BVI-Methode zur Beurteilung der Liquiditätsrisiken in Publikums- Sondervermögen nach dem Investmentgesetz



Ähnliche Dokumente
Häufig wiederkehrende Fragen zur mündlichen Ergänzungsprüfung im Einzelnen:

Bundesverband Flachglas Großhandel Isolierglasherstellung Veredlung e.v. U g -Werte-Tabellen nach DIN EN 673. Flachglasbranche.

Sechste Änderungssatzung zu den Bedingungen für Geschäfte an der Frankfurter Wertpapierbörse

geben. Die Wahrscheinlichkeit von 100% ist hier demnach nur der Gehen wir einmal davon aus, dass die von uns angenommenen

Würfelt man dabei je genau 10 - mal eine 1, 2, 3, 4, 5 und 6, so beträgt die Anzahl. der verschiedenen Reihenfolgen, in denen man dies tun kann, 60!.

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Einleitende Bemerkungen

Das große ElterngeldPlus 1x1. Alles über das ElterngeldPlus. Wer kann ElterngeldPlus beantragen? ElterngeldPlus verstehen ein paar einleitende Fakten

M a r k t r i s i k o

Lernmodul Preisbildung. Lernmodul Preisbildung

Sechste Änderungssatzung zu den Bedingungen für Geschäfte an der Frankfurter Wertpapierbörse

Meinungen zur Altersvorsorge

Additional Cycle Index (ACIX) Thomas Theuerzeit

4.2.5 Wie berücksichtigt man den Einsatz und die Abnutzung der Anlagen?

Fragen und Antworten zur Sicherheit von Geldanlagen

Investmentfonds. nur für alle. IHr fonds-wegweiser

Fragen und Antworten zur Sicherheit von Geldanlagen

LEITFADEN ZUR SCHÄTZUNG DER BEITRAGSNACHWEISE

Technische Analyse der Zukunft

Regelaltersgrenze der gesetzlichen Rentenversicherung ersetzt vertragliche Altersgrenze 65

Anleitung über den Umgang mit Schildern

Auswertung des Jahresabschlusses Bilanzanalyse 2

Frauen-Männer-Studie 2012 der DAB Bank Männer und Frauen liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen

Orderarten im Wertpapierhandel

1.1 Allgemeines. innerhalb der Nachtzeit (19:00 24:00) Gesamte Normalarbeitszeit (16:00 19:00)

Admiral Academy WEBINAR TRADING VON ANFANG AN!

Sonderrundschreiben. Arbeitshilfe zu den Pflichtangaben in Immobilienanzeigen bei alten Energieausweisen

Zeichen bei Zahlen entschlüsseln

Beilage zum Bericht des Kommunal-Ausschusses, Ltg.-1199/A-1/ ANTRAG

Anlage 1 zur Arbeitshilfe zur Hilfe zur Pflege nach 61 SGB XII in Tagespflegeeinrichtungen. Berechnungsbeispiele zu Ziffer Stand

Die Online-Meetings bei den Anonymen Alkoholikern. zum Thema. Online - Meetings. Eine neue Form der Selbsthilfe?

Entdecke das Investier in Dir! Mit einem Fondssparplan von Union Investment. Start

HIER GEHT ES UM IHR GUTES GELD ZINSRECHNUNG IM UNTERNEHMEN

Nachhaltigkeits- Check von Geldanlagen

Professionelle Seminare im Bereich MS-Office

Deutscher Sparkassen- und Giroverband. Emnid-Umfrage Vermögensbildung für alle

HANSAINVEST Hanseatische Investment-GmbH Hamburg

Der Fristentransformationserfolg aus der passiven Steuerung

Was meinen die Leute eigentlich mit: Grexit?

Die Post hat eine Umfrage gemacht

DIE ANWENDUNG VON KENNZAHLEN IN DER PRAXIS: WEBMARK SEILBAHNEN IM EINSATZ

Ihr Mandant möchte einen neuen Gesellschafter aufnehmen. In welcher Höhe wäre eine Vergütung inklusive Tantieme steuerrechtlich zulässig?

Ohne Fehler geht es nicht Doch wie viele Fehler sind erlaubt?

