Schmerztherapie bei Tumorpatienten. PD Dr. Peter Steffen Sektion Schmerztherapie Klinik für Anästhesiologie

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Transkript:

Schmerztherapie bei Tumorpatienten PD Dr. Peter Steffen Sektion Schmerztherapie Klinik für Anästhesiologie

Schmerzursachen Tumorbedingte Schmerzen (60-90%) z.b. Tumorinfiltration, pathologische Frakturen Therapiebedingte Schmerzen (10-25%) z.b. PNP, Mukositis, postoperative Schmerzen Tumorassoziierte Schmerzen (5-20%) z.b. Zosterneuropathie, Venenthrombosen Tumorunabhängige Schmerzen (3-10%) z.b. Kopfschmerzen, Arthrosen, Phantomschmerzen In der Frühphase leiden ca. 20-50%, in der Spätphase etwa 55-95% der Patienten an Schmerzen.

Schmerzarten Reizung von Schmerzrezeptoren (Nozizeptorschmerz) Haut, Muskulatur, Gelenke (somatisch) innere Organe, Abdomen, Thorax, Becken (viszeral) Reizung von Nerven (Neuropathie) Periphere Nerven Nervenwurzeln, Rückenmark Gehirn (z.b. nach Thalamusinfarkt)

Einflussgrößen Angst Depression / Introversion Schlaflosigkeit Isolation Soziale Abhängigkeit Sorgen / Langeweile Traurigkeit

Schmerztherapie interdisziplinär Operation Chemotherapie Strahlentherapie Hormontherapie Radioisotopentherapie Kausal oder symptomatisch Interventionelle Verfahren Physiotherapie z.b. Lymphdrainage Psychologische Verfahren Medikamentöse Schmerztherapie Symptomatisch

Medikamentöse Schmerztherapie + Koanalgetika - Antidepressiva - Antiepileptika? + Begleitmedikamente - bei Übelkeit - bei Verstopfungsneigung - zum Magenschutz Stufe 3: Starke Opioide + Nichtopioide z.b. Morphin, Buprenorphin, Fentanyl, Hydromorphon, etc. Stufe 1: Nichtopioidanalgetika z.b. Paracetamol, Metamizol, Diclofenac, etc. WHO-Stufenschema Stufe 2: Mittelstarke Opioide + Nichtopioide z.b. Tramadol, Tilidin/N, DHC, etc.

Medikamentöse Therapie orientiert sich am Schmerzmechanismus Nervenschmerz Rezeptorschmerz Gemischter Schmerz Nichtopioide + Opiate + Begleitmedikamente Coanalgetika Erregungsdämpfer + Opiate + Begleitmedikamente

Nichtopiatanalgetika Gut geeignet: - NSAID (z.b. Diclofenac, Ibuprofen) - COX-2-Hemmer - Metamizol Weniger geeignet: - Acetylsalicylsäure - Paracetamol Kontraindikationen beachten!

Nichtsteroidale Antiphlogistika Dosierung Diclofenac : 8 stdl. 50 mg (Dispers) oder 12 stdl. 75-100 mg retard Tageshöchstdosis: 150mg Alternativen: Ibuprofen, Naproxen, etc. Auswahl des Präparates: nach Erfahrung sowie Wirkdauer Gut wirksam z.b. bei Knochenfiliae

Schmerztherapie bei Tumorpatienten Nichtsteroidale Antiphlogistika - Probleme Häufig: gastrointestinale Beschwerden bei Ulcusanamnese: Protonenpumpenhemmer (z.b. Pantoprazol) Helicobacter eradizieren bei Ulcus: Umsetzen auf Metamizol Cave: Niereninsuffizienz, schwer einstellbarer Hypertonus, höhergradige Herzinsuffizienz

Pat. mit Zustand nach erstmaligem Herzinfarkt Inzidenz Zweitereignis nach NSAR-Einnahme (auch Kurzzeiteinnahme) Fazit: Langfristig erhöhtes Risiko!

