Es gilt das gesprochene Wort!

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1 Es gilt das gesprochene Wort! Grußwort des Regierungsvizepräsidenten von Oberbayern Ulrich Böger beim 32. Fest der internationalen Begegnung Europatag der Musik am 20. Juni 2009 in Erding - 1 -

2 Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Gäste, auch ich heiße Sie zum 32. Fest der internationalen Begegnung und dem Europatag der Musik recht herzlich willkommen. Dies gilt besonders für Sie, Herrn Landrat Bayersdorfer und die Vertreter der Kreismusikschule Erding, als Gastgeber dieses Festes sowie die vielen fleißigen Helfer, die die heutige Veranstaltung ermöglicht haben. Ganz besonders freut es mich auch, Herrn Neumeyer, den Integrationsbeauftragten der Bayerischen Staatsregierung, und den legendären Jazz-Geiger Hannes Beckmann begrüßen zu können. Anrede Meine Damen und Herren, mit dem heutigen Fest setzen Sie die etablierte und bewährte Form der Begegnung aller Bürgerinnen und Bürger im Zeichen der Kultur fort, die im Landkreis Erding seit 32 Jahren fest verankert ist. Ich bin zu Ihnen nach Erding gekommen, um Ihre traditionelle Integrationsveranstaltung persönlich kennen zu lernen. Integration zu fördern und zu einem positiven Bewusstsein für Integrationsthemen aller Art beizutragen, ist eine wesentliche Aufgabe der Regierung von Oberbayern, - 2 -

3 die bei mir als Regierungsvizepräsidenten angesiedelt ist. Deshalb ist es mir auch ein Anliegen, die vielfältige Integrationsarbeit kennen zu lernen, die im Regierungsbezirk Oberbayern vor Ort geleistet wird. Zu Ihrem heutigen Fest, das die gelebte Gemeinschaft in den Mittelpunkt stellt unabhängig von der Herkunft des Einzelnen darf ich Sie beglückwünschen. Das, was Sie mit dem heutigen Fest auf die Beine stellen, verdient höchsten Respekt und Anerkennung! Ihr traditionelles Fest ist eine Integrationsveranstaltung von unveränderter Aktualität! Das bunte Festprogramm lebt von der unterschiedlichsten Herkunft der Aufführenden. Das Programm spannt einen weiten Bogen von Sambadarbietungen über Tanzgruppen aus Sri Lanka und den Philippinen, über italienische Gesänge, unterschiedliche Musikaufführungen bis hin zu Sagen und Märchen aus Schlesien und dem Sudetenland. Ihr Programm zeigt, dass Integration keine Einbahnstraße ist, sondern dass die Zugewanderten mit ihrer Kultur unser aller Gemeinschaftsleben bereichern. Lassen Sie mich aus dieser Vielfalt in dem für ein Grußwort angemessenen Umfang das Thema Integration aufgreifen. Was ist Integration? Hierzu heißt es im bekannten Internetlexikon Wikipedia: Integration beschreibt einen dynamischen, lange andauernden und sehr differenzierten Prozess des Zusammenfügens und Zusammenwachsens. Dieser Prozess besteht aus Annäherung, gegenseitiger Auseinandersetzung, Kommunikation, Finden von Gemeinsamkeiten, - 3 -

4 Feststellen von Unterschieden und der Übernahme gemeinschaftlicher Verantwortung zwischen Zugewanderten und anwesender Mehrheitsbevölkerung. Im Gegensatz zur Assimilation (völlige Anpassung), verlangt Integration nicht die Aufgabe der eigenen kulturellen Identität. Integration ist damit eine Grundvoraussetzung für das Funktionieren einer Gemeinschaft und jeder menschlichen Gesellschaft. Sie beinhaltet das Anerkennen der in der Gruppe geltenden Werte und Normen. Integration erfordert das Zusammenwirken aller gesellschaftlichen Gruppen, um ein gutes Gelingen zu ermöglichen. 2,36 Mio. Menschen oder etwa ein Fünftel der Bevölkerung Bayerns haben einen Migrationshintergrund. Eine Hälfte mit 1,18 Mio. Personen setzt sich aus den deutschen Staatsangehörigen zusammen (Deutsche durch Einbürgerung, ohne Einbürgerung, mit mindestens einem zugewanderten oder als Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil). Die andere Hälfte mit ebenfalls 1,18 Mio. Personen sind Ausländerinnen und Ausländer. Die Chancen, in Deutschland Fuß zu fassen, will Bayern nun mit Hilfe des am beschlossenen Programms Aktion Integration weiter ausbauen. Die darin enthaltenen Leitlinien zur Integration stehen unter dem Motto: Integration lohnt sich! Die Leitlinien setzen insbesondere auf folgende Schlüssel zu einem guten gesellschaftlichem Miteinander: 1. Sprache, 2. Bildung, 3. Arbeit, - 4 -

