Neuberechnung des Produktionspotentials für Branchen des verarbeitenden Gewerbes

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Transkript:

Viereljahrshefe zur Wirschafsforschung 69. Jahrgang, Hef 1/2000, S. 90 108 Neuberechnung des Produkionspoenials für Branchen des verarbeienden Gewerbes Von Bernd Görzig* Zusammenfassung Bei dem zur Ermilung des Produkionspoenials im DIW verwendeen Capial-Vinage Modell wird angenommen, dass die Unernehmen ihre Invesiionskalkulaion auf der Erwarung begründen, die einmal gewähle Kombinaion der Produkionsfakoren, ewa von Arbei und Kapial, bleibe für die Nuzungsdauer der Invesiionen fes. Geänder wird das Verhälnis von Arbei und Kapial für den gesamen Anlagenbesand des Unernehmens nur über den Zu- und Abgang von Anlagen. Auf der Grundlage einer ex-ane Produkionsfunkion, die Subsiuion zwischen den Produkionsfakoren zuläss, wird der Fakoreinsaz im Rahmen einer einzelwirschaflichen Invesiionskalkulaion opimier. Dies geschieh uner Abschäzung der künfigen Preisenwicklung und der zum Bereiben der Anlagen erforderlichen künfigen variablen Kosen. Ein besonderer Voreil des Modells lieg darin, dass die Alerssrukur des Anlagevermögens explizi berücksichig wird. Das gegenwärige Produkionspoenial kann somi als Summe vorangegangener Invesiionsenscheidungen dargesell werden. Auf Grund dieser Eigenschaf is das Modell auch geeigne, den Einfluss heuiger Enscheidungen auf künfige Enwicklungen abzubilden. Durch die produkionsheoreische Fundierung des Modellansazes lassen sich neben dem Produkionspoenial auch die dami zusammenhängenden Arbeispläze ermieln. Die mi dem Modell ermielen Kennziffern zur Kapaziäsauslasung beschreiben die ökonomischen Zusammenhänge in enscheidenden Konjunkurphasen wesenlich besser als solche, die aus mechanischen Gläungsverfahren abgeleie werden können. 1. Vorbemerkungen Berechnungen des Produkionspoenials durch das DIW haben eine wei zurückreichende Tradiion. Erse Versuche, das Produkionspoenial der deuschen Wirschaf zu besimmen, wurden von Grünig 1 vorgenommen. Vor allem Krengel 2 ha Pionierarbei geleise bei der produkionsheoreischen Fundierung des Produkionspoenials in der Indusrie. Sei den siebziger Jahren verwende das DIW den Capial-Vinage Ansaz zur Besimmung des Produkionspoenials. 3 In den achziger Jahren wurde dieser Ansaz auch auf indusrielle Wirschafszweige angewand. 4 Die hier vorgeselle Neuberechnung für die Sekoren des verarbeienden Gewerbes (einschließlich des Bergbaus) is wegen einer Reihe von Änderungen im saisischen Bereich erforderlich geworden. Dazu gehör die Umsellung des saisischen Berichssysems in Deuschland auf die europawei gülige NACE 5 -Gliederung der Wirschafszweige. Dami is ein wichiger Beirag zur europäischen Vergleichbarkei im saisischen Bereich geleise worden. Für die Zwecke der Berechnung des Produkionspoenials hae diese Umsellung allerdings gravierende Folgen. Die der Poenialrechnung zu Grunde liegenden Daen zum Kapialsock werden nach der inernaional üblichen perpeual-invenory Mehode berechne. Dieses Verfahren benöig lange Zeireihen der Invesiionsäigkei in gleich bleibender Abgrenzung. Nach der umfassen- * Deusches Insiu für Wirschafsforschung Berlin, D-14191 Berlin; e-mail: bgoerzig@diw.de 1 Grünig (1960). 2 Krengel (1966), 36 ff. 3 Görzig (1976), 153 ff. 4 Görzig (1985), 375 ff. 5 NACE = Nomenclaure générale des aciviés économiques dans les Communaués éuropéennes, vgl. Mai (1991), 7 ff. 90 Wochenberich des DIW 8/99

den Umsellung des saisischen Erhebungssysems sanden die erforderlichen langen Reihen nich mehr zur Verfügung. Mi einem mehodisch aufwendigen Verfahren sind im DIW daher zunächs langfrisig vergleichbare Zeireihen der Invesiionsäigkei nach Branchen des verarbeienden Gewerbes ersell worden. 6 Diese umfangreichen Änderungen im saisischen Ausgangsmaerial boen auch Gelegenhei, die Poenialrechnung des DIW zu überarbeien und zudem zu prüfen, inwiewei das verwendee Konzep akuellen Fragen gerech wird. 2. Deerminanen des Produkionspoenials 2.1 Einzel- und gesamwirschafliche Aspeke des Produkionspoenials Die Überlegung, dass die Produkionsmöglichkeien einer Volkswirschaf begrenz sein können, ha zunächs eine mikroökonomische Fundierung. Einzelne Beriebe machen häufig die Erfahrung, dass kurzfrisig die Produkion nich ausgeweie werden kann. Darauf basieren beispielsweise die Befragungen des ifo-insius 7 nach der Auslasung der berieblichen Kapaziäen. Dabei wird es den Unernehmen überlassen, die Höhe der berieblichen Kapaziäen und ihrer Auslasung zu beureilen. Theoreisch fundiere Berechnungen des Produkionspoenials beruhen zumeis auf dem Gedankengang, dass kurzfrisig eine Ausweiung der Produkion durch die vorhandenen Produkionsfakoren begrenz wird. Die prakizieren Ansäze unerscheiden sich einmal durch die Wahl der Produkionsfakoren, die als limiierend angesehen werden, zum anderen durch die angewande Mehode. Der Sachversändigenra 8 geh ähnlich wie das DIW davon aus, dass ausschließlich der Kapialsock die Produkionsäigkei begrenz. Das Verfahren der Bundesbank 9 berücksichig dagegen zusäzlich auch das Arbeiskräfepoenial einer Volkswirschaf. In beiden Ansäzen werden die Berechnungen auf einer hohen Aggregaionsebene durchgeführ. Enweder wird der Unernehmensbereich insgesam oder die gesame Volkswirschaf berache. Im Unerschied dazu erfolgen die Berechnungen des DIW in einer iefen sekoralen Disaggregaion. In den hier vorgelegen Berechnungen für das verarbeiende Gewerbe wird nach 31 Branchen unerschieden. Gemeinsam is diesen Berechnungen, dass explizi ein Zusammenhang zwischen dem Einsaz der Produkionsfakoren und dem Produkionspoenial zu Grunde geleg wird. Andere Berechnungen des Produkionspoenials für Deuschland sezen auf der Kosenseie des