Universität Ulm Fakultät für Ingenieurwissenschaften, Informatik und Psychologie Institut für Psychologie und Informatik

Transkript

1 Universität Ulm Fakultät für Ingenieurwissenschaften, Informatik und Psychologie Institut für Psychologie und Informatik Kurzbericht über das Praktikum im ZfP Südwürttemberg am Standort Weißenau vom Vorgelegt von: Waedtleges, Karoline Adresse: Franz-Liszt-Str.10, Gersthofen Matrikelnummer: Studiengang: Psychologie Fachsemester: 5 Zahl der Wörter im Text: 1232 Ort und Datum: Ulm,

2 Inhalt 1. Einführung und Kurzdarstellung der Einrichtung Beschreibung der Institution Art und Zahl der Mitarbeiter Aufgaben der Institution Klientel; Arbeitsauftrag; Zielsetzung Arbeitsweise der Institution Arbeitskonzeption und Arbeitsschwerpunkte Darstellung des Tätigkeits-/Aufgabenfeldes Spezifische Tätigkeiten Darstellung der eigenen Tätigkeit Kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Tätigkeit Zusammenfassende Einschätzung des Praktikums und der Praxiseinrichtung... 4

3 1 1. Einführung und Kurzdarstellung der Einrichtung 1.1 Beschreibung der Institution Das ZfP Südwürttemberg am Standort Weißenau ist eine Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und umfasst damit die Bereiche Allgemeine Psychiatrie, Depression, Suchterkrankungen, Alterspsychiatrie sowie die Kinder-und Jugendpsychiatrie. Des Weiteren gehören die SINOVA Klinken für Psychosomatik und Psychotherapie ebenfalls zum Klinikstandort, in denen sich die Abteilungen für Psychosomatische Medizin, Epileptologie und Neurologie finden. Die Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie bildet auch einen bedeutenden Teil des ZfPs in Weißenau. Auf dem Gelände selbst finden sich noch verschiedene Werkstätten und ein Fachpflegeheim für psychisch Erkrankte Darüber hinaus ist die Klinik in Weißenau Akademisches Krankenhaus und Abteilung Psychiatrie I der Universität Ulm 1.2 Art und Zahl der Mitarbeiter Die Klinik in Weißenau gehört zum Klinkverbund Zentren für Psychiatrie Südwürttemberg. Leider finden sich keine gesonderten Angaben zur Mitarbeiterzahlen der einzelnen Standorte, insgesamt beschäftigt das ZfP Südwürttemberg inklusive seiner Beteiligungen und Tochterunternehmen im Jahr Mitarbeiter. Neben dem medizinischen Personal, zu welchem Ärztinnen und Ärzte sowie die Pflegekräfte zählen, sind im ZfP eine Reihe an weiteren Berufsgruppen beschäftigt, wie z.b. Psychologen und approbierte Psychotherapeuten, Physio-, Bewegungstherapeuten, Sozialarbeiter, Pädagogen und als letzte eine Bandbereite an Verwaltungsangestellten. 1.3 Aufgaben der Institution Das ZfP am Standort Weißenau mit ca. 330 voll- und teilstationären Betten versorgt Patienten aus dem Landkreis Ravensburg und dem Bodenseekreis. Zudem werden verschiedene Patienten ambulant in der Tagesklinik, in Fachpflege- und Wohnheimen, sowie im Ambulant Betreuten Wohnen, versorgt und behandelt. Eine weitere Versorgungsaufgabe kommt durch den ambulanten Pflegedienst und die Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) zustande. So wird die Versorgung von ca Einwohnern sichergestellt, von denen jährlich in Weißenau über behandelt werden. 1.4 Klientel; Arbeitsauftrag; Zielsetzung Das ZfP formuliert in seiner Institutionspräsentation zusammenfassend folgende Unternehmensziele auf: 1. Realisierung einer gemeindenahen Versorgung 2. Sicherung einer umfassenden Versorgung einschließlich jeder notwendigen Spezialisierung 3. Integration der eigenen Versorgungsangebote in regionale Versorgungsnetze

