Die WOOP-Strategie. Ein herzliches Willkommen zu Ihrem Gedanken-Impuls.

Transkript

1 von Manfred Stockmann Die WOOP-Strategie Ein herzliches Willkommen zu Ihrem Gedanken-Impuls. Im letzten Gedanken-Impuls hatte ich es versprochen und aufgrund der thematischen Nähe erhalten Sie diese Ausgabe schon etwas früher als sonst. In der heutigen Fortsetzung geht es um die Ergänzung der Methode des mentalen Kontrastierens von Frau Prof. Oettingen mit den vom Psychologen Peter Gollwitzer entdeckten, so genannten Wenn-Dann-Plänen. Als Ergebnis erhalten Sie WOOP. Und das werde ich Ihnen heute mit praktischen Anwendungen etwas ausführlicher darstellen. Die WOOP-Strategie WOOP steht für Wish-Outcome-Obstacle-Plan (Wunsch Ergebnis Hindernis Plan). Zusammengefasst kann man sagen: WOOP ist eine kompakte Vier-Stufen- Strategie. Mit ihr können Sie Klarheit im Leben gewinnen und Sie finden Zugänge, wie Sie sich Ihre erreichbaren Wünsche tatsächlich erfüllen können. Selbst wenn die Hindernisse zunächst schwierig zu überwinden sind, hilft die WOOP-Strategie Ihnen, sich Ihre Wünsche zu erfüllen. Solche zu überwindende Hindernisse können z.b. schlechte Gewohnheiten sein, die der Wunscherfüllung im Weg stehen, Zweifel und mangelndes Zutrauen in sich, äußere Umstände usw. WOOP hilft aber auch, wie schon angesprochen, dabei, von den weniger wichtigen oder den unrealistischen Wünschen abzulassen.

2 Manch einer mag nun möglicherweise einwenden: Ja, aber wenn ich mir dauernd die Widerstände vor Augen halte, kann sich dies auch deprimierend auf mich auswirken. Dann schon. Doch wichtig ist, sich zu vergegenwärtigen, dass es nur darum geht, die Widerstände nicht auszublenden, sondern sie mit einzubeziehen. Es bedeutet im Umkehrschluss nicht, nur noch an die Widerstände und Hindernisse zu denken. Die 4 Stufen im Detail Gehen wir die vier Stufen einmal durch. Idealerweise suchen Sie sich für eine praktische Durchführung ein ruhiges Plätzchen, an dem Sie ungestört sind und an dem Sie auch mal die Augen schließen können, um sich Ihr Thema ohne Ablenkungen vorstellen zu können. 1. WOOP beginnt ganz bewusst mit dem Finden des Wunsches und dem positiven Ausmalen der Erfüllung des Wunsches. Dadurch legen Sie gleich einmal die Richtung fest und stimulieren die Passion für das Erreichen des Wunsches. Beschreiben Sie Ihren Wunsch. Was genau wünschen Sie sich? 2. Wenn Sie Ihren Wunsch gefunden haben, dann nehmen Sie sich ein paar Minuten und malen Sie sich das Ergebnis möglichst detailliert und deutlich aus. Was würde passieren, wenn Ihr Wunsch in Erfüllung geht? Wer sind Sie dann? Was tun Sie genau? Lassen Sie die Bilder ruhig frei und ungehindert an Ihrem inneren Auge vorüberziehen. 3. Nun verändern Sie Ihr geistiges Szenario und blicken Sie auf das größte Hindernis, das zwischen Ihnen und der Erreichung Ihres Ziels im Weg steht. Malen Sie sich auch dies ein paar Minuten deutlich aus. Wenn Sie nach dem Ausmalen der erwünschten Zukunft das Hindernis bedenken, werden Sie auch spüren, wie energetisiert es sich anfühlt. 4. Jetzt kommen Sie in die Planung. Sie sehen Ihr Ergebnis und das Hindernis und entwerfen die erforderlichen Maßnahmen, wie Sie Ihren Wunsch Realität werden lassen können.