FRAGE 39. Gründe, aus denen die Rechte von Patentinhabern beschränkt werden können

Die Gesellschaftsformen

firmenkredit Finanzierungen auf unkomplizierte, transparente Art

Wann ist eine Software in Medizinprodukte- Aufbereitungsabteilungen ein Medizinprodukt?

LEITFADEN zur Einstellung von Reverse Charge bei Metall und Schrott

Änderung des IFRS 2 Anteilsbasierte Vergütung

Anlage zur Konditionenübersicht für Endkreditnehmer

Abamsoft Finos im Zusammenspiel mit shop to date von DATA BECKER

Wichtiges Thema: Ihre private Rente und der viel zu wenig beachtete - Rentenfaktor

UBS Global Asset Management (Deutschland) GmbH

Beilage zum Bericht des Kommunal-Ausschusses, Ltg.-1198/A-1/ ANTRAG

Lösungshinweise zur Einsendearbeit 2 SS 2011

M e r k b l a t t. Neues Verbrauchervertragsrecht 2014: Beispiele für Widerrufsbelehrungen

Das Vermögen der privaten Haushalte in Nordrhein-Westfalen ein Überblick auf der Basis der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe

BMW ConnectedDrive. connecteddrive. Freude am Fahren BMW CONNECTED DRIVE. NEUERUNGEN FÜR PERSONALISIERTE BMW CONNECTED DRIVE DIENSTE.

Vorab per . Oberste Finanzbehörden der Länder

Hard Asset- Makro- 49/15

Was ist clevere Altersvorsorge?

BEURTEILUNGS GESPRÄCHEN

ICS-Addin. Benutzerhandbuch. Version: 1.0

Beispiel überschießendes Kindergeld:

Eine Bürokratiekostenfolgenabschätzung zum zweiten Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt im Hinblick auf die Einführung einer Gleitzone

einfach. transparent. sicher. Das neue Pensionskonto Alle Informationen zum Service Ihres Pensionsversicherungsträgers

Verordnung über Investitionshilfe für Berggebiete

Hilfestellungen zur Mittelanforderung

Anleitung zur Einrichtung von Kontoweckern im Online Banking

Dokumentation für die software für zahnärzte der procedia GmbH Onlinedokumentation

Gründe für fehlende Vorsorgemaßnahmen gegen Krankheit

Heiznebenkosten. Auswertung auf Basis von Heizkostenabrechnungen der Jahre Berlin,

Arbeitsmarkteffekte von Umschulungen im Bereich der Altenpflege

Studie über die Bewertung von Wissen in kleinen und mittleren Unternehmen in Schleswig-Holstein

einfach. transparent. sicher. Das neue Pensionskonto Alle Informationen zum Service Ihres Pensionsversicherungsträgers

WLAN und VPN im b.i.b. mit Windows (Vista Home Premium SP1) oder Windows 7

und Fremdwährungs-Wertpapierverrechnungskonten I. Grundsätze

infach Geld FBV Ihr Weg zum finanzellen Erfolg Florian Mock

Bearbeiten elektronische Rechnungen (Invoices)

Grundsätze zur bestmöglichen Ausführung von Handelsgeschäften

Festigkeit von FDM-3D-Druckteilen

Gothaer Studie zum Anlageverhalten der Deutschen. Gothaer Asset Management AG Köln, 11. Februar 2016

Zur Wahrung der Widerrufsfrist reicht es aus, dass Sie die Mitteilung über die Ausübung des Widerrufsrechts vor Ablauf der Widerrufsfrist absenden.

Suche schlecht beschriftete Bilder mit Eigenen Abfragen

Content Management System mit INTREXX 2002.

