von Jürgen Bellers, Universität Siegen 2014
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1 Wider die These von der Ausbeutung Nord Süd anhand internationaler und transhistorischer, statistischer Wirtschaftsund Demographie-Daten aus Europa. Afrika, Asien und den Amerikas von Jürgen Bellers, Universität Siegen 2014
2 Inhaltsverzeichnis Vorwort 3 Ausbeutung der Kolonien? 4 Afrika insgesamt Marokko Indien Mexiko USA Wirtschaftsverfall durch Regimewechsel 6 China Römisches Reich
3 Vorwort Ein unausrottbares Gerücht will Europa nicht verlassen: dass nämlich dieses den Rest der Welt ausgebeutet habe, obwohl es dem mittlerweile immer besser geht, auch in Schwarzafrika. Dieses Gerücht wurde erfunden im Lateinamerika der 60er Jahre von linken Soziologen, weil die ansonsten nichts mehr mit Marx anfangen konnten, und dann über die 68er und diverse Kirchentage ventiliert, um die Grünen und andere Weltverbesserer zu veranlassen, kein Fleisch mehr zu essen, da dies ja angeblich die 3. Welt verelendet. Die Daten und Statistiken zeigen ein anderes Bild, so weit welche vorhanden sind. Diese Daten aufzuzeigen, sollen hier anhand der wirtschaftlichen und demografischen Entwicklungen unternommen werden. Dabei zeigt sich, dass wirtschaftliche Unterentwicklung meist endogen (in den Entwicklungsländern selbst) verursacht ist.
4 Ausbeutung der Kolonien? Zeitleiste n. Chr. (so auch Daten unten) Total Africa GDP Mios 1 Trotz oder wegen der Kolonien der Kolonialmächte (meist nur an den Küsten) entwickelte sich Afrika rasant positiv. Morocco GDP Mios 1913: 3630 $ Erst ab Ende des 16.Jahrhunderts eroberten Portugiesen Küstenstädte Marokkos, so dass dies nicht Grund für den wirtschaftlichen Verfall ab 1500 sein kann (im Vergleich zum Stichjahr 1000). Er ist endogen verursacht. Erst unter Einfluß der Kolonialmächte stieg wieder das BIP. Ähnlich Positives gilt für Indien und Indonesien: India GDP Mio in $ Indonesia (including Timor until 1999) Indien 1850: Erheblich waren allerdings in Lateinamerika die Einbrüche in Lateinamerika durch die spanische Eroberungen (durch Kriege und das Massensterben infolge von zuvor unbekannten Infektionskrankheiten). Aber auch hier erholte sich die Lage schnell. Mexico GDP Mio als Bezugsjahr
5 Siehe Zeitleiste oben United States GDP Mio $ Es ist zu vermuten, dass der wirtschaftliche Einbruch 1500/1600 bedingt ist durch die katastrophalen Folgen der spanischen Besitzungen in Nordamerika (ähnlich wie in Südamerika), da die britschen Kolonien ja zunächst nur einen Streifen an der Ostküste ausmachten. alle Daten nach: Historical Statistics of the World Economy: AD (Copyright Angus Maddison)
6 Wirtschaftseinbruch infolge Regimewechsel und Ordnungsverfall CHINA BIP in internationalen Dollars von 1990 in umgerechneten, internationalen Dollar von 1990 inkl. Kaufkraftberechnung China in Mios Bevölkerung in Millionen China Der wirtschaftliche und demographische Einbruch 1600/1700 ist endogen verursacht durch den Dynastiewechsel um 1650 von den Ming zu den Qing und den daraus folgenden Kriegen und Verwüstungen inkl. Hungernöten. Römisches Reich Hier fällt zunächst in Westeuropa der Rückgang des BIP von n. Chr. auf, vor allem in Italien, was nur ungenügend durch den Anstieg in Nordeuropa ausgeglichen wird. Ähnlich entwickelte sich die Bevölkerung. Interessant ist weiterhin, dass es in dieser Zeit kaum kriegsfreie Perioden gab. Krieg hat scheint demnach nicht die wirtschaftliche oder demographische Entwicklung zu stören. Eher umgekehrt legen die Daten nahe, dass Ökonomie durch Krieg, d.h. auch durch Eroberungen, Sklavennahme, mentale Aufrüstung, Rüstungsproduktion, gefördert wird. Es sei denn, dass ein Feind die gegnerische
