Psychologische Gesprächsführung und Intervention. Rückmeldung geben - Fragen in der Beratung HS Dr.
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- Christin Bauer
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1 Psychologische Gesprächsführung und Intervention Rückmeldung geben - Fragen in der Beratung HS Dr. Esther Biedert
2 Rückmeldung zu Übung 4 3 Stufen der klientenzentrierten Gesprächsführung
3 Rückmeldung zu Übung 4: 3 Stufen der klientenzentrierten Gesprächsführung Ihre Antworten Allgemein: Konzentration auf alle 3 Gesprächsstufen erfordert viel Konzentration, weniger Aufmerksamkeit beim Patienten; ist anstrengend Schwierig, roten Faden im Gespräch beizubehalten Bei wenig emotionalen Inhalten ist das Verbalisieren emotionaler Inhalte kaum möglich Fokus entweder mehr auf dem Verbalisieren emotionaler Inhalte oder auf dem Paraphrasieren Die richtigen Worte zu finden ist schwierig (erzeugt Druck und verlangsamt Gespräch) Welche Anteile sind wichtig hervorzuheben, welche eher nicht? Unterbrechen des Patienten von diesem als hilfreich erlebt, da strukturierend Schwierig, zurückhaltend zu sein bzgl. Ratschlägen Beim 2. Durchgang natürlicheres Verhalten, Gesprächsführung zeigt verstärkte Wirkung Aktives Zuhören: Blickkontakt, Nicken, zugewandte Haltung, angemessener Abstand, freundliche Mimik, explizites Aussprechen von Verständnis Erfolgt fast automatisch (einfacher bei realem Beispiel als bei erfundenem Beispiel) Validieren (Verständnis zeigen) ist angenehm für den Patienten => bedingt Selbstöffnung, zeigt Interesse & Wertschätzung des Therapeuten
4 Rückmeldung zu Übung 4: 3 Stufen der klientenzentrierten Gesprächsführung Ihre Antworten Verbalisieren emotionaler Inhalte: Aus Sicht der Therapeuten: Schwierig (vor allem bei nicht expliziten Gefühlen); Wahren einer neutralen Haltung schwierig (Gefahr, etwas zu unterstellen) Erschwert bei sehr gesprächigen und schweigsamen Patienten Seltener angewendet als aktives Zuhören und Paraphrasieren vs einfacher als Paraphrasieren Aus Sicht der Patienten: Eindruck, verstanden zu werden (ermutigt, sich weiter zu öffnen) Bewusster werden der eigenen Gefühle, verstärkt Selbstreflexion Ermöglicht Korrektur des Therapeuten, falls dieser falsch liegt mit seinen Annahmen Generiert Vertrauen in den Therapeuten Paraphrasieren: Aus Sicht der Therapeuten: fühlt sich komisch an, wenig vertraut, benötigt viel Aufmerksamkeit/Konzentration; bedingt einen grossen Wortschatz Bei reflektiertem Patienten lieber nur zugehört anstatt paraphrasiert Gratwanderung zwischen hilfreichem Paraphrasieren und papageienhaftem Wiederholen Hilft eigenes Verständnis zu prüfen Aus Sicht der Patienten: Wort für Wort Wiederholungen befremdend ( das habe ich doch gerade gesagt )/adäquat Eindruck, verstanden zu werden (ermutigt, sich weiter zu öffnen) Umformulierung ermöglicht andere Sichtweise; gibt Möglichkeit zur Reflektion
5 Rückmeldung geben
6 Rückmeldung geben 1. Hintergrund richtig (d.h. möglichst hilfreich) Rückmeldung geben, ist etwas Schwieriges. Rückmeldung ist sehr wichtig für soziales Lernen. Die Rückmeldung ist eine Gesprächsform, anderen etwas darüber zu sagen, wie ich sie sehe bzw. zu lernen, wie andere mich sehen. Rückmeldung besteht aus zwei Komponenten, dem Rückmeldung-Geben und dem Rückmeldung- Annehmen.
