Berufliche Bildung aus Sicht der vergleichenden Wohlfahrtsstaatenforschung
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- Bärbel Kuntz
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1 Berufliche Bildung aus Sicht der vergleichenden Wohlfahrtsstaatenforschung Prof. Dr. Marius R. Busemeyer Universität Konstanz BIBB-Fachkongress, Berlin, 20. September 2011
2 Einleitung Zwei zentrale Fragestellungen: 1. Auswirkungen von beruflichen Bildungssystemen auf soziale Ungleichheit 2. Zusammenhang zwischen Berufsbildungssystemen und Wohlfahrtsstaaten: gemeinsame historische und politische Ursprünge?
3 Ausblick - Zusammenhang zwischen (beruflicher) Bildung und sozialer Ungleichheit Berufsbildungssysteme im internationalen Vergleich Auswirkungen auf verschiedene Dimensionen sozialer Ungleichheit - Historische und politische Ursprünge von Wohlfahrtsstaaten und Bildungssystemen Skandinavisches Modell Korporatistisches Modell Liberales Modell
4 1.5 Educational inequality Bildungsungleichheit und soziale Ungleichheit Switzerland Germany Japan Norway Spain Canada US Denmark Sweden Australia Ireland Great Britain Portugal Finland France New Zealand Netherlands Socio-economic inequality
5 Ausbildungssysteme im internationalen Vergleich Quelle: Busemeyer 2009, Socio-Economic Review 7/3: 387.
6 Ausbildungssysteme im internationalen Vergleich Public investment in VET Switzerland 1 Belgium Austria.8 Sweden Finland France Norway Germany.6 Netherlands Denmark.4 Italy Greece Spain.2 0 Ireland USA Quelle: Busemeyer/Iversen 2011, Collective Skill Systems, Wage Bargaining, and Labor Market Stratification. Firm involvement in VET
7 Berufliche Bildung und Lohnungleichheit
8 Lohnungleichheit und Einbindung der Arbeitgeber
9 Duale Berufsausbildung und Jugend-Arbeitslosigkeit
10 Lohnungleichheit und Studierendenquote
11 Zwischenfazit - Öffentliche Investitionen in berufliche Bildung reduzieren Lohnungleichheit, aber duale Ausbildung weniger effektiv - Duale Ausbildung reduziert Jugend-Arbeitslosigkeit, aber nicht unbedingt Lohnungleichheit - Hochschulexpansion (Studierendenquote) hat keinen statistisch nachweisbaren Effekt auf Lohnungleichheit (aber: es kommt auf Arbeitsteilung zwischen öffentlicher und privater Finanzierung an)
12 Berufliche Bildung und Wohlfahrtsstaaten These: Zusammenspiel von wohlfahrtsstaatlichem Erbe, Parteipolitik und Korporatismus können die Entstehung von unterschiedlichen Berufsbildungssystemen erklären. Bildung als Teil von Wohlfahrtsstaaten betrachten, gemeinsame politische und historische Ursprünge Kritische Weichenstellungen in den 1950er bis 1970er Jahren
13 Skandinavisches Modell: Beispiel Schweden Berufsbildungssystem: - Fokus auf schulische Berufsbildung - Arbeitgeber marginale Rolle - Hohe Mobilität, einfache Übergänge - Geringe soziale Ungleichheit, aber Jugendarbeitslosigkeit (vor allem in den 1990er Jahren)
14 Skandinavisches Modell: Erklärung - Sozialpolitische Koalition zwischen Sozialdemokraten und Agrarpartei in den 1930er Jahren: universaler Wohlfahrtsstaat - Bildungsreformen der 1950er bis 1970er Jahre: Abschaffung des gegliederten Schulsystems Integration der beruflichen Bildung in Sekundarstufe - Vorangetrieben von Koalition aus Sozialdemokraten und Gewerkschaften - Arbeitgeber dennoch weiter beteiligt (Makro-Korporatismus): daher bleibt berufliche Bildung wichtig
15 Korporatistisches Modell: Deutschland Berufsbildungssystem: Kombination aus starkem Engagement der Arbeitgeber mit öffentlicher Unterstützung (Korporatismus) - Sozialpolitik: große Koalition aus Christdemokraten und Sozialdemokraten, mittlerer Weg zwischen Konservatismus und Sozialdemokratie - Christdemokratische Bildungsideologie: Beibehaltung des gegliederten Schulwesens aber: Arbeitgeber in die Pflicht nehmen - Unterstützt durch Meso-Korporatismus: duale Ausbildung als Kompromiss zwischen einem reinen Marktmodell und einem staatszentrierten Modell
16 Liberales Modell: UK Berufsbildungssystem: - Marktorientiert - Dominanz der Arbeitgeberinteressen - Berufliche Bildung als Arbeitsmarktpolitik Erklärung: - Dominanz der konservativen Partei in Nachkriegsjahrzehnten - Vorrang für Arbeitgeberinteressen - KEIN Korporatismus, konfliktive Arbeitsmarktbeziehungen - Daher: Marginalisierung der Rolle der Arbeitgeber in der beruflichen Bildung (Befreiung von öffentlichen Verpflichtungen)
17 Fazit - Starke Hinweise dafür, dass berufliche Bildung im Hinblick auf Vermeidung sozialer Ungleichheit eine wichtige Rolle spielt - aber es kommt an auf: Institutionelle Ausgestaltung von Berufsbildungssystemen unterschiedliche Dimensionen sozialer Ungleichheit - Berufsbildungssysteme und Wohlfahrtsstaaten haben gemeinsame historische und politische Ursprünge Wohlfahrtsstaatliches Erbe prägt Entwicklung von Bildungssystemen Interaktion zwischen Parteipolitik und Korporatismus
18 Lohnungleichheit und private Bildungsausgaben
19 Effekt von öffentlichen Investitionen in berufliche Bildung auf Jugendarbeitslosigkeit Marginal effect of public investment Log of wage-bargaining centralization Marginal effect of public investment in vocational training 95 percent confidence interval
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