Mitarbeiterbefragung zur Führungsqualität und Mitarbeitermotivation in Ihrem Betrieb

Alle gehören dazu. Vorwort

Vertical-Spreads Iron Condor Erfolgsaussichten

Leitfaden zur Ermittlung der Anzahl der Sicherheitsbeauftragten im öffentlichen Dienst

BERECHNUNG DER FRIST ZUR STELLUNGNAHME DES BETRIEBSRATES BEI KÜNDIGUNG

Impulse Inklusion Selbst-bestimmtes Wohnen und Nachbarschaft

2. Mai Geldtheorie und -politik. Die Risiko- und Terminstruktur von Zinsen (Mishkin, Kapitel 6)

Deutschland-Check Nr. 35

Senkung des technischen Zinssatzes und des Umwandlungssatzes

Veranlagen Wertpapiere und Kapitalmarkt

Warum Sie dieses Buch lesen sollten

ANLAGEFONDS Arbeitsauftrag

Kapitalerhöhung - Verbuchung

50. Mathematik-Olympiade 2. Stufe (Regionalrunde) Klasse Lösung 10 Punkte

Meinungen zu nachhaltigen Geldanlagen

Transkript:

BVI-Methode zur Beurteilung der Liquiditätsrisiken in Publikums- Sondervermögen nach dem Investmentgesetz I. Vorwort Im Rahmen des Risikomanagements von Publikums-Sondervermögen nach dem Investmentgesetz gewinnt die Überwachung von Liquiditätsrisiken an Bedeutung. Für Kapitalanlagegesellschaften ergibt sich die Notwendigkeit, die Liquiditätsrisiken von Sondervermögen laufend systematisch zu messen und dokumentieren sowie dessen Mittelbewegungen zu überprüfen. Dies war Anlass für den BVI, mit der BVI-Arbeitsgruppe Liquiditätsrisiken Lösungsansätze zur Beurteilung von Liquiditätsrisiken zu erarbeiten. Die nachstehend dargestellten Methoden stellen keine verbindlichen Handlungsempfehlungen für Kapitalanlagegesellschaften dar. Sie konzentrieren sich auf Publikums- Sondervermögen, weil sich institutionelle Investoren und Privatanleger in ihrem Anlageverhalten unterscheiden. Nicht zuletzt geht auch der Gesetzgeber von einem unterschiedlichen Schutzbedürfnis dieser Anlegergruppen aus. Es steht der Kapitalanlagegesellschaft jedoch frei, die Methoden sinngemäß auch auf Spezial-Sondervermögen anzuwenden. Seite 1 von 9

II. Einleitung Bei der Ermittlung des jeweiligen Liquiditätsstatus eines Sondervermögens bietet sich eine zweistufige Betrachtung an. Zum einen erfolgt eine Einschätzung der Liquidität der im jeweiligen Sondervermögen gehaltenen Vermögensgegenstände (ggf. zuzüglich kurzfristig fälliger Forderungen bzw. Zahlungsverpflichtungen aus Vermögensgegenständen, z.b. über Margin Calls) in Relation zum Fondsvermögen. Daneben sind kurzfristige Mittelveränderungen bei der Beurteilung der Liquidität zu berücksichtigen, die durch Anteilrückgaben von Investoren ausgelöst werden können. Eine ungünstige Einschätzung der kurzfristigen Mittelveränderungen kann im Einzelfall sogar dazu führen, dass ein Sondervermögen trotz eines an sich ausreichenden Anteils liquider Vermögensgegenstände als insgesamt illiquide einzustufen ist. Die Lösungsansätze zur Überwachung der Liquiditätsrisiken der Sondervermögen fokussieren sich deshalb auf folgende Schritte: Im ersten Schritt wird analysiert, wie hoch der Anteil an liquiden Vermögensgegenständen im Sondervermögen ist. Hieraus ergibt sich die sog. Liquiditätsquote. Die Liquiditätsquote stellt das Verhältnis der ermittelten liquiden Vermögensgegenstände in Relation zum Fondsvermögen dar. Im zweiten Schritt wird die so ermittelte Liquiditätsquote des Sondervermögens mit statistischen Daten des BVI über Nettomittelveränderungen verglichen. Als Benchmark werden hierbei Extremwerte herangezogen, die aus den statistischen Daten des BVI aus dem Zeitraum 2000 bis 2008 ermittelt wurden. Überschreiten die liquiden Vermögensgegenstände eines Sondervermögens die Benchmark, kann in der Regel eine weitergehende, differenzierte Betrachtung der Liquidität unterbleiben, da der Anteil der liquiden Vermögensgegenstände bei kurzfristigem Liquiditätsbedarf jederzeit zu fairen Preisen verkauft werden kann. bei Sondervermögen, die die Benchmark unterschreiten, erfolgt eine Einzelfall- Analyse (z.b. mittels Szenarioanalyse), inwieweit Liquiditätsrisiken relevant werden könnten. Seite 2 von 9