7 Rückmeldung geben 2. Regeln für korrekte Rückmeldung Regeln der Rückmeldung: Möglichst beschreibend, statt wertend Konkret Angemessen Brauchbar Nichts Unabänderliches ansprechen Erbeten statt aufgezwungen Rechtzeitig Klar und genau formuliert Sachlich korrekt Nicht zu viel auf einmal Auch positive Aspekte enthalten Krause, U.-M. (2007). Feedback und kooperatives Lernen.
8 Rückmeldung geben 2. Regeln für korrekte Rückmeldung Sofort, jedes Mal, konkret, eindeutig und direkt an Adressat gerichtet! Immer erst positiv! Negative Rückmeldung immer konkret und spezifisch und mit Verbesserungsvorschlag!
9 Rückmeldung geben 3. Beispiel «Ich finde es sehr gut, dass du heute die Kinder in die Schule gebracht hast. Ich finde es aber schade, dass wir am Vorabend immer solange darüber disku=eren müssen, wer die Kinder bringt. Ich würde mir wünschen, dass du immer am Donnerstag die Kinder in die Schule bringen würdest.»
10 Rückmeldung annehmen Regeln für das Annehmen von Kritik: Ausreden lassen Keine Rechtfertigung oder Verteidigung Überprüfen der Bedeutung der Kritik Rückmeldung der eigenen Reaktion Krause, U.-M. (2007). Feedback und kooperatives Lernen. Crisand, E. & Crisand, M. (2010). Psychologie der Gesprächsführung.
11 Bestätigen Es ist grundsätzlich hilfreich dem Gesprächspartner Anerkennung und Verständnis entgegen zu bringen und ihn zu loben. Sie glauben gar nicht, wie viel Lob ich vertrage!
12 Fragen in der Beratung
13 Übersicht Was ist eine Frage? Welche Funktionen haben Fragen? Welche Typen von Fragen lassen sich unterscheiden? Fragen im Beratungsgespräch
14 Was ist eine Frage? Interaktionsverhalten, das eine Antwort hervorruft, durch: verbale Äusserung (typische grammatikalische Struktur: Verb) oder Fragewort (Was, Wer, Wie, Wann, Warum) am Satzanfang: Haben Sie Schmerzen? Wie oft haben Sie Schmerzen? nonverbales Verhalten Prosodische Fragen = Aussagesätze, die zu Fragen werden, durch: die Betonung, nonverbale Signale den Kontext z.b.: Sie haben Schmerzen?
15 Nonverbale Merkmale von Fragen Vokalisation Mimik Blickkontakt am Ende einer Frage
16 Funktionen von Fragen Konversation erleichtern (Beginn und Verlauf) Information gewinnen Interesse bekunden Interaktion kontrollieren Interesse und Neugier erzeugen Kritische Auseinandersetzung fördern
17 Machtgefälle Der Fragende hat: zumeist höheren Status / Experte kontrolliert die Interaktion
18 Fragen enthalten implizite Annahmen und Vorannahmen Beispiel: Wie spät ist es? Annahmen über den Gefragten Annahmen über den Fragenden sind abhängig vom Kontext
19 Typen von Fragen Geschlossene versus offene Fragen Direkte versus indirekte Fragen Informationsfragen Auf Affekte bezogene Fragen Suggestive (manipulierende) Fragen Multiple Fragen Sechs treue Diener habe ich: (sie lehrten all s mich, was ich weiss) Sie heissen Was und Wo und Wann und Wie, Warum und Wer? R. Kipling, aus Hargie (2013).