Produkionsprozesses an, indem sie, ausgehend von der Annahme eines quasi-fixen Produkionsfakors Kapial, das Ergebnis unernehmerischer Enscheidungen abzubilden versuchen 10. Andere Produkionsfakoren gelen in solchen Konzepen als beliebig verfügbar. Berache man einzelberiebliche Wirschafsabläufe, dann wird schnell offenkundig, dass es neben den physisch vorhandenen Produkionsanlagen noch vielfälige andere Fakoren gib, die kurzfrisig nich beeinflussbar sind und dami das Produkionspoenial besimmen. Langfrisige Veränderungen dieser Fakoren, aber auch vorübergehende Sondereinflüsse, wie ewa die deusche Vereinigung, bewirken nich-invesive Veränderungen der Produkionskapaziäen. Zu den längerfrisigen Deerminanen des Produkionspoenials können gezähl werden: Normen Dazu gehören religiöse, ehische, soziale und kulurelle Were einer Gesellschaf. Sie schlagen sich nieder im radieren Verhalen, aber auch in gesezlichen und verraglichen Bindungen. Beispiele hierfür sind Regelungen zur äglichen Arbeiszei, sowie soziale oder andere Vereinbarungen zur Sonn- und Feieragsarbei. Berache man die 24 Sunden des Tages als maximale Nuzungszei der verfügbaren Ressourcen, dann sind es vor allem diese Normen, die bewirken, dass die asächliche Kapaziä einer Volkswirschaf im Regelfall uner der rechnerischen Maximalkapaziä liegen wird. Zu berücksichigen is der Einfluss solcher Normen im längerfrisigen Vergleich, aber vor allem auch bei inernaionalen Vergleichen. Arbeiskräfeverfügbarkei In wirschafshisorischen Berachungen wird darauf hingewiesen, dass in der Indusrialisierungsphase der Wirschaf die Möglichkei, auf ein großes Poenial von Arbeiskräfen zurückgreifen zu können, zu den wichigsen Deerminanen der Sandorenscheidungen von Unernehmen gehöre. In Zeien vergleichsweise geringer Mobiliä war die Zahl der in einer Region vorhandenen Arbeiskräfe eine langfrisig wichige Kapaziäsgrenze. Troz verbesserer Mobiliäsmöglichkeien und hoher Arbeislosigkei kann auch gegenwärig die Verfügbarkei von Arbeiskräfen ein die Produkion begrenzender Fakor sein. Bekann sind die Klagen von Unernehmen über Engpass-Siuaionen auf den beriebs- und qualifikaionsspezifischen Arbeismärken. Diese Beobachung is auch ein Zeichen dafür, dass in den Berieben die Arbeiskraf nich als beliebig variabel angesehen wird. In vielen Produkionsprozessen nehmen Arbeiskräfe eine ähnliche Posiion ein, wie die Anlagen, mi denen sie produzieren. Qualifizieres Personal is häufig durch lang- 16 Görzig/Schinke (1998), 165 ff. 17 Lindlbauer (1989), 122 ff. 18 SVR (1998), Anhang IV A. 19 Deusche Bundesbank (1995), 41 ff. 10 Flaig/Romann (1998). Wochenberich des DIW 8/99 91

frisige Verräge an den Berieb gebunden und kann, ebenso wie die Anlagen des Beriebes, zeiweilig unerausgelase sein. Versärk wird diese Enwicklung durch den Trend zu höherwerigen Diensleisungsproduken, bei deren Hersellung qualifiziere Arbei ein immer größeres Gewich erhäl. Generell nimm die Bedeuung des Diensleisungssekors zu. Auch im produzierenden Sekor wird es für die Hersellung webewerbsfähiger Produke immer wichiger, qualifiziere Arbeiskräfe für Diensleisungsakiviäen einzusezen. In einzelnen Diensleisungsberieben kann die im Berieb verfügbare Arbeiskapaziä eine särkere Beschränkung der Produkionskapaziä darsellen als der Besand von Anlagen. Allerdings kann auch mi einer gewissen Elasiziä berieblicher Kapaziäsgrenzen dieser Ar gerechne werden, wenn die verfügbaren Arbeiskräfe durch Mehr- und Minderarbei variabel eingesez werden können. Produkionsauslagerungen Die Enwicklung in den lezen zehn bis zwanzig Jahren is auf einzelwirschaflicher Ebene auch dadurch gepräg worden, dass Kapaziäen nich allein durch Invesiionen veränder wurden, sondern durch Auslagerung von Produkionsprozessen und der Inanspruchnahme exerner Produkionskapaziäen. Diese Enwicklung schläg sich beispielsweise nieder im versärken Mieen von Anlagen, dem Einsaz von Leiharbeinehmern sowie dem Einsaz von Handelsware und der Vergabe von Lohnarbeien. Diese srukurellen Veränderungen vollziehen sich allerdings eher langfrisig. Nur selen können sie als kurzfrisige Reakionen der Unernehmen auf Kapaziäsengpässe aufgefass werden. Sie verbessern dennoch endenziell die Flexibiliä der Unernehmen, während sie gleichzeiig deren Abhängigkei von exernen Fakoren, wie Sreiks bei den Zulieferberieben oder Sörung der Transporwege, versärken. Der Srukurwandel und die Flexibilisierung der Arbeiswel bewirken, dass einzelberiebliche Kapaziäsgrenzen immer durchlässiger werden. Durch die Vergrößerung des Wirschafsraumes versärk sich bei europaweier Berachung dieser Effek. Andererseis muss bedach werden, dass die Möglichkei, bei Kapaziäsengpässen auf einzelwirschaflicher Ebene auf exerne Kapaziäen zuzugreifen, offensichlich nur dann möglich is, wenn genügend freie Kapaziäen in anderen Berieben vorhanden sind. Die Summe der aus einzelwirschaflicher Sich erkennbaren Produkionspoeniale muss somi nich zwangsläufig mi dem gesamwirschaflichen Produkionspoenial übereinsimmen. Berache man die Gesamhei der Einflüsse auf einzelwirschafliche Kapaziäen, dann werden gegenläufige Tendenzen erkennbar. Flexibilisierung, bewirk durch Veränderung der Normen oder durch versärke Arbeiseilung, kann die durch die physischen Anlagen gegebenen Kapaziäsgrenzen durchlässiger machen oder auch erhöhen. Die zunehmende Komplexiä von Produkionsprozessen und Lieferverflechungen mach andererseis die Unernehmen anfälliger für parielle Engpässe oder Sörungen. Werden Kapaziäsbeschränkungen in gesamwirschaflicher Berachung allein auf die physisch vorhandenen Anlagen zurückgeführ, dann wird eine hohe Elasiziä des wirschaflichen Sysems unersell, die es erlaub parielle Engpässe vergleichsweise schnell auszugleichen. Obwohl somi