Prozessevaluierung SuSA Schule und Sozialarbeit Johann Bacher Martina Beham Daniela Wetzelhütter Fachtagung Starke Partner: Kinder- und Jugendhilfe & Schule 13.11.2014
Überblick 1. Einführung 2. Forschungsfragen 3. Methodik 4. Ergebnisse 5. Fazit 2
1. Einführung Wofür steht SuSA? Wie erfolgte die Implementierung? Was war Aufgabe der Begleitforschung? 3
Wofür steht SuSA? SuSA ist eine besondere Form der Zusammenarbeit von KJH des Landes OÖ mit Schulen präventives Angebot der KJH SuSA versteht sich als institutionenübergreifende Hilfeplanung, die dann aktiv wird, wenn Problemsituationen von SchülerInnen neben schulischen Stützsystemen auch der Unterstützung durch KJH bedürfen. 4
Wie erfolgte die Implementierung? 5
Was war Aufgabe der Begleitforschung? Wissenschaftliche Begleitung des Implementierungsprozesses anvisierte Zielgruppen Umsetzung Realisierung von Qualitätsstandards Fokus: Beschreibung und Bewertung des Prozesses bezüglich Zielerreichung vgl. Rossi et al. 2004: 171f. 6
2. Forschungsfragen 1) Welche Erwartungen/Befürchtungen gab es zu Beginn der Implementierung? 2) Hat die Informationspolitik über SuSA funktioniert? 3) Wie gestaltet sich die konkrete Umsetzung von SuSA? 4) Wie zufrieden sind die AkteurInnen? 5) Lassen sich bereits zu Beginn erste Wirkungen feststellen? - Was sind dabei hemmende/fördernde Faktoren? 6) Welche Schlussfolgerungen legen die Ergebnisse nahe? 7
3. Methodik Mehrmethodenansatz Quantitative Onlinebefragungen Qualitative Interviews Reflexionstreffen mit SuSA-SozialarbeiterInnen, Fachbeirat, SuSA-Koordination Mehrperspektivenansatz in Präsenzschulen und Nicht-Präsenzschulen Rückmeldungen während des Forschungsprozesses 8
4. Ergebnisse 4.1 Erwartungen / Bedenken Erwartungen wir brauchen SuSA, damit jemand im Elternhaus motiviert werden kann. Schule kann nicht und Schule darf auch mal schon gar nicht einen Besuch bei der Schulpsychologie verordnen. (PflichtschulinspektorIn/I) LehrerInnen erwarten sich, dass SuSA-Sozialarbeiter- Innen die bösen Kinder richten. (Leitende ReferentIn KJH) als ich hätte mit gewünscht, dass die Schulsozialarbeit auch mit dem Lehrer mehr wirkt. Sie beraten sich zwar, aber nicht so in dem Sinn von konkretem gemeinsamen Arbeiten in der Klasse (PflichtschulinspektorIn/II) ambivalent 9
4.1 Erwartungen / Bedenken Bedenken Naja, Bedenken eventuell in diese Richtung, dass die Zusammenarbeit, also dass die Arbeit der BetreuungslehrerInnen und die Arbeit der SuSA- MitarbeiterInnen irgendwie genau abgegrenzt gehört oder möglichst abgegrenzt gehört, beziehungsweise, dass die möglichst intensiv zusammen arbeiten müssen. (ZIS-LeiterIn) ja, die Frage ist, wie gliedere ich, also die Bedenken sind einmal, wie werden die SchülerInnen, wie wird die Schule, sprich die LehrerInnen diesen neuen sozialen Dienst aufnehmen. (Bezirkshauptmann/-frau) richteten sich auf Fragen der Abgrenzung bzw. Integration 10
