Völkerrecht I: Begriff, Regelungsbereich, Geschichte
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- Jakob Beyer
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1 : Begriff, Regelungsbereich, Geschichte 21. September 2010 Prof. Christine Kaufmann Herbstsemester 2010 Administratives Die Vorlesung wird sowohl von Prof. Christine Kaufmann (Gruppe 2) als auch von Prof. Helen Keller (Gruppe 1) gehalten Die Vorlesung bei Frau Kaufmann findet immer am Dienstag von Uhr statt Informationen zur Vorlesung bei Frau Keller auf Zuständige Assistierende des Lehrstuhls Kaufmann Caroline Ehlert (044/ ) Patrick Götze (044/ ) Bei Fragen an 21.September 2010 Vorlesung, Prof. Christine Kaufmann Seite 2 Unterlagen Vorlesungsprogramm und Unterlagen Vorlesungsunterlagen: Jeweils am Tag vor der Vorlesung abrufbar Lehrbücher Matthias Herdegen, Völkerrecht, 9. A., Beck Juristischer Verlag 2010 Stephan Hobe, Einführung in das Völkerrecht, 9. A., UTB Stuttgart 2008 Anne Peters, Völkerrecht, 2. A., Schulthess 2008 Vertragstexte Beck im dtv, Völkerrechtliche Verträge, 12. A., 2010 Christian Tomuschat, Völkerrecht Textsammlung, 4. A., Nomos September 2010 Vorlesung, Prof. Christine Kaufmann Seite 3 Herbstsemester 2010 Seite 1 von 10
2 Lehrveranstaltungen zum Völkerrecht Bachelor Seminare Master I (Humanitäres Völkerrecht) International Organisations (FS ausser 2011) International Economic Law (FS) Human Rights (HS) International Relations (HS ausser 2010) 21.September 2010 Vorlesung, Prof. Christine Kaufmann Seite 4 Ziele Abgrenzung des Völkerrechts zu anderen Rechtsgebieten verstehen Verschiedene Begriffe des Völkerrechts kennen Regelungsbereiche des Völkerrechts kennen Geltungsgründe des Völkerrechts verstehen Bedeutung der historischen Hintergründe für das geltende Völkerrecht verstehen 21.September 2010 Vorlesung, Prof. Christine Kaufmann Seite 5 Begriff des Völkerrechts (1/2) Definition Ausgangspunkt: zwischenstaatliches Recht, international law, droit international public Drei mögliche Auslegungen des Begriffs zwischenstaatlich : Abstellen auf Subjekte Abstellen auf Gegenstand; Sachfragen Abstellen auf Rechtsquellen, Herkunft der Normen Primäres und sekundäres Völkerrecht Transnationales Recht 21.September 2010 Vorlesung, Prof. Christine Kaufmann Seite 6 Herbstsemester 2010 Seite 2 von 10
3 Begriff des Völkerrechts (2/2) Zur Terminologie Abgrenzung gegenüber anderen Rechtsgebieten Einteilungen des Völkerrechts Völkergewohnheitsrecht Völkervertragsrecht Allgemeines, universelles Völkerrecht Partikuläres Völkerrecht Friedensvölkerrecht Kriegsvölkerrecht Völkerrecht und Völkergemeinschaft 21.September 2010 Vorlesung, Prof. Christine Kaufmann Seite 7 Regelungsbereiche (1/2) Sachliche (Gegenstand des Völkerrechts) Gebiete des klassischen Völkerrechts Schutz von Souveränität und territorialer Integrität der Staaten; Krieg und Frieden; diplomatische Beziehungen; vertragliche Beziehungen Entwicklungen im modernen Völkerrecht Menschenrechte; Wirtschaftsrecht; Umweltrecht; Recht der internationalen Organisationen 21.September 2010 Vorlesung, Prof. Christine Kaufmann Seite 8 Regelungsbereiche (2/2) Subjektiv, persönlich : Völkerrechtssubjekte Staaten Internationalen Organisationen Individuen Traditionell anerkannte Völkerrechtssubjekte (Heiliger Stuhl, Internationales Komitee vom Roten Kreuz, Malteserorden) Andere Räumlicher Regelungsbereich Universelles Völkerrecht Partikuläres Völkerrecht 21.September 2010 Vorlesung, Prof. Christine Kaufmann Seite 9 Herbstsemester 2010 Seite 3 von 10