III. Vorgehensweise A Schritt 1: Ermittlung der Liquiditätsquote im Sondervermögen Zunächst wird die Liquidität der im Sondervermögen enthaltenen Vermögensgegenstände eingeschätzt. Da sich die Liquidität der Märkte laufend verändert, ist die Einschätzung, welche Vermögensgegenstände als liquide gelten, von der Kapitalanlagegesellschaft laufend zu überwachen. Hinsichtlich der im InvG genannten Vermögensgegenstände bietet sich folgende Vorgehensweise an: Bankguthaben Guthabenpositionen und Tagesgelder (gfs. umgerechnet in Fondswährung mit dem aktuellen Wechselkurs) gelten generell als liquide. Festgelder können ebenfalls auf die Quote liquider Vermögensgegenstände angerechnet werden. Etwas anderes gilt, wenn Indikatoren vorliegen, die im Einzelfall auf eine begrenzte Liquidität hindeuten. Dies könnte z. B. sein: - lange Restlaufzeit - fehlende Kündigungsmöglichkeit - hohe Vorfälligkeitsentschädigung - niedrige Bonität, bspw. durch Rating des Instituts - Refinanzierungsmöglichkeiten - Sitzland des Instituts (polit. Risiken) Aktien/Anteilsrechte Eine Unterscheidung zwischen Stamm- und Vorzugsaktien ist nicht notwendig. Aufgrund einer geringeren Liquidität bzw. des in der Regel geringeren Volumens in Bezug zum Ge- Seite 3 von 9

samtportfolio sollten vinkulierte Namensaktien sowie nicht-notierte Aktien grundsätzlich als illiquide betrachtet werden Die Ableitung der Liquidität erfolgt aus am Markt beobachtbaren Größen, d. h. - Zugehörigkeit zu einem Index (z. B. MSCI-World für Hauptwerte) - Umsatzvolumen - Marktkapitalisierung Welche Information als Kriterium für die Eingruppierung herangezogen wird, liegt im Ermessen der einzelnen Kapitalanlagegesellschaft. Je Aktiengattung sollte ein kurzfristig am Markt liquidierbarer Maximalbetrag festgelegt werden. Dieser Betrag wird dann maximal bei der Ermittlung der Liquiditätsquote berücksichtigt, sofern die jeweilige Aktienposition im Sondervermögen den Maximalbetrag überschreitet. Der Betrag kann z.b. unter Berücksichtigung des täglichen Umsatzvolumens geschätzt werden. Daneben kann eine Festlegung auch in Abstimmung mit den Handelseinheiten der Kapitalanlagegesellschaft erfolgen. Renten Sind Handelsdaten verfügbar, können diese für die Ableitung der Liquiditätseinstufung verwendet werden. Diese können für jede einzelne Gattung oder auf Basis von Stichproben für Instrumentengruppen erhoben werden. Wichtige Parameter sind das zu beobachtende Handelsvolumen und die aktuellen Quotes. Bei letzteren sind dann die Bid-Offer- Spreads, die Anzahl der vorhandenen Quotes und das Volumen der Quotes wichtige Hinweise auf die Liquidität. Alternativ kann die Liquiditätseinstufung auch mit Hilfe der nachfolgenden Stammdaten/Kennzahlen vorgenommen werden: - Emissionsgröße bzw. Gesamtemissionsvolumen des Emittenten/Datum der Emission Seite 4 von 9

