Praktischer Sprachalltag in der Kita
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- Harald Kramer
- vor 6 Jahren
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1 Verband binationaler Familien und Partnerschaften, iaf e.v. Praktischer Sprachalltag in der Kita Dietzenbach
2 Der Verband entwickelte sich von der Selbsthilfeinitiative (1972) zum heute bundesweiten interkultureller Familienverband, hat in 22 Städten Kontaktstellen, davon in 10 Städten kommunal-/ landesgeförderte Beratungsstellen, ist tief verwurzelt in binationalenlebenswelten und den damit verbundenen Erfahrungen, z.b. der interkulturellen und mehrsprachigen Erziehung.
3 Unsere Angebote im Überblick Rechtsberatung Migrationsberatung Familientherapeutische Beratung Trennungs-und Scheidungsberatung Begleiteter Umgang Beratung zu Sprachförderung und Mehrsprachigkeit Interkulturelle Kompetenz z.b. Seminarangebote wie das Interkulturelles Spielzimmer Elternseminar In vielen Sprachen zuhause Hürden und Erfolge mehrsprachigen Aufwachsens Sprachförderprojekt Rucksack (Bonn) Elternzeit im Ramadan?! Muslimische Väter im Fokus Väterprojekt (Leipzig) Projekte Beratung Unsere Angebote Sparring-Partner Familienpolitische Fachtagungen Fortbildungen für Erzieher/innen Elternseminare Workshops Expertise für Vertreter/innen aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Forschung Praxiskonzepte zur Mehrsprachigkeit -gelungenes interkulturelles Zusammenleben und arbeiten -Stärkung der Elternkompetenz Publikationvon Fachbeiträgen, Broschüren, Büchern und Materialien für die Praxis Vorträge und Referententätigkeit der Mitarbeiter/innen
4 Unsere Angebote ein umfassendes Beratungsangebotfür Einzelne, Ratsuchende und Institutionen.
5 Unsere Angebote Eltern-Kind-Angebote: z.b. die Gruppe Las Tortuguitas in Bremen.
6 Unsere Angebote Mehrsprachige Elternbroschüre zur mehrsprachigen Erziehung in der Familie Dt.-Türkisch Dt.-Italienisch Dt.-Englisch Dt.-Russisch Dt.-Spanisch Dt.-Arabisch Dt.-Polnisch
7 Praktischer Sprachalltag in der Kita Sprachliche (Ressourcen-) Vielfalt Kinder, Eltern, Fachkräfte Kommunikation und Dialog Wer spricht wann mit wem worüber? Sprachlicher Input versus Output Was kann gemessen/ erfasst werden? Sprache strukturiert den Kita-Tagesablauf
8 Praktischer Sprachalltag in der Kita Was sind mangelnde Sprachkenntnisse? - gemeint sind mangelnde Deutschkenntnisse Sprachförderung oder Sprachliche Bildung? Förderunggeht eher vom Defizitblickaus: eine gezielte Anregung und Begleitung bei der Entwicklung spezifischer sprachlicher Fähigkeiten ist notwendig. Sprachliche Bildung umfasst alle Sprachen, geht von den Ressourcenaus und berücksichtigt die vielfältigen Kommunikations- und Sprechanlässen im pädagog. Alltag.
9 Mehrsprachigkeit [...] wer regelmäßig mehr als eine Sprache verwendet und in der Lage ist, in allen seinen Sprachen Alltagsgespräche zu führen. (Rosemarie Tracy, Universität Mannheim)
10 Wie wird man mehrsprachig? von Geburt an mehrere Sprachen gleichzeitig (simultane Mehrsprachigkeit) innerhalb der Familie zuerst mit einer Sprache aufwachsen und im weiteren Verlauf des Lebens (z.b. Kindergarten, Schule) mit weiteren Sprachen in Berührung kommen und sie erwerben (sukzessive Mehrsprachigkeit) als Jugendlicher oder Erwachsener weitere Sprachen als Fremdsprachen erlernen.
11 Mehrsprachiger Spracherwerb im Kindesalter Modell von N. Küpelikilinc in: Kompetent Mehrsprachig (Hrsg.) Verband binationaler Familien, Frankfurt 2004
12 Gelebte Mehrsprachigkeit Wussten Sie, dass es zwischen Sprachen auf der Welt gibt, weltweit Mehrsprachigkeit der Normalfall ist,. in London sind mehr als 200 Sprachen lebendig sind, rund 13 Millionen Menschen in Deutschland jeden Tag mindestens noch eine weitere Sprache sprechen (Umfrage Goethe Institut 2013) es etwa 60 anerkannte Minderheitensprachen in Europa gibt, z.b. Sorbisch oder Saterfriesisch in Deutschland; Migrantensprachenwie Türkisch, Arabisch oder Russisch hier nicht als Minderheitensprachen zählen.
13 Gelebte Mehrsprachigkeit Migrantensprachen bleiben vital (Internet, Mobilität etc.) Die deutsche Sprache verändert sich (Sprache als Prozess) livinglanguagelaboratory, dt. Neusprech, KanakSprak, Anglizismen Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass zunehmend Menschen mit Akzent oder fehlerhaft Deutsch sprechen.
