Lange Wege Von der Schule in die Arbeitswelt
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- Helga Kruse
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1 Lange Wege Von der Schule in die Arbeitswelt Ergebnisse aus einer aktuellen Längsschnittuntersuchung zum Übergang von Hauptschulabsolventen Dr. Tilly Lex Bonn, 12. Februar 2007 Nockherstraße München
2 Programm Intention der Untersuchung Datenbasis, Design, Untersuchungsfragen Behandelnde Aspekte: - Wie bereiten sich die Jugendlichen auf das Verlassen der Schule vor? - Wünsche und Pläne der Jugendlichen rund vier Monate vor Ende des Schulbesuchs (März 2004) - Orientierungs- und Entscheidungsprozesse in den letzten vier Monaten des Schulbesuchs - Pläne und Realisierungen - Verläufe zwischen November 2004 und November Platzierungen 2006 Seite 2
3 Intention Wie sehen die Übergangswege und Übergangsverläufe benachteiligter Jugendlicher aus? Was sind fördernde bzw. hemmende Einflussfaktoren der Umwelt auf den Prozess dieser Übergänge (z. B. soziale Herkunft, Bildungs- und Ausbildungswege und -umwege, erworbene Abschlüsse)? Welche Effekte haben unterschiedliche Formen der Unterstützung für das Gelingen der beruflichen Integration? Was sind Merkmale und Kompetenzen, die auf der Seite der Subjekte Einfluss auf den Übergangsprozess ausüben (z. B. Selbstkonzept, Leistungsmotivation, Coping)? Seite 3
4 Datenbasis Schülerinnen und Schüler in Haupt- und Gesamtschulen (Hauptschulzweig) im letzten Schulbesuchsjahr Rekrutierung bundesweit über 127 Schulen an Standorten von Projekten aus unterschiedlichen Förderprogrammen Stichprobe der Fragebogenbaseline - N = ca ,9 % Jungen, 43,1 % Mädchen - Durchschnittliches Alter 15,1 Jahre - 52,6 % Jugendliche mit Migrationshintergrund (26 % Jugendliche mit MH der ersten Generation, 27 % Jugendliche mit MH der zweiten Generation) Seite 4
5 Anlage der Untersuchung März Juni Nov. Mai Nov. Mai Nov. Nov. Nov. Okt. Schule N= Jahr N= Jahr N=1820 Schule N= Jahr N= Jahr N= Jahr N= Jahr 5. Jahr 6. Jahr Bisherige Erhebungen Künftige Erhebungen Seite 5
6 Mögliche Eintritte, Wechsel & Beendigungen März Juni Nov. Mai Nov. Mai Nov. Nov. Nov. Okt. 1. Übergangsjahr 2. Übergangsjahr 3. Übergangsjahr 4. Übergangsjahr 5. Übergangsjahr 1. Jahr BV 2. Jahr BV 3. Jahr BV 1. weiteres SJ 2. weiteres SJ 3. weiteres SJ Ausbildungsbeginn im 2. Jahr 4. weiteres SJ Ausbildungsbeginn im 3. Jahr Ausbildungsbeginn im 1. Jahr Arbeit (2. Schwelle) Arbeit (2. Sch.) Arbeit (2. Schwelle) ungelernte Arbeit jederzeit möglich Ohne Ausbildung / Arbeit jederzeit möglich Seite 6
7 Wie bereiten sich die Jugendlichen auf das Verlassen der Schule vor? Berufswahlunterricht/ Berufsorientierung in der Schule 81 % Besuch beim Berufsberater der Arbeitsagentur 67 % Tests zur Feststellung der beruflichen Fähigkeiten & Wünsche 32 % Praktikum in einem Betrieb 96 % Als wie hilfreich bewerten die Jugendlichen diese Aktivitäten? Berufswahl Schule Berufsberater Test Praktikum 0 sehr viel etwas eher wenig gar nichts Seite 7