Metamizol Dosierung: 4-6 stündlich, 500 1000 mg = 20-40 Tropfen Tagesmaximum: 4000 mg Wirkung: analgetisch - antipyretisch - spasmolytisch - wenig antiphlogistisch -? NW: Schwitzen, Übelkeit Agranulozytose extrem selten Breite Auswahl unterschiedlicher Applikationsformen Vorteilhaft bei nozizeptiv visceralen Schmerzen

h1 Säulen: verschriebene DDD in Mio Blaue Linie: gemeldete Agranulozytosen Daily Defined Dose DDD: 3 g Metamizol pro Tag beim Erwachsenen

Folie 13 h1 Abstract Purpose In 1986, the risk of agranulocytosis prompted German authorities to restrict the indications for metamizole use. After an initial decline, prescriptions increased from <20 million defined daily doses in 1990 to >140 million in 2012. Concurrently, spontaneous reports of agranulocytosis increased from about 10 in 1990 to >50 in 2012. In this study, reports were analyzed to identify targets for risk minimization measures. Methods Reports of suspected metamizole-induced agranulocytosis (neutrophils <0.5 109 cells/l) between 1990 and 2012 were identified in the German spontaneous reporting database. Cases for which original reporting documents were available were eligible for analysis. Patient characteristics, indication, clinical course, and outcome were assessed. Results One hundred sixty-one reports were analyzed. The mean age of the patients was 56.8 years (11 93) and 64.6 % were female. Off-label use was identified in about 25 % of cases. Neutrophils fell below 100/µl in 63 and intercurrent infections developed in 109 cases. Thirty-eight patients (23.6 %) died. In two thirds of the cases, agranulocytosis occurred within 6 weeks of permanent or intermittent metamizole treatment, in 30.5 % within 7 days, including 18 cases of immediate onset after the first or second administration. Conclusion The reported cases show severe clinical courses and are, to some extent, a result of off-label use. Due to the absence of individual risk factors and presence of variable onset patterns, risk minimization measures should focus on restricting use to defined clinical situations and providing concise risk information for patients and healthcare professionals hannes.hofbauer; 11.11.2017

Anzahl Tage bis Auftreten der Agranulozytose ca. 40%

Stamer, U,M. et al. Der Schmerz 2017 31:5-13

Paracetamol Wirkungsweise: Wirksam ist der Metabolit AM 404, d.h. Paracetamol ist ein Prodrug für den wirksamen Metaboliten. Zentrale Hemmung der Cyclooxygense I und II Schwache periphere COX-Hemmung (COX I vs. COX II ca. 1:4-5) (1g Paracetamol = ca. 250mg Ibuprofen) Ligand an Cannabisrezeptoren Ligand an NMDA-Rezeptoren Hemmung des Serotonin-Reuptakes Nach K. Brune, B. Hinz (2007), B. Hinz et al. (2008)

Paracetamol Insgesamt nur geringe analgetische Potenz Wenig effektiv bei entzündlich aktivierter Arthrose Abgängig von Leberfunktion Paracetamol möglichst nur bis 2g/Tag, höhere Dosen nur mit Vorsicht HT 3 -Antagonisten wie Ondansetron, etc. können die Paracetamol-Wirkung aufheben! (Pickering C, et al., Clin Pharmacol Ther. 2006 Apr;79(4):371-8)

Schmerztherapie Opioidanalgetika - Effekte Schmerzlinderung Sedierung Euphorisierung Dämpfung von Atemnot Sedierung Übelkeit Erbrechen Atemdepression Obstipation Harnverhalt Pruritus Verwirrtheit / neuropsychiatrische Symptome

Geeignete Opioide Niederpotent Dihydrocodein Tramadol Tilidin/Naloxon Hochpotent Buprenorphin Fentanyl Hydromorphon Levomethadon Morphin Oxycodon Oxycodon/Naloxon Tapentadol

