Branchen. Die USA galten in den Fünfziger Jahren allgemein als das kapitalreichste Land der Welt. Folglich müsste nach dem Heckscher-Ohlin Theorem die USA kapitalintensive Güter exportieren und arbeitsintensive Güter importieren. Kapitaleinsatz Arbeitseinsatz (in Beschäftigungs-jahren) Kapitalintensität: Kapital/Arbeit (in USD pro Beschäftigten und Jahr) Exporte a kx = 2, a lx = 182, Importe a km =3, a lm = 170, Quelle: Zweifel und Heller, 1997 Leontiefs Ergebnisse widersprechen jedoch dieser Voraussage. Dieses Ergebnis ist als sogenanntes Leontief-Paradoxon bekannt. 23
24 Stoßrichtung der Kritik und Weiterentwicklung der Theor Annahme der Vollständiger Konkurrenz in beiden Theorien Mangelnder Preiswettbewerb auf den Weltmärkten Subventionen Gesteuerter Handel Patentschutz Lokalisierung des komparativen Vorteils Produktdifferenzierung 24
25 Außenhandeln von Deutschland: Frankreich bester Kunde Wohin die deutschen Exporte gehen* Frankreich 104,5 USA 86,8 Großbritannien Niederlande China 71 66,6 72,2 Österreich Italien 57,9 56 Schweiz Belgien Polen 44,6 42,2 48, in Milliarden Euro * Quelle: Wirtschaftswoche (2014) 25
26 Exportweltmeister China Ausfuhren (in Milliarden Dollar)* Quelle: Wirtschaftswoche (2014) 26
27 Deutschlands wichtigste Ausfuhrgüter* Kraftfahrzeuge 191 Maschinen 166 Chemie 105 EDV und Optik 89 Elektrische Ausrüstung Metalle Pharmazie Sonstige Fahrzeuge Nahrungs- und Futtermittel Gummi und Kunststoffe in Milliarden Euro * Quelle: Wirtschaftswoche (2014) 27
28 Steigende Skalenerträge und monopolistische Konkurrenz Nach der Überlegung von Ricardo und HO sollten zwei Länder umso mehr Handel miteinander treiben, je größer diese Unterschiede sind - was in der Realität jedoch nicht beobachtet wird. Ein Großteil des Außenhandels wird zwischen Staaten abgewickelt, die sich sehr ähnlich sind. Neue Außenhandelstheorien versuchen, diesen intraindustriellen Handel mit steigenden Skalenerträgen zu erklären ("je höher die Absatzmenge, desto tiefer die durchschnittlichen Kosten"). 28
29 Skalenerträge und Freihandel DK = Durchschnittskosten; P = Preise; n = Firmenzahl; A = Autarkie; F = Freihandel P, DK DK A P A P F A F DK F P Im Punkt A (P=DK) machen Firmen weder Verlust, noch Gewinn η* A η* F η 29
30 Steigende Skalenerträge Der Übergang zum Freihandel kann durch einen Anstieg von Gesamtgrösse des Marktes modelliert werden. In der Abbildung, dreht sich die Funktion nach unten auf DK F. Das neue Gleichgewicht ist also in F. Erwartungsgemäss ist die Firmenzahl höher als im Binnenmarktmodell und damit erhöht sich auch die Anzahl der für jeden Konsumenten erhältlichen Produktvariationen. Der im Freihandelsgleichgewicht niedrigere Preis ergibt sich dadurch, dass jede einzelne Unternehmung nach Öffnung der Grenzen eine grössere Menge herstellt und die dadurch realisierte Fixkostendegression an die Kunden weitergibt. Wohlfahrtsgewinne durch Freihandel für die Konsumenten ergeben sich somit sowohl aus der grösseren Produktvielfalt, als auch aus dem niedrigeren Preis. 30
31 Fazit der steigenden Skalenerträge Große Länder (mit großem Binnenmarkt) geniessen unter geschlossenen Aussengrenzen und bei gleichzeitigem Vorliegen von steigenden Skalenerträgen Vorteile gegenüber kleineren Ländern, da erstere zu geringeren Stückkosten produzieren können, was praktisch synonym mit grösserem Wohlstand ist. Dieses Modell bietet daher eine konzeptionelle Grundlage für die Behauptung, dass v.a. kleinere Staaten durch handelspolitische Integration hohe Wohlfahrtsgewinne erzielen können. 31
