Hartschen: Guten Tag, Frau braucht eine Innovations- Neumann: Guten Tag, Herr Dr. Hartschen, wie geht es Ihnen denn?

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1 16. November 2015 Interview Dr. Michael Hartschen Ein Interview mit Lucie Neumann. Sie mag Hebelgesetze: kleiner Aufwand, grosse Wirkung. Und sie bevorzugt Hilfsmittel, die verbinden, ohne zu zwingen: Büroklammern statt Tacker und Fragen statt Antworten. Die betriebliche Gesundheitsförderung läuft oft ins Leere. Männer erreicht sie selten. Die Medizinsoziologin Lucie Neumann aus - und Arbeitsqualität ist ein Bedürfnis Appelle, Selbstkontrolle, Regeln und Verbote nicht. Wir brauchen leichte Der November steht ganz im Zeichen der Männer und ihrem Stress. Am r- - chter weiter? Das Interview führte Dr. Michael Hartschen, Inhaber & Geschäftsführer der BRAIN CONNECTION GmbH in CH-8602 Wangen/Zürich. Simplicity & Innovation Coach Hartschen: Guten Tag, Frau Neumann, Sie sagen: - heit braucht eine Innovations- warum? Neumann: Guten Tag, Herr Dr. Hartschen, wie geht es Ihnen denn? Ein gutes Leben das ist freilich für jeden anders und damit kompliziert, oder? Im Gegenteil: Gehirn und Körper sind zwar hochkomplex, aber sensationell effizient. Gehirn und Körper wollen gesund sein, sprich: (über-)leben. Das Hirn will Lösungen finden für was auch immer. Wer weiß, wie es Lösungen findet, der ist besser dran. Das klingt jetzt nicht wirklich einfach: 100 Billionen Synapsen. Wissen wir genug übers Gehirn? Nein, tatsächlich, in medizinischer Hinsicht nicht bekannten Hirnforscher in ihrem Manifest, dass sie weniger denn je wissen Stichwort Alzheimer usw. Aber wir könnten wissen, dass und wie das Gehirn Lösungen findet. Das wissen andere Disziplinen deshalb brauchen wir neue Forschungsfragen und viel mehr Vernetzung. Darum finde ich Ihren Unternehmensnamen ja so gut. Danke, aber was meinen Sie? C das trifft es. Das Gehirn ist ein riesiger Pool von Optionen. Wer weiß, wie es sich vernetzt, der kann es sich gut gehen lassen. Oder jedenfalls besser. Mir geht es auch gut, danke. Wir sagen also beide: Uns geht es gut. Wir sagen nicht, wir sind gesund. Darum brauchen wir eine Innovationsstrategie: Menschen wollen ein gutes Leben, nicht verkürzt auf den Fokus - dem medizinisch-aseptischen Gesundheitsbegriff. Klingt hoffnungsvoll, aber jetzt brauche ich ein Beispiel. Zum Beispiel Sprache: Wenn Sie Gesundheit sagen, denkt das Gehirn an Krankheit. Das Gehirn denkt systemisch, immer im Kontext. Wenn wir immer wieder Gesundheitsförderung, Gesundheitsmanagement eingebläut bekommen, dann denkt das Hirn Darum darf ich nicht von NLP postuliert hat? Doch, sie dürfen alles. Die, wie Kurt Tucholsky schon vor 100 Jahren schrieb. Ich halte Schriftsteller ohnehin für gesundheitsfördernder als vieles andere. Tatsächlich geht es um Verarbeitungsstau. Wir haben alle ein proppenvolles Gehirn. Das wird sich auch nicht ändern, im Gegenteil. Jeden Tag neue Forschungsergebnisse ob sie haltbar sind, wird nicht mehr Seite 1

