ARC 2014 mit der Peter von Seestermühe

Transkript

1 ARC 2014 mit der Peter von Seestermühe Eine Atlantiküberquerung, mein Traum seit und dann noch auf einem Klassiker, wie der Peter von Seestermühe, war für mich schon etwas ganz Besonders. Die 17,90 M (59 ft) lange und 30 Tonnen schwere Yawl ist im Gegensatz zu den hochtechnisierten Schiffen das rustikale Gegenstück es gibt weder Hydraulik, elektrische oder selbstholende Winschen, noch Computer, die einen Autopiloten steuern, und die Vorsegel werden an Stagreitern angeschlagen.

2 Sie ist mit ihren wunderschönen Details die klassische Yacht aus der Vergangenheit und Ruderwache, 7 x 24 Stunden, ist, wie man bei 30 To Lebendgewicht mitten auf dem Atlantik an unseren Händen sehen kann, eine schwielenharte Arbeit. Technik wird durch Seemannschaft ersetzt.

3 In den Tagen vor dem Start war ich auf Booten zu Besuch, die mehr redundante Systeme, vernetzte Computer an Bord haben, als ihr Schiffsdiesel Zylinder hat. Jedes Segel besitzt hier seinen eigenen Hydraulik Knopf, der Cockpittisch ist mit Eisschrank, ein geräumiger Schminktisch extra angefertigt für die Eignerin, der Touch Screen zeigt den Kurs, sowie Grib-Daten optimiertes Routing, den Standort, Verbrauch von Diesel, Wasser, Ampere, den Wind, Windrichtung, Temperatur des Weinlagers und des Wassers, Bilder aus dem begehbaren Maschinenraum, Liter Wasserdurchlauf der Watermaker,... zeigt also alles an Bord an, was sinnvoll und sinnlos zu sein schien. Für einen Technikfreak faszinierend, dennoch fragte ich mich innerlich grinsend, ob dieses Boot nicht auch alleine ablegen und den Kurs nach St. Lucia segeln kann, denn natürlich ist der Autopilot mit allen Rechnern und dem Fernsteuerungsmodul verbunden... Zurück an Bord der Peter genoss ich jedes Mal die faszinierende Einfachheit aller Systeme.

4 um 11 Uhr Nachdem die Regattaleitung den Start der ARC 2014 wegen Sturms um Hafen verabschiedet. einen Tag verschieben musste, ging es am um 11 Uhr endlich über die Startlinie. Insgesamt waren wir 176 Boote aller Markennamen, das Längste 30,48 Meter und das Kleinste 9,58 Meter. Wir wurden von begeisterten Spaniern, Touristen, dröhnender Musik und ähnlich wie im Schulauer Fährhaus Willkomm Höft aus dem Draußen nahm uns an der Startlinie die alte Dünung vom Vortag in Empfang. Schiffe tauchten immer wieder in den Wellentälern unter, so dass nur die obere Hälfte ihrer Masten sichtbar wurde. Wir waren unterwegs.

5 Unser Kurs führte uns zunächst parallel an der afrikanischen Küste entlang Richtung Cap Verden. Aber schon sehr bald, am steuerten wir unserem Spi hinterher, der nach SW wollte, ab dem sogar bereits WSW. Wir waren weiter nördlich der ansonsten präferierten Hauptroute - dies brachte viele Squalls (örtliche Gewittertiefs mit ca. 30 Knoten Wind und Platzregen) aber auch guten Segelwind zwischen 4 und 6 Beaufort.

