Stadt Neunkirchen Sanierungsmaßnahme Unterstadt / Neunkircher Eisenwerk
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- Waltraud Dieter
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1 Stadt Neunkirchen Sanierungsmaßnahme Unterstadt / Neunkircher Eisenwerk
2 Stadt Neunkirchen Sanierungsmaßnahme Unterstadt / Neunkircher Eisenwerk Das Quartier Die Siedlungsentwicklung begann beim Oberen Markt im 10. Jahrhundert Während der Industrialisierung expandierte das Gebiet nach Norden zur Blies ( Unterstadt ). Der Stadtkern lagerte sich unmittelbar an einer innerstädtisch gelegenen Stahlhütte an. Es entstand eine einzigartige Gemengelage. Entlang des Oberen Marktes bis hin zum Bahnhof entwickelte sich ein Haupteinkaufsbereich. Nach dem 2. Weltkrieg wurde der zerstörte Gebäudebestand z. T. wiederaufgebaut. Neben Arbeitervierteln mit Blockstruktur und mehrgeschossigem Wohnungsbau liegen in der Innenstadt auch ehemals gehobene Wohnviertel. Am Oberen Markt konzentrieren sich öffentliche Einrichtungen (Rathaus, Bürgerhaus etc.). Sanierungserfordernis Das Sanierungserfordernis Mitte der 1970er Jahre ergab sich aus größeren Strukturmängeln und der zunehmenden verkehrlichen Belastung der Innenstadt, den schlechten Wohn- und Arbeitsverhältnissen mit mangelhafter Erschließung und Immissionsbelastungen der an die Stahlhütte angrenzenden Quartiere. Das Erfordernis 1982 wurde durch die Teilstilllegung des Standorts infolge der Montankrise sowie dem Brachfallen der Industrieflächen ausgelöst. Die Stadt stand vor der Herausforderung, die tiefen Einschnitte in ihrer städtebaulichen und sozioökonomischen Struktur bewältigen zu müssen. Ziele und Konzept Für die ersten drei Sanierungsgebiete wurden drei Zielsetzungen festgelegt: Verbesserung der wirtschaftlichen Situation und der zentralörtlichen Bedeutung, Neuordnung des Verkehrs, Verbesserung der Wohnverhältnisse. Hauptziele der zwei Sanierungsgebiete im Bereich der Hüttenanlage waren eine Stadtkernerweiterung, teilweise industrielle Neunutzung und eine Rekultivierung des Geländes nach weitgehendem Abriss der Werksanlagen. Die Revitalisierung der Industriebrache sollte so einläutet werden.
3 Organisation Die Vorbereitenden Untersuchungen für die Innenstadt wurde an die Planungsgruppe Stadtsanierung Neunkirchen und die für das Neunkircher Eisenwerk an die Arbeitsgemeinschaft Neunkircher Eisenwerk, vergeben. Ein Sanierungsträger wurde nicht beauftragt, die Sanierungsmaßnahme innerhalb der Stadtverwaltung betreut. Die Leitung einzelner Projekte oblag dem damaligen Oberbürgermeister. Bei der Entwicklung des Saarparkcenters bestand eine enge organisatorische Partnerschaft zwischen öffentlichen und privaten Investoren. Umsetzung In die erste Sanierungsphase wurden zunächst Ordnungsmaßnahmen und ein städtebauliches Konzept realisiert: Die Geschäftszone der Unterstadt wurde ausgebaut, Wohnumfeldverbesserung als Anreiz für private Investitionen vorgenommen sowie Gemeinbedarfseinrichtungen und Wohngebäude modernisiert. Es entstand ein erstes innerstädtisches Einkaufszentrum. In der zweiten Phase des Stadtumbaus wurden nach Abriss der Anlagen und nach Geländeaufbereitung ein neues Infrastrukturgerüst und das Saarparkcenter fertig gestellt. Der Stummplatz wurde als innerstädtischer Platz gestaltet. Auf ehemaligen Industrieflächen entstand nach Renaturierung der Hüttenpark, Relikte der Hütte wurden erhaltend konserviert und mit neuen Nutzungen wiederbelebt. Kosten und Finanzierung Im Rahmen des Bund-Länder- Programms Städtebauliche Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen wurden von 1977 bis 2007 ca. 9,37 Mio. Euro für zwei Sanierungsgebiete abgerechnet (Gebiet Unterstadt: 4,87 Mio. Euro, Gebiet Neunkircher Eisenwerk: 4,50 Mio. Euro). Im selben Zeitraum erhielten auch drei benachbarte Gebiete Städtebaufördermittel. Der größte Kostenanteil waren Ordnungsmaßnahmen. In der Unterstadt wurden diese mit etwa 4,78 Mio. Euro gefördert, von denen 1,74 Mio. Euro auf Erschließungsanlagen, 1,16 Mio. Euro auf Gestaltungsmaßnahmen, und 0,88 Mio. Euro auf die Einrichtung des ZOB entfielen. Im Sanierungsgebiet Neunkircher Eisenwerk wurden etwa 3,84 Mio. Euro für Ordnungsmaßnahmen aufgewendet. Davon wurden für Abbrucharbeiten 1,78 Mio. Euro, für Stellplatzanlagen 1,08 Mio. Euro und für Gestaltung beim Wasserturm 0,90 Mio. Euro ausgegeben. Für Baumaßnahmen wurden in der Unterstadt