3 Klarheit und Entscheidung Allerdings kann es durchaus auch dazu führen, dass Sie erkennen, dass zumindest unter den gegebenen Umständen das Hindernis (noch) zu groß ist und der Wunsch (derzeit) nicht erfüllbar ist. Nun haben Sie die Entscheidungsmöglichkeit. Sie können sich von Ihrem Wunsch verabschieden oder die Wunscherfüllung delegieren oder auf später verschieben. Auch das kann sehr befreiend wirken und Sie haben den Kopf wieder frei für andere Dinge. So können Sie WOOP auch als eine mentale Reinigungsmaßnahme anwenden, sollten einmal wieder zu viele fordernde Gedanken gleichzeitig durch Ihren Kopf schwirren. Das erstaunliche, wie bei so vielen kleinen Mental-Übungen, ist: Schon eine einzige Übung WOOP kann Menschen verändern, wenn Sie sich konzentriert darauf einlassen. Denn das Wunderbare ist ja: Die Persönlichkeit eines Menschen ist nicht unveränderlich in Stein gemeißelt. Praktisch ist zudem, es muss nicht immer nur um die großen Lebensziele gehen. Auch bei den kleinen Fragen des Alltags lassen sich diese Methoden hervorragend einsetzen. So erreichen Sie bereits durch diese strukturierte gedankliche Abfolge innerhalb weniger Minuten mehr Klarheit und Entscheidungsfähigkeit. Hier noch ein paar Beispiele: - Sie möchten gerne besser mit einem Kollegen zusammenarbeiten, doch irgendetwas verhindert dies noch. Malen Sie sich aus, wie die gewünschte Zusammenarbeit aussehen würde, sehen Sie, was konkret dazwischensteht (bei Ihnen und/oder Ihrem Kollegen) und entwickeln Sie, wenn es Ihnen wirklich wichtig ist, Ihren Maßnahmenplan. - Der Sommer steht vor der Tür, da ist oft der Wunsch nach mehr Fitness oder einer strandtauglichen Figur (wie auch immer die objektiv aussehen mag). Wenn es Ihnen wirklich wichtig ist, finden Sie mit dieser Methode Ihren Weg. - Sie reisen seit zehn Jahren nach Spanien und würden gerne die Sprache sprechen, um sich auch mit den Menschen dort unterhalten zu können. Machen Sie WOOP und hören Sie auf Ihre inneren Stimmen. Wenn Sie wirklich einen bestimmten Wunsch haben, reicht es eben nicht aus, immer nur davon zu schwärmen, wie toll es wäre. zu sein oder etwas zu können oder etwas zu erreichen. Wenn Sie nicht in Schwung kommen, Ihre Wünsche anzugehen, stellen Sie sich die Frage: Was hält mich davon ab, dies anzugehen?

4 Für unsere konkreten Beispiele: - Was hindert mich, mit dem Kollegen über unsere Zusammenarbeit zu sprechen? Vielleicht sieht es/sie es ja ähnlich und traut sich aus irgendwelchen Gründen nur nicht Sie anzusprechen. Haben Sie Angst, den Kollegen zu beleidigen? Befürchten Sie es könnte das Verhältnis eher verschlechtern? Sehen Sie, dass es nur mit Ihnen distanziert umgeht? Haben Sie irgendeine negative Erfahrung, die Sie nicht wiederholen möchten? - Was hält mich davon ab, wenigstens ein bis zweimal in der Woche Sport zu machen? Möglicherweise fühlen Sie sich abends einfach zu müde? Ihnen macht Sport alleine keinen Spaß? Sie investieren keine Zeit einen Sport- Partner zu finden? Sie schämen sich so untrainiert im Sportdress im Fitnessstudio zu beginnen oder beim Laufen gesehen zu werden? - Was hält mich davon ab, die Sprache wenigstens für die Basis-Konversation zu lernen? Vielleicht denken Sie an die Schule, dass Sprachen Ihnen nicht liegen? Sie fühlen sich zu alt, um noch etwas Neues zu lernen? Sie glauben, dass Sie sich nicht konzentrieren können? Sie haben Angst sich zu blamieren, wenn Sie es versuchen und nicht gleich gut genug hinbekommen? Wenn Sie WOOP machen, werden Sie vermutlich schnell entdecken, dass zunächst oftmals viele diffuse Zweifel, Ängste, Vorannahmen usw. in Ihnen das Kommando haben. Gliedern Sie deshalb Ihren Plan in viele kleine und überschaubar machbare Schritte auf. Sie werden bemerken, dass die Dämonen des Zweifelns dadurch ruhiger werden und nach den ersten aktiven Taten irgendwann verstummen. Das Schema sieht wie folgt aus: Wenn ich das Hindernis überwinden will, dann werde ich diese Handlung machen. Bei unseren Beispielen könnte das z.b. so aussehen: - Um das Arbeitsverhältnis zu verbessern, werde ich den Kollegen ansprechen. Dazu werde ich damit beginnen, was ich an ihm schätze und ihm dann sagen, wie ich mich über eine engere Zusammenarbeit freuen würde. Evtl. frage ich ihn, ob es etwas gibt, womit ich ihn vielleicht verärgert oder irritiert habe? Seien Sie offen für seine Reaktionen, auch wenn es anfangs nicht den erhoffen Verlauf nimmt. Achten Sie auf das Verhalten hinter den Worten. Vielleicht ist er einfach nur unsicher. - Wenn ich abends müde nach Hause komme, ziehe ich gleich meine Sportsachen und Turnschuhe an und laufe 15 Minuten um den Block. Oder: Ich fahre zweimal in der Woche von der Arbeit direkt ins Fitness-Studio und erst nach dem Training nach Hause. Damit umgehen Sie die Falle, sich erst einmal auf die Couch zu begeben. - Wenn ich es nicht angehe die Sprache zu lernen, ändert sich nichts. Also werde ich mich bei der VHS zu einem Kurs einschreiben. Da finde ich andere Leute, die ebenfalls erst beginnen. So werde ich von Woche zu Woche bis zu meinem Urlaub besser. Auch hier heißt es ins Tun kommen.

