Jugendliche, Migranten und Ältere fordern die Arbeitsmarktpolitik
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- Florian Geier
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1 I N F O R M A T I O N zur Pressekonferenz mit Dr. Michael STRUGL Wirtschafts-Landesrat Gerhard STRASSER Stv. Geschäftsführer AMS Oberösterreich am 10. Juli 2015 um Uhr zum Thema Jugendliche, Migranten und Ältere fordern die Arbeitsmarktpolitik Neuer Fokus für oö. Arbeitsmarktstrategie / / Rückfragen-Kontakt: Michael Herb, MSc, Presse LR Strugl, Tel. 0732/ oder 0664/
2 LR MICHAEL STRUGL / GERHARD STRASSER 2 Schwierige Situation auf dem Arbeitsmarkt: Arbeitsmarktstrategie Arbeitsplatz OÖ 2020 bekommt neuen Fokus Sie hat vor allem zwei Ziele: Den Fachkräftebedarf für die oö. Unternehmen langfristig sicherzustellen und die Erwerbsbeteiligung der Menschen zu erhöhen: Die Arbeitsmarktstrategie Arbeitsplatz OÖ 2020 ist seit 2012 der Leitfaden für Arbeitsmarktpolitik in Oberösterreich. Das Fünf-Säulen-Modell wurde im Auftrag des Wirtschaftsressort des Landes OÖ gemeinsam mit dem Arbeitsmarktservice OÖ und unter Einbindung der Sozialpartner erarbeitet. Österreichweit ist das einmalig. Zur Strategie gehört auch die regelmäßige Evaluierung, um die Wirkung der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen zu überprüfen. Der nun abgeschlossene dritte Review per Ende Juni 2015 zeichnet ein stark differenziertes Bild vom oberösterreichischen Arbeitsmarkt, das vor allem von der Herausforderung nach wie vor steigender Arbeitslosigkeit bei gleichzeitig leicht steigender Beschäftigung geprägt ist. Die aktuelle Auswertung des Fachkräftemonitors für OÖ ( zeigt auch die demografische Dimension: Bis 2020 werden rund Arbeitskräfte fehlen, davon alleine mit Lehrabschluss. Jugendliche ohne Ausbildung bleiben Sorgenkinder Besonders für die drei Zielgruppen Ältere, Migranten und Menschen mit gesundheitlichen Vermittlungseinschränkungen haben sich die Rahmenbedingungen stark geändert, stellt Wirtschafts-Landesrat Dr. Michael Strugl zur Analyse fest. Hier wirken sich beispielsweise veränderte gesetzliche Rahmenbedingungen wie der erschwerte Zugang zur Invaliditätspension aus. Aber auch Jugendliche ohne Ausbildung bleiben im wahrsten Sinn des Wortes Sorgenkinder der Arbeitsmarktpolitik. Obwohl es für kaum eine andere Zielgruppe ein so breites, auch regionalisiertes Angebot gibt, haben noch immer rund 18 Prozent der 20- bis 24-Jährigen nur einen Pflichtschulabschluss vorzuweisen, betont Strugl. Leider wirkt sich das im weiteren Berufsleben dramatisch aus, denn Personen mit maximal Pflichtschulabschluss sind häufiger und länger arbeitslos. Gleichzeitig und das ist die andere Seite der Medaille fehlen diese Jugendlichen auch als Fachkräfte in den Betrieben, wo die Anforderungen an die Qualifikation weiter steigen werden.