4.1 Erwartungen / Bedenken Aufgaben von SUSA Sicht der PädagogInnen (in%) AnsprechpartnerIn für Eltern, SchülerInnen und LehrerInnen primär Probleme im sozialen Umfeld der SchülerInnen stimme voll und ganz zu 68,7 80,2 stimme eher zu 27,0 17,3 konzeptkonform Disziplinierung verhaltensauffälliger SchülerInnen 22,1 27,4 dazwischen, Einzelfallbetrachtung erforderlich im Unterricht LehrerInnen unterstützen 9,0 13,3 nicht konzeptkonform 0,0 20,0 40,0 60,0 80,0 100,0 Datenbasis: PädagogInnen aus Präsenzschulen (SchulleiterInnen, LehrerInnen und BetreuungslehrerInnen) n=201-324 11
4.1 Erwartungen / Bedenken 60 50 SuSA soll bei Disziplinierung helfen (in %) 54,5 40 30 20 10 0 22,1 3,0 voll und ganz 27,4 9,1 20,2 20,2 3,0 eher weder - noch 30,3 eher nicht 10,0 nicht zu PädagogInnen SuSA- SozialarbeiterInnen PädagogInnen (=SchulleiterInnen, LehrerInnen, BetreuungslehrerInnen), n=321 SuSA-SozialarbeiterInnen, n=33 12
4.2 Informationsgrad 120 Mehr als 70% der PädagogInnen insgesamt fühlt sich gut bzw. sehr gut informiert. 100 80 60 40 20 0 34,3 43,3 57,6 62,9 36,7 25,7 21,4 6,1 47,4 50,0 sehr gut gut 13
4.3 Umsetzung 60 55,2 Initiativen zur Zusammenarbeit (in %) 50 40 30 20 10 0 14,3 34,5 42,9 6,9 35,7 7,1 3,4 0,0 0,0 suche eigeninitiativ das Gespräch mit LehrerInnen LehrerInnen schicken SchülerInnen zu SuSA Sicht SuSA-SozialarbeiterInnen 14
4.3 Umsetzung SuSA ist ein präventives Angebot. Es geht um präventive Sozialarbeit. Es geht nicht um Kindeswohlgefährdung. Kindeswohlgefährdung gehört in den Sprengel. (SuSA-Koordination) Ich mache keine Gefährdungsabklärung. Komme ich zu dem Ergebnis, dass es eine Gefährdungsabklärung braucht, melde ich an den Sprengel. (SuSA- SozialarbeiterIn/13) Abklärung gem. 37 Abs. 1 B-KJG 2013 Jetzt ist die fünfte Schulwoche und ich hatte in diesem Schuljahr bereits vier Abklärungen. Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass ich ab Fallübergabe nichts mehr damit zu tun habe, aber es kommen ständig Arbeitsaufträge an mich heran. Das Konzept passt schon, es ist sinnvoll, wenn man beim Prozess dabei ist, in der Praxis sieht es so aus, dass SuSA die Arbeit macht und in der Statistik der Fall für die Sprengelsozialarbeiterin zählt. (SuSA-SozialarbeiterIn/14) 15
4.3 Umsetzung Freiwilligkeit als Grundprinzip Schwieriger ist es, die Rolle innerhalb der SuSA- Betreuung zu wechseln. Teilweise kommt es vor, dass Fälle bis zur UdE durch SuSA begleitet werden, dies stellt in manchen Fällen bzw. bei unfreiwilligen Klienten eine enorme Herausforderung dar. (SuSA- SozialarbeiterIn/ 17) Rollenambivalenzen!? Für mich ist es keine Ambivalenz, da ich durch die Meldung die Möglichkeit habe, für Kinder wichtige Schritte zu setzen, wenn es notwendig ist. (SuSA- SozialarbeiterIn/41) Ich bin trotz freiwilligen Kontext der SuSA-Arbeit Mitarbeiterin der Jugendwohlfahrt und somit gehört die Sicherung des Kindeswohls auch in mein Aufgabengebiet (SuSA- SozialarbeiterIn/40) 16
(4/4) Zufriedenheit 4.4 Zufriedenheit SuSA-SozialarbeiterInnen (SuSA) 77% SuSA (33% + 44%) mit BL 90% SuSA (11% + 79%) mit KL BetreuungslehrerInnen (BL) 85% BL (73% + 12%) mit SuSA KlassenlehrerInnen (KL) 86% KL (61% + 25%) mit SuSA sehr zufrieden/zufrieden mit der Zusammenarbeit 17
4.4 Zufriedenheit fallbezogenen Rückmeldung 42 36 Sicht Lehrer/-innen (in %) Bewältigung d. Problemstellung 50 25 Zusammenarbeit 61 25 sehr zufrieden Kompetenz 62 22 zufrieden Engagement 67 24 0 50 100 Datenbasis: Nur Lehrer/-innen in Präsenzschulen mit Kontakt zu SuSA nur Erhebungsphase II und III; n=94-157 18