der Umfang der invesieren Anlagen in immer geringerem Maße Ausdruck exaker Kapaziäsgrenzen sein kann, bleib doch der Anlagenbesand ein wichiger Indikaor für Kapaziäsbegrenzungen. Er kennzeichne die inernen Kapaziäsbeschränkungen von Unernehmen. Zudem is der Anlagenbesand Ausdruck der Kapaziäsplanung durch die Unernehmen. Durch ihre Invesiionsenscheidung legen sich die Unernehmen langfrisig fes. Sie sind roz verbesserer Flexibilisierungsspielräume an diese Enscheidung gebunden. Im Allgemeinen wird zudem angenommen, dass sie einem Opimierungskalkül folgen, so dass andere, die Kapaziä beeinflussende Fakoren in der Regel mi der Invesiionsenscheidung abgesimm sind. 2.2 Grundgedanke des Capial-Vinage Modells des DIW 2.2.1 Ein Invesiionsmodell Der Grundgedanke des Capial-Vinage Modells zur Besimmung des Produkionspoenials is von Bliss 11 enwickel worden. Es wird angenommen, dass die Unernehmen ihre Invesiionskalkulaion auf der Erwarung begründen, die einmal gewähle Kombinaion der Produkionsfakoren, ewa von Arbei und Kapial, bleibe für die Nuzungsdauer der Invesiionen fes. Geänder wird das Verhälnis von Arbei und Kapial für den gesamen Anlagenbesand des Unernehmens nur über den Zuund Abgang von Anlagen. Auf der Grundlage einer Produkionsfunkion wird, uner Abschäzung der künfigen Preisenwicklung und der zum Bereiben der Anlagen erforderlichen künfigen variablen Kosen, der Fakoreinsaz im Rahmen einer einzelwirschaflichen Invesiionskalkulaion opimier. Dabei wird die Höhe der Invesiion in Abhängigkei von den abdiskonieren künfigen Errägen besimm. Mi einem solchen Modellansaz kann gu gezeig werden, dass verändere Konsellaionen bei den Fakorpreisen nich allein auf das Fakoreinsazverhälnis einer Invesiion durchschlagen, sondern auch die geplane ökonomische Nuzungsdauer derselben besimmen. Dami unerscheide sich der Ansaz von aggregieren Modellen aus der Wel der Neoklassik. 11 Bliss (1965). 92 Wochenberich des DIW 8/99

Zur Analyse produkiver Zusammenhänge in Unernehmen wird üblicherweise die Produkionsheorie verwende. Für modellmäßige Berachungen, wie auch für quaniaive Analysen auf empirischer Grundlage, werden produkionsheoreische Zusammenhänge zweckmäßigerweise in Form von Produkionsfunkionen formulier, die algebraisch darsellbar sind. Eine Produkionsfunkion soll dabei den Zusammenhang zwischen dem Einsaz der für die Produkion erforderlichen Produkionsfakoren und dem dami erzielen Ergebnis beschreiben. In der berieblichen Praxis lassen sich Produkionsprozesse nur selen durch derarige algebraisch darsellbare Produkionsfunkionen abbilden. Angesichs der Vielfal in der Praxis zu beobachenden Produkionsprozesse muss man sich bei der empirischen Analyse immer vor Augen halen, dass die Darsellung durch algebraische Produkionsfunkionen lediglich dazu dien, die für die ökonomische Berachung wichigsen Eigenschafen des Produkionsprozesses in modellhafer Absrakion zu erfassen. Auf diesem Wege wird versuch, die Reakionsweisen von Unernehmen im Produkionsbereich zu simulieren. Die in der Theorie enwickelen Produkionsfunkionen weisen unerschiedliche Grade der Komplexiä auf. Im DIW-Poenialmodell wird der Invesiionsenscheidung eine ex-ane Produkionsfunkion vom Cobb-Douglas Typ zu Grunde geleg, da diese den Gedanken des Subsiuionsprozesses und seiner ökonomischen Deerminanen vergleichsweise klar abbilde: Produkionsfunkion ß 1 ß X = F I L, (1) mi β = Produkionselasiziä der Invesiion, I = Invesiion, X = mi der Invesiion verbundene Produkionskapaziä, L = mi der Invesiion verbundene Arbeispläze, F = oale Fakorprodukiviä. Mi der oalen Fakorprodukiviä werden all jene Einflüsse auf die Produkion erfass, die nich auf eine quaniaive Veränderung der Produkionsfakoren zurückgeführ werden können. Dazu gehören echnische und organisaorische Verbesserungen des Produkionsprozesses sowie Änderungen in der Qualiä der Produkionsfakoren. Die oale Fakorprodukiviä F sei gegeben durch: mi F = e α + γ α = Skalierungsparameer,, (2) γ = Wachsumsrae der an die Invesiionen gebundenen oalen Fakorprodukiviä. 2.2.1.1 Die Invesiionsbedingung Bei gegebenen Erwarungen über die Enwicklung von Preisen, Löhnen und Zinsen is die Höhe der Invesiionen besimm durch Invesiionsbedingung I = X R w L C. (3) Dabei bezeichne w = die Höhe des durchschnilichen Reallohns, R = den Diskonierungsfakor der Erlöse, C = den Diskonierungsfakor der Kosen. Die Diskonierungsfakoren für Erlöse R und Kosen C sind besimm durch: und mi M r R = e τ dτ, (4) C o M ( r ) e τ b = dτ, (5) o M = erwaree Nuzungsdauer der Invesiion, τ = Aler der Invesiion, r = kalkulaorische Rendie (real), b = erwareer Ansieg des Reallohns. 2.2.1.2 Die Opimierungsbedingung Es wird angenommen, dass die Unernehmen auf Märken mi vollkommenem Webewerb agieren. Sie handeln als reine Mengenanpasser und haben keinen Einfluss auf die durch den Webewerb besimmen Markpreise. Auch wird erware, dass die Unernehmen versuchen, den Gewinn zu maximieren. Uner den durch die Produkionsfunkion gegebenen echnischen Bedingungen und den durch die Märke besimmen Preisen für das Produk sowie den Deerminanen für Lohn- und Zinsenwicklung gil für die gewinnmaximierende Arbeisprodukiviä, die mi einer Invesiion verbunden is: Opimierungsbedingung b X w e C =. (6) L 1 ß R Gleichung (6) mach den Unerschied deulich, der zwischen dem hier zu Grunde liegenden Modellansaz und den üblicherweise in makroökonomischen Modellen verwendeen Beziehungen beseh. Anders als in aggregieren Modellen dieses Typs, in denen die Arbeisprodukiviä bei gegebener Produkionsfunkion durch die Höhe des Reallohns eindeuig deerminier is, wird hier die mi einer neuen Anlage verbundene Arbeisprodukiviä nur zum Teil vom gegenwärigen Reallohn w geseuer. Hinzu komm der Einfluss, der von dem erwareen Ansieg des Reallohns b und der kalkulaorischen Rendie r als Diskonierungsfakor in C und R enhalen ausgeh. Wochenberich des DIW 8/99 93

