Jahresbericht Büro und Anmeldezeiten. pro familia. Roonstr. 2. Beratungsstelle Gütersloh

Transkript

1 Jahresbericht 2010 Beratungsstelle Gütersloh Büro und Anmeldezeiten pro familia Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Roonstr. 2 08:30-12: :00-20:00 08:30-12:30 10:30-13:00 16: :00-12: Gütersloh Tel.: 05241/20450 Fax.: 05241/20970 guetersloh@profamilia.de 1

2 pro familia Die Beratungsstelle der pro familia in Gütersloh ist anerkannt nach dem Schwangeren- und Familienhilfegesetz (SFHG). Die Grundlage unserer Arbeit sind der 2 sowie die 5 und 6 dieses Gesetzes. Wir beraten in den Bereichen Familienplanung (Verhütung / ungewollte Kinderlosigkeit / Pränataldiagnostik) Schwangerschaftskonfliktberatung Schwangerenberatung (sozial- u. finanzrechtlich, medizinisch, psychologisch) Partner- und Sexualberatung (im Rahmen des SFHG) Im Jahr 2010 nahmen 2831 Personen unser Beratungsangebot zu den 2 und 5/6 wahr. Davon waren 1210 Personen in der Beratung und 1621 Personen nahmen an den Gruppen teil. Darüber hinaus vermittelte unsere Beratungsstellenassistentin eine große Anzahl Hilfesuchender, deren Problemlage nicht unserem Angebot entsprach, an andere Beratungsinstitutionen. Ein weiterer Arbeitsbereich ist: Sexualpädagogische Gruppen in der offenen und schulischen Jugendarbeit Elternabende zur Sexualerziehung in Kindergärten, Grund- und weiterführenden Schulen MultiplikatorInnen-Fortbildungen. Im sexualpädagogischen Arbeitsbereich wurden insgesamt 2480 Klienten erreicht. Das Team Wir arbeiten in einem interdisziplinären Team und ergänzen uns mit unseren fachlichen Kompetenzen als Ärztin, Psychologin, Sozialpädagoginnen, Sozialarbeiter und Beratungsstellenassistentin. In der Anmeldung In der Beratung Margarete Köllner-Ramforth Barbara Wagner-Krause (Leitung) (30 Std./Wo) Slavica Skara Almuth Duensing In der Sexualpädagogik: Dr. Anja vom Orde Jörg Lechthoff (72,35 Std./Wo) Ulrike Wehmeier-Pilarski (40,35 Std./Wo) 2

3 siehe Tabelle unten 5/6 Schwangerschaftskonflikt Beratungsfälle (Erstberatungen) nach 2 (Schwangeren- und Familienhilfeänderungsgesetz; Gesamtzahl: 752) 300 Anzahl der Fälle / Erstberatungen Schw angerschaft (soz. Hilfen) Sexual-/Paarberatung Fam.planung/Kinderw unsch sexualpäd.beratung Bertg. nach Geburt Beratung nach Abbruch/Fehlgeburt Sonstiges 3

4 Allgemeines Die Beratungszahlen des Jahres 2010 haben sich im Vergleich zum Vorjahr sowohl im allgemeinen Beratungsbereich als auch in der Schwangerschaftskonfliktberatung erhöht. Bei den Konfliktgründen wurden häufig das Alter und die Ausbildungs- oder berufliche Situation benannt. Junge Frauen, die nach vielen Bewerbungen einen Ausbildungsplatz bekommen oder in Aussicht haben, treffen in diesem Kontext eher eine Entscheidung gegen die Schwangerschaft. Ein Problem, das nach wie vor gravierend ist, sind befristete Arbeitsverträge oder Zeitarbeitsverträge. Unsicherheit bezüglich der finanziellen Absicherung, auslaufende Verträge und die Auswirkungen auf Mutterschafts- und Elterngeld ermutigen Frauen nicht, die Schwangerschaft fortzusetzen. Die Veränderungen beim Elterngeld, z.b. die Anrechnung beim Bezug von ALGII waren und sind in der Schwangerschaftskonfliktberatung Gesprächsgegenstand und tragen zur Verunsicherung der Frauen und Paare bei. Die Beratungen vor, während und nach pränataler Diagnostik haben zugenommen. Es ist möglich, dass dieses auf die veränderte gesetzliche Situation seit Januar 2010 zurück zu führen ist. Die Nachfrage nach medizinischer Beratung und medizinischer Dienstleistung ist hoch und wird besonders von sehr jungen Frauen in Anspruch genommen. Es wird immer wieder deutlich, dass diese Gruppe unsicher ist, Ängste vor dem Besuch einer Ärztin oder eines Arztes hat und das niedrigschwellige Angebot der Beratungsstelle eine gute Alternative sein kann. Die Anzahl der Paare, die sich bei unerfülltem Kinderwunsch beraten lassen möchten, hat ebenfalls zugenommen. 4

