anlässlich des Pressegesprächs zur Präsentation des 12. Sparkassen-Tourismusbarometers Niedersachsen
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- Christoph Weiss
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1 Es gilt das gesprochene Wort. Statement des Präsidenten des Sparkassenverbandes Niedersachsen Herrn Thomas Mang anlässlich des Pressegesprächs zur Präsentation des 12. Sparkassen-Tourismusbarometers Niedersachsen am 3. Juni 2015 in Hannover
2 Meine sehr geehrten Damen, meine sehr geehrten Herren, auch von meiner Seite einen schönen guten Morgen. Ich kann Ihnen dieses Mal Rekorde melden, ich kann Lob ausschütten, aber es kann auch etwas verbessert werden. Was sich andeutete, ist 2014 Wirklichkeit geworden. Nie zuvor hat die Zahl der Übernachtungen in Niedersachsen jenseits der 40 Millionen im Jahr gelegen wurden sogar 40,4 Millionen erreicht. Ein großer Erfolg, den wir allen Beschäftigten im Tourismus zu verdanken haben. 1,3 Prozent Wachstum in Niedersachsen, und die Aussichten für dieses Jahr liegen ähnlich gut. Das Problem ist: Wir sind nicht allein auf der Welt. Deutschland verzeichnete z. B. ein Wachstum von drei Prozent. Drei Prozent im Vergleich zu 1,3 Prozent hier im Lande. Die Dynamik ist also woanders noch besser. Woran liegt das? Was läuft da an uns vorbei? Diese Fragen beantwortet mittlerweile im zwölften Jahr unser bewährtes Tourismusbarometer. An dieser Stelle mein ausdrücklicher Dank an die Geschäftsführer des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr in München (dwif), Herrn Dr. Manfred Zeiner und Herrn Lars Bengsch. Sie liefern uns detaillierte Ergebnisse und Fallbeispiele im niedersächsischen Tourismus. Eine derart fundierte Analyse finden Sie nirgendwo sonst. Dieses Mal geht es als Schwerpunkt um ein Kernthema der Sparkassen: die Investitionen im Tourismus und ihre Wirkungen. Das liegt mir als Sparkassenmann besonders am Herzen. Das Problem ist: Es mangelt nicht nur an Investitionen, sondern auch an Ideen und Innovationen. Die Lorbeeren von gestern, die zweifellos in dem neuen Übernachtungsrekord gipfeln, können morgen schon vertrocknet sein - wenn wir sie nicht wässern. der Tourismus in Niedersachsen scheint in einer Reifephase festzustecken. Die seit Jahren unterdurchschnittliche Nachfragedynamik hat erneut an Fahrt verloren, und das, obwohl alle Faktoren glänzen. Sogar das Wetter war in der Saison 2014 lang anhaltend sonnig-warm. Unsere Zugpferde in Niedersachsen waren: Das Oldenburger Land mit einem Zuwachs bei den Übernachtungen von 6,9 Prozent, Ostfriesland (ohne die Inseln) mit einem Plus von 5,6 Prozent, die Nordseeküste erreichte zusätzliche 3 Prozent. 2
3 Das sind fast chinesische Wachstumsraten. Bei den absoluten Zahlen hatte die Nordseeküste die Nase vorn: zusätzliche Übernachtungen waren zu verzeichnen. Aber auch die Mittelweser und die Lüneburger Heide (jeweils plus 1,5 Prozent) sowie das Weserbergland (plus 1,2 Prozent) und der Harz (plus 1 Prozent) schlugen sich gut. Auch die Freizeitwirtschaft kann sich im Erfolg sonnen. Burgen/Schlösser wurden fast 19 Prozent mehr besucht, Zoos/Tierparks 9,1 Prozent. Das ist mehr als chinesisches Wachstum! Gucken wir aber noch einmal kurz über den Tellerrand hinaus. Die Tendenz im Welttourismus sagt ungebrochenes Wachstum voraus. Auch für Deutschland läuft es weiter rund wird wieder ein Wachstum im Tourismus von 3 bis 4 Prozent erwartet. Deutschland ist weltweit so beliebt wie nie, es steht erstmals auf Platz 1 im Nation Brands Index und hat die USA abgelöst, die auf Platz 2 abfiel. Das liegt an unserer starken Wirtschaftskraft, der kulturellen Lufthoheit in allen Bereichen von Film über Musik und Kunst bis zum Sport (die WM 2014 haben wir gewonnen). So ein Land wollen die Menschen sehen. Auf den Zug müssen wir aufspringen, die Dynamik nutzen. Und das können wir auch! Der Eisenbahnerstreik ist zum Glück erst einmal wieder vorbei. Die Lokomotive ist in voller Fahrt. Aber: Investitionen sind die entscheidenden Stellschrauben für Innovationen, Qualitätssicherung und Wettbewerbsfähigkeit. Sie sind der Schlüssel für die touristische Entwicklung in Niedersachsen. Klein- und mittelständisch geprägte Betriebe sind das Rückgrat der Tourismuslandschaft. Doch 60 Prozent der niedersächsischen Betriebe können die