Buprenorphin (z.b. Temgesic s.l., Norspan, Transtec PRO) Weniger kognitive Beeinträchtigung und Obstipation Geringe Tachyphylaxieentwicklung Renale Funktion ohne Einfluss, wird nicht dialysiert Problem: Hautverträglichkeit, Dosislimitierung, hohe Plasmaeiweißbindung (96%) Mit Norspan 5,10, 20, 30,40 µg/h Einstieg in sehr niedrigem Dosisbereich möglich Gute Compliance (Wechsel Norspan alle 7 Tage, Transtec PRO 3,5 Tage, Generika alle 3 Tage)

Hydromorphon (z.b. Palladon, Jurnista,.) Niedrige Plasmaeiweißbindung (8%) Wenig Interaktionen, kein CYP-Metabolismus Keine aktiven Metabolite Nieren-/Leberinsuffizienz wenig Einfluss Wenig kognitive Beeinträchtigung Umrechnung zu Morphin 5-7,5:1

Oxycodon (z.b. Oxygesic, Oxycodon.. ) Retardtabletten 5/10/20/30/40/80mg, Akuttbl. 5/10/20mg, Amp. 10mg/ml. Codeinderivat. Orale Bioverfügbarkeit ca. 75% Keine aktiven Metabolite. Analgetische Potenz zu Morphin ca. 1:1 bis 2:1 Freisetzung aus den Rettbl. erfolgt biphasisch, d.h. in der 1 Stunde Freisetzung von ca. 40%. des Wirkstoffes. Hohes Gewöhnungspotential! 22

Oxycodon/Naloxon (Targin ) Retardtabletten 5/2,5, 10/5, 20/10, 40/20 mg Maximaldosis 2 x 80/40 mg Indikation: Starke bis sehr starke Schmerzen Vorteil: Weniger obstipierend? Zugelassen zur Behandlung des Restless Legs Syndrom 23

Tapentadol (Palexia ) µ-rezeptor-agonist + Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (MOR-NRI) Vorteilhaft beim neuropathischen Schmerz Tapentadol : Mophin oral = 1 : 2,5 Tbl. 50mg, Retardtbl. 50 bis 250 mg, Suspension 20mg/ml Höchstdosis: max. 2x 250 mg tgl. Metabolisierung 97% direkte Glukuronidierung Renale Ausscheidung 99% Keine aktiven Metaboliten Geringe Plasmaeiweißbindung Geringes Interaktionspotential

Durchbruchschmerz Durchbruchschmerzen sind eine vorübergehende Verstärkung des Dauerschmerzes unter vorbestehender, gut eingestellter Basismedikation Bis zu 80 % aller Tumorpatienten Hohe Intensität (NRS 7 10) Dauer: in 2/3 d. Fälle unter 30 min 1 Portenoy & Hagen. Pain 1990; 41 (3): 273 281 2 Nauck F., Eulitz N., Schmerz 2007; 21:359 370 3 Gómez-Batiste et al. J Pain Symptom Manage 2002; 24 (1): 45 52 4 Portenoy et al. Pain 1999; 81 (1 2): 129 134

Schnellverfügbare enterale Opioide Tilidin/N Tropfen Tramadol Tropfen Morphin Lösung 0,5%/2% Levomethadon Tropfen Morphin Tbl. Oxycodon Tbl. Palladon Kps. Buprenorphin Sublingualtbl. 20gtt = 50mg 20gtt = 50mg 20gtt = 5/20mg 20gtt = 5mg 10/20mg 5/10mg 1,3/2,6mg 0,2/0,4mg Wirkeintritt 20-45 min

Schnellverfügbare enterale Opioide II Lutschtablette (Actiq ) 15 min Sublingualtablette (Abstral ) Buccaltabletten (Effentora ) Buccalfilm (Breakyl ) Nasenspray (Instanyl ) Nasenspray (PecFent ) 5 min

