Analyse gesellschaftlicher Exklusions- und Inklusionsprozesse Systemtheorie

Transkript

1 Prof. Dr. Anton Schlittmaier Analyse gesellschaftlicher Exklusions- und Inklusionsprozesse Systemtheorie

2 Nur für Weiße! Kapstadt 1985

3 Einstieg: Bezug zur Sozialen Arbeit Soziale Arbeit als Praxis und Soziale Arbeit als Disziplin Disziplin fragt: Was ist Soziale Arbeit? (Definition) Abgrenzung zu anderen Praxen und Disziplinen (z.b. Psychotherapie, Pädagogik, Medizin, Heilpädagogik, Logopädie ) Exklusion/Inklusion sind Begriffe, die zur Definition von Sozialer Arbeit sehr gut geeignet sind

4 Systemtheorie? Die Begriffe Inklusion und Exklusion kann man alltagssprachlich nutzen In der Wissenschaft reicht dies nicht aus; die Definition muss hier exakter sein Für die Begriffe Inklusion und Exklusion ist der Theoriebezug von zentraler Bedeutung Begriffe haben ihre spezifische Bedeutung im Kontext einer Theorie

5 Systemtheorie Exklusion und Inklusion werden im Kontext der Systemtheorie definiert Soziale Arbeit wird im Zusammenhang mit den Begriffen Exklusion und Inklusion in Bezug auf Systemtheorie definiert Soziale Arbeit Im Kontext der Systemtheorie Definition über Exklusion und Inklusion

6 Es gibt: Welche Systemtheorie? Konstruktivistische Systemtheorie (Luhmann) Realistische Systemtheorie (Bunge) Systeme konstruieren sich selbst auf Basis von Unterscheidungen versus Systeme sind real

7 Konstruktivistische Systemtheorie Wichtigster Vertreter: Niklas Luhmann (es erfolgt eine Einführung in seine Denkweise) Anwendung auf Soziale Arbeit: Heiko Kleve (es erfolgt ein Textstudium) Zentraler Fokus: Exklusion und Inklusion Soziale Arbeit hat es mit Exklusion und Inklusion zu tun!

8 Exklusion und Inklusion Soziale Arbeit Erste Annäherung: - Wofür ist Soziale Arbeit zuständig? (Gegenstandsbestimmung) - Soziale Arbeit bezieht sich auf die Vermeidung von Exklusion (Ausschluss), die Förderung von Inklusion (Einschluss), die Überbrückung von Exklusion und ggf. die dauerhafte Exklusionstoleranz (nach Kleve)

9 Soziale Arbeit: Begriffsbestimmung Management von Dauerexklusion Soziale Arbeit Verhinderung von Exklusion Exklusionsverwaltung Reinklusion

10 Weiteres Vorgehen Theoretische Grundlagen: Luhmannsche Systemtheorie Anwendung auf Soziale Arbeit (Text: Kleve) Anwendung auf die Praxis (Analyse von Praxis der Studenten mit den Begriffen Exklusion/Inklusion)

11 Beobachtung Zentraler Begriff der Konstruktivistischen Systemtheorie Beobachtung basiert immer auf Voraussetzungen (Schema, Begriffe, Theorien) Beobachtung ist nur möglich aufgrund von Unterscheidungen (groß und klein; krank und gesund, weis und schwarz usw.)

12 Beispiele zu Beobachtung Quadrat nur sichtbar, weil es sich vom Hintergrund unterscheidet (Farbe) Strecke a wird als kürzer als Strecke b wahrgenommen, weil sie in einem anderen Kontext steht als b b a

13 Beobachtung Ein Beobachter kann eine Person, aber auch eine Organisation oder ein Staat sein (z.b. US- Regierung beobachtet die deutsche Außenpolitik unter bestimmten für sie wichtigen Aspekten) Soziale Arbeit (System) ist ein Beobachter! Sie kann auf Basis verschiedener Begriffe beobachten.

14 Beispiele für mögliche Beobachtung Arm/reich Gesund/krank (z.b. Medizin, Psychotherapie) Bedürftig/nicht bedürftig Anforderungen erfüllt/anforderungen nicht erfüllt (z.b. Schule) Zahlungsfähig/nicht zahlungsfähig (z.b. Kassenpatienten vs. Selbstzahler in Wellnesseinrichtungen)

15 Soziale Arbeit beobachtet und konstituiert sich durch die Beobachtung Dadurch, das Soziale Arbeit unter dem Aspekt Exklusion/Inklusion beobachtet und handelt wird durch den laufenden Prozess das System Soziale Arbeit hergestellt (dynamischer Aspekt) und erhalten (Strukturaspekt).

16 Beobachtung zweiter Ordnung Man kann den Vorgang der Beobachtung, der in der Praxis stattfindet, beobachten. Dadurch kommt es zu einer Beobachtung zweiter Ordnung. Theorie ist Beobachtung zweiter Ordnung. Beobachtung der Beobachtung Praxis beobachtet X

17 Text Kleve Zuerst Luhmann und dann Reflexion der Anwendung der Theorie Realistische Systemtheorie Mario Bunge Anwendung Soziale Arbeit: Sylvia Staub- Bernasconi