Belastungsfaktor Arbeit Daten und Fakten
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1 Belastungsfaktor Arbeit Daten und Fakten Thomas Leoni Linz 28. November 2012
2 Inhalte der Präsentation 1. Definition und Verbreitung von (körperlichen und psychischen) Belastungsfaktoren 2. Zusammenhang zwischen Arbeitsplatzbelastungen und Gesundheit 3. Krankenstand und Beschäftigungsfähigkeit der älteren Beschäftigten
3 1. Einleitung Definition der Arbeitsplatzbelastungen: Unterscheidung zwischen körperlichen (und chemischen, biologischen) Arbeitsplatzbelastungen einerseits, und psychischen bzw. psychosozialen Belastungsfaktoren andererseits Bei den psychosozialen Belastungen handelt es sich um jene Aspekte der Gestaltung, Organisation und Leitung von Arbeit, die potentiell (psychisch oder körperlich!) schädlich sein können => Achtung: Unterscheidung zwischen (objektiver) Belastung und subjektiver Auswirkung (Beanspruchung, Beeinträchtigung)
4 Österreich im EU Kontext körperliche Belastungsfaktoren EU 15 Österreich Vibrationen 15,5 16,4 15,3 18,8 19,5 16,8 Lärm 19,5 19,5 18,8 17,0 17,0 14,7 Hohe Temperatur 14,0 15,0 12,6 12,2 14,5 11,5 Niedrige Temperatur 11,6 11,2 12,3 9,1 9,7 8,3 Abgase, Staub 14,8 11,9 10,1 14,8 13,7 12,0 Chemikalien 8,8 8,1 9,4 8,9 8,7 11,3 Schmerzhafte Haltungen 31,2 28,5 31,8 26,9 34,5 35,4 Schwere Lasten 21,9 19,1 18,4 21,1 22,0 20,0 Belastende Einflüsse wie Abgase, Chemikalien und hohe/niedrige Temperaturen treffen bis zu ⅛ der Beschäftigten Andere körperliche Belastungen wie Lärm, Vibrationen, Lasten, schmerzhafte Haltungen sind deutlich stärker verbreitet Erwartung, dass Exposure gegenüber körperlichen Belastungen zurückgeht, trifft nicht uneingeschränkt zu European Survey on Working Conditions 2000, 2005 und 2010; WIFO-Berechnungen
5 Österreich im EU Kontext psychische Belastungsfaktoren Auswertungen der jüngsten europäischen Erhebung der Arbeitsplatzbedingungen (2010) zeigen, dass etwa ein Drittel der Beschäftigten in Ö am Arbeitsplatz mit hohem zeitlichen Druck konfrontiert ist (ebenso in der EU-15) knapp18% der Beschäftigen sich weder durch Vorgesetzte noch durch KollegInnen unterstützt fühlen (EU-15: 20%) in Abhängigkeit von der gewählten Abgrenzung 16% bis 20% der Befragten ein ausgeprägtes Ungleichgewicht zwischen Anforderungen und Kontrolle aufweisen (EU-15 12% bis 16%) knapp 10% mit den Führungsqualitäten des/der Vorgesetzten sehr unzufrieden sind (EU-15: knapp 13%) etwa 7% der Befragten im Vorjahr am Arbeitsplatz Diskriminierung, etwa 6% Drohungen oder erniedrigendes Verhalten erlebten (ebenso in der EU-15) Quelle: European Working Conditions Survey 2010; eigene Berechnungen
6 Prävalenz von psychischen Belastungsfaktoren am Arbeitsplatz in Österreich Unselbständig Beschäftigte, Jahre Gesamt Männer Frauen Mehrfachnennung möglich in % Psychische Belastung Zeitdruck/ Überbeanspruchung 30,2 33,9 25,8 Gewalt/ Androhung von Gewalt 1,3 1,1 1,4 Belästigung/ Mobbing 3,5 3,3 3,7 Sonstige psychische Belastungsfaktoren 4,3 4,4 4,3 Keine psychischen Belastungsfaktoren 65,8 62,6 70,1 Fragestellung: Belastungsfaktoren, die dem seelischen Wohlbefinden schaden können Quelle: Statistik Austria (Mikrozensus Arbeitskräfteerhebung Sondermodul 2007); WIFO Berechnungen
7 in % in % 2. Gesundheitliche Beschwerden der Beschäftigten Unselbständig Beschäftigte, Jahre Männer Frauen Nein Nein , ,9 0 Beschwerden allgemein 13,0 arbeitsbedingte Beschwerden 0 Beschwerden allgemein 12,2 arbeitsbedingte Beschwerden Quelle: Statistik Austria (Mikrozensus Arbeitskräfteerhebung Sondermodul 2007); WIFO Berechnungen
8 Belastungsfaktoren Krankheiten Zusammenhang zwischen Zahl der Belastungen und Zahl der Krankheiten/gesundheitlichen Beschwerden keine Krankheit 1 Krankheit 2 Krankheiten 3 Krankheiten 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Keine oder 5 6 und mehr Fasching (1999), Arbeitsbedingungen in Österreich, S. 66. Aufgetretene Belastungsfaktoren
