Der steuerliche Jahresrückblick Dezember Timo Unterberg, Steuerberater, LL. M. Unternehmenssteuerrecht, Düsseldorf

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Dezember 2018 Timo Unterberg, Steuerberater, LL. M. Unternehmenssteuerrecht, Düsseldorf

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Inhaltsverzeichnis A. Neues zu Verlusten bei Kapitalgesellschaften... 5 I. Verlustabzugsbeschränkungen des 8c KStG: Geplante gesetzliche Änderung... 5 II. EuGH-Urteil vom 28.06.2018 Sanierungsklausel des 8c Abs. 1a KStG ist keine unionsrechtswidrige Beihilfe... 8 III. Wichtige Erkenntnisse aus dem BMF-Schreiben zu 8c KStG vom 28.11.2017.. 10 IV. Neues zu 8d KStG Antragstellung nach 8d Abs. 1 Satz 5 KStG... 24 V. BFH: Berücksichtigung von Gesellschafterdarlehen und Bürgschaften als nachträgliche Anschaffungskosten i. R. v. 17 EStG... 30 VI. VII. OFD: Ertragsteuerliche Konsequenzen bei Liquidation einer Kapitalgesellschaft mit bestehenden Gesellschafterverbindlichkeiten... 39 Gewinnminderungen bei Forderungen aus Rechtshandlungen, die wirtschaftlich einer Darlehensgewährung entsprechen... 41 VIII. BFH: Verhältnis der Verlustfeststellung zur Steuerfestsetzung... 44 B. Beteiligungen an Kapitalgesellschaften... 46 I. FG Hamburg: Verfassungsmäßigkeit von 8b Abs. 4 KStG... 46 II. BFH: Zurechnung von Gewinnausschüttungen bei Unternehmensverkauf... 47 III. BFH: Antrag auf Anwendung des Teileinkünfteverfahrens nach 32d Abs. 2 Nr. 3 Satz 1 Buchstabe b EStG... 49 IV. BFH: Wiedereinsetzung in die Antragsfrist gem. 32d Abs. 2 Nr. 3 Satz 4 EStG bei nicht fachkundig beratenem Steuerpflichtigen... 52 V. BFH: Abzug von Refinanzierungszinsen für Gesellschafterdarlehen nach einem Forderungsverzicht gegen Besserungsschein... 55 VI. BFH: Veräußerung von (eigenen) Anteilen an der Kapitalgesellschaft... 58 C. Steuerliches Einlagekonto... 61 I. Versehentliche Nichterfassung von Einlagen: Aktuelle FG Rechtsprechung... 61 II. III. FG: Zeitpunkt des Zugangs zum steuerlichen Einlagekonto gem. 27 KStG bei Einbringung einer Forderung... 66 FG: Keine Nachholung der Bescheinigung einer Einlagenrückgewähr bei nachträglich festgestellter vga... 68 D. Neues zu verdeckten Gewinnausschüttungen... 69 I. BFH: Erdienbarkeit von Pensionszusagen... 69 II. FG: Übertragung von Pensionsverpflichtungen auf einen Pensionsfonds... 75 III. OFD: Versorgungsleistungen neben Aktivbezügen... 78 IV. FG: Absenkung der Bezüge eines Gesellschafter-Geschäftsführers... 79 V. BFH: Nichtberücksichtigung einer vga nach 8 Abs. 3 Satz 5 KStG... 82 E. ESt/SchSt... 84 I. Verdeckte Gewinnausschüttungen an Gesellschafter und nahestehende Personen... 84 (AU 53041/182 Der steuerliche Jahresrückblick) 3