- Besicherungsart - Land - Währung - Rating (Rating-Abstufungen im Bereich Investment bzw. Non-Investment Grade) - Branche - Indexzugehörigkeit - CDS-Spread - Restlaufzeit - Notenbankfähigkeit/EZB Refinanzierungskategorien - Seniorität (Tier1/Tier2) - Art der Sicherheit - Market Making/ Elektronische Handelsplattformen - Umsatzvolumen/Börsennotierung Instrumentengruppen mit gleichen Eigenschaften können dabei einheitlich behandelt werden. Die Zuordnung kann auf Experten-Einschätzungen (Fondsmanagement, Handel, o. ä.) oder auf statistischen Analysen beruhen. Gfs. kann eine Einschätzung der Liquidität direkt von der Indexzugehörigkeit einer Gattung abgeleitet werden. Analog der Anrechnungsmöglichkeiten bei Aktien kommt auch bei Rentenpapieren eine Anrechnung von Teilbeträgen in Abhängigkeit von am Markt kurzfristig liquidierbaren Maximalbeträgen in Betracht. Kurzfristige Fälligkeiten aus den einzelnen Instrumenten (also Coupons und Nominalrückzahlungen) können grds. wie Kassepositionen behandelt, also der Liquidität direkt zugerechnet werden. Staatsanleihen und Pfandbriefe im Sinne des 60 Abs. 2 InvG sind bis zu einem gewissen Volumen in der Regel als liquide einzustufen. Als wichtige Abstufungskriterien haben sich hierbei Rating- und Länderzuordnungen erwiesen. Seite 5 von 9

Bei Corporate Bonds sowie Wandel- und Optionsanleihen müssen angemessene Kriterien erarbeitet werden, um eine Zurechnung (z. B. von Senior Papieren) zur Liquiditätsquote zu erreichen. Schuldscheindarlehen, zinsbasierte Genussscheine, Credit Linked Notes/strukturierte Anleihen, ABS/MBS/TBA, Kreditverbriefungen sind vorbehaltlich einer Einzelprüfung derzeit als grundsätzlich nicht liquide einzustufen. Derivate Wesentlicher Unterschied zwischen börsengehandelten Derivaten und OTC-Derivaten ist, dass OTC-Derivate neben Marktpreisrisiken noch Kontrahentenrisiken in sich bergen. Grundsätzlich gilt, dass der Marktwert jedes Derivates sehr volatil ist. Deshalb können folgende Grundsätze angewendet werden: nicht realisierte Gewinne aus Derivaten sollten aufgrund des kaufmännischen Vorsichtsprinzips nicht auf die Liquiditätsquote angerechnet werden. unrealisierte Verluste aus Derivaten sollten in voller Höhe von der Liquiditätsquote abgezogen werden. Inwieweit bei Fonds mit Derivaten (ggf. noch Differenzierung nach OTC-Geschäften) ein zusätzlicher (absoluter oder relativer) Minderungsbetrag in der Liquiditätsquote wegen potentieller Verluste angesetzt wird, liegt im Ermessen der Kapitalanlagegesellschaft. Investmentanteile Investmentanteile mit täglicher Rückgabemöglichkeit sind grundsätzlich als liquide zu betrachten, sofern aufgrund des Anlageschwerpunkts davon ausgegangen werden kann, dass die dem Zielfonds zugrundeliegenden Vermögensgegenstände im aktuellen Marktumfeld zu einem überwiegenden Teil selbst liquide sind. Seite 6 von 9

Sofern wegen des Anlageschwerpunkts nicht davon ausgegangen werden kann, dass es sich um einen liquiden Zielfonds handelt, kann die Kapitalanlagegesellschaft aufgrund individueller Analyse im Einzelfall eine abweichende Entscheidung treffen. Für die Liquiditätsbeurteilung von Investmentanteilen bietet sich damit ein zweistufiges Vorgehen an. In einem ersten Schritt kann anhand des in den Vertragsunterlagen angegebenen Anlageschwerpunktes die Liquidität der Vermögensgegenstände des Zielfonds beurteilt werden. Bei den Kriterien kann man sich grds. an den Kriterien für Direktinvestments orientieren. Eine Durchschau in die Bestände des Zielfonds ist nicht notwendig. In einem zweiten Schritt sollten ergänzend Aspekte der kurzfristigen Mittelveränderungen des Zielfonds in die Beurteilung einfließen. Folgende Kriterien können z. B. eine Rolle spielen: - Börsenhandel erhöht i.d.r. die Liquidität. - bei ausgesetzter Anteilrücknahme kann nicht von hoher Liquidität ausgegangen werden. - Informationen über die Anlegerstruktur und die Höhe der eigenen Anlage in den Zielfonds: Je höher das eigene Investment, desto schwieriger dürfte eine vollständige Liquidation sein. - Mittelaufkommen: hohe Rückflüsse können ein Indikator für eine angespannte Liquiditätssituation des Zielfonds sein. - Periodizität der Preisfeststellung: werden nur in größeren zeitlichen Abständen Preise gestellt, kann dies für eine beschränkte Liquidität sprechen. - Kündigungs-/ Rücknahmefristen können ein Indikator für begrenzte Liquidität sein. Seite 7 von 9

