Notfallversorgung aus Patientenperspektive
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- Kerstin Becker
- vor 6 Jahren
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1 Notfallversorgung aus Patientenperspektive Schwachstellen und Lösungsansätze Tobias Herrmann München, 7. November Bayerisches Forum für Patientensicherheit aqua Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH
2 2 Agenda 1 2 Versorgungssituation Analyse des Status quo Schwachstellen in der Versorgung 3 Reformbestrebungen und Lösungsansätze 4 Ausblick
3 Gutachten im Auftrag des vdek 3 Präsentation am Köster, C., Wrede, S., Herrmann, T., Meyer, S., Willms, G., Broge, B., Szecsenyi, J. (2016). Ambulante Notfallversorgung, Analyse und Handlungsempfehlungen. Göttingen: AQUA-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH.
4 4 Versorgungssituation Ca. 20 bis 25 Millionen Patienten (Fälle) im Jahr in Notaufnahmen der Krankenhäuser davon ca. 10 Millionen ambulant (Tendenz steigend) Anteil der Selbstvorsteller 37 % (DGINA-Befragung), teilweise deutlich höher Verschiedene Autoren schätzen, dass zwischen ⅓ und ⅔ der Patienten im vertragsärztlichen Bereich behandelt werden könnten. Hinweis: Datenlage schwierig, unterschiedliche Angaben in verschiedenen Studien
5 5 Versorgungssituation: Verteilung nach Sektoren (2015) Während der Praxisöffnungszeiten Außerhalb der Praxisöffnungszeiten 26% Krankenhau s 32% Krankenhaus 74% Arztpraxis 68% Arztpraxis insg. 13,5 Mio. Fälle insg. 15,5 Mio. Fälle Quelle: KBV, Klartext (2. Quartal 2017), basierend auf Daten vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi)
6 Schwachstellen in der Versorgung 6 Verschiedene Akteure Unklare Zuständigkeiten aus Patientensicht 112 Niedergelassener Arzt? Sektorale Trennung Lückenhafte oder unattraktiv organisierte vertragsärztliche Strukturen Keine Patientensteuerung Notdienstpraxis Notaufnahme PATIENT Patient kann sein gesundheitliches Problem nicht richtig einschätzen
7 7 Reformbestrebungen Der Gesetzgeber hat auf diese Entwicklungen reagiert Krankenhausstrukturgesetz: Die Kassenärztlichen Vereinigungen sollen den Notdienst auch durch Kooperation und eine organisatorische Verknüpfung mit zugelassenen Krankenhäusern sicherstellen; hierzu sollen sie entweder Notdienstpraxen in oder an Krankenhäusern einrichten oder Notfallambulanzen der Krankenhäuser unmittelbar in den Notdienst einbinden. ( 75 Abs. 1b SGB V)
8 8 Fokus: Veränderungen in Bayern Einrichtung von Bereitschaftspraxen im Zuge der Bereitschaftsdienstreform möglichst an Krankenhäusern Anwendung fester Planungskriterien (Einzugsgebiet, Erreichbarkeit, Auslastung,...) Folgen u.a.: Reduktion von Dienststunden Feste Anlaufstellen für Patienten Gefahr: Unterversorgung in ländlichen Gebieten
9 9 Zwischenbilanz Portalpraxen allein sind kein Allheilmittel Patient hat bereits mit den Füßen entschieden Konkrete Ausgestaltung und Funktionsweise offen Rufnummer noch zu wenig bekannt Serviceangebot noch nicht ansprechend genug Generell: keine systematische Steuerung von Patienten Information und Empowerment von Patienten verbesserungswürdig
10 Lösungsansatz: Demand Management Gewährleistung eines attraktiven Angebots Steuerung von Patienten Portalpraxis Telefon Basis: Standardisierte Ersteinschätzung
11 Projekt im Auftrag des Zi 11 Literaturrecherchen, Experteninterviews und Scoping-Workshop Triageinstrumente und Ansätze zur Versorgungssteuerung Grundlage für Konzeptentwurf für Demand Management 2 Workshops inkl. Bewertung von Instrumenten