II. Disquotale Gewinnausschüttungen... 90 III. Offene und verdeckte Einlagen... 93 F. Umwandlungen von Kapitalgesellschaften... 100 I. BFH: Einbringung in eine Kapitalgesellschaft: Zurückbehalt von wesentlichen Betriebsgrundlagen... 100 II. BFH: Behandlung von Entnahmen im Rückwirkungszeitraum... 104 III. BFH: Rückwirkende Besteuerung des Einbringungsgewinns II ( 22 Abs. 2 UmwStG) nach einer Aufwärtsverschmelzung... 108 IV. FG Köln: Einbringungsgewinn I unterliegt nicht der GewSt... 112 V. FG SH: Einbringungsgewinn II unterliegt nicht der GewSt... 115 VI. Gestaltung: Einbringung in eine GmbH... 119 VII. VIII. BFH: Forderungsverzicht mit Besserungsschein mit anschließender Verschmelzung der Verlustgesellschaft... 122 FG Hessen: Kein Gestaltungsmissbrauch bei der Verschmelzung einer Gewinn- auf eine Verlustgesellschaft... 133 G. Ertragsteuerliche Organschaft... 138 I. Organschaft: Variable Ausgleichszahlungen an außenstehende Anteilseigner... 138 II. BFH: Anerkennung der körperschaftsteuerlichen Organschaft, Mindestlaufzeit... 139 III. IV. BFH: Mindestlaufzeit eines Gewinnabführungsvertrags bei körperschaftsteuerrechtlicher Organschaft... 141 BFH: Organschaft: Keine sachliche Unbilligkeit bei verzögerter Registereintragung... 144 H. Ergänzung 8c KStG... 146 4

A. Neues zu Verlusten bei Kapitalgesellschaften I. Verlustabzugsbeschränkungen des 8c KStG: Geplante gesetzliche Änderung Gesetzliche Regelung Hintergrund Quotaler Verlustuntergang bei schädlichen Anteilsübertragungen i. S. d. 8c Abs. 1 Satz 1 KStG. Das BVerfG hat mit Beschluss vom 29.03.2017 (2 BvL 6/11, BVerfGE 145, 106-170) die Regelung zum quotalen Verlustuntergang nach 8c Abs. 1 Satz 1 KStG für verfassungswidrig erklärt und eine gesetzliche Neuregelung für die Jahre 2008-2015 verlangt. Geplante Neuregelung Bemerkung Mit dem Regierungsentwurfs eines Gesetzes zur Vermeidung von USt-Ausfällen beim Handel mit Waren im Internet und zur Änderung weiterer steuerlicher Vorschriften (Regierungsentwurf vom 01.08.2018, bisheriger Name: Jahressteuergesetz 2018) will der Gesetzgeber die quotale Verlustuntergangsnorm des 8c Abs. 1 Satz 1 KStG rückwirkend und ausschließlich für nach dem 31.12.2007 und vor dem 01.01.2016 stattgefundene schädliche Beteiligungserwerbe (mehr als 25 % und bis zu 50 %) ersatzlos streichen ( 34 Abs. 6 Satz 1 KStG-E). Wegen 10a Satz 10 GewStG, der die entsprechende Anwendung des 8c KStG im GewSt-Recht vorsieht, gilt die ersatzlose Aufhebung für den Zeitraum 2008-2015 entsprechend für gewerbesteuerliche Verlustvorträge. Geplant ist, dass die rückwirkende Nichtanwendung des quotalen Verlustuntergangs von 8c Abs. 1 Satz 1 KStG ausschließlich nur für Beteiligungserwerbe vor dem 01.01.2016 gelten soll. Von der Neuregelung nicht betroffen ist die Regelung zum vollständigen Verlustuntergang nach 8c Abs. 1 Satz 2 KStG. Der Bundesrat hat am 21.09.2018 zum Regierungsentwurf Stellung genommen. Keine Mehrheit fand der Vorschlag, den quotalen Verlustuntergang nach 8c Abs. 1 Satz 1 KStG über den Gesetzesentwurf der Bundesregierung hinaus auch für die Jahre 2016-2018 zu suspendieren. Zum Zeitpunkt des Drucks dieses Skripts war die 2./3. Lesung des Gesetzesentwurfs im Bundestag am 09.11.2018 geplant. Am 23.11.2018 sollte die abschließende Beratung im Bundesrat erfolgen. Fundstelle Der Regierungsentwurf ist abrufbar auf der Internet-Seite des BMF. 5