B Schritt 2: Benchmarking der Liquiditätsquote Die Liquiditätsquote des jeweiligen Sondervermögens kann nun durch die Kapitalanlagegesellschaft in Relation zu den BVI-Vergleichsdaten gesetzt werden. Der BVI hat anhand des statistischen Materials von 2000 bis 2008 die Verteilung und die Extremwerte der monatlich kumulierten Nettomittelveränderungen von ca. 1.900 Publikumsfonds analysiert. Die beobachteten Extremwerte der monatlichen Nettomittelveränderungen aus einem Beobachtungszeitraum von insgesamt 9 Jahren stellen sich wie folgt dar: Aktienfonds: - 1% Quantil der negativen Mitteländerungen im schlechtesten Jahr 2008 beträgt -45%. - 97,5 % aller monatlichen Mitteländerungen (positiv + negativ) lagen betraglich kleiner als -20% des NAV Rentenfonds: - 1% Quantil der negativen Mitteländerungen im schlechtesten Jahr 2008 beträgt -54%. - 96,15 % aller monatlichen Mitteländerungen (positiv + negativ) lagen betraglich kleiner als -20% des NAV Gemischte Wertpapierfonds: - 1% Quantil der negativen Mitteländerungen im schlechtesten Jahr 2008 beträgt -37%. - 98,72 % aller monatlichen Mitteländerungen (positiv + negativ) lagen betraglich kleiner als -20% des NAV Geldmarktfonds: - 1% Quantil der negativen Mitteländerungen im schlechtesten Jahr 2008 beträgt -54%. - 98,57 % aller monatlichen Mitteländerungen (positiv + negativ) lagen betraglich kleiner als -40% des NAV Seite 8 von 9

Überschreitet die Liquiditätsquote des Sondervermögens die Extremwerte der vom BVI ermittelten Vergleichsdaten des jeweiligen Fondstyps, kann sofern keine anderen Hinweise vorliegen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass der Fonds weitgehend vor Liquiditätsengpässen geschützt ist. Dies ist der Fall, wenn Aktienfonds, Rentenfonds und gemischte Wertpapierfonds mehr als 20% liquide Vermögensgegenstände vorhalten, sowie Geldmarktfonds mehr als 40% liquide Vermögensgegenstände vorhalten. Mitgliedsgesellschaften haben Einblick in die Rohdaten zu den im Text erwähnten Kenngrößen der Verteilungen. Der BVI wird hierfür eine Rubrik im Extranet einrichten, wo zugleich auch Raum für zukünftige Fortschreibungen und Aktualisierungen der Berechnungen besteht. C Schritt 3: Verfahren bei niedriger Liquiditätsquote Sofern eine niedrige Liquiditätsquote im Sondervermögen ermittelt wurde, die auch die BVI-Vergleichsdaten unterschreitet, sollte die KAG folgende Betrachtungen anstellen: - Analyse der historischen Mittelveränderungen - Analyse der aktuellen Anlegerstruktur - Einschätzung der zukünftigen Mittelbewegungen, insbesondere drohende kurzfristige Mittelabzüge - Kreditaufnahmemöglichkeiten - Möglichkeiten der Stützung durch Mutter-Konzern Diese Kriterien können beispielsweise in einer Szenarioanalyse ausgewertet werden. Falls erforderlich, leiten sich daraus weitere Maßnahmen ab. Seite 9 von 9