2.2.1.3 Die Verschroungsbedingung Darüber hinaus muss der Invesor berücksichigen, dass zum Zeipunk, an dem die Invesiion aus ökonomischen Gründen zu verschroen is, die Arbeisprodukiviä gleich dem dann gelenden Reallohn is: Verschroungsbedingung X b M = w e. (7) L Das heiß, dass zum Verschroungszeipunk die variablen Kosen der Anlage gleich den mi ihr erzielbaren Erlösen sind. Bei gegebenem Lohnniveau w und erwareer Seigerungsrae des Reallohns b sind mi dem Gleichungssysem (3), (6) und (7) die gewinnmaximierenden Were für die Arbeisprodukiviä, die Nuzungsdauer und die kalkulaorische Verzinsung besimm. 2.2.2 Das aggregiere Modell Die aggregieren Were für das Anlagevermögen, die mi dem Anlagevermögen verbundenen Arbeispläze und das dazugehörige Produkionspoenial sind dann gegeben durch die Summe der Were für alle Invesiionsjahrgänge, die noch nich verschroe wurden. Im Konex der Vermögensrechnung würde man von einer recheckigen Überlebensfunkion sprechen. Das mi dem gesamen Anlagevermögen zusammenhängende Produkionspoenial Y eines Jahres errechne sich als Summe aller noch in Berieb befindlichen Invesiionsjahrgänge des Alers i : M Y = X, (8) i = 1 die dazugehörenden Arbeispläze N eines Jahres werden mi M N = L i (9) i = 1 ermiel. Das heoreische Modell kann in seinen Grundzügen neoklassisch genann werden. Als Teil eines allgemeinen Gleichgewichsmodells unerscheide es sich im Ergebnis auch nich von aggregieren Modellen diesen Typs. Als gleichgewichiges Wachsumsmodell führ es zu den gleichen Ergebnissen wie Modelle mi aggregieren Produkionsfunkionen. Die Arakiviä des Modells lieg vor allem in der realiäsnäheren Beschreibung von Ungleichgewichssiuaionen. Und darum geh es schließlich bei Fragen der Kapaziäsauslasung. Da das Modell à priori keine unendlich schnellen Anpassungsprozesse zuläss, is es gu geeigne, den Weg von einem Gleichgewichspfad zu einem anderen zu beschreiben. i 2.2.3 Erkennnisse aus dem heoreischen Modell Aus dem heoreischen Modell lassen sich zwei für den Zusammenhang zwischen der Nuzungsdauer und anderen ökonomischen Variablen wichige Erkennnisse ziehen: Ersens: Die Nuzungsdauer einer Anlage is eine ökonomische Größe. Sie häng bei gegebener Produkionsfunkion ganz wesenlich von der Lohnhöhe und den erwareen Lohnseigerungen ab. Zweiens: Es gib einen engen Zusammenhang zwischen der Nuzungsdauer und der Kapialprodukiviä. Anlagen mi höherer Nuzungsdauer haben, uner sons gleichen Bedingungen, eine geringere Kapialprodukiviä. Das heiß, ihr Beirag zum gesamen Produkionspoenial is verhälnismäßig klein, dafür aber langfrisig wirksam. Übersich 1 zeig an einem numerischen Beispiel, wie unerschiedliche Erwarungen über die Lohnenwicklung die Invesiionskalkulaion der Unernehmen in dem Modell verändern. Wie im aggregieren Modell reagieren die Unernehmen bei geringerem Lohnansieg mi Absenken der Kapialinensiä für neue Anlagen. Ensprechend fäll auch die Arbeisprodukiviä dieser Anlagen geringer aus. Bei geringerem Lohnansieg erhöh sich aber auch die erwaree Nuzungsdauer der Anlagen. Angesichs schwächer seigender Löhne kann der Zeipunk, an dem die variablen Kosen nich mehr durch die Erlöse gedeck werden, hinaus geschoben werden. Im Rahmen der Modellannahmen sorgen allerdings kompensierende Fakoren dafür, dass der die Nuzungsdauer verlängernde Einfluss eines geringeren Lohnansiegs nich voll zum Tragen komm. Die gleichfalls vermindere Arbeisprodukiviä führ zu einem höheren Einsaz an Arbeiskräfen. Anders als im aggregieren Modell, wo ein geringerer Lohn zu höherem Arbeiseinsaz und per saldo unveränderen Lohnaufwendungen führ, sind im Capial-Vinage Modell die Lohnaufwendungen roz angenommener geringerer Lohnhöhe zum Invesiionszeipunk höher als im Referenzfall. Dies wird dadurch bewirk, dass in dem Modell die Gewinne nich allein für das Invesiionsjahr, sondern über die gesame Nuzungsdauer der Invesiion maximier werden. Die höhere Anfangsbelasung durch Lohnkosen wird durch den geringeren Ansieg der Löhne über eine längere Nuzungsdauer wieder ausgeglichen (Abbildung 1). 2.3 Der empirische Ansaz Die ökonomische Wirklichkei ensprich nur selen dem Zusand in einem allgemeinen Gleichgewichsmodell. Insbesondere die Annahmen des vollkommenen Webewerbs und der Transparenz sind, ungeache der Brauchbarkei im heoreischen Referenzmodell, für eine realiäsnahe Beschreibung ökonomischer Vorgänge wenig geeigne. Der Versuch, den geschilderen Modellansaz auf die für Deuschland verfügbaren Daen zu überragen, muss daher scheiern. Würden die geschilderen Annahmen des Modells für die deusche Wirschaf zureffen, dann müssen nach Gleichung (6), uner den Bedingungen der gewählen Produkionsfunkion, die Vereilungs- 94 Wochenberich des DIW 8/99

Übersich 1 Arbeisprodukiviä und Nuzungsdauer in der Invesiionskalkulaion bei unerschiedlichen Fakorpreisen Simulaionsrechnung bei Referenzfall höheren niedrigeren Lohnkosen Fakorpreise Reale Verzinsung der Invesion in Prozen 5,0 2,9 6,8 Unernehmensspezifischer Reallohnansieg in Prozen 2,0 2,7 1,1 Lohnquoe zum Invesiionszeipunk in Prozen 58 55 62 Produkion und Fakoreinsaz Lebensdauer der Invesiion in Jahren 28 23 44 Invesiionseinheien je neu geschaffenen Arbeisplaz 7,81 9,86 5,69 Je Invesiionseinhei geschaffenes Produkionspoenial 0,23 0,20 0,29 Produkionseinheien je neu geschaffenen Arbeisplaz 1,81 1,94 1,66 Produkionseinheien 100 100 100 Arbeispläze 55 51 60 Invesiionseinheien 430 508 344 Veränderungen gegenüber dem Referenzfall in vh Fakorpreise Reale Verzinsung der Invesiion in Prozen 42 36 Unernehmensspezifischer Reallohnansieg in Prozen 36 46 Lohnquoe zum Invesiionszeipunk in Prozen 5 8 Produkion und Fakoreinsaz Lebensdauer der Invesiion in Jahren 18 59 Invesiionseinheien je neu geschaffenen Arbeisplaz 26 27 Je Invesiionseinhei geschaffenes Produkionspoenial 15 25 Produkionseinheien je neu geschaffenen Arbeisplaz 7 9 Produkionseinheien 0 0 Arbeispläze 7 10 Invesiionseinheien 18 20 Quelle: Capial Vinage Modell des DIW. relaionen über die Zei hinweg unveränder geblieben sein. Dies is jedoch nich einmal näherungsweise der Fall. Im Nachkriegsdeuschland sieg bis zum Ende der siebziger Jahre die Lohnquoe kräfig, 12 seidem sink sie. Auch in anderen enwickelen Ländern is die Enwicklung der Vereilungsrelaionen mi den vereinfachenden Annahmen nich kompaibel. Für die USA hae Kravis noch 1959 auf den langfrisigen Ansieg der Lohnquoe sei Beginn des Jahrhunders hingewiesen und die Ursachen unersuch. 