Aktuelles aus der AK Kirchdorf: Schwarze Schafe in der Gastronomie schädigen die gesamte Branche
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- Mina Böhm
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1 Ihr Gesprächspartner: Hannes Stockhammer Leiter der Bezirksstelle Kirchdorf Aktuelles aus der AK Kirchdorf: Schwarze Schafe in der Gastronomie schädigen die gesamte Branche Sommergespräch am Mittwoch, 24. August 2016, um 11 Uhr Café Konditorei Sturmberger, Kirchdorf 1
2 Schwarzbuch Arbeitswelt zeigt auf: Die meisten Verstöße gibt es in der Gastronomie Gleich vorweg: Der Großteil der Unternehmen achtet auf die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen und behandelt ihre Mitarbeiter fair und gut. Bei einigen Unternehmen jedoch ist die Gangart erneut härter geworden. Das zeigt die Beratungspraxis der AK Kirchdorf aus dem ersten Halbjahr Nicht zuletzt wegen der hohen Arbeitslosigkeit lassen sich die Beschäftigten mehr gefallen. Manche Unternehmen nutzen das schamlos aus und verletzen das Arbeitsrecht noch unverschämter als in den Jahren zuvor. Die gröbsten Verstöße gegen das Arbeitsrecht zeigt die AK Oberösterreich in regelmäßigen Abständen mit dem Schwarzbuch Arbeitswelt auf, das heuer bereits zum fünften Mal erschienen ist. Diesmal fällt eines besonders auf: An unrühmlicher erster Stelle im Ranking jener Unternehmen, die die Juristen/-innen der Arbeiterkammer in der letzten Zeit am meisten beschäftigten, liegt die Gastronomie- und Beherbergungsbranche. Auch in der Region Kirchdorf gibt es einige Wirte und Hoteliers, für die das Arbeitsrecht ein Fremdwort zu sein scheint. Rechtsfälle im Zeitraum von 1. April 2013 bis 31. März 2016 Quelle: Arbeiterkammer Oberösterreich Im Schwarzbuch Arbeitswelt geht es keineswegs darum, alle Unternehmen als Rechtsbrecher darzustellen. Angesichts der Zahlen und Fakten kann aber auch 2
3 nicht von wenigen Ausnahmen die Rede sein. Verharmlosen darf man diese Arbeitsrechtsverletzungen auf keinen Fall, weil sie auch zu Wettbewerbsverzerrungen und damit zu Nachteilen für die vielen korrekt handelnden Firmen führen. Einige schwarzen Schafe sorgen dafür, dass eine ganze Branche in Verruf gerät. Nicht umsonst berichten Gastronomen und Hoteliers regelmäßig von zunehmenden Schwierigkeiten bei der Personalsuche. Das ist auch kein Wunder, wie die tägliche Beratungspraxis der AK-Juristen in Kirchdorf zeigt. Arbeitsrecht. Für manche Betriebe ein Fremdwort! Der Großteil der Unternehmer in der Gastronomie arbeitet fair und hält sich an das Arbeitsrecht. Jene, die das nicht tun, fallen durch die immer gleichen Verstöße auf: Mehr als die Hälfte der Beschäftigten haben keinen schriftlichen Arbeitsvertrag oder Dienstzettel. Überstunden werden einfach einseitig angeordnet, ohne die Zustimmung der Beschäftigten einzuholen. Mehrarbeit wird nicht bezahlt. Die Beschäftigten machen Gratis- Überstunden. Die Löhne und Gehälter werden nicht pünktlich bezahlt. Oft warten die Arbeitnehmer/-innen wochenlang auf ihr Geld. Das Tätigkeitsfeld ist nicht eingeschränkt: Die Beschäftigten werden zu allen möglichen Arbeiten herangezogen. Das Arbeitsklima ist in den betreffenden Betrieben meist katastrophal, der Umgangston häufig ein sehr rauer. Typische Beispiele aus der Praxis Ein ungarisches Paar hat zwei Jahre lang in einer Pizzeria im Bezirk gearbeitet. In dieser Zeit haben die beiden regelmäßig Mehrarbeit und Überstunden geleistet, die aber nie bezahlt wurden. Pro Monat dürften die beiden dadurch um rund 600 Euro gekommen sein. Als sie sich an die Arbeiterkammer Kirchdorf wandten, war es schon zu spät: Sie konnten zwar genaue Arbeitszeitaufzeichnungen vorlegen, der Großteil der Geldansprüche war aber bereits verfallen. 3