5 Umfrage zum Thema Armut in den pro familia Beratungsstellen in NRW 2010 war das Europäische Jahr gegen Armut und soziale Ausgrenzung. Dies nahm der Landesvorstand von pro familia NRW zum Anlass für eine Fragebogenaktion. Denn auch bei der Arbeit der BeraterInnen vor Ort wird deutlich, dass immer mehr Familien von Armut betroffen sind. Schon aus der Statistik zur Schwangerschaftskonfliktberatung ergibt sich, dass die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes der häufigste Anlass für eine Schwangerschaftskonfliktberatung war. Finanzielle Probleme, Einkommensarmut, Angst mit Hartz IV in eine Verschuldensfalle zu geraten, stehen nach gesundheitlichen und familiären Probleme an vierter Stelle der Gründe für einen Schwangerschaftskonflikt. Durch die Umfrage wollte der Vorstand erfahren, welche Bedeutung Armut in der Beratungsarbeit hat. Alle Beratungsstellen des pro familia Landesverbandes NRW und des Paritätischen wurden angeschrieben. 31 (über 90 %) ausgefüllte Fragebögen kamen zurück. Die Beratungsstelle der pro familia Gütersloh beteiligte sich ebenfalls an der Fragebogenaktion. Das Ergebnis verdeutlicht, wie stark die Armut der Ratsuchenden vor allem die beiden großen Aufgabenfelder Schwangerenberatung und Schwangerschaftskonfliktberatung bestimmt. Auf die Frage, ob das Thema Armut in der Beratungsarbeit der letzten fünf Jahre an Bedeutung zugenommen hat, antworteten 19 % Ja, sehr stark und 74 % Ja, stark. Besonders oft werden finanzielle Probleme in der Schwangerenberatung thematisiert. In 80 % der Antworten wurde Ja, sehr häufig und in weiteren 16 % Ja, häufig angekreuzt. Bezogen auf das Arbeitsfeld Schwangerschaftskonfliktberatung antworteten mit Ja, sehr häufig 35 % und 61 % mit Ja, häufig. Eine weitere Frage war, in welchen Bereichen sich die Ratsuchenden nach eigenen Angaben einschränken müssen. An der Spitze standen mit 90 % der Antworten Verhütungsmittel. In welchen Bereichen müssen Ratsuchende verzichten bzw. sich einschränken? 28 X Verhütungsmittel 27 X Urlaub 25 X Freizeitaktivitäten 23 X Essen (z.b. Qualität) 22 X Wohnqualität 22 X kulturelle Aktivitäten/Vereine 21 X Gesundheit (Arztbesuche, Selbstmedikation) 20 X Bekleidung 14 X Kinderbetreuung 13 X soziale Kontakte Das hat folgenden Hintergrund: Seit dem Inkrafttreten von Hartz IV werden den Betroffenen anders als zu Zeiten der Sozialhilfe keine Verhütungsmittel mehr finanziert. Dies hat vor allem für Frauen im ALG II-Bezug fatale Folgen. Sie müssen das Geld für die Pille, die 5