4 0,88 Mio. Euro ausgegeben, beim Neunkircher Eisenwerk 0,65 Mio. Euro, die für die Sicherung und den Erhalt der Hochofenanlage eingesetzt wurden. Die Innenstadt wird zusätzlich über das Landesprogramm Stadt-Vision-Saar gefördert, mit dem eine enge Verzahnung von Fördermitteln aus dem Bund- Länder-Programms Die Soziale Stadt und des saarländischen Ziel-2- Programms erreicht werden soll. Weitere Vorhaben wurden aus dem Zukunftsinvestitionsprogramm (ZIP) und aus dem Bund-Länder-Programm Stadtumbau West gefördert. Alle laufenden Maßnahmen zeichnen sich durch eine ausgeprägte Bündelung öffentlicher Fördermittel aus. Der Stadtumbau im Bereich der Industriebrache wurde durch eine Mobilisierung privater Finanzierungsmittel in Angriff genommen. Die Fördergebiete sind noch nicht abgerechnet. Zusammensetzung der Ausgaben im Rahmen der Sanierung (Quelle: Stadt Neunkirchen) Bilanz und Bewertung Die Innenstadtsanierung Neunkirchens kann vor ihrem Abschluss als erfolgreich bezeichnet werden. Die Innenstadt wurde aufgewertet. Die bereits seit den 1970er Jahren laufende Sanierung bekam durch das Brachfallen des Montanstandorts eine völlig neue Dimension. Viele der Maßnahmen aus den ersten vier Sanierungsgebieten waren Mitte der 1980er Jahre abgeschlossen, als sich die Aufgaben auf den Stadtumbau, die Brachflächenrevitalisierung bzw. die Bewältigung des drastischen Strukturwandels verlagerten. Die Ziele der ersten Phase
5 konnten fast alle erreicht werden. Sowohl stadträumliche Qualitäten unter der Berücksichtigung denkmalpflegerischer Aspekte wurden gesteigert als auch Wohn- und Verkehrsverhältnisse verbessert. Modernisierungen erfolgten bei zwei Gemeinbedarfseinrichtungen. Im Mittelpunkt stand die Verbesserung der wirtschaftlichen Situation, um die zentralörtliche Bedeutung der Stadt zu erhöhen. Maßnahmen hierzu waren der Bau des Blieszentrums und die Einrichtung der Fußgängerzone. Die laufende Sanierung fand gegen Ende der 1980er Jahre mit der Stadtkernerweiterung bzw. Citybildung und Brachflächenrevitalisierung ihre Fortsetzung. Zu den realisierten Maßnahmen zählen der Stummplatz und die erweiterte Fußgängerzone mit dem Saarparkcenter. Der Hüttenpark bietet stadtkernnahe Grün- und Erholungsflächen, Relikte der Hüttenanlage blieben erhalten und wurden mit einer Mischung aus Freizeit, Kultur und Gastronomie sinnvoll wiederbelebt. In den verbliebenen Werkshallen und Bürogebäuden sind Gewerbetriebe und Behörden als neue Nutzer eingezogen, wodurch die gewerbliche Struktur zusätzlich gestärkt wurde. Die Stadt hat ein Exempel für die Bewahrung der alten, stadtbildprägenden Industriekultur sowie für die wirtschaftliche und kulturelle Wiederbelebung statuiert. Die Innenstadterneuerung fand Mitte der 1980er Jahre bundesweit Beachtung, da sie im Rahmen des Bundeswettbewerbs Bürger, es geht um Deine Gemeinde ausgezeichnet wurde. Trotz der Erfolge hat die Stadt heute noch mit den Folgen des Strukturwandels zu kämpfen. Der Niedergang der Hütte beeinflusste die wirtschaftliche, soziale und städtebauliche Entwicklung. Einige Bereiche waren nicht an der Stadterneuerung beteiligt. Die Stadt war nicht in der Lage, nur über städtebauliche Strategien die Vielschichtigkeit der Probleme zu lösen. So treffen heute sozioökonomische Probleme auf wohnungswirtschaftliche Probleme und städtebauliche Missstände. Diese liegen u. a in einer überalterten Bausubstanz und einem mangelhaften Wohnumfeld. Probleme existieren ebenfalls bei der Integration von Personen mit ausländischer Herkunft. Hinzu kommt der Funktionsverlust der ehemaligen Haupteinkaufsstraße, der mit Leerständen einhergeht. Der Prozess der Stadterneuerung ist somit noch nicht abgeschlossen. Die Stadt steht vor neuen Herausforderungen, die von ihr selbstbewusst bereits seit Beginn des neuen Jahrtausends mit den Städtebauförderprogrammen Soziale Stadt und Stadtumbau West angegangen werden.
6 Meilensteine Vorbereitende Untersuchungen in der Innenstadt Förmliche Festlegung von vier Sanierungsgebieten 1978 Entscheidung des ARBED-Konzerns zur Stilllegung der Hütte 1979 Vorbereitende Untersuchungen Neunkircher Eisenwerk (NE) Einweihung der Fußgängerzone und des Blieszentrums Schrittweise Stilllegung des Eisenwerks (seit 1968 Verlust von Arbeitsplätzen) 1983 / 1986 Förmliche Festlegung der zwei weiteren Sanierungsgebiete Neunkircher Eisenwerk (NE) Teilbereich I und II 1984 Abrissmaßnahmen auf den Industrieflächen 1989 Einweihung des Saarparkcenters Einweihung der neuen Stadtmitte mit Fußgängerzone Stummstraße und Stummplatz 1991 Eröffnung des Neunkircher Hüttenwegs 1995 Eröffnung des Neunkircher Hüttenparks 1999 Erweiterung des Saarparkcenters 2000 Aufnahme von Teilbereichen der Innenstadt in die Soziale Stadt und in das Landesprogramm Stadt-Vision-Saar 2000 Inbetriebnahme Effektbeleuchtung im Alten HüttenAreal
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