12 12 Analysen und Zielstellung Welche Instrumente kommen konkret infrage? Klassische klinische Instrumente (Notaufnahmen) Instrumente zur telefonischen Ersteinschätzung Übergreifende Ansätze Ziel: Patientenzentrierte ambulante Notfallversorgung Festlegung von Zeitpunkt, Ort und angemessenem Leistungserbringer auf Basis der Ersteinschätzung
13 13 Blick ins europäische Ausland: Gatekeeping und Patientensteuerung Einbindung von primary care in Emergency Departments (NHS Alliance, 2015) To provide a `streaming system to redirect people to the `right care. To provide expert care for patients presenting to emergency departments with primary care presentations or minor illnesses. Erweiterte Definition von Triage : Triage is the process of determining the level of urgency and type of health care required in requests for help. (Huibers et al, 2011) Beispiel: Niederlande
14 14 Blick ins europäische Ausland: (Telefonische) Ersteinschätzung Umfangreiche Erfahrungen in vielen europäischen Ländern Patientensicherheit wichtigstes Kriterium Einige Studien zum Thema: größtenteils Einstufung als sicher Teilweise kritische Ergebnisse stehen vor allem im Zusammenhang mit Compliance der Anwender (Meer et al. 2012) Verschiebung der Inanspruchnahme von Leistungen Dänemark: 60% der Anrufe endeten mit telefonischer Beratung (Huibers et al., 2016) Ergebnisse für Niederlande und GB bei ca. 40 bis 50% (Bunn et al., 2004/ Smits et al.(2017)
15 15 Mindset für Demand Management Wichtiger Baustein: Standardisierung der Prozesse Nutzung eines Instruments zur Unterstützung derjenigen, die die Ersteinschätzung durchführen Ausgangspunkt: Patient mit akutem Beratungsund Behandlungsbedarf Ziele: Verlässliche Erstkontaktstellen für Patienten schaffen Angemessene Nutzung der vorhandenen Ressourcen Entlastung von Notaufnahmen
16 Entwurf eines Demand-Management-Konzepts Demand-Management-Konzept für ambulante Notfallpatienten 16 Rettungsdienst (112) Gemeinsamer Tresen (KV/KH) (Bereitschaftsdienst /KV) Ersteinschätzung/ Steuerung Notaufnahme (KH) Unmittelbare ambulante Behandlung (KV) Spätere ambulante Behandlung (KV) Haus-/ Facharzt Telefonische (ärztliche) Beratung (KV) Patienten mit akutem Beratungs- oder Behandlungsbedürfnis Erstkontaktstellen im KV-Bereich Standardisiertes Instrument Differenzierte Versorgungssettings
17 17 Wie kann eine standardisierte Ersteinschätzung konkret aussehen? Ausgestaltung der Erstkontaktstellen Gemeinsamer Tresen Analyse von Instrumenten Identifikation abwendbar gefährlicher Verläufe hat oberste Priorität Wichtige Gütekriterien: Reliabilität, Zeitaufwand, IT-Fähigkeit,... Leitfaden und Hilfestellung für Ersteinschätzer Aber: Qualifiziertes Fachpersonal entscheidet
18 18 Zusammenfassung Mehr Sicherheit durch Standardisierung Handlungssicherheit: Pflegekräfte / Ärzte werden durch Instrumente unterstützt Identifikation abwendbar gefährlicher Verläufe bei Patienten Mehr Service Individuell angemessene Versorgung des Patienten insb.: Möglichkeit der Beratung am Telefon Effizientere Ressourcennutzung möglich
19 Ausblick (Weitere) Verknüpfung von Anlaufstellen Die Entscheidung für eine Erstkontaktstelle darf nicht den Versorgungspfad determinieren Empowerment von Patienten Selbsteinschätzung als (über-)nächster Schritt
20 20 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit aqua Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH Maschmühlenweg Göttingen Telefon (+49) Telefax (+49) office@aqua-institut.de Zertifiziert nach DIN EN ISO 9001:2015
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