4 Ein anderer Arbeitnehmer wandte sich an die AK, nachdem er sein Arbeitsverhältnis als Küchenhilfe bei einem Fast-Food-Restaurant in Kirchdorf beendet hatte. Es stellte sich heraus, dass der Mann fast zwei Jahre lang massiv unterbezahlt worden war laut dem geltenden Kollektivvetrag für das Hotel- und Gastgewerbe hätte er spürbar mehr verdienen müssen. Er leistete auch regelmäßig Überstunden um die 60 pro Monat, für die er allerdings kein Geld bekommen hat. Während seiner gesamten Dienstzeit hat sein Arbeitgeber außerdem nicht eine einzige Sonderzahlung geleistet, also weder Urlaubs- noch Weihnachtsgeld. Mit Hilfe der Arbeiterkammer forderte der Mann vor wenigen Wochen per Brief alle offenen Ansprüche von seinem früheren Chef ein. Bis dato gab es noch keine Reaktion des Arbeitgebers. Die AK wird voraussichtlich Klage einbringen. AK für Qualitätsoffensive in der Gastronomiebranche Fälle wie diese werfen kein gutes Licht auf die Branche, die ohnehin schon über Schwierigkeiten klagt, keine geeigneten und qualifizierten Arbeitskräfte mehr zu bekommen. Es ist höchste Zeit für eine Trendumkehr: Nur wenn sich alle Betriebe an die Regeln halten, kann es mit dem Ruf der Hoteliers und Gastromen als Arbeitgeber wieder bergauf gehen und es herrscht wieder ein fairer Wettbewerb unter den Betrieben. Ein gutes Arbeitsklima im Betrieb wirkt sich auch unmittelbar auf das Wohlbefinden der Gäste aus. Die Arbeiterkammer schlägt daher eine Qualitätsoffensive für die Arbeitsplätze im Tourismus vor: In einer Art Kriterien-Katalog könnten Qualitätsmerkmale festgelegt werden, an die zu halten sich alle Betriebe der Region verpflichten, denen Fairness sowohl gegenüber den Arbeitnehmern/-innen als auch gegenüber den Mitbewerbern ein Anliegen ist. Ein wesentliches Qualitätsmerkmal wäre die Einhaltung des Arbeitsrechts. 4
5 Gastronomie- und Beherbergungsbranche der Region in Zahlen Die Hotels, Gasthäuser, Restaurants, Pensionen, Jugendherbergen, Kaffeehäuser, Caterer, Bars, Diskotheken und Schutzhütten sind wichtige Arbeitgeber in der Region. Umso mehr gilt es, unfairen Wettbewerb auszuschalten und jene zu schützen, die gute Arbeitsplätze anbieten können. Insgesamt gibt es im Bezirk Kirchdorf 197 Unternehmen in dieser Branche. Sie beschäftigen derzeit Mitarbeiter davon 707 Frauen. Zum Vergleich: Insgesamt zählt die Region Kirchdorf Betriebe mit aktuell Mitgliedern. 5
6 AK Kirchdorf Beratung in arbeits- und sozialrechtlichen Angelegenheiten Öffnungszeiten Montag bis Donnerstag Freitag 7.30 Uhr bis Uhr 7.30 Uhr bis Uhr Beratung in arbeits- und sozialrechtlichen Angelegenheiten Persönlich: während der Öffnungszeiten Um Terminvereinbarung unter der Telefonnummer +43 (0) wird gebeten. Damit werden längere Wartezeiten vermieden. Telefonisch: während der Öffnungszeiten und am Dienstag bis 19:00 Uhr unter der Telefonnummer +43 (0) Bildungsberatung Persönlich: jeden zweiten Mittwoch im Monat von 15:00 17:00 Uhr nach telefonischer Terminvereinbarung unter +43 (0) Sozialversicherungs-Spezialberatung persönliche Beratungen in der Bezirksstelle Kirchdorf durch AK-+43 (0) Unsere Adresse: 4560 Kirchdorf, Sengsschmiedstraße 6 Tel: +43 (0) Fax: +43 (0) kirchdorf@akooe.at Internet: ooe.arbeiterkammer.at 6
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