notwendigen Investitionen nicht umsetzen. Die Befragung des Tourismusbarometers bei den Orten und Regionen hat gezeigt: 69 Prozent im Gastgewerbe und 84 Prozent der Freizeiteinrichtungen würden gern mehr investieren, ihnen fehlen aber die Eigen- und Fremdmittel oder Fördergelder. Insbesondere die Betriebe des Gastgewerbes leiden unter dem schlechten Ruf der Branche und haben zu wenig Eigenkapital. Dabei brauchen etwa 38 Prozent der Betriebe weniger als Euro, um wettbewerbsfähig zu werden. Ohne Fördermittel sind größere Investitionen in Niedersachsen nur schwer zu realisieren. Und wenn investiert wird, dann vor allem in die Substanzerhaltung (zu 72 Prozent im Gastgewerbe), nicht aber in neue Ideen und Kapazitätserweiterung. Die Aufgaben liegen also bei: Qualität, Gästezufriedenheit und neuen Quellmärkten. Dafür muss jetzt investiert werden. Weichen müssen gestellt werden, sonst ist bald das Abstellgleis in Sicht. 3
4 Niedersachsen darf sich in puncto Qualität nicht weiter abhängen lassen, auch bei der Gästezufriedenheit ist noch deutlich Luft nach oben. An dieser Stelle muss ich aber auch einmal ein dickes Lob aussprechen: Die Städte und Gemeinden in Niedersachsen haben sich in den vergangenen Jahren bei Investitionen in die Infrastruktur stark engagiert. Dafür herzlichen Dank. Sie haben viele Millionen investiert. Mehr noch: Die positive Wirkung der Investitionen in den Kommunen schlägt voll durch! Ebenso hebe ich die Förderung für touristische Infrastruktur durch das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr hervor. Die neue Förderperiode beginnt. Schon von 2008 bis 2014 wurden rund 318,4 Millionen Euro an Investitionen ausgelöst, bei einem Fördermittelanteil von etwa 45 Prozent. Was geschah damit? Das hat das Tourismusbarometer quer durchs Land ebenfalls abgefragt. Messbare Erfolge durch Investitionen in Freizeit- und Tourismusinfrastruktur sind abzulesen, und zwar in einer Wort-Wolke, wie das heute so schön heißt. Sie finden je nach Wichtigkeit einige Begriffe in großer roter Schrift und andere in kleiner schwarzer Schrift. Ich lese nur die großen vor, die Effekte der Investitionen der öffentlichen Hand: Wettbewerbsfähigkeit, Image und Zufriedenheit der Gäste stiegen tatsächlich um rund 40 Prozent, gefühlt sogar um über 75 Prozent. Etwas kleiner: Mehr Tagesgäste, neue Gästegruppen, Stärkung der Nebensaison und mehr Einnahmen für Gemeinden. Besonders das letzte lässt aufhorchen, zu Recht, denn das ist der Weg: mehr Einnahmen für Gemeinden. wenn Sie sich das Gesamtwerk des Tourismusbarometers anschauen, finden Sie vier Fallbeispiele. Sie schildern eindrucksvoll und mit Zahlen belegt, wie auf Norderney, in Bad Bevensen, in Goslar- Hahnenklee und in Cuxhaven an wichtigen Stellschrauben gedreht wurde. Es sind Investitionen, das Thema der Sparkassen. Unsere Kernkompetenz, die dort am Anfang steht. In diesen Orten haben öffentliche Hand und Privatwirtschaft partnerschaftlich investiert. Sie setzen damit einen Zyklus in Gang, der zu Neuerungen führt und wieder mehr Geld in die Kassen spült. 4
5 Das erfordert zunächst ein innovatives Konzept, dann bekommt man Geld geliehen für Investitionen als Privatmann, etwa für einen Hotelausbau, eine Kombination mit Lokal und Läden. Die Kommune investiert in zusätzliche Angebote, die den Ort attraktiver macht. Schon kommen die Gäste. Davon profitieren nicht nur Wirt und Hotelier. Auch die Gemeinde profitiert. Und das in Form von Steuereinnahmen und Imagegewinn. Im nächsten Schritt kommen noch mehr Gäste. Und so wird ein Kreislauf daraus. Geld muss dringend investiert werden für Ideen, Qualität und für Neuerungen. Bisher fließt es vor allem wie schon erwähnt in den Substanzerhalt. Das ist zu wenig. Die Touristiker müssen ihre Gäste im Ausland abholen. Die Tourismus Marketing Niedersachsen GmbH (TMN) etwa wirbt in der Schweiz mit dem Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer. Das ist perfekt, wenn Sie auf den Wechselkurs zum Schweizer Franken schauen. Niedersachsen ist nicht nur günstig, sondern auch gut. Ideen, die zünden, gibt es schon: Das geht von den neuen WattWelten auf Norderney bis zum gerade eröffneten, ersten Baumwipfelpfad in Niedersachsen. Er steht übrigens in Bad Harzburg. Vielen Dank. 5
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