Pertussis und Co: Warum impfen?
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- Chantal Steinmann
- vor 6 Jahren
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1 Workshop SAPP, Pertussis und Co: Warum impfen? Dr.med. Alexia Anagnostopoulos, MPH Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene
2 Infection Triangle Davies, S.C. Annual Report of the Chief Medical Officer, Volume Two, 2011: Infections and the rise of antimicrobial resistance
3 Impfen ist emotional Impfen polarisiert
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14 Impfen, mal ganz unemotional
15 Impfstrategien
16 Warum impfen wir Infektiologen unsere Patienten so gerne? 1. Schutz des Patienten (Individualschutz) 2. Schutz der Bevölkerung (Herdimmunität) 3. Beitrag zur vollständigen Ausrottung von Infektionskrankheiten 4. Kontrollmassnahme im Falle einer Epidemie 5. Schutz von Mutter und Kind bei Vorliegen einer Schwangerschaft
17 Zirkulation der neutralisierenden Antikörper bei Mutter und Kind
18 Impfungen in der Schwangerschaft was ist erlaubt? Erlaubt Influenza Tetanus Diphtherie Pertussis Hepatitis A Hepatitis B FSME Kontraindiziert Masern Mumps Röteln Varizellen Gelbfieber Cholera Polio Meningokokken Pneumokokken Rabies Typhus
19 Impfungen während der Schwangerschaft
20 Schweizerischer Impfplan 2017 (BAG) 1. Pertussis 2. Tetanus 3. Influenza
21 Pertussis
22 BAG Schweizerischer Impfplan
23 Fallzahlen und aktuelle Situation Altersverteilung von Pertussis-Fällen CDC, Pertussis Surveillance Report, 2005 Höchste Inzidenzrate in der Gruppe der Säuglinge < 6 Monate. Hospitalisationsbedürftige Pertussis-Fälle bei Säuglingen < 6 Monate: ca. 21/Jahr in der CH. Jugendliche/Erwachsene sind Hauptreservoir von B.pertussis. 23
24 Deutliche progrediente Durchimpfung gegen Pertussis. 5 Kantone über der Herdimmunitätsschwelle von 95%
25 Priorisierende Pertussis Impfstrategie Ziel: Schutz der Säuglinge jünger als 6 Monate! 1. Immunisierung in jeder Schwangerschaft Optimaler Zeitpunkt: 2. bis frühes 3. Trimenon Schutz des Kindes durch maternale AK Schutz der Mutter durch die Impfung 2. Immunisierung der Säuglinge (ab 6-8 Wochen) Zeitpunkt: Monat 2,4,6 oder Monat 2,3,4 ( Kinderhort -Schema) Schutz nach 2 Dosen gewährleistet 3. Immunisierung der Kontaktpersonen Eltern, Grosseltern, Nannies, Pflegefachpersonen Booster alle 10 Jahre 4. Weitverbreitete Impfabdeckung in der Bevölkerung 25
26 Pertussis Impfeffektivität Schwartz KL et al. CMAJ 2016 Hohe Impfeffektivität während der ersten 4 Jahre nach Impfung (85-91%). Rascher Abfall ab 5 Jahre nach Impfung. Diskussion, ob alle 5 Jahre aufgefrischt werden sollte. 26
27 Pertussis Impfstoffe DTPa: Kombinationsimpfstoff Diphtherie (D), Tetanus (T) und Pertussis (Pa) Monat 2,4,6 resp. Monat 2,3,4 (Grundimmunisierung) Monat resp. Monat (Auffrischimpfung, 4. Dosis insgesamt) dtpa: Kombinationsimpfstoff Diphtherie, Tetanus (T) und Pertussis mit einer geringeren Diphtherietoxoid (d) und azellulären Pertussisdosis (pa) 4-7 Jahre (Auffrischimpfung, 5. Dosis insgesamt, vor Schulbeginn zu vollenden) Jahre (Auffrischimpfung) Jahre (Auffrischimpfung) Schwangere: jede Schwangerschaft (Auffrischimpfung) Kontakte von Säuglingen < 6 Monate: alle 10 Jahre (Auffrischimpfung) Alle Pertussis Impfstoffe sind inaktiviert und azellulär. Antikörpertiter korreliert nicht mit Impfschutz, Titerkontrollen deshalb nicht indiziert. Kein monovalenter Pertussis Impfstoff. Abstand zu letzter Tetanus Impfung 2 Jahre (bei Schwangeren/Kontakten 4 Wochen). 27