13 Sei einigen Jahren wird dagegen auch dor ein Sinken der Lohnquoe beobache. Modellmäßige Erklärungen für diese Enwicklung können unerschiedlich sein. Nach der produkionsheoreischen Inerpreaion des Sachversändigenraes 14 is sie dadurch zu erklären, dass sich die Parameer der für Deuschland gelenden Produkionsfunkion rendmäßig geänder häen. Danach habe sich bei einer langfrisig gleich bleibenden Siuaion vollkommenen Webewerbs auf den für deusche Unernehmen relevanen Märken die Einkommensvereilung an die sich verändernden Parameer angepass. Im Rahmen der Poenialrechnung des DIW wird dagegen umgekehr von gleich bleibenden Parameern für die gewähle Produkionsfunkion ausgegangen. Die Ursache für die abweichende Enwicklung der deuschen Wirschaf von den Ergebnissen eines allgemeinen Gleichgewichsmodells wird darin gesehen, dass sich die Markverhälnisse geänder haben. Die häufig mi der so genannen Grenzprodukiviäsheorie in Verbindung gebrache konsane Relaion zwischen Grenzproduk der Arbei und Reallohn gil nur uner der Voraussezung gleich bleibender Markverhälnisse. 15 Verändern sich diese, sei es auf den Beschaffungsmärken oder den Absazmärken der Unernehmen, so is für Grenzprodukiviä und Reallohn 12 Diese allgemein bekanne Tendenzbeschreibung gil auch dann, wenn man die srukurellen Verschiebungen zwischen Selbsändigen und Arbeinehmern berücksichig, und zu den Löhnen ein kalkulaorisches Engel für die nich als Lohnempfänger Beschäfigen hinzuaddier. DIW (1998), 35. 13 Kravis (1959), 917. 14 SVR (1998), Anhang IV, E. 15 Burda/Wyplosz (1994), 433. Wochenberich des DIW 8/99 95

Abbildung 1 Produkionskosen und ökonomische Nuzungsdauer 120 Kosen und Erlöse 100 80 60 Erlöse Quelle: Capial-Vinage Modell des DIW. 40 Jahre 5 10 15 20 25 30 35 40 45 Nuzungsdauer Quelle: Capial-Vinage Modell des DIW. Kosen im Referenzfall Nuzungsdauer im Referenzfall Kosen bei geringerem Lohnansieg Nuzungsdauer bei geringerem Lohnansieg auch im Gleichgewich mi unerschiedlichen Verläufen zu rechnen. Nur uner diesen Bedingungen können sich, bei gegebenen Parameern der Produkionsfunkion, auch die Vereilungsrelaionen verändern. 2.3.1 Der Reallohn aus berieblicher Sich In der makroökonomischen Berachungsweise wird uner Reallohnenwicklung im reduzieren Modell meis die um die gesamwirschafliche Inflaionsrae bereinige Nominallohnenwicklung versanden. In der hier im Vordergrund sehenden berieblichen Sichweise is dagegen die srukurelle oder auch beriebliche Sichweise von Reallohnseigerung gemein: jene Lohnkosenenwicklung, die ein Produzen nich durch Preiserhöhungen für seine Erzeugnisse auffangen kann. Eine auf die Zukunf gerichee Invesiionsplanung muss in das Kalkül mi einbeziehen, dass sich der Preis für das mi dem Invesiionsprojek herzusellende Produk verändern wird. Dabei is zu berücksichigen, dass die Preisenwicklung auf den für das Unernehmen relevanen Märken von der allgemeinen Inflaionsrae abweichen kann. Diese Abweichungen können dami zusammenhängen, dass die allgemeinen Markbedingungen sich ändern. Sie können aber auch dami zusammenhängen, dass die spezifischen Markbedingungen des einzelnen Produzenen sich verändern. Abhängig davon, auf welchen Märken einzelne Unernehmen agieren, müssen sie auch bei gleicher Nominallohnenwicklung mi unerschiedlichen Reallohnenwicklungen rechnen. Saisisch wird der Reallohn gemessen durch den beobachbaren Nominallohn dividier durch den Index für den Absazpreis. 16 Auf monopolisischen oder oligopolisischen Märken is jedoch der Preis keine dem Invesor und Produzenen vorgegebene Größe. Er beeinfluss ihn selbs. Ein vergleichsweise ypisches Muser unernehmerischer Akiviä beseh beispielsweise darin, dass mi Hilfe von Invesiionen neue Produke ersell werden. Da diese sich von den bisher auf den Märken angeboenen Produken unerscheiden, verfüg der Invesor über ein emporäres Monopol. In dieser Siuaion können hohe Preise am Mark durchgesez werden. Angesichs der dadurch erzielbaren Monopolgewinne is die anfängliche reale Lohnkosenbelasung für den Invesor gering. Ers wenn die Innovaionsrendien abgeschöpf sind und andere Invesoren auf dem Mark äig werden, beseh die Nowendigkei, den Preis für das Produk zu senken. Das anfängliche Reallohnniveau für ein einzelnes Invesiionsprojek kann daher, je nach Höhe der er- 16 Es dürfe bei Berachungen aus berieblicher Sich unmielbar einleuchen, dass der in der öffenlichen Diskussion häufig im Vordergrund sehende Reallohn im Sinne eines Kaufkrafindikaors für Arbeinehmer nich Verwendung finden kann. 96 Wochenberich des DIW 8/99

