Globaler Tourismus. Was ist ein Tourist? grenzüberschreitende Reisen (in Mio.)
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- Gerd Morgenstern
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1 Was ist ein Tourist? Globaler Tourismus Das Wort Tourist" ist seit etwa 1800 bekannt. Heute geht man für Statistiken meist von der Definition der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) aus: Touristen sind Personen, die sich mindestens 24 Stunden außerhalb ihres Wohnortes zu beruflichen, vergnüglichen oder anderen Zwecken (außer Arbeit, Studium und Daueraufenthalt) aufhalten." Tabelle : Gute Reise in die Zukunft? Jahr grenzüberschreitende Reisen (in Mio.) Quelle: Welttourismusorganisation Abb. 6.1: Sun is fun - Urlaub im Club (Hammamet, Tunesien) Der sozioökonomische Wandel um die Wende zum 20. Jahrhundert gab dem Tourismus wesentliche Impulse. Noch galten Fernreisen als Sensation. Auch während erster Reisewellen innerhalb Europas blieb Ferntourismus bis weit in die Fünfzigerjahre exklusiv. Solche Reisen waren einer Eliteschicht aus Abenteurern und Künstlern vorbehalten, die einige wenige erschlossene Gebiete besuchten. Fehlender Informationsfluss und mangelnde Verkehrserschließung waren für Reisen zu weit entfernten Destinationen wenig förderlich. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erfolgte der entscheidende Schritt zum Massentourismus unserer Tage. Charakteristisch dafür ist neben der quantitativen Ausweitung des Reiseverkehrs (Zunahme von Touristenanzahl, Reisedauer und Reisehäufigkeit) vor allem eine rasche räumliche Ausdehnung des Tourismus. Massentourismus ist eine Folge von mehr Zeit und Geld: Im Vergleich zu 1950 hat sich das verfügbare Einkommen vervierfacht und der mittlere Jahresurlaub ist von 9 auf 31 Tage gestiegen. Der Massentourismus des 20. Jahrhunderts ist nicht länger vorwiegend ein bürgerlich-kulturelles Erlebnis, sondern dient der Reaktivierung des Körpers: Exotik, Bräune und Jugend werden allmählich quer durch alle Bevölkerungsschichten wichtig und zur Gegenwelt des grauen Alltags. Abb. 6.2: Magie der Mystik (Angkor Wat, Kambodscha)
2 Meist wird zwischen Industriestaaten gereist, über zwei Drittel der Reisen mit Auto oder Flugzeug. Beteiligung Die Anzahl der Nichtreisenden ist auch in den Industrieländern beträchtlich: In der Schweiz fahren 24% der Bevölkerung nicht auf Urlaub, in Deutschland 31% und in Österreich 58%. Nach Angaben der Welttourismusorganisation überschritten noch Mitte der Neunzigerjahre nur 10% der Weltbevölkerung internationale Grenzen. Tourismus ist nicht der einzige Grund, Grenzen zu überschreiten: 1998 haben weltweit mehr als 40 Millionen Menschen ihr Land als Flüchtlinge verlassen und wurden zum Großteil (75%) von Ländern in Afrika und Asien aufgenommen. Der Drang der Touristen in immer neue Regionen führte um 1950 zur Erschließung der Türkei und des Nahen Ostens. Ab Mitte des Sechzigerjahre gewannen Fernreisedestinationen in den nordafrikanischen Maghrebstaaten (Marokko, Tunesien) zunehmende Beliebtheit. Ostafrika (Kenia, Tansania) wurde Anfang der Siebzigerjahre von einer ersten Tourismuswelle erfasst, die sich in weiterer Folge ostwärts nach Süd- und Südostasien ausweitete. Abb. 7.1: Seit Jahrzehnten beliebt - Sightseeing in Istanbul (Türkei) Der Weg in die Dritte Welt" Bevölkerungsexplosion und Massenarbeitslosigkeit, die Verschärfung sozialer und räumlicher Disparitäten sowie steigende Zahlungsbilanzdefizite und politische Instabilität kennzeichnen viele Länder der Dritten Welt". Tourismus gilt dort vielfach als Allheilmittel zur wirtschaftlichen Entwicklung. (Scheinbar) ökologisch intakte, unberührte" Landschaften und exotische Kulturen sind konkurrenzlose Ressourcen der Länder des Südens. In den nationalen Entwicklungsplänen wurde jedoch Entwicklung stets mit ökonomischem Wachstum gleichgesetzt, ohne Rücksicht auf Sozialverträglichkeit und «"Nachhaltigkeit der touristischen Erschließung. Als Ursache für die zunehmende touristische Attraktivität der Entwicklungsländer gilt eine Kombination aus Prestige und Preis: Die gegenwärtigen globalen Verflechtungstendenzen von Luftfahrt, Hotellerie und internationaler Wirtschaft führten zu erhöhter Konkurrenz und gewaltigem Preisdruck im Ferntourismus.
3 internationale weltweiter Anteil (in %) Touristenankünfte (in Mio.) an Ankünften am Weltgesamteinkommen 1. Frankreich 66,8 10,8 6,2 2. USA 48,9 7,9 16,7 3. Spanien 43,4 7,0 6,3 4. Italien 34,0 5,5 6,7 5. Großbritannien 26,0 4,2 4,4 6. China 23,7 3,9 2,7 7. Mexiko 22,7 3,7 1,6 8. Polen 19,5 3,2 2,0 9. Ungarn 19,4 3,2-10. Kanada 17,5 2,9 2,0 Tabelle links: Die meistbesuchten Ziele der Welt 1997) Welttourismusorganisation Tabelle unten: Der Anteil des Tourismus an den grenzüberschreitenden Zahlungen Österreich 16,5 2,7 2,8 17. Griechenland 10,1 1,6-19. Türkei 9,0 1,5 1,6 20. Thailand 7,2 1,2 2,0 Source: World Tourism Organization; International Monetary Fund
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