Internationale Mikroökonomik Kurs, 3h, Do , HS VO5: Handelsgewinne und Handelsverluste bei sektorspezifischem Kapital

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Transkript:

Internationale Mikroökonomik Kurs, 3h, Do 14.00-17.00, HS15.06 VO5: Handelsgewinne und Handelsverluste bei sektorspezifischem Kapital

Übersicht Das Modell mit sektorspezifischem Kapital Inland Produktionsmöglichkeitenkurve Opportunitätskosten und Preise Ausland Gesamte Handelsgewinne Arbeitseinkommen Lohnbestimmung Änderung im relativen Produktpreis (Real-)Lohneffekt Gesamtbeschäftigungseffekt Arbeitslosigkeit

Übersicht Kapitaleinkommen und Pacht Bestimmung des Kapitaleinkommens und der Pacht Änderung in Mietpreis des Kapitals Änderung im Pachtzins Zusammenfassung

Einführung Öffnung eines Landes für Außenhandel erzeugt Gewinner und Verlierer Wer gewinnt und wer verliert läßt Prognosen über die Außenhandelspolitik zu Modell mit spezifischem Kapital (MSK) hilft erklären, wer gewinnt und wer verliert Kurzfristiges MSK ermöglicht Einsichten jenseits von Heckscher-Ohlin

Literaturhinweise Feenstra, R., A.M. Taylor, International Economics, Worth Publishers, New York 2008 (2011 2 ), chap. 3. Krugman, P./M. Obstfeld, Internationale Wirtschaft, 8. Aufl., 2009, Kap. 5.

Warum MSK? Wie beeinflusst Handel Einkommen von Kapital, Arbeit und Boden? Handel verändert die relativen Warenpreise und die Faktorpreise Relative Outpreisänderungen besonders für sektoral immobile Faktoren fühlbar Mobile Faktoren können durch sektorale Abwanderung reagieren

Modellstruktur Zwei Länder: Inland, Ausland (*) Inland Industriesektor (M) nutzt Arbeit und Kapital Landwirtschaft (A) nutzt Arbeit und Boden Abnehmende Grenzerträge der Arbeit (MPL) Jedes Land konkave Produktionsmöglichkeitenkurve (abnehmende MPL)

Produktionsmöglichkeitenkurve (PPF) Inland Negative Steigung der PPF = relativer Preis von Q M

Sektorale Gewinnmaximierung Industrie Max P F L,K W L Q K FOC : W P MPL M Landwirtschaft Max P F L,T W L Q T FOC : W P MPL A M M M M M M M A A A A A A A P P M A MPL MPL A M

Autarkie im Inland Autarkie Ausland grarutput, Q A Agraroutput, Q A (P M */P A *) > (P M /P A ) A Slope = (P M /P A ) U 1 B Slope = (P M /P A )* PPF Output des produzierenden Gewerbes, Q M Output des produzierenden Gewerbes, Q M Inland hat vor Handel komparativen Kostenvorteil bei M

Handelsgewinne im MSK Wohlfahrtsgewinne durch Handel Wenn alle Handelsgewinne ausgeschöpft, einheitlicher Weltmarktpreis zwischen heimischen und ausländischen Autarkiepreis Relativer Preis des heimischen M-Produkts Relativer Preis des ausländischen M-Pr. Heimische Wohlfahrt steigt, weil Inland M-Güter zu einem höheren Preis exportiert und A-Güter billiger (als in Autarkie) importiert Min 5% BIP Gewinne: USA 1807-1809, Japan 1854

Handelsgewinne im MSK im Inland A-Output, Q A Inland im Weltmarktgleichgewicht Slope = (P M /P A ) W Handelsgewinne: U 2 - U 1. C A B U 2 U 1 Gains from trade Slope = (P M /P A ) PPF M- Output, Q M

Arbeitseinkommen Lohn Arbeitsmarkt Gleichgew P A MPL A Lohn Wertgrenzprodukt Agrar W A P M MPL M Wertgrenzprodukt prod. Gewerbe 0M LM L LA 0A L M-Beschäftigung A-Beschäftigung Arbeitsangebot

Paramterschock: Anstieg von P M und Nominallohn Lohn Vertikale Entfernung = P M (MPL M ) Lohn P A MPL A ΔW W W B P M 'MPL M A P M MPL M 0M LM L L LA 0A L

Auswirkung auf Reallohn Höherer Nominallohn auch höherer Reallohn? Hängt von Preisänderung ab P A unverändert, daher W/P A nimmt zu Arbeitnehmer können mehr Agrarprodukte kaufen P M gestiegen, und auch W; Nettoeffekt W/P M? Abbildung davor zeigte dass ΔW < ΔP M MPL M Dividiere beide Seiten durch W (= P M MPL M ): W P MPL P W P MPL P M M M M M M Reallohn in M-Güter ausgedrückt ist gefallen