28 Pertussis Impfung nach vorangegangener Tetanus Impfung Studie (USA): Geimpfte Schwangere (ca Frauen) Gruppen: Tetanus Impfung vor <2, 2-5 und >5 Jahren Pertussis Impfung (plus Tetanus-Komponente) nun in der Schwangerschaft Pertussis Impfung birgt kein erhöhtes Risiko für: Lokale Impfreaktion Frühgeburtlichkeit, Wachstumretardierung Sukumaran L et al. JAMA 2015;314:
29 Sicherheit der Pertussis Impfung selber in der Schwangerschaft Studie (UK): Geimpfte Schwangere vs. ungeimpfte Kontrollgruppe (> Frauen) Pertussis Impfung birgt kein erhöhtes Risiko für: Totgeburt (unmittelbar nach Impfung, resp. in Rest-Schwangerschaft) Mortalität des Neugeborenen Eklampsie, niedriges Geburtsgewicht, Notwendigkeit für Sectio Placenta praevia, postpartale Blutungskomplikationen 29 Donegan K et al. BMJ 2014;349:g4219
30 Tetanus
31 Tetanus neonatorum noch immer ein Problem! Mortalität > 60% innerhalb der ersten 2 Lebenswochen
32 Tetanus Impfstrategie Ziel: Schutz der Säuglinge vor Tetanus neonatorum Schutz der Neugeborenen vor Tetanus neonatorum bei Impfung der Mutter mit mindestens 2 Dosen Tetanus Toxoid (Intervall mind. 4 Wochen). Transplazentaler Antikörpertransport kann durch Malaria und HIV negativ beeinflusst werden. Blencowe H et al. Int J Epidemiol 2010;39:
33 Influenza
34 BAG Factsheet zu Impfungen bei Schwangerschaft
35 Influenza-assoziierte Komplikationen in der Schwangerschaft Deutlich erhöhtes Risiko für schwere Verläufe und Komplikationen Pandemie 1918: maternale Mortalität 27% (bei zusätzlich Pneumonie 50%) Pandemie 1957: Todesfälle waren zu 50% Frauen im gebärfähigen Alter Pandemie 2001: Schwangere mit schwereren Verläufen (IPS, Todesfälle) Dies gilt auch für interpandemische Jahre. Besonders akzentuiert im 3. Trimenon. 35
36 Influenza-assoziierte Mortalität im Kindes- und Jugendalter 3x 9x Bhan N et al. NEJM 2005;353:2559 1: Kinder < 6 Monate stirbt an Influenza. USA : 153 Influenza-assoziierte Todesfälle bei Kindern. 63% der Influenza-assoziierten Todesfälle betrifft Kinder < 5 Jahre
37 Influenza Impfeffektivität Zaman et al. NEJM 2008;359:
38 Sicherheit des Impfluenza Impfstoffes in der Schwangerschaft Impfantwort in der Schwangerschaft vergleichbar mit nicht-schwangerer Population. Influenza IgG werden transplazentar transportiert und schützen: die Mutter unmittelbar während der Schwangerschaft das Kind nach der Geburt Influenza Impfung während der Schwangerschaft war nicht assoziiert mit: Missbildungen des ungeborenen Kindes Nebenwirkungen in Mutter und Kind Ungünstigem Ausgang der Schwangerschaft WHO unterstützt Influenza-Impfempfehlung für Schwangere: Influenza vaccination is to be considered safe and is recommended with high priority for all pregnant women during influenza season
39 Sicherheit des Impfluenza Impfstoffes in der Schwangerschaft Steinhoff MC et al. Lancet 2014;383: > Mutter-Kind-Paare untersucht. Impfung der Mutter während der Schwangerschaft war nicht assoziiert mit Frühgeburtlichkeit und Wachstumsverzögerung