Anmerkungen Quotaler Gesellschafterwechsel: VZ 2008-2015 Das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) hat mit Beschluss vom 29.03.2017 1 die Regelung zum quotalen Verlustuntergang nach 8c Abs. 1 Satz 1 KStG für verfassungswidrig erklärt und eine gesetzliche Neuregelung für die Jahre 2008-2015 verlangt und die Fälle bis dahin ausgesetzt. Nunmehr hat die Finanzverwaltung mit BMF-Schreiben vom 15.01.2018 2 die Vorgabe des BVerfG übernommen und setzt insoweit Steuerfestsetzungen für die Jahre 2008 bis einschließlich 2015 nach 165 Abs. 1 Satz 4 i. V. m. Satz 2 Nr. 2 AO aus. Die Aussetzung der Steuerfestsetzung ist i. R. d. verfahrensrechtlichen Möglichkeiten vorzunehmen bei Festsetzungen der KSt und des GewSt-Messbetrags für Veranlagungs- bzw. Erhebungszeiträume 2008-2015 bzw. bis einschließlich Veranlagungs- bzw. Erhebungszeitraum 2016 bei abweichendem Wj gem. 7 Abs. 4 KStG bzw. 10 Abs. 2 GewStG und einem schädlichen Beteiligungserwerb i. S. v. 8c Abs. 1 Satz 1 KStG vor dem 01.01.2016. Entsprechendes gilt bei gesonderten Feststellungen nach 2a, 10d, 15 Abs. 4, 15a, 15b EStG, 4h EStG i. V. m. 8a KStG, 14 Abs. 5 KStG, 10 Abs. 3 Satz 5 AStG und 10a GewStG für Feststellungszeitpunkte 31.12.2008-31.12.2015. Die Aussetzung der Steuerfestsetzung bewirkt, dass 8c Abs. 1 Satz 1 KStG aufgrund der vom BVerfG festgestellten Verfassungswidrigkeit bis zu einer gesetzlichen Neuregelung vorerst nicht anzuwenden ist, soweit bei der unmittelbaren Übertragung innerhalb von fünf Jahren von mehr als 25 % des gezeichneten Kapitals an einer Kapitalgesellschaft auf einen Erwerber (schädlicher Beteiligungserwerb) vor dem 01.01.2016 insoweit die bis zum schädlichen Beteiligungserwerb nicht ausgeglichenen oder a b- gezogenen negativen Einkünfte (nicht genutzte Verluste) nicht mehr abziehbar sind. Hinweis Es ist darauf hinzuweisen, dass die Finanzverwaltung nur für die Fälle Aussetzung der Steuerfestsetzung vornehmen will, in denen ein unmittelbarer Beteiligungserwerb vorliegt. Bei einem mittelbaren Beteiligungserwerb soll es demgegenüber unverändert zu einer anteiligen Verlustkürzung kommen 3. 1 2 3 2 BvL 6/11, BVerfGE 145, 106-170 BMF-Schreiben vom 15.01.2018, IV A 3 S 0338/17/10007, BStBl 2018 I S. 2 BMF-Schreiben vom 15.01.2018, IV A 3 S 0338/17/10007, BStBl 2018 I S. 2 6