4 2 4. Innovation und Behandlung auf aktuellem wissenschaftlichem Stand 1.5 Arbeitsweise der Institution Das ZfP gewährleistet eine durchgängige Versorgungskette, was eine psychiatrische und psychosomatische Behandlung in unterschiedlichen Intensitätsstufen und Spezialisierungsgraden bedeutet. Zentral ist dabei die multiprofessionelle Versorgung, d.h. nicht nur die medizinische Versorgung steht im Vordergrund, sondern auch vielfältige soziotherapeutische Maßnahmen wie z.b. Arbeitstherapie, die zu einer Reintegration in die Gesellschaft beitragen sollen.ein weiteres wichtiges Anliegen des ZfPs ist die qualifizierte Lehre und Ausbildung seiner Mitarbeiter und sowie von Medizinstudenten. 1.6 Arbeitskonzeption und Arbeitsschwerpunkte Die Betreuung der Patienten findet durch ein multiprofessionelles Team statt. Ärzte, Pfleger, Psychologen, Sozialarbeiter und verschiedenste Therapeuten (z.b. für Bewegung oder Musik) arbeiten eng zusammen, um die jeweilige psychische Erkrankung zu behandeln, aber auch um Hilfen für das alltägliche Leben zu geben. 2. Darstellung des Tätigkeits-/Aufgabenfeldes 2.1 Spezifische Tätigkeiten Ich absolvierte mein Praktikum auf der geschlossenen Station 2053 in der Abteilung der Allgemeinen Psychiatrie, auf welcher vor allem Patienten mit jeglicher Form schizophrener und psychotischer Erkrankungen, schizoaffektiver, depressiver und bipolarer Störungen, Anpassungsstörungen und auch solche mit drogeninduzierten Psychosen behandelt werden. Zum Behandlerteam gehörten während meines Praktikums zwei Ärztinnen, ein Diplompsychologe, eine Sozialarbeiterin, eine Bewegungstherapeutin und ein Ergotherapeut, die speziell für diese Station zuständig waren, und das Pflegepersonal. Zudem leitete ein Oberarzt gemeinsam mit der pflegerischen Leitung die Station. Während meines Praktikums wurde ich von dem Psychologen der Station betreut, jedoch verbrachte ich auch viel Zeit mit den Ärzten und der Sozialarbeiterin. Die Aufgaben der Therapeuten auf dieser Station sind breit gefächert. Vor allem bei akuten Aufnahmen ging es in erster Linie um die Stabilisierung des Patienten, sodass vordergründig eine medikamentöse Behandlung durchgeführt wurde. Mit stabilen Patienten führten die Ärzte und Psychologen viele supportive Einzelgespräche durch. Die Sozialarbeiterin hingegen kümmerte sich um Anliegen jenseits des medizinischen Bereichs, während das Pflegepersonal zu den pflegerischen Tätigkeiten auch verschiedene therapeutische Aufgaben innehatte. 2.2 Darstellung der eigenen Tätigkeit Zu Beginn meines Praktikums nahm ich vor allem die Rolle der Beobachterin an, um zunächst den Stationsalltag und die Patienten kennenzulernen. Ich nahm an Aufnahme- und