6 Spirale oder auch die Sterilisation von dem niedrigen Regelsatz abzweigen. In der Folge wählen sie aus Kostengründen unsicherere Verhütungsmittel und es kommt häufiger zu ungewollten oder ungeplanten Schwangerschaften. Zwar haben eine Reihe Kommunen mittlerweile auf freiwilliger Basis Fonds eingerichtet, um zumindest in Härtefällen Verhütung zu finanzieren. Ergebnis der Umfrage ist, dass es in 44 % der Standortkommunen der beteiligten Beratungsstellen nach wie vor keine Erstattung von Verhütungskosten gibt. Angesichts dieser Situation verwundert es nicht, dass auf die Frage Wo sehen sie dringenden Verbesserungsbedarf? Eine gesetzliche Regelung zur Finanzierung der Verhütungskosten die mit Abstand am Häufigsten genannte Forderung war. In Gütersloh gibt es seit April 2008 einen Verhütungsmittelfonds als freiwillige Leistung des Kreises. Bezogen auf die Frage, in welchen Bereichen sich die Ratsuchenden bezogen auf ihre Kinder einschränken müssen, führten Gezielte Fördermaßnahmen mit 87 % der Antworten die Hitliste an. Einschränkungen bezogen auf die Kinder: 26 X gezielte Fördermaßnahmen (z. B. Nachhilfe, Musikunterricht) 24 X Freizeitaktivitäten 20 X Bekleidung 19 X Schulmaterialien 16 X Taschengeld Ein weiteres Ergebnis der Umfrage war, dass die Leistungen des SGB II als unzureichend bewertet wurden. Dies gilt sowohl für die Umsetzungspraxis, die häufig als nicht bedarfsgerecht bemängelt wird, als auch für die Vorgaben des Gesetzgebers. Die vom Bund bestimmten Regelsätze sind einfach zu niedrig! Die Pauschalen für die Erstausstattung werden dagegen von den Kommunen festgelegt. Sie variieren in NRW ganz erheblich und sind häufig nicht bedarfsdeckend. Die Bandbreite für die Erstausstattung für das Baby liegt zwischen , für die schwangere Frau zwischen und für die Wohnung zwischen , Darüber hinaus belegt die Umfrage, dass es dringend erforderlich ist, Studium bzw. Aus- und Weiterbildung mit Kind zu erleichtern. Mehrfach wurden Beispiele aus der Schwangerschaftskonfliktberatung beigefügt, wonach jungen, schwangeren Studentinnen und Auszubildenden Leistungen sowohl von der Arge als auch vom Bafög-Amt verweigert wurden. Die Bewilligung des nicht ausbildungsbedingten Mehrbedarfs und der Erstausstattung für die Schwangere und das Baby und ggf. die Wohnungserstausstattung stößt häufig auf Probleme. Auch die schwierige Situation von Migrantinnen (nicht nur mit unsicherem Aufenthaltsstatus) spiegelt sich in den Umfrageergebnissen wieder. So haben beispielsweise ausländische Studentinnen aus Nicht-EU-Staaten während der Schwangerschaft keinen Anspruch auf 6

7 Unterstützung. Wenn sie während der Schwangerschaft oder nach der Geburt ihr Studium unterbrechen gefährden sie ihren Aufenthaltsstatus. Die Antworten auf die letzte Frage Wo sehen sie Verbesserungsbedarf? ergaben eine lange Liste von Forderungen. Dringender Verbesserungsbedarf wird gesehen in Bezug auf. Verhütungskosten, Selbstbestimmte Elternschaft Bedarfsdeckende SGB II Leistungen Unterstützung für Schwangere + Alleinerziehende bei Studium / Ausbildung Kundenorientierte Arbeit der Arge/des Jobcenters (Information, Beratung, Bewilligung von Leistungen) Bezahlbaren, bedarfsgerechten Wohnraum bedarfsgerechte Kinderbetreuung, Kostenübernahme Arbeitsmarktpolitik (keine Zeitarbeit, weniger Befristungen, Teilzeit- Ausbildung) Gesundheitsleistungen, insbesondere für Schwangere kostenfreie Angebote für Kinder (Sport, Kultur, Nachhilfe) Rechtsansprüche statt Stiftungsmittel kostenlose Bildungsangebote für Bedürftige Unterstützung Alleinerziehender Elterngeld (keine Anrechnung von Sozialleistungen) Auf der Grundlage der Auswertung der Fragebogenaktion verabschiedete die Landesmitgliederversammlung von pro familia NRW eine umfangreiche Entschließung mit konkreten politischen Forderungen. Sie kann über den Landesverband zur Verfügung gestellt werden: lv.nordrhein-westfalen@profamilia.de 7