5 4. Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in Verbänden, Vereinen und Organisationen, 5. Offenheit und Toleranz. Im Auftrag der Bayerischen Staatsregierung nimmt die Regierung von Oberbayern eine Mittlerrolle ein. Die Regierung von Oberbayern ist überregionaler Ansprechpartner für Integrationsfragen. Sie hat als Bündlungsbehörde viele fachliche Berührungspunkte mit dem Thema Integration. Bereits seit dem Jahr 2005 führt die Regierung von Oberbayern im Rahmen einer Informationsreihe verschiedenste Veranstaltungen zum Thema Integration im Dialog Migranten in Oberbayern durch, die im Jahr 2009 mit den Schwerpunkten Soziale Stadt und Integration in der Schule fortgesetzt wird. Wir präsentieren dabei unterschiedliche Integrationsmodelle und Kulturprojekte von Kommunen, Schulen und Wirtschaft sowie privaten Initiativen, um sie bekannt zu machen, zu vernetzen und in ganz Oberbayern zu verankern. Die Regierung von Oberbayern hat außerdem 2008 erstmals einen Integrationspreis verliehen. Es war eine gelungene Premiere! Der 1. Preis ging an die Gemeinde Burgkirchen an der Alz für das Projekt Integration von Aussiedlern und Ausländern in das leben der Gemeinde. Aufgrund des guten Erfolges werden wir den Integrationspreis auch 2009 wieder ausschreiben

6 Sehr geehrte Damen und Herren, wo sich Menschen verschiedener Nationen einer gemeinsamen Sache widmen, kommen sie zusammen. Man kommt sich näher, man begegnet einander. Wie schwer ist es oft, sich zu verständigen, wenn man auf die Sprache als Ausdrucksform angewiesen ist. Heute erleben wir schwerpunktmäßig andere Ausdrucksformen: die Bewegung, die Musik! Da ist wenig, was die Menschen trennt, viel was sie verbindet. Gerade Musik, die unmittelbar Herz und Seele anspricht und die im Mittelpunkt Ihres heutigen Festes steht, erleichtert die Verständigung! Musik verbindet! In diesem Sinne heißt es in der Migrations-Hymne in canto migrando von Hannes Beckmann: Kunst kann uns die Brücke sein, von Vorurteil sich zu befrei n. Es freut uns besonders, dass Herr Professor Hannes Beckmann heute als Ehrengast hier zu uns nach Erding gekommen ist! Mit Herrn Professor Beckmann darf ich Ihnen einen Musiker vorstellen, der über die Brücken der Klangkulturen geht und höchste Anerkennung in der Musikwelt bekommt. Der Bogen seines Schaffens spannt sich von den Klängen der Sinti, von Klezmer über Jazz, klassischer-mitteleuropäischer Musik, Tango Nuevo hin zu orientalischen Melodien und treibenden arabischen Rhythmen. Europäer und Afrikaner, Juden und Araber - 6 -

7 zelebrieren hier mit ihrer mitreißenden Musik die Botschaft der Völkerverständigung. Die vom Münchner Jazzgeiger Hannes Beckmann komponierte Suite "Canto Migrando" für ein großes, ungewöhnlich besetztes Orchester entstand in einem Schmelztiegel der Kulturen, der Münchner Landwehrstraße, in der der Komponist seit langem wohnt. Das Orchester bindet auch Jugendliche mit hohem Migrantenanteil ein. Ein Konzept, das Herr Professor Beckmann im Auftrag des Bayerischen Kultusministeriums entwickelt hat. Ein besonders gelungenes Beispiel für gelebte Integration! Professor Hannes Beckmann wird von der Presse als einer der weltbesten Jazzgeiger (Süddeutsche Zeitung) charakterisiert. Er studierte Violine in Düsseldorf sowie Komposition und Jura in München wurde Hannes Beckmann Gast-Professor für Jazz-Violine in Belgrad. Seit 2001 hat er einen Lehrauftrag an der Hochschule für Musik und Theater in München. Sehr geehrte Damen und Herren! Bevor Herr Professor Beckmann nun im Konzertsaal der Musikschule sein Projekt Canto Migrando persönlich vorstellen wird, bedanke mich bei den Gastgebern und Aktiven für Ihr großes Engagement, wünsche Ihnen einen erfolgreichen Verlauf des Festes und den Gästen viel Spaß beim bunten Programm und bei Canto Migrando! Herzlichen Dank! - 7 -