Quotaler Gesellschafterwechsel: ab VZ 2016 Da das BVerfG nur für Fälle bis einschließlich 2015 entschieden hat, wendet die Finanzverwaltung 8c KStG für schädliche Beteiligungserwerbe nach 8c Abs. 1 Satz 1 KStG (quotaler Verlustuntergang) ab dem 01.01.2016 unverändert wieder an 1. Gesellschafterwechsel mehr als 50 % ( 8c Abs. 1 Satz 2 KStG): ab VZ 2008 Für Fälle des vollständigen Verlustuntergangs nach 8c Abs. 1 Satz 2 KStG liegt bisher keine Entscheidung des BVerfG vor. Die Finanzverwaltung wendet daher 8c Abs. 1 Satz 2 KStG uneingeschränkt ab dem VZ 2008 an. 2 Praktikerhinweis Bitte beachten Sie die Vorlageentscheidung des FG Hamburgs vom 29.08.2017 3 an das BVerfG hinsichtlich der Frage der Verfassungsmäßigkeit von 8c Abs. 1 Satz 2 KStG (vollständiger Verlustuntergang) ab dem VZ 2008. Daneben sind zur gleichen Frage auch zwei Verfahren beim BFH 4 anhängig, die allerdings wegen der vom BVerfG eingeforderten gesetzlichen Neuregelung nach 74 FGO bis zum 31.12.2018 ausgesetzt wurden. Es empfiehlt sich die entsprechenden Bescheide offen zu halten. In diesem Zusammenhang ist auch ein weiterer Beschluss vom 11.04.2018 5 des FG Hamburg zu beachten, nach dem in vergleichbaren Fällen Aussetzung der Vollziehung (vorläufiger Rechtsschutz) zu gewähren ist. Das FG Hamburg widerspricht damit der gegenwärtigen Verwaltungspraxis 6 wonach für eine Aussetzung der Vollziehung von Steuerbescheiden, die auf Basis des 8c Abs. 1 Satz 2 KStG ergangen sind, kein Grund besteht. Verfassungsmäßigkeit ab 2016 Ab VZ 2016 geht die Finanzverwaltung wieder von einer generellen Verfassungsmäßigkeit des 8c KStG aus, weil die Verluste unter den Voraussetzungen des 8d KStG als sog. fortführungsgebundene Verluste erhalten bleiben können. Hinweis Im Schrifttum sind dagegen bereits gewichtige Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit des 8c KStG auch ab dem VZ 2016 angemeldet worden 7. Aus diesem Grund ist es empfehlenswert auch 8c und 8d-Fälle ab VZ 2016 offen gehalten werden. 1 2 3 4 5 6 7 BMF-Schreiben vom 28.11.2017, BStBl 2017 I S. 1645 Tz. 66 zur Anwendung von 8c KStG durch die Finanzverwaltung siehe BMF-Schreiben vom 28.11.2017, BStBl 2017 I S. 1645 2 K 245/17, BB 2017 S. 2654 (Az. 2 BvL 19/17); zu dem Vorlagebeschluss siehe auch Kessler/Egelhof/Probst, DStR 2017 S. 2385; Dreßler, DB 2017 S. 2629 Az. I R 31/11 und I R 63/16 FG Hamburg, Beschluss vom 11.04.2018, 2 V 20/18, EFG 2018 S. 1128 BMF-Schreiben vom 15.01.2018, BStBl 2018 I S. 2, dort unter V. i. V. m. Abschn. B der Anlage Gosch, GmbHR 2017, S. 695, 698; Suchanek, FR 2017 S. 587 ff; Ernst/Roth, Ubg 2017 S. 366, 373; Kessler/Egelhof/Probst, DStR 2017 S. 1289, 1292 7

II. EuGH-Urteil vom 28.06.2018 Sanierungsklausel des 8c Abs. 1a KStG ist keine unionsrechtswidrige Beihilfe Regelung Entscheidung des EuGH In Fällen eines schädlichen Beteiligungserwerbs nach 8c KStG bei Sanierungsfällen bleiben unter bestimmten Voraussetzungen die Verluste nach 8c Abs. 1a, 34 Abs. 7c KStG erhalten. Mit vier parallelen Urteilen vom 28.06.2018 hat der EuGH (Rs. C-203/16 P, C-208/16 P, C-209/16 P und C-219/16 P) entschieden, dass die Sanierungsklausel der Mantelkaufregelung in 8c Abs. 1a KStG keine unzulässige Beihilfe darstellt und daher unionsrechtskonform ist. Zur Begründung führt der EuGH u. a. aus, dass die EU-Kommission den selektiven Charakter der Sanierungsklausel anhand eines fehlerhaft bestimmten Referenzsystems beurteilt habe. Hintergrund Bemerkung Die Sanierungsklausel des 8c Abs. 1a KStG wurde durch das Bürgerentlastungsgesetz Krankenversicherung vom 16.07.2009 mit Wirkung ab 01.01.2008 eingeführt. Damit sollten zumindest für Sanierungsfälle die negativen steuerrechtlichen Wirkungen einer Anteilsübertragung unter bestimmten Fällen nicht zum Zuge kommen, sondern die Verlustabzugsbeträge erhalten bleiben. Doch seitens der EU-Kommission wurde in dieser Norm eine unzulässige Beihilfe gesehen (Beschluss vom 26.01.2011, C 7/2010). Nachdem die Rechtsmittel Deutschlands hiergegen verfristet waren, sah sich der deutsche Gesetzgeber gezwungen die Sanierungsklausel in ihrer Anwendung zu suspendieren ( 34 Abs. 6 KStG) und bereits gewährte Steuervorteile wieder zurückzufordern. Die insoweit wiederbelebte Sanierungsklausel ermöglicht es, dass bei Einhaltung der gesetzlichen Tatbestandsvoraussetzungen im Falle eines Anteilseignerwechsels von über 25 % bei einer Kapitalgesellschaft die steuerlichen Verluste des Sanierungsunternehmens anteilig bzw. vollständig fortbestehen. Fundstelle Die Urteile vom 28.06.2018 sind abrufbar unter www.curia.europa.eu. 8