3 LR MICHAEL STRUGL / GERHARD STRASSER 3 Die wichtigsten Kennzahlen im Überblick1: Indikator Status 2014 Status 2015 Anteil der Jugendlichen mit Ausbildung über Pflichtschulniveau Anteil der NEET-Jugendlichen (nicht in Ausbildung/Arbeit) Erwerbstätigenquote bei Frauen Zuwachs, Erhöhung des Teilzeitanteils Erwerbsbeteiligung Älterer Beschäftigungsquote von Migranten/innen Arbeitsaufnahmen von Menschen mit gesundheitlichen Vermittlungseinschränkungen bzw. festgestellter Beeinträchtigung Entwicklungen bei den Zielgruppen im Detail "Insgesamt haben sich die Zielgruppen unterschiedlich entwickelt, es gibt sogar innerhalb einzelner Gruppen verschiedene Tendenzen, wie sich bei den Jugendlichen zeigt, fasst Wirtschafts-Landesrat Strugl die Monitoring-Ergebnisse zusammen. Bei den sogenannten NEET-Jugendlichen, also jenen, die weder in Ausbildung noch in Beschäftigung sind, ist die Hälfte des Ziel bis 2020 bereits geschafft. Gering sind die 1
4 LR MICHAEL STRUGL / GERHARD STRASSER 4 Fortschritte aber bei den Bemühungen, den Anteil jener Jugendlichen zu erhöhen, die über die Pflichtschule hinaus eine Ausbildung machen. Er liegt konstant bei rund 82 Prozent. Die Herausforderung liegt hier einerseits bei der Berufsorientierung und beim Übergang zwischen Schule und Beruf und andererseits bei der Identifikation jener Jugendlichen, die Unterstützung brauchen. Die Angebote sind vorhanden, schwierig ist die Ansprache der Jugendlichen, weil es keine systematisierte Erfassung gibt wie etwa in Südtirol. Nichtsdestotrotz bleiben die Jugendlichen eine wesentliche Zielgruppe der Arbeitsmarktstrategie. Warum das so ist, zeigt ein Blick auf die Entwicklung der Erwerbspersonen: ÖROK Erwerbspersonenprognose 2015 Quelle: Land OÖ, Abteilung Statistik, Daten Statistik Austria; Definition Erwerbspersonen: nach Lebensunterhaltskonzept (ohne geringfügig Beschäftigte, Erwerbstätige plus Arbeitslose) Die Zahl der Erwerbspersonen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren wird in den nächsten zehn Jahren um fast ein Drittel zurückgehen. Und jene der 60 bis 64-Jährigen wird sich hingegen fast verdoppeln, was die Bemühungen um eine weitere Zielgruppe erklärt: Ältere. Weiterbildung und Gesundheitsförderung für Ältere Sie sind eine hoch relevante Zielgruppe, vor allem als Fachkräfte. Die Schlüsselfrage ist, ob es gelingt, sie im Arbeitsprozess zu halten bzw. sie wieder hineinzubringen, sagt Wirtschafts-Landesrat Strugl. Es sind vor allem zwei Instrumente, mit denen hier erfolgreich angesetzt wird: Weiterbildung und Qualifizierung auch im fortgeschrittenen
5 LR MICHAEL STRUGL / GERHARD STRASSER 5 Alter und betriebliche Gesundheitsförderung. Trotz des schwierigen Arbeitsmarkt- Umfelds ist die Beschäftigungsquote der 55- bis 64-Jährigen gestiegen. Gleiches gilt für die Erwerbsbeteiligung der Frauen. Sie wächst ständig, wobei die Arbeitsmarktstrategie auch darauf abzielt, die Teilzeitbeschäftigung in Richtung Vollzeit auszubauen. Verdrängungswettbewerb unter Migranten Bei den Migranten hingegen hat sich der leicht positive Trend aus den Vorjahren nicht fortgesetzt. Ziel ist es, die Erwerbsbeteiligung der Migranten in Richtung jener der Nicht- Migranten (84,9 %) zu bewegen, wobei der Unterschied bei acht bis 15 Prozentpunkten liegt. Einer der Gründe, warum die Annäherung ins Stocken geraten ist, liegt im zunehmenden Verdrängungswettbewerb innerhalb der Zielgruppe: Besser qualifizierte Migranten verdrängen schlechter qualifizierte. Langzeit-Arbeitslosigkeit bei Personen mit gesundheitlichen Vermittlungseinschränkungen verhindern Menschen mit gesundheitlichen Vermittlungseinschränkungen sind am stärksten von geänderten gesetzlichen Rahmenbedingungen betroffen. In diesem Bereich werden im Rahmen der Arbeitsmarktstrategie im Herbst daher umfassende Adaptierungen geplant mit dem vorrangigen Ziel, das Abdriften der Betroffenen in die Langzeit- Arbeitslosigkeit zu verhindern.