9 Bedeutung von psychischen Belastungen für die Beschäftigungsfähigkeit Unselbständig Beschäftigte, Jahre Belastung keine Belastung nur psychisch nur körperlich Doppelbelastung in % Normal gearbeitet Abwesenheit (nicht wegen Krankheit) Krankenstand Summe Fragestellung: Anwesenheit am Arbeitsplatz in der Woche vor der Befragung Quelle: Statistik Austria (Mikrozensus Arbeitskräfteerhebung Sondermodul 2007); WIFO Berechnungen
10 Epidemiologische Berechnungen: Integrale Belastungsmaße Belastungsfaktor Relatives Risiko Prävalenz Attributives Risiko (in %) Physische Belastungen 1,604 0,53 23,2 Mehrfache Belastung 1,502 0,31 20,1 Hohe Belastung 1,340 0,06 14,5 Physische Belastungsfaktoren verursachen insgesamt rund ein Viertel der Krankenstände (attributives Risiko von 23%) Hohe Belastungen (mindestens 4 relevante physische Faktoren) verursachen ~14% der Krankenstandstage (obwohl nur 6% der Beschäftigten betroffen sind) IPG und WIFO
11 Krankenstandstage in % des Jahresarbeitsvolumens 3. Krankenstandsquote nach Altersgruppen Männer Frauen Bis bis bis bis bis bis bis bis bis bis und älter Jahre Die Krankenstandsquote ist bei Jugendlichen und älteren Arbeitskräften am höchsten Die Anzahl an Fällen nimmt mit Alter ab, die Länge der Krankheitsepisoden zu HSV; WIFO-Berechnungen; Daten für das Jahr
12 in % Arbeitsbedingte gesundheitliche Beschwerden nach Alter 30 Unselbständig Beschäftigte, Jahre 20 Frauen Männer 15,7 19,8 21,6 22,6 20,7 16,2 10 8,9 11,7 11,8 11,6 13,2 13,9 15,2 7,0 5,6 6,4 6,5 8,7 8, ,8 Quelle: Statistik Austria (Mikrozensus Arbeitskräfteerhebung Sondermodul 2007); WIFO Berechnungen
13 Wahrscheinlichkeit des Verbleibs am Arbeitsplatz Übergangswahrscheinlichkeiten in die Invaliditätspension Krankenstand von mehr als 6 Wochen Krankenstand von mehr als 6 Monaten Verbleibsdauer im Erwerbsleben (Kaplan-Meier) Männer mit/ohne Krankenstand in 2001 Verbleibsdauer im Erwerbsleben (Kaplan-Meier) Männer mit/ohne Krankenstand in Zeit seit Krankenstandsbeginn in Tagen Zeit seit Krankenstandsbeginn in Tagen ohne Krankenstand mit Krankenstand ohne Krankenstand mit Krankenstand Im Fall von sechswöchigen Krankenstandsfällen wechselten etwa 25% der Personen in den Folgejahren in die Invaliditätspension. Sehr lange Kranken-standsepisoden (>sechs Monate) führen bei einer Beobachtungsperiode von sieben bis acht Jahren fast die Hälfte der Versicherten in die Invaliditätspension. OÖGKK, PVA, INDI-DV, WIFO-Berechnungen
14 Übergänge in die I-Pension Auswertungen der Neuzugänge (BMASK, Jahr 2006) in die I- Pension zeigen, dass nur etwa ein Viertel der Personen aus einem aufrechten Dienstverhältnis in die I-Pension wechselt: Bei Männern sind 30% der Zugänge aus dem Bezugsstatus von Krankengeld gekommen, fast 40% aus Leistungen der Arbeitslosenversicherung Frauen: 32% aus dem Bezug von Krankengeld und 34% aus dem Bezug einer Leistung aus der Arbeitslosenversicherung (mehrheitlich Notstandshilfe) Auswertungen für Oberösterreich (2008) bestätigen, dass nur knapp 15% in einem Beschäftigungsverhältnis und dabei nicht krankgeschrieben waren
15 Abschließende Bemerkungen Die Bedeutung von psychischen Belastungen dürfte angesichts der bestehenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Makrotrends in Zukunft weiter steigen Zwischen Belastungen und gesundheitlichen Folgen bestehen nachweisliche starke Zusammenhänge, diese müssen weiter und besser ausgeforscht werden Der demographischer Wandel und die gewünschte Erhöhung der Erwerbsquoten der Älteren stellen eine Herausforderungen dar => Bei einer entsprechenden Anpassung und Verbesserung der Rahmenbedingungen ist dieser demographische Wandel aber gut zu bewältigen
16 *** Danke für die Aufmerksamkeit! ***
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