4 Eigenarten des Völkerrechts (1/2) Auf der Ebene der Rechtssetzung Kein zentrales Rechtssetzungsorgan Horizontale Struktur Souveräne Gleichheit aller Staaten Prinzip der Einstimmigkeit und der Selbstbindung Unbestimmtheit der rechtlichen Normen Bedeutung allgemeiner Prinzipien 21.September 2010 Vorlesung, Prof. Christine Kaufmann Seite 10 Eigenarten des Völkerrechts (2/2) Auf der Ebene der Rechtsdurchsetzung Grundsätzlich keine zentrale Durchsetzungsgewalt Auf nationaler Ebene: Vollzug des Völkerrechts durch die staatlichen Rechtsordnungen Auf internationaler Ebene: grundsätzliche Zulässigkeit der Selbsthilfe im Rahmen der UNO-Charta Keine umfassende obligatorische Gerichtsbarkeit 21.September 2010 Vorlesung, Prof. Christine Kaufmann Seite 11 Geltungsgrund des Völkerrechts (1/2) Problem Warum ist Völkerrecht verbindlich? Warum halten sich Staaten an Völkerrecht? Unterschiedliche Anknüpfungspunkte 21.September 2010 Vorlesung, Prof. Christine Kaufmann Seite 12 Herbstsemester 2010 Seite 4 von 10
5 Geltungsgrund des Völkerrechts (2/2) Staatswillenstheorien Normativistische Theorien (u.a. Kelsen, Guggenheim) Naturrechtliche, naturrechtsnahe Positionen Soziologische Schule Kritische Schule, Dekonstruktivismus Auswirkung der verschiedenen Theorien Aktuelle Beispiele Schlussfolgerungen 21.September 2010 Vorlesung, Prof. Christine Kaufmann Seite 13 Entwicklung des klassischen Völkerrechts Entwicklung beginnt nach dem Westfälischen Frieden 1648 Erster europäischer Kongress: Jeder Staat gleichberechtigt vertreten Grundsatz des Gleichgewichts der europäischen Mächte Allianzen gegen drohende Vorherrschaft Gewisse Stabilität Zentrale Rolle völkerrechtlicher Autoren bei der Lückenfüllung Grotius: De iure belli ac pacis 1625 Emer de Vattel: Le droit des gens ou principe de la loi naturelle Beide verstehen Völkerrecht als säkularisiertes Naturrecht 21.September 2010 Vorlesung, Prof. Christine Kaufmann Seite 14 Nach der Französischen Revolution (1/2) Demokratisierung der Staatsgewalt Kompetenz zum Abschluss völkerrechtlicher Verträge geht vom König an Volksvertretung Entwicklung unabhängiger Schiedsgerichte Erweiterung des materiellen Geltungsbereichs auf Gebiete, die auch Bevölkerung betreffen, z.b. Arbeiterschutz 21.September 2010 Vorlesung, Prof. Christine Kaufmann Seite 15 Herbstsemester 2010 Seite 5 von 10
6 Nach der Französischen Revolution (2/2) Erste Ansätze einer überstaatlichen Organisation Europäisches Konzert Zwei Prinzipien Hegemonie der Grossmächte in Europa Grossmächte sind zum Eingriff in die inneren Verhältnisse anderer Staaten befugt Bestrebungen, Völkerrecht zu kodifizieren Zusammenhang mit Kodifikation des Straf- und Zivilrechts Haager Friedenskonferenzen 1899, 1907 Entstehung erster int. Organisationen: z.b. Weltpostverein September 2010 Vorlesung, Prof. Christine Kaufmann Seite 16 Eigenschaften des klassischen Völkerrechts Völkerrecht als inter-nationales Recht Eurozentristische Sicht des Christentums und des Liberalismus als prägende Faktoren Interessenpolitik der Grossmächte Ausnahmen Normen mit humanitärem Gehalt, z.b. gegen den Sklavenhandel Normen im Interesse der ganzen internationalen Gemeinschaft, z.b. Normen über diplomatische und konsularische Beziehungen 21.September 2010 Vorlesung, Prof. Christine Kaufmann Seite 17 Die internationale Gemeinschaft im klass. VR Formelle Gleichheit der Staaten, faktisch Herrschaft der Grossmächte Vormachtstellung der europäischen Staaten Unterwerfung der nicht-europäischen Staaten (Kolonien) 21.September 2010 Vorlesung, Prof. Christine Kaufmann Seite 18 Herbstsemester 2010 Seite 6 von 10
7 Vom christlich-europ. zum universellen VR (1/2) Bis zum 19. Jh. nur christliche europäische Staaten am Völkerrecht beteiligt Ausdehnung mit amerikanischen Unabhängigkeitserklärung 1776, lateinamerikanische Staaten folgen Bis Mitte 19. Jh. auf Europa und Nordamerika beschränkt Aufstieg der aussereuropäischen Staaten zu gleichberechtigten Mitgliedern ab Mitte 19. Jh. Auch nichtchristliche Völker, wenn sie europäische Zivilisation übernehmen (Blunschli: Das Völkerrecht der zivilisierten Staaten ) 21.September 2010 Vorlesung, Prof. Christine Kaufmann Seite 19 Vom christlich-europ. zum universellen VR (2/2) Forts. Aufstieg der aussereuropäischen Staaten 1856 Pariser Friedensvertrag: Türkei als erster