7 Wirtschaft insgesamt zerstört, wie das ab 450 zunehmend der Fall war. Ein Faktor bleibt unter diesen Daten stabil und ist daher auch wohl als Ursache des Aufstiegs und Verfalls der ökonomischen und demographischen Entwicklung zu sehen: die politisch einheitliche Struktur des Römischen Reiches, das dann allerdings ab 400 unterging. Politische Integration schafft nämlich die Straßen, die Sicherheit für Investitionen und von Piraten und Straßenräubern, die wirtschaftliche Prosperität über große Entfernungen und damit Arbeitsteiligkeit ermöglicht. Daten: BIP in Mio. Dollar (zurück berechnet von heute inkl. tatsächlicher Kaufkraft in der damaligen Vergangenheit) Western Europe: Austria Belgium Denmark Finland 8 16 France Germany Italy Netherlands Norway Sweden Switzerland United Kingdom Total 12 Western Europe Ireland Greece Portugal Spain Total 14 small west European countries Total 30 Western Europe
8 Historical Statistics of the World Economy: AD (Copyright Angus Maddison)
9
10 Rom bis zum Tod Kaiser Justinians (500 v. Chr. bis 565 n. Chr.) v. Chr. Erster Latinerkrieg v. Chr. Vejischer Krieg v. Chr. Abwehrkrieg gegen die Kelten v. Chr. Zweiter Latinerkrieg v. Chr. Samnitenkriege v. Chr. der Erste Samnitenkrieg ist wahrscheinlich unhistorisch v. Chr. Zweiter Samnitenkrieg v. Chr. Dritter Samnitenkrieg v. Chr. Tarentinischer Krieg v. Chr. Pyrrhischer Krieg v. Chr. Erster Punischer Krieg v. Chr. Zweiter Punischer Krieg v. Chr. Fünfter Syrischer Krieg v. Chr. Keltenkrieg in Oberitalien v. Chr. Zweiter Makedonischer Krieg v. Chr. Keltiberischer Krieg v. Chr. Römisch-Syrischer Krieg v. Chr. Dritter Makedonischer Krieg v. Chr. Spanischer Krieg v. Chr. Dritter Punischer Krieg v. Chr. Erster Sklavenkrieg v. Chr. Jugurthinischer Krieg v. Chr. Krieg gegen Kimbern und Teutonen v. Chr. Zweiter Sklavenkrieg v. Chr. Bundesgenossenkrieg v. Chr. Erster Mithridatischer Krieg v. Chr. Zweiter Mithridatischer Krieg v. Chr. Dritter Mithridatischer Krieg v. Chr. Dritter Sklavenkrieg v. Chr. Hasmonäischer Bruderkrieg v. Chr. Gallischer Krieg v. Chr. Römischer Bürgerkrieg v. Chr. Alexandrinischer Krieg v. Chr. Mutinensischer Krieg v. Chr. Perusinischer Krieg v. Chr. Ptolemäischer Krieg v. Chr. Kantabrischer Krieg 12 9 v. Chr. Germanenkriege des Drusus
11 14 16 Germanenkriege des Germanicus Krieg gegen die Icener Jüdischer Krieg Bataveraufstand 83 Krieg gegen die Chatten Dakerkrieg des Domitian Dakerkriege des Trajan Erster Krieg gegen die Parther (Trajan) Diasporaaufstand Bar-Kochba-Aufstand (Zweiter Jüdischer Krieg) Zweiter Krieg gegen die Parther (Marcus Aurelius) Erster Markomannenkrieg Zweiter Markomannenkrieg Dritter Krieg gegen die Parther (Septimius Severus) Britannischer Krieg (Septimius Severus) (mit Unterbrechungen) mehrere Kriege gegen das neupersische Sassanidenreich (siehe auch: Römisch-Persische Kriege) Kriege gegen die Alamannen Kriege gegen die Goten (Gotensturm) 272 Krieg gegen das palmyrenische Reich (Aurelian) 274 Krieg gegen das Gallische Sonderreich (Imperium Galliarum) Krieg gegen die Westgoten (Schlacht von Adrianopel (378)) Krieg gegen die Vandalen 429 Vandalen erobern römische Provinzen in Nordafrika 439 Vandalen erobern römischen Provinz Africa 455 Besetzung und Plünderung Roms durch die Vandalen Rückeroberung der Provinzen in Nordafrika durch den oströmischen Kaiser Justinian I. ca Kriege gegen die Hunnen (Schlacht auf den Katalaunischen Feldern 451) Kriege Justinians gegen die Ostgoten (Schlacht von Busta Gallorum) (nach Wikipedia)
12 alle Daten nach: Historical Statistics of the World Economy: AD (Copyright Angus Maddison)
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