40 Influenza Impfstoffe in der aktuellen Saison 2017/2018 Trivalenter Impfstoff (Aggripal, Influvac) s.c. Applikation A/Michigan/45/2015 (H1N1) A/Hong Kong/4801/2014 (H3N2) B/Brisbane/60/2008 (Victoria) Schwangerschaft, oak Quadrivalenter Impfstoff (Fluarix Tetra) i.m. Applikation A/Michigan/45/2015 (H1N1) A/Hong Kong/4801/2014 (H3N2) B/Brisbane/60/2008 (Victoria) Alle anderen B/Phuket/3073/2013 (Yamagata) Impfungen sind inaktiviert und ohne Quecksilber/Aluminiumverbindungen
41 Impfungen bei Geburt
42 Hepatitis B
43 Chronische Hepatitis Zirrhose Karzinom Tod (weltweit 1 Mio. / Jahr) 90% nach vertikaler Transmission 10% nach Infektion im Erwachsenenstadium
44 Vermeidung der vertikalen Hepatitis B Transmission 1. Screening bei jeder Schwangerschaft (HBs Ag) Falls nicht erfolgt: unmittelbar nach Geburt durchführen 2. Neugeborene von HBs Ag positiven Müttern (innerhalb von 12 Stunden pp): Passive Immunisierung 50% Schutz > 90% Schutz, wenn kombiniert Aktive Immunisierung 70% Schutz Stillen bei Immunisierung des Neugeborenen erlaubt 3. Komplettierung der Serologie und Immunisierung beim Neugeborenen >90% der vertikalen Transmissionen vermeidbar!
45 Impfungen vor der Schwangerschaft Febril + Exanthem
46 Schweizerischer Impfplan 2017 (BAG) Masern, Mumps, Röteln, Varizellen
47 Deutliche progrediente Durchimpfung gegen Masern. Nur 6 Kantone über der Herdimmunitätsschwelle von 95%
48 Routine-Untersuchungen bei der Erstkonsultation 1. Systematische Evaluation des Immunstatus von Masern, Mumps, Röteln und Varizellen bei der Erstkonsultation junger Frauen Vorteile gegenüber der serologischen Testung in der Frühschwangerschaft: Schutz des ersten Kindes Passive Immunisierung des Kindes durch maternale Antikörper Beitrag zum Aufbau der Herdimmunität Vermeidung von Kosten und Testunsicherheiten 2. Priorisierung der Impfungen bei jungen Frauen Priorität Impfung Immunisierung 1 MMR 2 Dosen im Abstand von mindestens 4 Wochen 2 Varizellen 2 Dosen im Abstand von mindestens 4 Wochen 3 Hepatitis B Komplette Immunisierung (2 oder 3 Dosen)
49 Key messages zu Impfung in der Schwangerschaft Impfungen dienen dem Individualschutz, Bevölkerungsschutz, zur Ausrottung von Infektionskrankheiten, als Massnahme bei Epidemien und zur Ausbildung eines Nestschutzes in der Schwangerschaft! Impfung während der Schwangerschaft transplazentärer Antikörper-Transfer Schutz von Mutter und Kind! Komplikationsrate von Influenza deutlich höher bei Schwangerschaft! Pertussis/Tetanus und saisonale Influenza sollen bei jeder Schwangerschaft ungeachtet vorheriger Impfungen/durchgemachter Infektionen geimpft werden! Minimaler Abstand Pertussis-Impfung zu vorheriger Tetanus-Impfung in der Schwangerschaft auf 4 Wochen verkürzt! Bei Hepatitis B positiven Mütter sollte ab Geburt eine passive und aktive Impfung des Neugeborenen erfolgen! Lebendimpfstoffe, wenn möglich, vor der 1. Schwangerschaft impfen! Impfungen, wenn möglich, auf das 2./3. Trimenon resp. postpartal verschieben! Versehentliche Lebendimpfung ist keine Indikation für eine Termination der Schwangerschaft!
50 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Herzlicher Dank an Prof. Christoph Berger, KiSpi!
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