6 Squalls mit Wind und Platzregen säumen unseren Weg Typisches Atlantiksegeln mit hochgebundener Genua und Delphinen Auch das Jugendcamp des SVLF fährt in die Karibik - zumindest als T-Shirt

7 Die See steigt und der Rudergänger muss bei 8,9 Knoten auf der Logge kräftig arbeiten Bananen werden schlagartig reif, müssen gegessen werden (Pro Nase/Tag 6 Stück)

8 Bis auf zwei Tage zwischen dem und 3.12., an denen wir einem starken Tiefdruckgebiet nach Süden auswichen, fuhren wir weiter Richtung WSW. Kurz vor dem Ziel, etwa 200 Meilen, konnten wir West, den direkten Kurs nach St. Lucia anlegen. Also nichts Spektakuläres an Manövern,... sieht man vom Segelkleid ab. Wir erfuhren im ersten Drittel per SSB von anderen Teilnehmern, dass wir im Fleet Viewer der ARC Regattaleitung plötzlich zwei Kronen auf unserem Bootssymbol trugen, somit neben unserer Division auch die gesamte Cruising Flotte mit 118 Schiffen anführten. Dies wirkte wie ein zündender Funke auf unsere Wachen und wir ließen Tag und Nacht immer um die 300 qm Segelfläche stehen - mit Spi, dessen längste Standzeit 54 Stunden betrug, waren es sogar 340 qm. Beeindruckend unter Spi oder Klüver und Genua, Groß, Besanstagsegel und Besan durch die Nacht zu rauschen. Wir fingen an, für eine gute Platzierung zu kämpfen.

9 Das bedeutete zum Ende der Regatta in Zahlen: - Start: Rescheduled to , 11 Uhr - Schiff: Peter von Seestermühe - Gesegelte Meilen: sm - Benötigte Zeit 15 Tage, 10 Stunden, 14 Minuten und 51 Sekunden - Regatta Platzierung: 1. Platz über 118 Boote aller Cruising Divisions - Average Speed über sm: 7,36 Knoten - Max Etmal: 204 sm - Längste Spi Standzeit: 54 Stunden - Max Speed: 12,2 Knoten Surf auf der Welle - Persönlich übernommene Wachen: 32 - Dauer einer Wache: 3 Stunden - Beginn einer Wache: alle 6 Stunden - Gesegelte Meilen pro Wache: sm - Gefangene Doraden: 8 Apropos Doraden: 8 konnten wir fangen und sie bereicherten neben der Lammkeule zum Bergfest unseren exklusiven Speiseplan - für die Feinschmecker unter uns, hauchdünn geschnitten auch als Sushi sehr lecker. Um dem Verdacht des Anglerlateins entgegenzuwirken, das Foto einer 1,20 großen Dorade

10 Neben der Wache mussten wir uns natürlich auch die Backschaft teilen. Eine harte Arbeit unter Deck, die jeden von uns 4 Tage neben der Erfüllung des Wachplanes erwischte. Unsere tägliche Backschaft wollte ein Frühstück um 7:30, ein Mittagessen um 13 Uhr, Kaffee und Kuchen um 16 Uhr und ein vollwertiges Essen um 19:30 Uhr - das für 10 Personen in einem Raum, der ca. 40 Grad heiß war, man nur angeschnallt kochen konnte und eine permanente Schräglage von bis zu 30 Grad ausgleichen musste - wie gesagt, harte Arbeit. Übrigens gaukelte unser Gehirn uns bereits nach drei Tagen vor, dass das Boot gerade, nur der Herd in Schieflage war und die Töpfe darauf aus unerfindlichen Gründen stehen blieben. Schlingerleisten retten das Geschirr

11 Zieleinlauf am nach 15 Tagen und 10 Stunden in St. Lucia: Als der Ruf... LAND IN SICHT... bei nur noch 25 Meilen vor der Küstenlinie der Inseln vor dem Winde erscholl, waren wir auf der einen Seite stolz über das Erreichte, auf der anderen Seite einige von uns traurig, bereits am Ziel zu sein. Gerne hätte der Atlantik sm breiter sein dürfen. Wir waren in vielerlei Hinsicht, auch als Besatzung angekommen. Die Peter unter Vollzeug vor der Ziellinie... eine stolze Crew auf der Kante Ein großartiges Erlebnis, das noch lange in mir nachklingen wird, ein fantastisches Schiff unter exzellenter Führung - jederzeit wieder! Grüße von der Insel, diesmal Fehmarn Jürgen Pauleweit, Januar 2015