4.5 Wahrgenommene Veränderungen 70 60 Sicht - Pädagog/innen in % 59,2 64,9 50 40 38,5 35,1 30 Stimmung Schule 20 Stimmung Klasse 10 0 2,4 0,0 stark verbessert verbessert nicht verändert Datenbasis Präsenzschulen: Erhebungsphase II und III, n=154-169 19
4.5 Wahrgenommene Veränderungen Zeit, die zum Unterrichten bleibt 20,3 74,7 5,0 Schulverweigerung und Schulschwänzen 0,0 74,0 26,0 Lernschwierigkeiten von einzelnen SchülerInnen 0,6 74,2 25,2 Störungen im Unterricht 1,3 74,1 24,7 respektloses Verhalten von SchülerInnen gg. LehrerInnen Gewalttätigkeiten unter SchülerInnen 1,9 1,3 79,9 73,6 18,2 25,2 stark erhöht/erhöht unverändert stark reduziert/reduziert 0 50 100 Datenbasis Präsenzschulen: Erhebungsphase II und III, n=150-159 20
4.5 Hemmende/fördernde Faktoren Ebene förderliche Faktoren hemmende Faktoren Bedingungen im Vorfeld top-down Vorbereitung der Implementierung klares Konzept unklare Erwartungen Kinder- und Jugendhilfe breite Öffentlichkeitsarbeit gelungene Integration von SuSA ins KJH-Team Rückhalt seitens Leit. ReferentIn KJH geringe Personalfluktuation angemessene Ressourcen mangelnde Integration ins KJH-Team --- häufiger Personalwechsel zu viele Schulen/SuSA 21
4.5 Hemmende/fördernde Faktoren Ebene förderliche Faktoren hemmende Faktoren Schule Interinstitutionelle Kooperation Indiv. Ebene SuSA- SozialarbeiterInnen regelmäßiger Infoaustausch zw. SuSA und Schulleitung partielle Kopräsenz zw. SuSA und BetreuungslehrerInnen räumliche Nähe zur Direktion interinstitutionelle regionale AG bei Auswahl und Reflexion Offenheit der AkteurInnen zur Kooperation Qualifikation/Ausbildung Erfahrung und Engagement hohe Eigeninitiative (Aktivität, Sichtbarkeit f. Zielgruppen) kein eigener Raum für SuSA Verdrängungsängste mangelnde Eigeninitiative 22
4.5 Hemmende/fördernde Faktoren Ebene förderliche Faktoren hemmende Faktoren Fallebene fallbezogener Informationsaustausch zw. SuSA und LehrerInnen konzeptkonforme /homogene Erwartungen der Akteure und Zielgruppen klare Zuständigkeiten der AkteurInnen Offenheit der Zielgruppen für SuSA Unsicherheiten bzgl. erlaubter Informationen unklare Abgrenzung der Aufgaben fehlende Konformität von Begrifflichkeiten 23
5. Fazit Auswahl von Schulen mit hoher Problembelastung gelungen, aber mehr Ressourcen wünschenswert, da hohe auch hohe Problembelastung in Nicht-Präsenzschulen Profil von SuSA in weiten Bereichen klar in Teilbereichen noch Klärungs- und Informationsbedarf Wechselseitig hohes Maß an Zufriedenheit in Teilbereichen Steigerungspotential vorhanden (siehe fallbezogene Rückmeldung) Positive Wirkungen auf Schulalltag beobachtbar 24
5. Fazit Schlüsselfaktoren für Erfolg Bewusstseinsbildung und Informationen, um konzeptüberschreitende Erwartungen abzubauen Sicherstellung von Ressourcen Commitment der Führungsebene Klare Zuständigkeiten Ziehen-an-einem-Strang Kooperation und Kommunikation auf institutioneller und individueller Ebene 25
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit! Johann Bacher Martina Beham Daniela Wetzelhütter 26