Gesamteffekt für Arbeitnehmer Eine Person, die mit ihrem Einkommen vorwiegend A-Güter kauft, verbessert sich Eine Person, die mit ihrem Einkommen vorwiegend M-Güter kauft, schlechter Im MSK ist der Gesamteffekt auf Arbeitseinkommen nicht eindeutig Trotz Mehrdeutigkeit wichtig, weil im klassischen Handelsmodell gewinnen Arbeitseinkommen unzweideutig

Beschäftigung im produzierenden Gewerbe in USA

Reallohn im produz. Gewerbe und Dienstleistungen in USA

Produz. Gewerbe und Dienstleistungen in USA 1. Löhne in verschiedenen Sektoren anders 2. Freigesetzte Arbeitnehmer finden innerhalb von 2-3 Jahren einen anderen Job, nicht unbedingt zum gleichen Lohn 3. Reallöhne in USA zwischen 1972 95 gefallen, seither wieder gestiegen

Kapital- und Pachteinnahmen Obwohl es für ein Land insgesamt Gewinne aus Handel gibt, gewinnt der mobile Faktor nicht unbedingt Was geschieht mit den Einkommen für Kapitaleigner und Landbesitzer, die ihre Faktoren nicht zwischen den Sektoren verschieben können?

Einnahmen für Kapital und Boden Bestimmung der Einnahmen Kapital und Boden bekommen was von Erlösen übrig bleibt, wenn Arbeit bezahlt Erlös = Preis x Verkaufsmenge Zahlungen an Arbeit = Lohn mal Anzahl der Beschäftigten Zahlungen an Kapital = P M Q M W L M Zahlungen an Boden = P A Q A W L A R R K T Zahlung an Kapital P Q WL K K Zahlung an Boden PA QA WLA T T M M M

Einnahmen für Kapital und Boden R K und R T sind die Mieterträge auf eine Kapital- und Bodeneinheit R P MPK K M M Die Mieteinnahmen geben den Verdienst der Faktoren während einer Periode an wenn sie in den Sektoren genutzt werden Es ist auch der Betrag, den diese Faktoren während einer Periode verdienen könnten, wenn sie anderweitig genutzt würden R P MPT. Beweis: Q MPL L MPT T P P Q P MPL L P MPT T T A A A A A A A A A A A A A A P Q W L P MPL L P MPT T W L P MPL L P MPT T W L R P MPT T T T A A A A A A A A A A A A A A A T A A W

Einnahmen für Kapital und Boden Auswirkung von höherem P M auf realen Mietpreis des Kapitals Vorher stiegen Löhne und Arbeitskräfte wechselten von A nach M Indem mehr Arbeit im M-Sektor beschäftigt ist, steigt Grenzprodukt des Kapitals Da Arbeitskräfte A verlassen, fällt das Grenzprodukt des Bodens Allgemein: Ein Anstieg der Arbeitskräfte in einem Sektor erhöht das Grenzprodukt des für diesen Sektor spezifischen Faktor, und Beschäftigungsrückgang verringert das Grenzprodukt des spezifischen Faktors

Einnahmen für Kapital und Boden Es gilt: MPK M = R K /P M P M steigt und wir wissen: MPK M steigt R K muss um mehr als P M prozentuell steigen R K /P A ist Nahrungsmittelmenge die Kapitaleigner kaufen können R K steigt, P A unverändert, daher R K /P A steigt Realer Mietertrag auf Kapital ist die Nahrungsmittelmenge, die mit dem Mietertrag gekauft werden kann

Einnahmen für Kapital und Boden Realer Mietpreis des Kapitals Weil Kapitaleigner von beiden Gütern mehr kaufen können, ist für sie ein P M Anstieg gut Das ist unwahrscheinlich für die Arbeit die von einem aber nicht beiden mehr kaufen kann Kapitalbesitzer verbessern sich durch Handel

Einnahmen für Kapital und Boden Auswirkung auf Pacht Arbeit verläß Landwirtschaft: MPT A fällt Weil MPT A = R T /P A, R T /P A fällt und R T fällt (weil P A gleich bleibt) Reale Pacht ausgedrückt in Nahrungsmitel ist gefallen Bodeneigentümer können nicht gleich viel Nahrung kaufen Da P M gestiegen ist, können Landbesitzer auch vom M-Gut nicht mehr kaufen Landeigner sind eindeutig schlechter bei Handel als ohne

Einnahmen für Kapital und Boden Zusammenfassung Reale Erträge der Kapitaleigner und Landbesitzer in entgegengesetzte Richtung Ein Anstieg im relativen Preis eines Sektors steigert den realen Ertrag des spezifischen Faktors aber verringert den realen Ertrag der Faktoren die anderswo spezifisch sind Spezifische Faktoren in Exportsektoren gewinnen, und spezifische Faktoren in Importsektoren verlieren