zielbaren Monopolgewinne, wesenlich uner dem durchschnilichen Reallohnniveau der Branche liegen. Der Invesor muss aber dami rechnen, dass die Monopolgewinne auf Grund des sich versärkenden Webewerbs durch Nachahmer im Laufe der Zei abgebau werden. Die Erwarung über den Reallohnansieg für das Invesiionsprojek lieg dann wegen der zu erwarenden sinkenden Preise über der für den Branchendurchschni fessellbaren Reallohnenwicklung. Auch bei unveränder bleibendem Nominallohn kann daher der erwaree Reallohn seigen, wenn der Invesor im Verlauf der Nuzungsdauer der Anlage mi sinkenden Preisen rechnen muss. Unabhängig davon können sich naürlich auch die allgemeinen Markbedingungen ändern. Was die für den Invesor relevane Erwarung über die Enwicklung des Reallohnes is, kann allein auf Grund der bekannen saisischen Informaionen über Durchschniswere der Vergangenhei nich fesgesell werden. Die für den Invesor erwaree Reallohnseigerung wird daher im Rahmen der opimalen Anpassung des Modells als Zuschlag zur asächlichen Reallohnseigerung der Vergangenhei geschäz. Die erwaree Reallohnenwicklung b is daher gegeben durch b = b + e m. (10) Dabei bezeichne b e die hisorische Reallohnenwicklung und m dien als Korrekur, um die erwareen Markeinflüsse durch die Unernehmen zu erfassen. 2.3.2 Die Ausgangsgleichungen Berechnungen des Anlagevermögens auf der Grundlage der perpeual-invenory Mehode werden in Deuschland durch das Saisische Bundesam vorgenommen. 17 Die Invesiionsjahrgänge können nach ihrer voraussichlichen Nuzungsdauer unereil werden. Dami können auch Angaben über den Verschroungszeipunk einzelner Teile eines Invesiionsjahrganges gemach werden. Uner diesen Voraussezungen biee es sich an, die Verschroungsfunkion des heoreischen Capial-Vinage Modells für die empirische Berechnung zu verwenden. Ausgehend von der Verschroungsfunkion läss sich bei gegebener Nuzungsdauer M, auf der Grundlage des kalkulieren realen Lohnsazes w und der erwareen Reallohnänderung b, die für eine Invesiion kalkuliere Arbeisprodukiviä A ermieln: b M A = w e. (7a) Aus der Arbeisprodukiviä lassen sich mi Hilfe der Produkionsfunkion in Verbindung mi dem jeweiligen Niveau der oalen Fakorprodukiviä F: F = e α + γ die mi der Invesiion I verbundenen Arbeispläze L und das dazugehörige Produkionspoenial X errechnen: (2) ( ß ß X = I [ F A 1 ) / ] 1, 1 1/ ß L = I [ F A ]. (11) (12) Die in diesem Modell zu schäzenden Parameer sind die der ex-ane Produkionsfunkion, also α, β und γ, sowie die erwaree Reallohnenwicklung b. Beding durch die Daenlage, aber auch, um dem unerschiedlichen Tempo beim Ansieg der oalen Fakorprodukiviä und den Veränderungen der Webewerbsposiion auf den Märken gerech zu werden, wurde eine Periodisierung der Parameer b und γ vorgenommen. Es wird unerschieden zwischen der Zei vor 1980 und den Jahren von 1980 bis 1998. Über die ermielen Parameer informier die Übersich 2. Deulich wird, dass in allen Branchen eilweise erhebliche Korrekuren erforderlich sind, um aus der hisorischen Reallohnenwicklung auf die erwaree schließen zu können. Die Übersich mach zudem deulich, dass die ermielen Produkionselasiziäen nur wenig mi den Vereilungsrelaionen zu un haben. Offenkundig spiel die erwaree Veränderung der Markverhälnisse für die Unernehmen eine größere Rolle, als häufig bei der Unersellung von vollkommenem Webewerb angenommen. Auffällig is insbesondere, dass in der Mehrzahl der Branchen das Gewich der Invesiionen, gemessen an der Produkionselasiziä, sehr viel größer is, als man auf Grund der Einkommensvereilung vermuen würde. 18 Der weiere wichige Unerschied zum heoreischen Modell lieg darin, dass die Nuzungsdauer M nich endogen im Rahmen eines Opimierungskalküls ermiel wird, sondern auf der Grundlage der Kapialsockrechnung des Saisischen Bundesames. Dami wird unersell, dass die zur Berechnung des Kapialsocks verwendeen Nuzungsdauern dem ökonomischen Kalkül der Unernehmen ensprechen. Inwiewei eine derarige Annahme gerechferig is, häng sicher von dem ökonomischen Umfeld ab. In Zeien vergleichsweise überraschungsfreier Enwicklung aller ökonomischen Größen dürfen die Erwarungen der Unernehmen im Allgemeinen auch einreffen. Bei sarken Srukurbrüchen oder Schocks muss jedoch davon ausgegangen werden, dass die Erwarungen der Unernehmen enäusch werden. In diesem Fall werden die asächlichen Nuzungsdauern von den erwareen abweichen. Seigen beispielsweise die Produkionskosen langsamer als ursprünglich erware, so führ dies zu einer Ver- 17 Saisisches Bundesam (1999). 18 Im Vordergrund dieser Unersuchung seh nich die Analyse von Markformen, sondern die Ermilung des Produkionspoenials. Die Frage des empirischen Zusammenhangs von Vereilungsrelaionen, Produkionselasiziä und Markbedingungen kann hier daher nich verief werden. Wochenberich des DIW 8/99 97

Übersich 2 Parameer der sekoralen Poenialfunkionen Ansieg der Korrekur des oalen Fakorprodukiviä erwareen Reallohnansiegs Skalierungs- Produkionsfakor vor 1980 1980 1998 vor 1980 1980 1998 elasiziä der Invesiionen jährliche Veränderung in Prozen Bergbau 4,50 0,03 0,92 0,00 6,10 0,53 Geränkehersellung 2,24 0,14 2,31 0,00 6,83 0,63 Übriges Ernährungsgewerbe 0,47 0,23 1,12 16,94 0,80 0,99 Tabakverarbeiung 1,87 0,07 2,04 4,94 5,11 0,72 Texilgewerbe 9,19 0,27 0,03 0,65 4,37 0,42 Bekleidungsgewerbe 9,01 1,20 37,70 1,98 0,00 0,90 Ledergewerbe 25,41 0,79 8,86 1,84 7,76 0,43 Holzgewerbe 0,62 0,15 0,33 0,00 3,62 0,99 Papiergewerbe 0,34 0,04 0,04 4,09 0,39 0,99 Druckgewerbe 1) 13,44 0,05 1,10 0,89 4,45 0,40 Mineralölverarbeiung, Kokerei 18,22 0,00 3,91 2,40 25,64 0,12 Chemische Grundsoffe 0,30 0,01 2,33 0,00 2,44 0,99 Übrige chemische Indusrie 1,67 0,19 0,57 3,72 1,18 0,77 Kunssoff-, Gummiwaren 0,62 0,06 0,70 0,00 2,10 0,99 Glas, Keramik, Seine und Erden 0,45 0,00 0,43 0,20 3,76 0,99 Meallerzeugung und -bearbeiung 3,16 0,06 3,39 1,24 3,22 0,57 Sahl- und Leichmeallbau 2,30 0,10 1,63 0,00 3,83 0,77 EBM-Waren 1,53 0,01 3,21 0,00 3,25 0,77 Krafmaschinenbau 2,24 0,17 4,12 0,02 2,69 0,64 Spezialmaschinenbau 1,01 0,14 1,81 0,00 2,73 0,91 Werkzeugmaschinenbau 16,40 0,06 2,04 0,00 4,13 0,34 Übriger