14 Sprachliche Bildung Voraussetzungen auf Seiten der Fachkräfte Positives Bewusstsein für die eigene Rolle als Kommunikationspartner und Sprachvorbild (s. Beispiel Checkliste) Beziehung aufbauen und pflegen Sprechanlässeschaffen, die aktive Kommunikation und Sprachproduktion ermöglichen (s. Beispiel Checkliste Sprache und Handlung und Gespräch) Sprachstandserfassung(bleibt hier außen vor)
15 Sprachliche Bildung braucht unterstützende Rahmenbedingungen Wissen über Kinder + Familien (Hintergründe, Bedarfsanalyse, Erwartungen der Eltern) Personalausstattung (interkult. Kompetenzen, Sprachförderkräfte etc.) Räumlichkeiten und Material (Ruhezone für individuelle Kommunikation, Wie sichtbar ist/ sind Sprache(n)? Materialien - mehrsprachig und diversitätsbewusst)
16 Sprachliche Bildung - Konzeption Modell Sprachförderkuchen Modell von N. Küpelikilincin: Kompetent Mehrsprachig (Hrsg.) Verband binationaler Familien, Frankfurt 2004
17 Sprachliche Bildung - Konzeption Einbettung verschiedener Ansätze Sprachförderung im Kindergarten kann man mit dem Bild eines Kuchen gut veranschaulichen. Dieser Kuchen hat einen Boden, der die Füllung hält und die Füllung enthält Kirschen und ist manchmal mit einem Sahnetupfen verziert. Der Boden steht dabei für die Sprache im Alltag, die Füllung für die grundsätzlichen Ansätze der Sprachbildung, die Kirschen für gezielte Sprachförderangebote, z.b. die Kleingruppenarbeit und die Sahnetupfen für die Einzelförderung der Kinder.
18 4 Ebenen/ Teilkompetenzen von Sprache Ebene des sozialen Austausches (pragmatisch kommunikativ) z.b. wie benutzt man Sprache; Erlebnisse, Gefühle mitteilen, Interessen artikulieren, soziale Kontaktaufnahme; Ebene der Aussprache und des Hörverständnisses (phonetisch phonologisch) z.b. zuerst muss man die Wörter und ihre Unterschiede genau hören, um sie dann klar aussprechen zu können;
19 4 Ebenen/ Teilkompetenzen von Sprache Ebene des Satzbaus (morphologisch-syntaktisch) z.b. Der Mann beißt den Hund. Der Hund beißt den Mann. Nur mit Grammatik kann man Zusammenhänge verständlich machen. Ebene der Bedeutung (semantisch) z.b. mit Wörtern kann man Dinge, Vorgänge, Gedanken darstellen man wird aber nur verstanden, wenn der Gesprächspartner die gleichen Bilder im Kopf hat. Quelle: Kompetent Mehrsprachig, (Hrsg.) Verband binationaler Familien, Frankfurt 2004
20 Ziel der Sprachbildung Alltags-Sprache = (BICS-Basic Interpersonal Comunicative Skills) Nähe-Sprache, nah am Mündlichen Erklärt sich durch den Kontext, die Handlung Bildungs-Sprache (Schulsprache) = (CALP-Cognitive Academic Language Proficiency) Distanz-Sprache, hat Schriftförmigkeit vermittelte Kommunikation (z.b. Medien, Unterricht) kognitives Werkzeug zur Aneignung fachlicher Inhalte Modell: Jim Cummins
21 Beispiel Vorlesen unterstützt das Text- und Sinnverständnis (CALP) fördert die Wahrnehmung unterschiedlicher Sprachniveaus und Sprachwelten macht mit Büchern und Bildungssprache vertraut
22 Sprachbildung im interkulturellen Kontext
23 Sprachbildung im interkulturellen Kontext Erziehungsziele und Erziehungsstile unterscheiden sich, je nach familiärer, sozialer, kultureller Herkunft sie beeinflussen Spracherwerb und Sprachbildung Kulturelle Normen und Werte bestimmen, wie Verhalten wahrgenommen, interpretiert und beantwortet wird Bindung ist ein lebensnotwendigesmenschliches Bedürfnis -In unterschiedlichen kulturellen Kontexten sind unterschiedliche Bindungsstrategien optimal.
24 Blick auf das Kind: West-Ost
25 Sprachbildung im interkulturellen Kontext Autonomieorientierung Freiheit und individuelle Selbständigkeit, stabile Ich-Identität, individuelle Kontrolle über soziale Beziehungen, Fragen stellen, Auswahlmöglichkeiten bieten, Intellekt betont Verbundenheitsorientierung eher an der Gruppe als am Individuum orientiert, Emotionen betont, eher hierarchische Sozialstruktur, Kinder sollen früh lernen einfache Handlungsanweisungen selbständig auszuführen Mischformen
26
27 Sprachbildung und Gesellschaft Eine Zurückweisung und Geringschätzung meiner Sprache ist auch eine Zurückweisung und Ablehnung meiner Person. Die sollen erst mal Deutsch lernen Nicht alle haben die gleichen Startbedingungen im Erlernen der deutschen Sprache, sei es in der Kita, Schule oder durch Kurse. Der Elite-Mehrsprachigkeitsteht die Armuts-Mehrsprachigkeitmit den weniger akzeptierten oder auch den weniger gelernten Sprachen der Flüchtlinge und Migranten aus den ärmeren Ländern gegenüber. Welches Deutsch wir lernen, hat damit zu tun, wofür wir es gebrauchen und wer mit uns redet.
28 Maria Ringler Bundesgeschäftsstelle Dietzenbach, den 06. Oktober 2016
29 Arbeitsgruppen Analysieren Sie den Bedarf an Sprachlicher Bildung Welche Informationen benötigen Sie noch? Wählen Sie eine Teilaspekt der Sprachkompetenz aus, die unterstützt werden soll? Welche Aktivitäten wählen Sie, welche Sozialform ist geeignet? Wie können Sie am besten am Kita-Alltag anknüpfen? Wie schaffen Sie ein gute Lernatmosphäre und welche Rahmenbedingungen unterstützen Sie grundsätzlich? Wie dokumentieren und reflektieren Sie den Erfolg?
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