20 Geschlossene Fragen Mögliche Antwort wird eingegrenzt, (vorstrukturiert) wenige Worte Auswahl-Frage, forced choice Frage ^ verschiedene Alternativen, von denen eine ausgewählt wird Ja/Nein Fragen Identifikationsfragen
21 ff Geschlossene Fragen Schnell und leicht zu beantworten è Einstiegsfragen Leicht auszuwerten (objektiver, reliabler) ^ Forschung ^ Diagnostisches Interview (z.b. SKID, DIPS) Effektiv, um schnell relevante Information zu bekommen Fragesteller hat Kontrolle über Interaktion Wichtige Information wird nicht erfasst, wenn Interviewpartner sie nicht von sich aus gibt
22 Offene Fragen Bsp.: Wie fühlen Sie sich jetzt gerade? Charakteristika: lassen Klient grössere Freiheit zu antworten Klient hat mehr Kontrolle ermuntern Klienten länger und vertieft zu antworten Fragende erhält Information evtl. unvorhergesehene Information Bedingt sorgfältiges Zuhören/Aufmerksamkeit des Fragestellers
23 Vergleich offene versus geschlossene Fragen Offene Fragen: Fördern Selbstöffnung Genauere Antworten Der Fragende wird empathischer wahrgenommen
24 Direkte versus indirekte Fragen Direkte Frage: Gegenstand der Frage wird angesprochen Indirekte Frage: Nur das Umfeld des Gegenstands wird angesprochen
25 Informationsfragen Information zu Fakten und Sachverhalten, Basis- u. Hintergrundwissen geschlossene Informationsfragen offene Informationsfragen
26 Affek-ve Fragen Sprechen Gefühle, Bewertungen, Meinungen, Einstellungen an: Affektive Erinnerungsfrage ^ Welchen Lehrer mochtest Du am liebsten? Geschlossene affektive Frage ^ Ist es ihnen peinlich jetzt darüber zu sprechen? Offene affektive Frage ^ Was empfinden Sie jetzt? Affektive Prozessfrage ^ Warum haben Sie eine so starke Wut auf ihren Vater bekommen?
27 Suggestivfragen Gesprächsfördernde Suggestivfragen (Eröffnungsfragen) ^ Ist heute nicht ein herrlicher Tag? Einfache Suggestivfragen ^ Sie gehen doch am Sonntag in die Kirche, oder? Suggestivfragen mit impliziten Erwartungen ^ Weißt du eigentlich, dass das, was du getan hast, unehrlich war?
28 ff Suggestivfragen Subtile Suggestivfragen sind nicht sofort als Suggestivfragen erkennbar, aber so formuliert, dass sie bestimmte Antwort nahe legen ^ False recognition ( Moses Illusion ) ^ Zustimmungstendenz Für Suggestivfragen gilt: è Werden im Beratungskontext negativ bewertet è Sind besonders bei Kindern problematisch
29 Multiple Fragen Mehrere Fragen werden auf einmal gestellt: Wie ging es mit der Übung? Haben Sie die Konfrontation durchgestanden? Was hat ihr Partner dazu gesagt? Werden Sie nun für Ihre nächste Geschäftsreise mit dem Flugzeug reisen?
30 Mögliche Fragen auf Aussage des Klienten Klient: Danach habe ich mich so mies gefühlt Mögliche Fragen des Beraters Danach habe Sie sich so mies gefühlt? (wörtliche Wiederholung) Mies? oder Danach? Akzentuierung (Wiederholung eines Schlüsselworts) Was meinen Sie mit mies? (Klärung) Warum haben Sie sich mies gefühlt? (Begründung) Wie war die Situation genau? (Konkretisierung) Gab es andere Situationen, in denen Sie sich ähnlich gefühlt haben? (Ausweitung)
31 Rolle von Fragen in der klassischen GT (Tausch & Tausch, 1990) Zulässig sind anteilnehmende Fragen: Frage entspringt aus Bemühen, um besseres Verständnis der inneren Welt des Klienten, aus Sorge um ihn Ist auf innere Welt des Klienten bezogen und nicht auf äussere Ereignisse oder Nebensächlichkeiten Bewertet nicht Dient nicht der Diagnose oder Analyse des Klienten Entspringt nicht der Neugier des Beraters Frage dirigiert nicht Klient ist frei, die Frage zu beantworten
32 Fragen in der Klärungsorientierten (vormals Zielorientierten) Psychotherapie (Sachse, 1996; 2003) Fragen sind zentrale Interventionsform è Patient wird zu intensiver Beschäftigung mit sich selbst angeregt Informationsfragen Verständnisfragen Konkretisierende Fragen Vertiefende Fragen
33 Implikationen von Fragen (Sachse, 1996) Fragen beruhen auf Vorannahmen und diese bestimmen die Richtung einer Frage Beispiel: Was ist so schlimm an X? Berater geht davon aus, dass X schlimm ist Berater lenkt Aufmerksamkeit des Klienten auf X Annahme X ist schlimm basiert auf: Information des Klienten falscher Schlussfolgerung des Beraters > Klient korrigiert Berater > Klient geht falscher Spur nach
34 Implikationen von Fragen (Sachse, 1996) Ist Ausgangspunkt der Frage korrekt? > Berater macht durch empathische Äusserung seinen Ausgangspunkt deutlich und stellt danach erst die Frage Klient: Schildert Situation Berater: Ich habe den Eindruck, dass diese Situation sehr schlimm für Sie ist. Klient Ja, wirklich. Berater: Was macht diese Situation so schlimm für Sie?