8 Bereich Sexualpädagogik Im Jahr 2010 haben wir mit unseren sexualpädagogischen Angeboten Personen, d.h Jugendliche und Muliplikatoren erreicht. Hier bilden die Schulveranstaltungen, in denen wir als Mann/Frau-Team zum Thema Freundschaft, Liebe, Sexualität arbeiten, einen deutlichen Schwerpunkt in der sexualpädagogischen Arbeit. Unser Angebot der offenen Sprechstunde an Schulen wurde im Jahr 2010 erweitert. Jetzt findet dieses Beratungsangebot einmal im Monat an der Pestalozzischule und in der Hauptschule und Realschule Harsewinkel statt. Diese Sprechstunden werden von einzelnen SchülerInnen oder kleinen Gruppen von 2-3 Jugendlichen besucht. Die Spannbreite reicht von der Beantwortung konkreter Fragen bis zur Beratung zu umfassenden Themen aus der Lebenswelt der Jugendlichen. Die Situation, dass wir als BeraterInnen nicht im Schulalltag vertreten sind, macht es vielen Schülern und Schülerinnen leichter, mit uns in Kontakt zu treten. Ein weiteres Projekt war eine Filmproduktion mit einer Mädchen AG an einer Förderschule in Gütersloh. In Zusammenarbeit mit dem Filmhaus Bielefeld, der Stadt Gütersloh Bereich Jugend und Bildung und der pro familia wurde der Film mit dem Titel Heimliche Liebe hergestellt. Es geht im Film um das Thema Liebe, Elternhaus und versprochene Ehe. Das Drehbuch und die Darstellung, Technik und der Ton bei dem Dreh wurden von den Mädchen selbst durchgeführt. Die Finanzierung des Projektes wurde durch den Landesverband pro familia ermöglicht. Ende 2010 konnten wir aus Spendengelden der Sparkasse Gütersloh und des pro familia Fördervereins Gütersloh zwei Real Care-Babysimulatoren anschaffen. Dies ermöglicht uns eine Ausweitung der Rund-um-Zukunft-Projekte, die wir bereits seit einigen Jahren durchführen. 375 Erreichte Personen in der Sexualpädagogik Gesamtzahl: 2480 Personen Schulklassen außerschulische Gruppen Fortbildungen Beratungen Jugendliche Vorträge, Öffentlichkeitsarbeit Elternarbeit 1902 Praxisberatungen (Lehrer + Multiplikatoren) 8

9 Qualität Absolvierte Fortbildungen Menschen ohne Papiere Interkulturelles Training Behinderte Frauen haben Rechte Qualität in der Schwangerenberatung Pressearbeit Gynäkologisch-Endokrinologisches Update 2010 Gender Talk Sexualbegleitung Sexualberatung Teil I Leitung von Beratungsstellen in verbandlichen Strukturen Liebe wissensch. Tagung der Dtsch. Gesellschaft für Sexualforschung Fachtag Freiräume Vergebungskonzepte Erlebnisaktivierende Methoden in der Schwangerschaftskonfliktberatung Supervision Das gesamte Team nahm an 6 Terminen je 1,5 Stunden teil. Supervisorin ist Frau Marina Scheffler-Niehoff, Dipl.-Supervisorin und Dipl.-Psychologin aus Bielefeld Facharbeitskreise Je eine MitarbeiterIn eines Fachbereichs ist in einem der Facharbeitskreise des Landesverbandes vertreten. Die Arbeitskreise finden bis zu 4 mal jährlich ganztägig statt. Sie gewährleisten einen persönlichen Austausch der MitarbeiterInnen innerhalb des Fachbereichs. Probleme und fachliche Fragestellungen können besprochen werden, Arbeitsabläufe, die sich auf den Fachbereich beziehen, werden im Sinne der Qualitätssicherung überprüft und verbessert. Vernetzung Über die konkreten Fälle hinaus fand eine Zusammenarbeit mit folgenden Stellen statt: Sozialamt, Versorgungsamt, Jugendamt, Gesundheitsamt, Arbeitsamt, Amt für Arbeitsschutz, Krankenkassen, Ehe- und Erziehungsberatungsstellen, Kinderschutzbund, Frauenberatungsstellen, Kliniken und Facharztpraxen. Durch die jahrelange aktive Teilnahme an den verschiedenen thematischen Arbeitskreisen in der Stadt Gütersloh sind wir sehr gut vernetzt: Arbeitskreis der Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen im Versorgungsgebiet 10 Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen vor Ort Arbeitskreis Mädchenpädagogik der Stadt Gütersloh Sexualpädagogischer Arbeitskreis pro familia NRW, Projekt Mädchenarbeit Sexualpädagogischer Arbeitskreis pro familia NRW Sexualpädagogischer Arbeitskreis pro familia NRW, Regionaltreffen OWL Arbeitskreis Vernetzung gegen sexuelle Gewalt in Gütersloh Arbeitskreis Aidsprävention in OWL Jungenarbeitskreis des Kreises Gütersloh 9

10 10

11 11

12 Beratungsstelle Gütersloh Familienplanungsberatung Roonstr. 2 Schwangerschaftskonfliktberatung Gütersloh Beratung über soziale Hilfen Partnerschaftsberatung Telefon 05241/20450 Offene Sprechstunde: Fax 05241/20970 Montag: Uhr guetersloh@profamilia.de Mittwoch: Uhr Donnerstag: Uhr u. Termine nach Vereinbarung: Sexualpädagogik Dienstag: Uhr Informationen zu Aids Tel.: 05241/20505 Freitag: 9: Uhr Jugend- und Sexualberatung Tel.: 05241/20450 Sprechstunde: Dienstag: Uhr Bankverbindung: Konto bei der Sparkasse Gütersloh BLZ Spenden sind steuerlich absetzbar 12