Maschinenbau 12,26 0,09 1,22 0,00 4,88 0,46 EDV-Geräe, Büromaschinen 2,32 0,04 8,38 9,05 1,78 0,58 Vereil- und Schaleinrichungen 0,68 0,24 2,52 0,61 3,54 0,99 Übrige Elekroechnik 6,06 0,00 2,13 0,00 2,59 0,49 Medienechnik 0,41 0,08 0,00 3,30 0,56 0,99 Meß- und Regelechnik 1,64 0,14 2,02 0,00 3,14 0,78 Krafwagen und -moore 2,56 0,07 0,44 0,00 5,35 0,72 Krafwageneile 1,37 0,02 0,41 0,00 2,32 0,82 Sonsiger Fahrzeugbau 4,09 0,01 1,27 0,00 2,98 0,59 Möbel, Spielwaren 1,11 0,03 1,57 0,00 2,62 0,93 1) Ohne Verlagsgewerbe. Quelle: Capial-Vinage Modell des DIW. längerung der ökonomischen Nuzungsdauer. Die Anlagen bleiben länger renabel. Umgekehr wird ein unerwareer Kosenansieg zu vorzeiigem Ausscheiden von Anlagen führen. Auch das Volumen des renabel einsezbaren Kapialsocks wird dann nich dem nach der perpeual-invenory Mehode ermielen Kapialsock ensprechen. Bei der Berechnung des Produkionspoenials wirk sich insbesondere die Unerscheidung zwischen den langlebigen Bauen und den meis kurzlebigeren Ausrüsungen aus. Mi den Bauen sind verhälnismäßig geringe Poenialwere verknüpf, die sich allerdings auch nur langsam abbauen. Vor allem die Ausrüsungen mi den meis viel geringeren Nuzungsdauern bewirken die mielfrisige Varianz in der Poenialenwicklung. Zusäzliche Varianz enhalen die Ergebnisse für das verarbeiende Gewerbe insgesam dadurch, dass die Rechnung nach 31 Wirschafszweigen durchgeführ wird. Dami werden sekorale Srukureffeke eingefangen. Die Wachsumsrae des Produkionspoenials und dami auch der Kapialprodukiviä is somi särkeren Veränderungen ausgesez, als man ewa auf Grund der Veränderungsrae des Kapialsocks allein vermuen würde. 2.3.3 Der Schäzansaz Die Berechnungen basieren auf branchenspezifischen Zeireihen für das Invesiionsvolumen, gerenn nach Ausrüsungen und Bauen, 98 Wochenberich des DIW 8/99

das Bruoanlagevermögen, gerenn nach Ausrüsungen und Bauen, das Werschöpfungsvolumen als Indikaor für die Produkion, die Beschäfigen und den Reallohn. Der Reallohn wird aus der Lohn- und Gehalsumme je Arbeinehmer, deflaionier mi einem branchenspezifischen Preisindex ermiel. Für die Berechnung des Preisindex wird, da eine mi dem Werschöpfungsvolumen kompaible nominale Werschöpfung nich zur Verfügung seh, der Umsaz als Repräsenan für die Enwicklung der nominalen Werschöpfung verwende. Die Preisenwicklung ergib sich dann durch Division der so ermielen nominalen Werschöpfung durch das Werschöpfungsvolumen. Die Berechnungen zum Produkionspoenial sind ieraiv aufgebau. Auf der Grundlage vorgegebener Parameerwere werden zunächs für die einzelnen Invesiionsjahrgänge jährliche Zugänge zum Produkionspoenial und zu den Arbeispläzen ermiel. Mi Hilfe der Zugänge kann der durchschniliche Besand des Produkionspoenials und der Arbeispläze aus der Summe aller Invesiionsjahrgänge uner der Berücksichigung der Nuzungsdauer gebilde werden. Diese aggregieren Berechnungen können dann mi einer saisisch beobachbaren Größe, die in der Regel nich für einzelne Invesiionsjahrgänge, sondern nur als aggregierer Wer vorlieg, verglichen werden. Die Ermilung der besen Parameerwere erfolg durch ein Kalibrierungsverfahren. 19 Die Parameer werden so of geänder, bis die Were einer Zielfunkion opimier sind. 20 Übliche Signifikanzess über lineare Zusammenhänge können auf die Ergebnisse dieses ieraiven, nich-linearen Ansazes nich angewende werden. Hinzu komm, dass das Produkionspoenial einer Volkswirschaf in dem hier diskuieren Sinn keine saisisch messbare Größe is. Der Versuch ewa, die ermielen Were für das Produkionspoenial an die Were der vorhandenen Produkion anzupassen, würde daher zu fehlerhafen Ergebnissen führen, da die bese Anpassung jene wäre, bei der die Auslasungsschwankungen minimier würden. Der Anpassung lieg daher eine kombiniere Zielfunkion zu Grunde. Minimier wird die Summe der quadrieren Abweichungen der Poenialwere von Arbeisprodukiviä und Kapialinensiä zu den empirisch beobachbaren Weren. In jeder Branche wird das Niveau der 19 Pagan (1994). 20 Formal geschieh dies durch Anwendung der Newon-Ieraion, die in handelsüblichen Tabellenkalkulaionsprogrammen angeboen wird. Abbildung 2 Produkion und Produkionspoenial Verarbeiendes Gewerbe 850 800 750 Produkionspoenial Mrd. DM 700 650 600 550 Werschöpfungsvolumen 500 450 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 Quelle: Capial-Vinage Modell des DIW; Görzig/Schinke/Schmid (1999). Wochenberich des DIW 8/99 99

Poenialwere so normier, dass die Kapaziäsauslasung im Regelfall den Wer 90 nich überschreie. Diese Normierung erlaub eine bessere Vergleichbarkei mi den aus Befragungsergebnissen resulierenden Weren und ermöglich es, die Koninuiä mi vorangegangenen Poenialrechnungen des DIW zu erhalen. 3. Ergebnisse Quaniaive Ergebnisse für 31 Wirschafszweige des verarbeienden Gewerbes sind bereis in einem gesonderen Daenband 21 dargesell worden. An dieser Selle sollen einige Ergebnisse für die zum verarbeienden Gewerbe zusammengefassen Wirschafszweige diskuier werden. 3.1 Produkionspoenial und poenielle Arbeisprodukiviä Die nach dem beschriebenen Ansaz ermielen Were für das Produkionspoenial im verarbeienden Gewerbe enwickeln sich erwarungsgemäß weiaus seiger als die asächliche Produkion (Abbildung 2). Anfang bis Mie der achziger Jahre nahm das Produkionspoenial zunächs nur schwach zu. Der niedrigse Zuwachs lag 1982 bei 0,8 %. Ers gegen Ende der achziger Jahre, beding durch die sich versärkende Invesiionsäigkei, beschleunige sich der Ansieg des Produkionspoenials auf zulez 2,6 %. Auch in den neunziger Jahren sieg das Produkionspoenial zunächs noch kräfig. 