Anmerkungen Nach der Rechtsauffassung des EuGH stellt die Sanierungsklausel des 8c Abs. 1a KStG keine europarechtswidrige Beihilfe dar, da die Vorschrift keinen selektiven Charakter hat. Damit ist der EuGH dem Schlussantrag des Generalanwalts Vahl vom 20.12.2017 gefolgt. Derzeit ist die Sanierungsklausel gem. 8c Abs. 1a KStG in ihrer Anwendung gesetzlich noch ausgesetzt. Doch in 34 Abs. 6 Satz 2 KStG hat der Gesetzgeber geregelt, dass im Fall einer rechtskräftigen Entscheidung des EuGH, welche nun mit den Urteilen des EuGH vom 28.06.2018 vorliegen, 8c Abs. 1a KStG wieder anzuwenden ist. In förmlicher Hinsicht wird allerdings noch die Bekanntmachung der Entscheidung des EuGH durch das BMF im BGBl erforderlich ( 34 Abs. 6 Satz 3 KStG). Ist dies erfolgt, wird die Sanierungsklausel in allen noch nicht bestandskräftigen, also insbesondere in den mit Einspruch offen gehaltenen Fällen anzuwenden sein. Praktikerhinweis Im Regierungsentwurf vom 01.08.2018 ist eine entsprechende Änderung von 34 Abs. 6 vorgesehen, sodass 8c Abs. 1a für den VZ 2008 anzuwenden ist. 9

III. Wichtige Erkenntnisse aus dem BMF-Schreiben zu 8c KStG vom 28.11.2017 Regelung Schädliche Beteiligungserwerbe i. S. d. 8c Abs. 1 KStG Inhalt Schädlicher Beteiligungserwerb, Erwerber, Rechtsfolgen (Zeitpunkt, Umfang des Verlustuntergang, unterjähriger Beteiligungserwerb), Konzernklausel, Stille-Reserven-Klausel. Hintergrund Bemerkung Mit Datum vom 15.04.2014 lag bereits ein Entwurf eines aktualisierten BMF-Schreibens zu 8c KStG vor, da das bisherige Schreiben vom 04.07.2008 bereits aufgrund zwischenzeitlich ergangener BFH- Rechtsprechung und Gesetzesänderungen (z. B. Einführung der Konzernklausel ( 8c Abs. 1 Satz 5 KStG) und der Stille-Reserven-Klausel ( 8c Abs. 1 Sätze 6-9 KStG) i. R. d. Wachstumsbeschleunigungsgesetzes 2009) veraltet war. Das finale BMF-Schreiben vom 28.11.2017 ersetzt das BMF-Schreiben vom 04.07.2008. Das BMF-Schreiben vom 28.11.2017 entspricht im Wesentlichen dem Entwurf vom 15.04.2014. Abweichungen ergeben sich aber u. a. bei: Ò Übertragung auf Erwerber mit gleichgerichteten Interessen Das BMF verweist nunmehr auf das zwischenzeitlich ergangene Urteil des BFH vom 22.11.2016 (I R 30/15, BStBl 2017 II S. 92). Auch wenn das Urteil zwischenzeitlich im BStBl II veröffentlicht wurde und im BMF- Schreiben (Tz. 28) erwähnt wird ist jedoch fraglich, ob die Finanzverwaltung die Grundsätze des BFH-Urteils vollumfänglich anwenden möchte. In diesem Urteil hat der BFH entschieden, dass Absprachen, die sich lediglich auf den Anteilserwerb als solchen beziehen sowie die bloße (rechnerische) Beherrschungsmöglichkeit nicht ausreichen um eine (Erwerber-)Gruppe mit gleichgerichteten Interessen zu begründen. Fundstelle BMF vom 28.11.2017, BStBl 2017 I S. 1645. 10