2 überprüft. Das ist ein eigenes Thema, davon handelt mein Sachbuch. meinem Hirn, Lösungen zu finden? Sie lächeln gerade, nicht wahr? Das gehört zum guten Leben. Wissen Sie, wie viele Nerven an einem Lächeln beteiligt sind? Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Wie viele denn? Sehr viele. Und die Spiegelneuronen. Und 17 bis 300 Muskeln. Noch ein Beispiel: richtiger Killer. Nicht nur, dass damit jedes Gespräch endet, sondern der Begriff auslösen. Das war eine meiner Hypothesen, die wir an der TU-Darmstadt in einem Experiment getestet haben. Wie Sprache wirkt, darum geht es mir. Aber das ist nur ein Viertel von dem, was neu gedacht werden will. In einem pragmatischen Satz? Es den Menschen leichter machen, die Nerven zu behalten. Darum geht es mir. Die Nerven behalten, das ist ein echtes Bedürfnis Stressbewältigungsseminare hingegen nicht. Also: Sprache ist wichtig, damit das Gehirn Lösungen findet. Schätze, das ist ein weites Feld? Es ist einfach eine andere Sicht Man muss nichts lernen, der Groschen fällt von ganz alleine. Und was muss noch einfacher werden für ein gutes Leben? Die Forschung ist gefordert. Menschen haben Fragebögen satt. Ich mache das anders und diese Methode hilft dem Hirn, sich zu erinnern. Noch ein weites Feld? Gesunde funktionieren grundsätzlich anders als Kranke das ist die Essenz. Ob jetzt in den Forschungsmethoden, den Hilfsangeboten, den Inhalten, der Sprache: Das geht alles leichter, logischer, alltagstauglicher, pragmatischer. Und dazu haben Sie ein Angebot entwickelt? Ja, genau. Ich habe früher in der Krisenkommunikation gearbeitet. Da müssen alle die Nerven behalten. Manchmal reichen ein paar Tricks. Mancher braucht was Eigenes wir sind so sehr in Defizitvorstellungen verwickelt. Aber auch das Eigene ist einfach: Foto: dan talson - Fotolia.com Das "Barcelona-Ressourcen-Modell" von Lucie Neumann "Übersicht löst Stress international". Es ist im Gehirn abgespeichert. Man muss nur wissen, wie man Gedächtnis. wie kommt man als Soziologin auf Schlaf? 1999 stellte ich mir die Frage, wie es scheinbar urplötzlich zu Geistesblitzen kommt. Bei Wissenschaftlern, bei Unternehmern, bei Künstlern, bei meinem damals knapp 80jährigen Vater. Er fand für alles eine Lösung: Nicht immer schön, aber funktional. Aber erst 2009 in meinem Pilotprojekt in einer internistisch-orthopädischen Reha-Klinik kam ich zu dem Thema Schlaf. Stimmt, Sie haben als Soziologin und Coach in einer Reha- Klinik ein Projekt platziert. Das ist ungewöhnlich. Wie war dies für Sie? Leicht war das bestimmt nicht, darum bin ich wahrscheinlich noch immer, meines Wissens international, die Einzige, die so ein umfangreiches Projekt durchgeführt hat. Dafür waren hellwache klinische Psychologen und Ärzte nötig, die allesamt daran zweifelten, dass Medizin und Psychologie der Weisheit letzter Schluss sind. Selten, oder? Ja, wohl wahr. Der innovativste Mediziner ist einer, der nicht jedem Hype hinterher rennt, sagte mal ein Kollege ein Arzt übrigens. Und weiter? Jedenfalls wurde klar: Berufliche Belastungen, das ist abstrakt. Die sechs Ärzte haben sich damit schwer getan. Aber 90 Prozent der beruflich belasteten Pat- - da packte ist ein faszinierendes Großereignis im Gehirn. Nachts läuft eine richtige Reinigungsmaschinerie ab, aber das ist bei weitem nicht alles. Nur leider hängt der Medizin fest, obwohl sich die Diagnostik verändert hat. Jetzt wäre Neues möglich: neue Lösungen für den Alltag. Schlaf passt aber nicht in unsere Zeit schlafen wir nicht alle zu wenig? Ein populärer Irrtum. Damit steht sich die Schlafforschung und Schlafmedizin selbst im Weg. Wieder Appelle. Wieder Kontrolle. Und totlangweilig. Im Grunde könnte man Schlaf an einer einzigen Cabriofahrt erklären. Seite 2