nichtchristlicher Staat Ende 19. Jh. Japan, später Staaten, die nie unter Kolonialherrschaft standen: China, Siam, Persien, Afghanistan UNO Charta: Völkerrecht gilt universell Rückwirkungen auf den Inhalt des Völkerrechts 21.September 2010 Vorlesung, Prof. Christine Kaufmann Seite 20 Entwicklungen vom 1. WK bis zum 2. WK (1/3) Wichtige Ereignisse 1. Weltkrieg Sowjetische Revolution (1917) Bruch der ideologischen und politischen Einheit der internationalen Gemeinschaft Errichtung des Völkerbunds (1919) Errichtung des Ständigen Internationalen Gerichtshofs (1922) 21.September 2010 Vorlesung, Prof. Christine Kaufmann Seite 21 Herbstsemester 2010 Seite 7 von 10
8 Entwicklungen vom 1. WK bis zum 2. WK (2/3) Merkmale der internationalen Gemeinschaft Europa verliert an Bedeutung Ende der kolonialen Eroberungen Stärkere Rolle der Vereinigten Staaten 21.September 2010 Vorlesung, Prof. Christine Kaufmann Seite 22 Entwicklungen vom 1. WK bis zum 2. WK (3/3) Eigenschaften des Völkerrechts Völkerrecht der friedlichen Koexistenz Errichtung des Ständigen Internationalen Gerichtshofs 1922: Anerkennung internationaler Gerichtsbarkeit in bestimmten Fällen Veränderte Perspektiven: Weniger Ungleichheiten zwischen den Staaten Zunehmendes Interesse an Individuen 21.September 2010 Vorlesung, Prof. Christine Kaufmann Seite 23 Vom 2. WK bis 1989 (1/3) Wichtige Ereignisse 2. Weltkrieg ( ) 26. Juni 1945 Gründung der Vereinten Nationen Ausbruch des Kalten Kriegs (1945/46) 21.September 2010 Vorlesung, Prof. Christine Kaufmann Seite 24 Herbstsemester 2010 Seite 8 von 10
9 Vom 2. WK bis 1989 (2/3) Merkmale der internationalen Gemeinschaft Ideologische Spaltung zwischen Ost und West Beschleunigung der Entkolonialisierung: Allmähliche Aufhebung der Kolonien, Entlassung in die Unabhängigkeit Zahlenmässige Überlegenheit dieser neuen Staaten ( Dritte Welt ) ab 1960 in der UNO Gründung zahlreicher internationaler Organisationen 21.September 2010 Vorlesung, Prof. Christine Kaufmann Seite 25 Vom 2. WK bis 1989 (3/3) Eigenschaften des Völkerrechts Zunehmend universeller Charakter des Völkerrechts Gewaltverbot in der UNO-Charta Menschenrechte als internationale Angelegenheit ausserhalb des domaine réservé Völkerrecht beschlägt immer mehr Sachbereiche 21.September 2010 Vorlesung, Prof. Christine Kaufmann Seite 26 Von 1989 bis heute (1/3) Wichtige Ereignisse Fall des Eisernen Vorhang Angriffe vom 11. September 2001 Merkmale der internationalen Gemeinschaft Ende der ideologischen Ost-West-Spaltung Nur noch zwei Staaten-Gruppen : Industrialisierte Länder Entwicklungsländer: Ärmste Länder und Schwellenländer Vereinigte Staaten als (vorerst?) einzig übrig gebliebene Weltmacht Aufstieg Chinas 21.September 2010 Vorlesung, Prof. Christine Kaufmann Seite 27 Herbstsemester 2010 Seite 9 von 10
10 Von 1989 bis heute (2/3) Eigenschaften des Völkerrechts Zunehmende Verrechtlichung der Weltpolitik Vertikale Ausdehnung: Völkerrecht befasst sich mit neuen Themen Zunehmende Regelungsdichte Entwicklung zu einem fragmentierten Normenkomplex Horizontale Ausdehnung: Auftreten neuer Akteure, Schaffung neuer Völkerrechtssubjekte Mehr multilaterale Konventionen, institutionalisierte grenzüberschreitende Zusammenarbeit 21.September 2010 Vorlesung, Prof. Christine Kaufmann Seite 28 Von 1989 bis heute (3/3) : Terrorismus als Gefährdung des Weltfriedens Kampf gegen den Terrorismus Internationale Massnahmen Nationale Massnahmen Problematik Universelle Entwicklungsziele: Millennium Development Goals Armutsbekämpfung Eliminierung von Hunger 21.September 2010 Vorlesung, Prof. Christine Kaufmann Seite 29 Herbstsemester 2010 Seite 10 von 10
Völkerrecht I: Begriff, Regelungsbereich
: Begriff, Regelungsbereich 20. September 2011 Prof. Christine Kaufmann Herbstsemester 2011 Administratives Zuständige Assistierende des Lehrstuhls Kaufmann Caroline Ehlert (044/ 634 48 62) Bei Fragen
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