35 Fragen im Gespräch mit Familien/Gruppen (Scheib & Wirsching, 2002) Direkte Fragen: Zielen auf Fakten, Einschätzungen Erlebnisweisen ab, die dem Einzelnen zugänglich sind Welches Problem führt Sie zu uns? Indirekte Fragen: Respek=eren Abwehr des Pa=enten Wer macht sich in ihrer Familie am ehesten Sorgen, wenn Sie Beschwerden haben? Zirkuläre Fragen: Fremdeinschätzung: Familienmitglieder geben darüber AuskunN, wie die anderen Familienmitglieder erlebt und eingeschätzt werden Die Verschiedenen Sichtweisen und Beziehungsmuster werden offensichtlich Was glauben Sie, wie ihre MuQer über das Problem denkt? Welchen Weg sieht ihr Vater zur Lösung des Problems? Hypothe=sche Fragen: Beziehen sich auf Erwartung über zukünnige Veränderungen Angenommen, Sie bekämen ein Kind, wie würde sich die Beziehung zu ihrem Mann verändern?
36 Potentielle Probleme bei Fragen im Beratungsgespräch Zu viele Fragen Warum Fragen ^ Bsp. Warum denken Sie hat ihr Vater soviel Einfluss auf Sie? Zu einengende Fragen (geschlossene Fragen) Fragen mit implizitem Aussagegehalt, die Patienten suggestiv Lösung nahe legen ^ Finden Sie nicht auch, dass Ihnen Entspannung gut tun würde? Fragen, die intim oder belastend sind, werden zu früh gestellt, bevor die Beziehung tragfähig ist
37 Kennzeichen guter Fragen Einfache, eindeutige und kurze Formulierungen Fragen knüpfen an das vom Klienten Gesagte an Transparenz und Vorstrukturierung: Berater erläutert kurz, warum und wozu er etwas fragt
38 Übung 5 5a Komplimente geben und Komplimente empfangen 5b Typen von Fragen
39 Übung 5a Komplimente geben und empfangen Ausgangspunkt: ^ Auch positive Rückmeldung ist nicht immer bzw. nicht für alle leicht anzunehmen! Zweck der Übung: ^ für Geber: Konkretheit und Echtheit üben ^ für Empfänger: Abwehrhaltung abbauen ^ für alle: gute Gruppenatmosphäre schaffen
40 Übung 5a Komplimente geben und empfangen Durchführung: ^ Kreis bilden; jeder macht der rechts von ihm sitzenden Person ein aufrichtiges Kompliment; diese nimmt es ohne Abwehren (Zurückweisen, Minimieren etc.) an. ^ Einmal die Richtung wechseln, links sitzender Person ein Kompliment Besprechung: ^ Gab es Schwierigkeiten auf Seiten der Empfänger?
41 Übung 5b: Typen von Fragen - Therapiesituation (Auswahl einer umschriebenen, spezifischen Situation): Therapeut, Patient und Beobachter - Üben Sie die verschiedenen Typen von Fragen - Beobachter protokollieren einen kurzen Ausschnitt - Besprechung und danach Modifikation der Fragen in derselben Therapiesituation Beobachtung wie sich das Gespräch verändert - Rollenwechsel
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