8 Wie bereiten sich die Jugendlichen auf das Verlassen der Schule vor? Praktika Die 5 häufigsten Praktikumsfelder Jungen 33% Metall-/Maschinenbau Elektroberufe 21% Warenkaufleute Mädchen 35% Sozial-/Gesundheitsberufe 26% Warenkaufleute 8% Bauberufe 12% Körperpflege 8% Ernährungsberufe 6% Büroberufe 6% Maler/Lackierer 6% Land-/Forstwirtschaft, Gartenbau Quelle: DJI Übergangspanel, DJI 2007 Seite 8
9 Praktika Jugendliche, die direkt im Anschluss an die Schule in eine Lehre eingemündet sind: Im Ausbildungsbetrieb ein Praktikum absolviert Mädchen Jungen mit Schulabschluss ohne Schulabschluss Quelle: DJI Übergangspanel, DJI 2007 Seite 9
10 Wünsche und Pläne (März 2004) Kriterien für die Wahl eines Ausbildungsberufs Mädchen Jungen Genug Zeit für Familie Körperlich leicht, sauber Wunsch, Menschen zu helfen Umgang mit Technik Arbeit im Freien Praktischer Nutzen für's Private Beruf mit großem Ansehen Sicherer Arbeitsplatz Wunsch meiner Eltern Chance auf Ausbildungsplatz Beruf, den auch die Freunde wollen Verdienst in dem Beruf Seite 10 Quelle: DJI Übergangspanel, DJI 2007
11 Wünsche und Pläne (März 2004) 10 häufigste Berufswünsche nach Geschlecht Weißt du schon, welchen Beruf du lernen möchtest? Welcher Beruf ist das? Jungen Mädchen Einzelhandelskaufmann 9,1% Einzelhandelskauffrau 9,4% Mechatroniker Systemelektronik 7,7% Arzthelferin 9,0% Maler/Lackierer 6,3% Friseurin 8,0% KFZ-Mechatroniker 5,1% Bürokauffrau 5,8% Koch 4,6% Krankenschwester 3,9% Industriemechaniker 4,4% Erzieherin 3,9% Tischler 4,1% Kinderpflegerin 3,9% Elektroniker 3,3% Verkäuferin 2,7% Metallbauer 2,2% Altenpflegerin 2,6% Maurer 2,0% Bankkauffrau 2,0% Seite 11 Quelle: DJI Übergangspanel, DJI 2007
12 Wünsche und Pläne (März 2004) 100% 75% % 27 25% 44 0% Pläne März 04 Ausbildung Schule Berufsvorbereitung Sonstiges Quelle: DJI Übergangspanel, DJI 2006 Seite 12
13 Pläne März 2004 Juni % 75% % % % Pläne März 04 Pläne Juni 04 Ausbildung Schule Berufsvorbereitung Sonstiges Quelle: DJI Übergangspanel, DJI 2006 Seite 13
14 Pläne und Realisierungen 100% 75% % % % Pläne März 04 Pläne Juni 04 Realisierung Nov. 04 Ausbildung Schule Berufsvorbereitung ohne Ausbildung/Arbeit Sonstiges Quelle: DJI Übergangspanel, DJI 2006 Seite 14
15 Lange Wege Bildungs- und Ausbildungswege von Hauptschulabsolventinnen & -absolventen (N = 1624)* Pläne im März 2004 (Was sind Deine Pläne für die Zeit nach der Schule? Kreuze das an, was Du am wahrscheinlichsten tun wirst.) Vergleich der jungen Aussiedler mit den übrigen Befragten (N = 3.922) nach Juni 2004 November 2004 November 2005 Verteilung der Jugendlichen November 2005 gesamt Schule Geschlecht Ausbildung Schule 29 % Ausbildung 43 % BV 13 % 60% Ausbildung 21% Schule Ausbildung % 26 % weiter zur Schule BV 11% ohne A/A 5% * Die Quersummen addieren sich nicht zu 100 weil einige Stationen (z.b. Praktika, Freiwilligenjahre) nicht aufgeführt sind. Berufsvorbereitung arbeiten, jobben Seite 15 Schule 3% Ausbildung 88% BV 1% ohne A/A 5% 9 weiß noch nicht Schule 11% Ausbildung 35% % 6 7 Ende des letzten Pflichtschuljahres BV etwas anderes BV 29% ohne A/A 15% Schule 38% Junge Aussiedler männlich Junge Aussiedler weiblich Übrige Befragte männlich Übrige Befragte weiblich Ohne Ausbildung/ Arbeit 9 % ohne A/A 9 % Ausbildung 28% Quelle: DJI Übergangspanel Deutsches Jugendinstitut Quelle: DJI Übergangspanel Deutsches Jugendinstitut BV 6% ohne A/A 18%