32 Komparative Kostenvorteile (Zusammenfassung) (1) Der Übergang von Autarkie zu Freihandel eröffnet Möglichkeiten zu Handels-Gewinnen, die sich in verbesserten Konsummöglichkeiten niederschlagen. Es ist jedoch nicht eindeutig, ob die Verteilung dieser Handelsgewinne als fair empfunden wird. Insbesondere gibt es ständig Maßnahmen der Staaten, beispielsweise nichttarifäre Handelshemmnisse, um die Bedingungen des Handels zum eigenen Vorteil zu gestalten, d. h. die Handelsgewinne zu Lasten der Handelspartner umzuverteilen. 32
33 Komparative Kostenvorteile (Zusammenfassung) 2 Ein weiteres Problem liegt im eher statischen Charakter der Außenhandelstheorie begründet. Setzt wichtige Merkmale wie Technologie, Faktorausstattungen und Größe des Binnenmarktes als gegeben voraus. Danach kann eine Spezialisierung zwar unter den jeweils gegebenen Bedingungen vorteilhaft sein, ein Land kann jedoch die zugewiesene Rolle als unbefriedigend empfinden. Beispielweise ist die Produktion von Textilien eine vergleichsweise einfachere Tätigkeit als die Produktion von Maschinen, und folglich lassen sich damit nicht dieselben Reallöhne verdienen. 33
34 Strategien zum Erlangen komparativer Vorteile Makroökonomische Stabilität Offene Handelspolitiken Investitionen in Humankapital Selektive Interventionen Förderung der Industrie Fremdkredite oder Ausländische Investitionen (FDI) 34
35 Stabiles Makroökonomisches Umfeld Tiefe und v.a. vorhersehbare Inflation Ausgeglichene Wechselkurse Vernünftige Verwaltung des Staatshaushaltes Defizite bewegen sich relativ zum GDP in vernünftigen Größen Kredite der Zentralbank zur Deckung des Staatsdefizits werden nur in Ausnahmefällen zugestanden 35
36 Internationale Handelspolitik Exportförderung Importsubstitution Institutionen: GATT, WTO 36
37 Exportförderung (Export-led Growth) Diese Strategie setzt einen liberalisierten Außenhandel voraus. Sie soll der Inlandsindustrie Anreize geben, damit sie ihre Produktion am Außenhandel orientiert. Es soll aber keine Verzerrung durch den Außenhandel geben, sondern einen sehr transparenten Markt. 37
38 Gründe zugunsten der Exportförderung (Export-Led Growth) Größere Wettbewerbsfähigkeit ist auf internationaler Ebene eine Voraussetzung für Exportförderung Sie bringt höhere Rendite und fördert damit das Wirtschaftswachstum. Economies of Scale Konzentration der Investitionen in den effizientesten Wirtschaftsektoren Das Wachstum des Exportsektors fördert die Technologie und die Innovation Wachstum des Konsums im Inland durch wachsende Einkommen in der Exportindustrie 38
39 Argumente gegen das Export-led Growth für Entwicklungsländer Das Engel sche Gesetz Die Ausgaben für Grundnahrungsmittel nehmen mit steigendem verfügbaren Einkommen absolut zu, relativ jedoch ab Die Prebisch-Singer These Raul Prebish und Hans Singer haben festgestellt, dass Entwicklungsländer immer primäre Produkte exportieren und hergestellte Produkte importieren Da der Preis von den primären im Verhältnis zu den hergestellten Produkten relativ fällt, führt das zu sinkenden Terms of Trade 39
40 Anteil der Ausgaben für Nahrungsmittel am Einkommen Afrikaner geben 50-70% ihres Einkommens für Nahrungsmittel aus, im Vergleich zu 12 % in Deutschland 40