6 LR MICHAEL STRUGL / GERHARD STRASSER 6 Zukunftsforum Arbeitsmarkt 2015 : Wissensintensiver Arbeitsmarkt fordert Arbeitnehmer, Unternehmen und Politik Lösungsansätze zur Fachkräftesicherung wurden beim Zukunftsforum Arbeitsmarkt 2015 am 8. Juli in der voestalpine Stahlwelt diskutiert. 130 Akteure aus der Arbeitsmarktpolitik verfolgten die Diskussion mit Wirtschaftslandesrat Michael Strugl, AMS-OÖ-Geschäftsführerin Birgit Gerstorfer, Unternehmer Rudolf Mark, MIBA- Personalchef Bernhard Reiser und der deutschen Arbeitsmarkt-Expertin Prof. Jutta Rump. Rump, Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability an der Hochschule Ludwigshafen, sprach vom magischen Dreieck aus Kompetenz, Gesundheit und Motivation, mit der jede/r auf individueller Ebene seine Beschäftigungsfähigkeit sichern kann. Denn der zunehmend wissensintensiver werdende Arbeitsmarkt stellt hohe Anforderungen an die Arbeitnehmer aber auch an die Unternehmen selbst und an die Arbeitsmarktpolitik insgesamt. Für Letztere ist die Regionalisierung ein Lösungsansatz, um die Vielschichtigkeit des Themas Beschäftigung zu bewältigen. Wirtschafts-Landesrat Strugl stellte für die oö. Arbeitsmarktstrategie klar: Fachkräfte sind schon heute ein Wettbewerbsfaktor für den Standort und sie werden noch wichtiger, weil durch die rasante technologische Entwicklung die Anforderungen an die Qualifikation der Arbeitskräfte steigen. Die großen Arbeitslosenzuwächse sind vorüber Die Arbeitslosigkeit steigt weiter, obwohl die Zahl der Neuzugänge rückläufig ist. Der Arbeitsmarkt in Oberösterreich stagniert auf hohem Niveau, so dass Jobsuchende immer länger arbeitslos bleiben. Ein leichter Hoffnungsschimmer kommt vom Stellenmarkt: Es werden wieder mehr Arbeitsplätze angeboten. "Noch vor einem Jahr dauerte die Jobsuche im Schnitt drei Monate inzwischen sind es schon vier Monate", rechnet Gerhard Straßer, stv. Landesgeschäftsführer des AMS OÖ, vor. "Allein diese Steigerung führt dazu, dass sich der Bestand an Arbeitslosen weiter erhöht, obwohl die Zahl der Neuzugänge rückläufig ist."
7 LR MICHAEL STRUGL / GERHARD STRASSER 7 Tatsächlich war im ersten Halbjahr 2015 der Bestand an Arbeitslosen um 10,8 Prozent höher als im Vergleichszeitraum des Vorjahrs, obwohl die Zugänge in Arbeitslosigkeit um 3,3 Prozent zurückgingen. Dieser Trend zeigt sich bei allen Bevölkerungsgruppen, ist aber bei den Frauen am deutlichsten ausgeprägt:
8 LR MICHAEL STRUGL / GERHARD STRASSER 8 Fokus auf 50+ Bei den über 50-Jährigen gab es hingegen einen vergleichsweise geringen Rückgang der Zugänge in Arbeitslosigkeit. "Gemeinsam mit dem Land Oberösterreich gestalten wir daher gerade ein neues Förderangebot", gibt Straßer bekannt. "Es handelt sich um eine Kombination aus Arbeit und Bildung und bietet sowohl für Arbeitsuchende als auch für Unternehmen attraktive Förderungen. Dies soll unser gemeinsamer Beitrag zum lebenslangen Lernen sein." Lichtblick Stellenmarkt Eine leichte Entspannung zeichnet sich aktuell auf dem Stellenmarkt ab: Im ersten Halbjahr gab es einen deutlichen Zugewinn bei den neugemeldeten Stellen. Insbesondere bei den Arbeitskräfteüberlassern und in der Produktion zog die Nachfrage an. Bei den Lehrstellen waren die Meldungen hingegen rückläufig:
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