5 Bei allen Beispielen geht es darum, mit konkreten Maßnahmen ins Tun zu kommen. Über das Tun werden neue Erfahrungen gewonnen und diese sind notwendig, um wieder ein neues Gefühl von Möglichkeiten zu erleben. So hilft WOOP auch die eigene Motivation zu wecken. Auch zur Mitarbeitermotivation Dies waren jetzt alles Beispiele von Selbstmotivation. Doch WOOP eignet sich auch für Führungskräfte. Wenn Sie sich z.b. überlegen, wie Sie die Arbeit mit Mitarbeitern in Ihrem Team verbessern können. Hierzu können Sie mit dem W in WOOP anfangen: Was ist mein Wunsch, was will ich wirklich? Für die Mitarbeiter im Team generell, für die nächsten Wochen oder für den nächsten Tag - oder ganz kurzfristig, für das nächste Meeting? Wenn sie den Wunsch identifiziert haben, können sie nach dem ersten O in WOOP fragen: Was wäre der schönste Outcome, mein Ergebnis, wenn ich mir den Wunsch erfülle? Nachdem sie den gefunden und imaginiert haben, kommt das zweite O: Was ist es in mir, dass mich davon abhält davon, dass ich den Wunsch erfülle? Was ist mein Obstacle, mein Hindernis? Ist es ein Angstgefühl, oder geht mir der Ärger durch? Ist es mangelnde Vorbereitung oder Unkonzentriertheit? Dann fassen Sie das P, den Plan. Falls es ein Angstgefühl ist, können sie folgenden Wenn-Dann Plan schmieden: Wenn die Angst hochkommt, dann geh ich direkt zu X und spreche das Problem an. So manchem mögen dabei zunächst Zweifel kommen, dass dies auch funktionieren kann. Doch Frau Prof. Oettingen weißt in zahlreichen Studien nach, dass WOOP hilft. Es hilft dabei gesünder zu leben, persönliche und berufliche Beziehungen besser zu pflegen und mehr Erfolg in der Ausbildung zu haben. Menschen, die abnehmen wollten, haben mit WOOP es geschafft, tatsächlich ihre Pfunde zu verlieren, gesünder zu essen und mehr Sport zu treiben. Personen, die Beziehungsangst hatten, konnten besser mit den Ängsten umgehen und fühlten sich ihrem Partner nachher näher. WOOP erlaubt es, integrative Lösungen zu finden, eher die Perspektive des anderen zu übernehmen und kooperativer zu sein. WOOP hilft auch von schlechten Gewohnheiten abzulassen und weniger Alkohol zu trinken. Wo immer Personen sich verbessern möchten, können sie WOOP ganz individuell auf das eigene Leben zugeschnitten nutzen.

6 Fazit Die WOOP-Methode ist sehr leicht verständlich und total einfach anzuwenden. Das ist ein wirklich großer Vorteil dieser Methode. Kleine Einschränkung: Sie funktioniert nur bei Zielvorhaben, die wirklich mit den eigenen Wünschen gekoppelt sind. Bei Zielen, wie z. B. Ich soll mit dem Rauchen aufhören, habe dazu aber keine Lust., funktioniert auch die WOOP- Methode nicht. Vorzeitiger Gewinn: Sie identifizieren schnell vermeintlich erstrebenswerte Ziele, die nicht zu Ihnen gehören, derzeit nicht erreichbar oder total unrealistisch sind. So können Sie sich auch schnell und zweifelsfrei von diesen verabschieden. Bleiben Sie gespannt, bis zum nächsten Mal, herzliche Grüße Ihr Manfred Stockmann Buchtipp und App: Die Psychologie des Gelingens von Gabriele Oettingen 272 S. Als Gebundene Ausgabe oder Taschenbuch z.b. bei buch7.de Zunächst beschreibt sie ausführlich ihre Studien und Ergebnisse. Das ist vielleicht eher etwas für wissenschaftlich interessierte Leser. Doch dann kommt der praktische Teil mit viel anwendungsbezogenen Erläuterungen zu WOOP. Mittlerweile gibt es die WOOP App kostenfrei auch auf Deutsch. In einzelnen Schritten können Sie sich von Ihrer Wunschfindung bis hin zu Ihrem persönlichen Wenn-Dann-Plan führen lassen. Für Fragen und Anmerkungen senden Sie mir gerne eine an diese Absenderadresse: Bilder und Grafiken: depositphotos.com und eigene (sofern nicht anders angegeben)