41 Terms of Trade Prebisch-Singer-These ( Terms of Trade : TOT) TOT = P X /P M; P X = Preise der Exportgüter; P M = Preise der Importgüter Wenn die Terms of Trade über 100 steigen, verbessert sich das Realaustauschverhältnis, wenn sie unter 100 fallen, verschlechtert es sich. Wenn sich die Terms of Trade eines Landes verbessern, bedeutet dies, dass für die gleiche Exportmenge mehr Importgüter eingeführt werden können. Eine Verschlechterung der Terms of Trade deutet darauf hin, dass ein Land mehr exportieren muss, um eine gegebene Menge an Importen zu erwerben. Die Globalisierung hat über die letzten 15 Jahre zu tendenziell sinkenden Preise für Industriegüter geführt, so dass der Vorteil der Industrieländer gegenüber den Entwicklungsländer abnimmt. 41
42 Terms of Trade 42
43 Importsubstitution Mit dieser Strategie versucht man, die Importe mit Produkten von der Inlandsindustrie zu ersetzen. Eine solche Strategie setzt hohe Schutzbarrieren an der Grenze voraus. Zölle und Quoten Sie ist eine nach innen orientierte Strategie. 43
44 Institutionen: GATT, WTO Das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen (GATT) von 1947 ist der Vorläufer der heutigen Welthandelsorganisation (WTO). Als Ziele des GATT wird vereinbart, den weltweiten Handel mit Hilfe der Senkung von Zöllen und der Beseitigung von anderen Beschränkungen im Außenhandel zu fördern. Die WTO nimmt 1995 ihre Arbeit auf. Zwischen 1947 und 1994 gibt es insgesamt acht GATT- Runden. 44
45 Institutionen: GATT, WTO (1) Fakten zur WTO: Funktion Administration der WTO Beschlüsse Forum für Verhandlungen Streitschlichtung Monitoring der nationalen Handelspolitiken Technische Assistenz für Entwicklungsländer Zusammenarbeit mit anderen internationalen Organisationen 45
46 Institutionen: GATT, WTO (2) Grundsätze: Meistbegünstigung Reziprozität Gleichbehandlung Entscheidungsprozess: Konsens (Einstimmigkeit) 46
47 Grundsätze Meistbegünstigung: Vorteile, die ein Land einem anderen Land einräumt, müssen stets auch allen anderen Mitgliedsländern zugestanden werden Reziprozität: Präferenzen, die ein Mitglied einem Zweiten gewährt, in gleichem Maße vom zuerst begünstigten Land gewährt werden müssen Gleichbehandlung: Importierende ausländische Unternehmen dürfen nicht gegenüber inländischen Unternehmen benachteiligt werden. 47
48 Institutionen: GATT und WTO Runde Zeitraum Zollsenkung im Durchschnitt Zahl der Mitgliedsstaat en Genf 1947 (1) 19 % 21 Annecy 1949 (1) 2 % 22 Torquay (2) 3 % 33 Genf (2) 2 % 34 Dillon (2) 7 % 43 Kennedy (3) 35 % 75 Tokio (7) 34 % 86 Uruguay (9) 40 % 124 Die achte Runde (sog. Uruguay-Runde) endete mit der Gründung der Welthandelsorganisation. Aktuelle Zahl der Mitgliedsstaaten ist
49 Beispiel: Zolleskalation-Kakao in der Schweiz Milchschokolade (ERP) 16,2 Bitterschokolade (ERP) 2,4 Kakaopulver Kakaomasse 8,7 9 Kakaobutter Kakao 0 0, äquivalenter ad valorem Zoll (%) 49
50 Nicht-tarifäre Maßnahmen Große Bedeutung besitzen aber auch die nichttarifären Handelshemmnisse: Die nicht-tarifäre Handelshemmnisse: sämtliche Versuche, durch Vorschriften außerhalb des Außenhandelsrechtes ausländischen Anbietern den Marktzugang zu erschweren. Importquoten: (Importquote für Käse in den USA und EU) Besondere technische Normen und Zulassungsprozeduren Industrie-, Gesundheits- und Sicherheitsstandards (z.b. EU Importverbot für Fisch aus Ostafrikanischen Ländern in der 1990er Jahren) Verpackungen und Etikettierung Selbstbeschränkungsabkommen Ausländer diskriminierende Vorschriften und Normen 50