Breakyl Buccalfilm Nasenspray (Instanyl ) Lutschtablette (Actiq ) Sublingualtablette (Abstral ) Nasenspray (PecFent ) Buccaltabletten (Effentora )

Nicht vergessen: Antiemetika Bei Opioidtherapie (Beginn, Dosissteigerung) vorbeugend für 1-2 Wochen einnehmen! Metoclopramid (z.b. MCP) Dimenhydrinat (z.b. Vomex) Ondansetron (z.b. Zofran) Cortison (z.b. Fortecortin) Benzodiazepine (z.b. Tranxilium)

Nicht vergessen: Laxanzien Trinken, Bewegung. eingelegte Pflaumen Lactulose Macrogol (z.b. Movicol) Flohsamen Abführzäpfchen Einläufe Milchzucker Die Verstopfungsneigung bleibt unter einer Opioidtherapie bestehen!

Koanalgetika - Antiepileptika Wirkung über Natriumkanäle: Carbamazepin (z.b. Tegretal ) Oxcarbazepin (z.b. Trileptal ) Wirkung über Calciumkanäle: Gabapentin (z.b. Neurontin ) Pregabalin (z.b. Lyrica ) Indikation betonen (Nervenschmerz!) Langsame Dosissteigerung NW besonders anfangs: Schwindel, Sedierung

Erregungsdämpfer - Antiepileptika Legen die Latte (Schmerzschwelle) höher!

Koanalgetika - Antidepressiva Indikationen: neuropathischer Schmerz depressive Verstimmung Amitriptylin (z.b. Saroten ) 25-75 mg Amitryptilinoxid (z.b. Equilibirn ) 30 90 mg Duloxetin (z.b. Cymbalta ) 30-60 mg Mirtazapin (z.b. Remergil ) 15 45 mg Cave: Thrombozytenaggragtionshemmende Effekte von SSRI und SNRI!

Erregungsdämpfer - Antidepressiva Antidepressivum 1. Nerv 2. Nerv Serotonin /Noradrenalin Rückenmark

Weitere Substanzen Cortikosteroide Biphosphonate NMDA-Rezeptorantagonisten Calcitonin Capsaicin Cannabinoide Triptane...

Topische Anwendung Lokalanästhetika Unspezifische Na-Kanalblockade v.a. bei kleineren Arealen mit oberflächlichem Schmerz Lidocainsalbe 4% Versatis 5%, nur für PZN zugelassen

Capsaicin Capsaicin-Salbe (z.b. Capsamol-Salbe 0,05 %) Qutenza 179 mg kutanes Pflaster Zugelassen für die Behandlung von peripheren neuropathischen Schmerzen in Mono- oder Kombinationstherapie

Invasive Schmerztherapie s.c./i.v. Applikation Rückenmarksnah - epidural - intrathekal Plexus coeliacus Blockade/Neurolyse Intrathekale Neurolyse/ - neurolytischer Sattelblock

Regeln der Tumorschmerztherapie Möglichst lange nichtinvasive Therapie Individuelle Dosierung Einhaltung eines Zeitschemas Exakte Einnahmeanleitung mitgeben Begleitmedikation (Laxanz, Antiemetikum, Magenschutz) Koanalgetika (Antikonvulsiva, Antidepressiva, etc.) Zusatzmedikation für den Bedarfsfall Kontrollen von Wirkungen und Nebenwirkungen Psychoonkologie nicht vergessen Physiotherapie nicht vergessen

Vom Arzt auszufüllen. Vom Gesundheitsamt zu bestätigen. www.bfarm.de

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Priv.-Doz. Dr. Peter Steffen Schmerzambulanz der Universitätsklinik für Anästhesiologie Albert-Einstein-Allee 23 89081 Ulm/Donau Tel: 0731/500-27933 Fax: 0731/500-26747 e-mail: peter.steffen@uniklinik-ulm.de