16 Übertrittsquoten November 2004 November 2005 * Die Quersummen addieren sich nicht zu 100 weil einige Stationen (z.b. Praktika, Freiwilligenjahre) nicht aufgeführt sind. Schule Ausb. BV ohne A/A Schule Ausb. BV ohne A/A Mädchen 38% 22% 28% 10% 35% 36% 13% 9% Jungen 33% 30% 27% 8% 24% 48% 13% 9% Jugendl. ohne MH 29% 35% 22% 10% 21% 53% 12% 9% Jugendl. mit MH 39% 20% 29% 8% 34% 37% 14% 9% Mädchen mit MH 40% 16% 30% 9% 38% 34% 13% 9% Jungen mit MH 38% 22% 28% 7% 32% 38% 14% 8% in der Türkei geb. 52% 7% 29% 7% 39% 30% 9% 15% Aussiedler nicht in D geboren 40% 19% 34% 5% 28% 41% 17% 8% Gesamt* 35% 26% 26% 9% 29% 43% 13% 9% Seite 16
17 Fazit 1. Fast die Hälfte der Jugendlichen hatte sich noch im März 2004 an der traditionellen Abfolge Pflichtschulbesuch Berufsausbildung orientiert. Nur eine Minderheit geht tatsächlich diese Abfolge von Schritten. Weiter zur Schule zu gehen, ist für einen Teil der Jugendlichen eine Antwort auf fehlende Zugangsmöglichkeiten zur Ausbildung. Für andere (insbesondere Mädchen und Jugendliche mit Migrationshintergrund) ist es aber auch von vornherein eine Präferenz. Jugendliche verfolgen Strategie des Chancen Optimierens : Indem sie Bildungsabschlüsse erwerben, wollen sie ihre Chancen auf Zugang zu einer Berufsausbildung sei sie schulisch oder betrieblich verbessern. Seite 17
18 Fazit 2 Die unübersichtliche Situation fordert ein hohes Maß an Flexibilität: innerhalb nur weniger Monate werden Bildungs- und Ausbildungsziele z.t. mehrfach revidiert. Der überwiegenden Mehrheit gelingt es, grundsätzlich an ihren Bildungs- und Ausbildungszielen festzuhalten. Ausdruck von Flexibilität, ist der hohe Anteil der Jugendlichen, die sich mit ungeliebter Alternative Berufsvorbereitung arrangieren. Seite 18
19 Fazit 3 Berufsvorbereitung führt nur für gut ein Drittel der Absolventen in Ausbildung (2005). Fast ebenso groß ist der Anteil derjenigen, die eine zweite Berufsvorbereitungsschleife beginnen. Nach einem weiteren Jahr befindet sich etwa die Hälfte in Ausbildung Für bestimmte Teilgruppen (so z.b. die nicht in Deutschland geborenen türkischer Herkunft) folgt auf Berufsvorbereitung häufig Arbeitslosigkeit. Seite 19
20 Fazit 4 Schon früh bildet sich eine (erst einmal noch relativ kleine) Gruppe heraus, die von schulischen und berufsvorbereitenden Angeboten nicht mehr erreicht wird. Offen: Wird sich diese Gruppe dadurch vergrößern, dass Jugendliche nach zwei Durchgängen in der Berufsvorbereitung ihre Qualifizierungsbemühungen einstellen? Seite 20
21 Fazit 5 Absolventinnen und Absolventen der Hauptschulen sind eine in ihren Motiven, Zielen und Potenzialen heterogene Gruppe. Nur sehr wenige Jugendliche gehen nach der Schule den Weg in ungelernte Arbeit. Bei Teilgruppen zeichnen sich frühzeitig Risiken der Ausgrenzung ab. In der Mehrzahl sind sie bereit, lange und komplizierte Abfolgen von Bildungs- und Qualifizierungsschritten zu absolvieren, um ihre Qualifizierungsziele zu verwirklichen. Wenn wir sie in dieser schwierigen Phase verlieren, wird es mit hohen sozialen und finanziellen Kosten verbunden sein, sie wieder zu gewinnen. Seite 21
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