51 Doha-Runde: 2001 bis 2013 Die Doha-Runde ist die jüngste Welthandelsrunde. Sie will den globalen Handel liberalisieren. Auf entsprechende Verhandlungen verständigten sich die WTO- Mitglieder 2001 in der Hauptstadt des Emirats Katar. Ziel ist die Verbesserung der Handelsaussichten von EL. Zölle sowie Import- und Exportbeschränkungen sollen abgebaut werden. Die IL fordern freien Zugang für seine Waren und Dienstleistungen zu den Märkten von Schwellenländern. Diese wollen wiederum, dass die EU und USA Agrarsubventionen abbauen und ihre Märkte für Agrarprodukte von Entwicklungsländern öffnen. 51
52 Auswirkungen einer Handelsliberalisierung Eine vollständige Liberalisierung kann durch Verluste bezüglich der realen Austauschverhältnisse für einzelne Länder negative Auswirkungen haben, weil sie entweder Nettolebensmittelimporteure sind und somit gestiegene Agrarpreise ihr Einkommen verringern würden, oder weil sie vorrangigen Marktzugang besitzen, die durch Liberalisierung zerstört würde 52
53 WTO einigt sich auf elthandelsabkommen FAZ ( ): Die Einigung ist die erste umfassende Handelsreform seit Gründung der Welthandelsorganisation (WTO) Zum ersten Mal in unserer Geschichte hat die WTO wirklich geliefert, sagte WTO-Chef Roberto Azevedo. Dieses Mal kam die gesamte Mitgliedschaft zusammen. Wir haben die Welt wieder in die Welthandelsorganisation gebracht. 53
54 Maßnahmen zur Handelserleichterung Bindende Anpassung der Zollprozesse der EL an die Standards der IL Finanzielle Unterstützung zur Umsetzung (Bsp.: EU sichert ca. 400 Mio. Euro für die nächsten 5 Jahre zu Ziel Reduzierung der Handelskosten (ca. 16% der EL) Effizienz des grenzüberschreitenden Handels fördern Steigerung der globalen Wirtschaftsleistung 54
55 Fairer Handel als Antwort auf eine ungerechte globale Wirtschaft Fairer Handel hat seine Wurzeln geschlagen in World Visions Projekten in Latein Amerika, wie zum Beispiel Kolumbianische Kooperativen. Fair Trade Transaktionen stellen sicher, dass die Gewinne direkt zu den Produzenten und ihren Gemeinden fließen und nicht über unternehmerische Zwischenhändler. Während multinationale Unternehmen von den steuerfreien Zonen profitieren, zahlen Fair Trade Produzenten Steuern an ihre Regierungen, um ihren Beitrag zu leisten zur Sicherung sozialer Dienste und Stärkung der Wirtschaften. 55
56 Auswirkung der Inflation und Abwertung auf die Gewinne der Exporteure Heute: 12 Cedis pro Dollar -> 12 Cedis = 1$ ; realer Wechselkurs =100 1) Exporteure verkauft Güter im Wert von $ 2) In lokaler Währung bekommt der Exporteure Cedis 3) Produktionskosten in lokaler Währung Cedis 4) Gewinn für den Exporteure Cedis Drei Jahre später, nach Exportboom: Kumulierte inländische Inflation ist 33% höher als auf dem Weltmarkt -> Aufwertung des realen Wechselkurses auf 75. 1)Exporteure verkauft Güter im Wert von $ 2)In lokaler Währung bekommt der Exporteure Cedis 3)Produktionskosten in lokaler Währung Cedis 4)Gewinn für den Exporteure 0 Cedis Drei Jahre später, nach Abwertung um 33% zu 16 Cedis pro Dollar -> 16 Cedis = 1$; realer Wechselkurs steigt auf ) Exporteure verkauft Güter im Wert von $ 2) In lokaler Währung bekommt der Exporteure Cedis 3) Produktionskosten in lokaler Währung Cedis 4) Gewinn für den Exporteure Cedis Bereinigt mit Inflation von 33% Cedis
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