3 Flyer-Front "Minimal-Strategien statt Stress für Skeptiker" Einfach! Dann würde der Groschen schneller fallen. Das führt jetzt wahrscheinlich zu weit? Wie gesagt: faszinierend. In meinem Smart-Skills-Ansatz Kreativität. Es bleibt wenig von der übrig. Gesunde mögen sie nicht, zu viel Verzicht und nehmen stattdessen Schlaftabletten, heikel! Wenn man weiss, dass in böses Zwillingspaar sind, 60 Prozent stressbedingt sind und rund ein Drittel der Mitarbeiter in Betrieben sie haben, dann wird da ein riesiges Potenzial vernachlässigt. Also sagen Sie, Lebens- und Arbeitsqualität wäre leichter zu erreichen, wenn was? Wenn wir fragen würden, welche Art von Gesundheit eine mobile, globale, digitale, sozial und kulturell heterogene, alte Bevölkerung will. Keine Appelle, weder an Führungskräfte, die k.o. sind, noch an Männer, die sind. Soziale Beziehungen und Kommunikation müssen in die anwendungsnahe Forschung. Ist das Bier an der Bar gesundheitsfördernder, als darauf zu verzichten? Ja, es gibt schon Hinweise. Viel Stoff, Frau Neumann. Reagieren Unternehmen darauf? 15 Jahre Entwicklung, fünf Disziplinen. Und ja, langsam heikel in Unternehmen. Meine Klienten in der Helden-Ambulanz genießen grossen Schutz. Es ist ein eigenes Konzept. Insgesamt ist die Verunsicherung groß in Betrieben, es wurden Gesundheitstage eingeführt und Geld ausgegeben. Aber es kommen immer die Gleichen und mindestens jeder zweite etwas nicht stimmt. Und Sie sagen, das lässt sich ändern? Ja. Einfacher, als wir denken. So will es das Gehirn: plausible, praktikable Lösungen. Ein Rundfunkjournalist nannte mich - die Verlierer der letzten Bundestagswahl bekannt wurden. Er fragte, ob es auch für Politiker ein Comeback geben kann. Ja, freilich, das Hirn verarbeitet Schmach oft in hoher Geschwindigkeit nicht nur nachts! Ich habe spannende Hypothesen aus der Praxis. Da Zukunftsdisziplinen Gedächtnisund Schlafforschung. Das klingt wirklich spannend haben Sie noch 2-3 Tipps für die Leser? Jede Menge. Vor allem: Vergessen Sie, was Sie über Stress und Schlaf wissen es hat uns nicht weitergebracht. Und: Meiden Sie Panik- und Angstmacher, die haben nichts Gutes im Sinn. Hetzer, Scharfmacher, die braucht kein Mensch. Und: Bloss keine Ratgeber lesen... Moment, Sie schreiben doch gerade an einem Buch?! Es ist ein erzählendes Sachbuch, eine Art Sach-Abenteuerreise quer durch Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Medien. leichter geht. Warum Schlaf ein missverstandener Superheld ist und die Schlafforscher Helden sein könnten. Es geht um eine Ressourcenkultur, die Freude macht. Seite 3

4 Kein Ratgeber also, da bin ich aber froh. Ich auch. Noch ein Tipp: Sportlerbiografien lesen wie Schriftsteller wie Alexandre Dumas, zurzeit läuft die neue BBC- Schweizer Fernsehen super gemacht von Adrian Hodges. Ich sage: Das ist eine Art Neurostimulation. Dumas war Schriftsteller und Unternehmer, vieles hat er parallel gemacht, nicht alles funktionierte, aber es ging ihm gut dabei. Kurz: Biografien relativieren das eigene Foto: camera4, Freude = stärkste Muskelkraft, Deutsche Sporthochschule Köln Wir könnten noch ewig weitersprechen, nicht wahr? Stimmt. Alles Gute, Herr Dr. Hartschen. Lassen Sie es sich gut gehen, Lucie Neumann. Grüezi! Weitere Informationen zu Frau Neumann finden Sie unter Lucie Neumann ist Gesellschaftswissenschaftlerin mit medizinsoziologischem Schwerpunkt, Strategie-Beraterin für Krisen- / Innovations-kommunikation und Kurzzeit Coach. Sie referiert auf wissenschaftlichen anwendungsnahe Forschung zur Stress- Gesellschaft und entwickelt innovative Pilotprojekte er - auch die Methoden verändern nicht die Menschen. Foto Porträt: J. Staudach Kontakt via Mail: Lucie Neumann M. A., neumann@helden-ambulanz.de Seite 4

5 Impressum BRAIN CONNECTON GmbH Hegnaustr. 60 CH-8602 Wangen/Zürich Dr. Michael Hartschen Geschäftsführer & Inhaber Tel BRAIN CONNECTION GmbH ist ein führender Anbieter von Dienstleistungen im Fachbereich Innovation und Einfachheit. Wir befähigen Menschen in Unternehmen zur erfolgreichen Gestaltung und Umsetzung von Innovationen und wir leben die Prinzipien der Einfachheit vor. Als Coach, Moderatoren und Trainer reduzieren wir die Komplexität, beschleunigen Prozesse, gestalten neue und optimieren bestehende Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle hin zur Kunden und Nutzerorientierung. Seite 5