5 3 Entlassgesprächen, Therapeutengesprächen, den Oberarztvisiten, Richteranhörungen und Angehörigengesprächen und an verschiedenen Therapien teil. Auch ging ich gemeinsam mit einigen Patienten der Station zur Ergotherapie, wo ich die Möglichkeit hatte, mich außerhalb des normalen Stationsgeschehens mit ihnen zu unterhalten. In meiner ersten Woche gestaltete ich mit der Sozialarbeiterin das Sozial-Emotionale Training (SET-Gruppe), welches soziale Kompetenzen und Fertigkeiten trainieren soll. Während dieser Einheit habe ich die Sozialarbeiterin nur unterstützt, jedoch durfte ich in der nächsten Woche die Gruppe alleine leiten. Ich freute mich über das mir entgegengebrachte Vertrauen und besprach mit den Patienten einen kurzen Persönlichkeitsfragebogen. Ich bekam durchweg positives Feedback von ihnen, sodass ich mein ganzes Praktikum über diese Gruppentherapie leiten durfte. Zudem führte ich gegen Ende meines Praktikums selbstständig strukturierte Diagnostiken durch, indem ich mit dem HAWIE, dem WAIS-IV und dem SKID-II testete. Ich wertete die Tests eigenverantwortlich aus und stellte eine Diagnose, um anschließend mit dem zuständigen Therapeuten die Ergebnisse zu besprechen und zu dokumentieren. Zu einer Patientin der Station konnte ich ein besonders gutes Verhältnis aufbauen. Sie leidet an einer Dysmorphphobie, die inzwischen eher einer wahnhaften Störung entspricht, und lebt in der ständigen Sorge um ihre Haare und generell ihrem Aussehen. Ihr zuständiger Therapeut klammerte in den Gesprächen das Thema Haare komplett aus, sodass ich mich mit ihr darüber unterhielt und sie auch in ihren Sorgen und Ängsten ernstnahm. Die Patientin war für meine Hilfe sehr dankbar, da sie sich sonst eher missverstanden fühlte. Was mir besonders gut an meinem Praktikum gefallen hat, war dass ich von allen Berufsgruppen sehr einbezogen wurde. Ich arbeitete auch viel mit der Sozialarbeiterin der Station zusammen. Wir führten z.b. gemeinsam Gespräche mit Patienten, die Fragen zum Arbeitslosengeld hatten oder wir entwickelten Hilfepläne, die wir auf verschiedenen Konferenzen vorstellten. Zu meinen alltäglichen Aufgaben gehörten die Teilnahme an der morgendlichen Pflegeübergabe und Morgenrunde, die Teilnahme an Mitarbeiterkonferenzen, verschiedenen Gesprächen mit Behörden und Ämtern, das Begleiten der Patienten zu verschiedenen Therapien, das Aktenstudium gewisser Patienten, das Recherchieren von medizinisch und psychologisch relevanten Information, das Schreiben von Arztbriefen und das Dokumentieren jeder Tätigkeit, die man im Bezug auf und mit den Patienten durchgeführt hatte. 2.3 Kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Tätigkeit Durch das entgegengebrachte Vertrauen meines Betreuer und der anderen Mitarbeiter wurde ich ermutigt, mich schon von Beginn an einzubringen und eigenständig zu arbeiten. Ich bin sehr froh, dass ich die Möglichkeit bekam, selbst Therapien, Gespräche und Diagnostiken durchzuführen, da ich so erfuhr, wie es wirklich ist, als klinischer Psychologe zu arbeiten. Im Studium hatte ich bisher noch keine konkreten Therapieverfahren gelernt, sodass ich mich erst einmal einlesen musste. Aber auch weil ich meinen Betreuer und die Ärzte immer fragen

6 4 konnte, wenn sich irgendwelche Unklarheiten auftaten, fühlte ich mich immer kompetent genug, meine Aufgaben durchzuführen. 3. Zusammenfassende Einschätzung des Praktikums und der Praxiseinrichtung. Es war eine tolle Erfahrung, selbst psychologische Tätigkeiten durchführen und damit selbst Verantwortung in einer Klinik tragen zu dürfen. Außerdem konnte ich mein Wissen über psychische Erkrankungen, vor allem durch praktische Aspekte, erweitern. Mein Praktikum hat mir sehr gut gefallen, da die die Arbeitsatmosphäre auf der Station sehr angenehm war und meine Betreuer sich immer um spannende Tätigkeiten für mich bemühten. Aufgrund der vielen positiven Erfahrungen, die ich sammeln konnte, bin ich mir nun sicher, dass ich auf jeden Fall im klinischen Bereich arbeiten möchte. Ich kann ein Praktikum auf Station 2053 anderen Studenten in jedem Falle empfehlen, jedoch sollte man sich im Klaren sein, dass man es hier mit eher schwierigen und komplexen Fällen zu tun hat. Mir persönlich half die Vorlesung der Klinischen Psychologie im Arbeitsalltag, daher sollte man Grundlagenwissen über psychische Erkrankungen besitzen.