1991 wurde mi 3,3 % das höchse Poenialwachsum des Beobachungszeiraums erreich. Anschließend kam es zu einer kräfigen Abflachung des Wachsumspfades. Sei 1994 verändere sich das Produkionspoenial nur noch geringfügig. Angesichs der sekoralen und jahrgangsmäßigen Zerlegung is diese Enwicklung auch von srukurellen Effeken beeinfluss. Zusäzlich wirken Veränderungen beim erwareen Reallohnansieg auf die Enwicklung der Poenialwere. Dies wird im Fall der jährlichen Veränderung der poeniellen Arbeisprodukiviä besonders deulich. Anfang der achziger Jahre verändere sich der Ansieg der poeniellen Arbeisprodukiviä zunächs rech kräfig. Von 3,5 Prozen in 1981 ging die Veränderungsrae bis 1985 auf weniger als 2 Prozen zurück. Nach einer kurzfrisigen Erholung is der Ansieg der poeniellen Arbeisprodukiviä sei 1989 wieder rückläufig. 1998 sieg die poenielle Arbeisprodukiviä im verarbeienden Gewerbe nur noch um 2 Prozen. Bei der hier ermielen Produkiviä handel es sich um ein Modellergebnis, bei dem auch die Wirkung der Lohn- 21 Görzig/Schinke/Schmid (1999). Abbildung 3 Enwicklung der Arbeisprodukiviä Verarbeiendes Gewerbe 15 jährliche Veränderung in % 10 5 0 effekiv poeniell -5 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 Quelle: Capial-Vinage Modell des DIW; Görzig/Schinke/Schmid (1999). 100 Wochenberich des DIW 8/99

poliik der lezen Jahre auf die Enwicklung der Arbeisprodukiviä abgebilde wird. Inwiewei diese Produkiviäsenwicklung geeigne is, Grundlage einer daran orienieren Lohnpoliik zu sein, kann schon allein deswegen nich beanwore werden, weil dieser Begriff in der Lieraur mi unerschiedlichen Inhalen verbunden wird 22. Würde man den hier ermielen Pfad der Arbeisprodukiviä als Zielvorgabe für eine wünschenswere Reallohnenwicklung ansehen, dann häe das in einer sehr langfrisigen Berachung zum Ergebnis, dass bei gegebenem und überraschungsfreiem Ansieg der Preise und unveränderer Enwicklung der oalen Fakorprodukiviä, dieser Pfad perpeuier würde. Mielfrisig können sich auf Grund srukureller Veränderungen allerdings Abweichungen ergeben. Abbildung 4 mach deulich, dass die Arbeisprodukiviä neuer Anlagen sich von der des durchschnilichen Besandes unerscheide. Besonders am Anfang der achziger Jahre waren die neuen Anlagen noch durch einen wei über dem Durchschni liegenden Wer der Arbeisprodukiviä gekennzeichne. Im Laufe der neunziger Jahre is es, beding durch die geringen Reallohnseigerungen, zu einer Annäherung an den Durchschni gekommen. Gegenwärig is der produkiviässeigernde Einfluss neuer Anlagen nur noch sehr gering. Dies lieg vor allem auch an dem nachlassenden Einfluss der Fakorsubsiuion. Die Kapialinensiä neuer Anlagen ha in der Vergangenhei immer berächlich über der Kapialinensiä des durchschnilichen Besandes gelegen. Der Absand ha sich allerdings immer weier verringer. Milerweile sind die für einen neuen Arbeisplaz aufgewendeen Invesiionen sogar geringer als die Kapialinensiä des durchschnilichen Besandes (Abbildung 5). Dass die Kapialinensiä im Durchschni dennoch seig, is auf die Verschroung sehr aler Anlagen mi sark unerdurchschnilicher Kapialinensiä zurückzuführen. 3.2 Arbeispläze Eine besondere Eigenschaf des Modells beseh darin, dass neben dem Produkionspoenial auch die mi dem Kapialsock verbundene Zahl von Arbeispläzen ermiel werden kann. Der Begriff Arbeisplaz wird in der öffenlichen Diskussion häufig aus der Sich der beroffenen Arbeinehmer gesehen. Danach verlier ein Arbeinehmer seinen Arbeisplaz, wenn er enlassen wird. Hier geh es jedoch um den mi einer Produkionsanlage verbundenen Arbeisplaz. Wird ein Arbeinehmer enlassen, weil die Kapaziäen des Unernehmens nich mehr voll ausgelas- 22 So ha beispielsweise der Sachversändigenra zur Beguachung der gesamwirschaflichen Enwicklung uner Wahrung der Begriffskoninuiä seine Auffassung darüber, wie dieser Begriff zu füllen sei, mehrmals geänder. Abbildung 4 Produkiviä der Arbeispläze Verarbeiendes Gewerbe 150 neu geschaffene Arbeispläze 125 Tausend DM 100 75 Arbeispläze insgesam 50 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 Quelle: Capial-Vinage Modell des DIW. Wochenberich des DIW 8/99 101

Abbildung 5 Kapialeinsaz je Arbeisplaz Verarbeiendes Gewerbe 300 neu geschaffene Arbeispläze 250 Tausend DM 200 150 Arbeispläze insgesam 100 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 Quelle: Capial-Vinage Modell des DIW. e sind, verlier er zwar seinen Arbeisplaz, doch der Arbeisplaz selbs wird dadurch nich zwangsläufig verniche. Er kann wieder besez werden, wenn die wirschafliche Akiviä sich versärk. Um das Beschäfigungspoenial einer Wirschaf abschäzen zu können, is die Zahl der insgesam zur Verfügung sehenden Arbeispläze eine wichige Informaion. Reichen die Arbeispläze nich aus, um alle Arbeisuchenden zu beschäfigen, so is kurzfrisig eine Lösung des Beschäfigungsproblems nich möglich. Bei den hier modellmäßig ermielen Arbeisplazzahlen muss allerdings berücksichig werden, dass es sich um normiere Größen handel, bei denen davon ausgegangen wird, dass sich die Vorsellungen über die durchschniliche Arbeiszei nich ändern. Dennoch können diese Zahlen Hinweise liefern über die Beschäfigungsmöglichkeien, die durch die in der Wirschaf insallieren Anlagen kurzfrisig zur Verfügung gesell werden können. Abbildung 6 zeig, dass die Zahl der Arbeispläze im verarbeienden Gewerbe sei Beginn der achziger Jahre rückläufig is. Ende der achziger Jahre und sei Beginn der neunziger Jahre im Gefolge der deuschen Vereinigung kam dieser Prozess vorübergehend zum Sillsand. In der zweien Hälfe der neunziger Jahre seze sich der Rückgang versärk for. Die mi neuen Anlagen verbundene Zahl von Arbeispläzen zeig eine sarke Flukuaion. Diese enseh vor allem durch die Invesiionszyklen. Im Beobachungszeiraum lag die Zahl der im verarbeienden Gewerbe jährlich neu geschaffenen Arbeispläze zwischen 300 000 und 500 000. Deulich wird, dass die Zahl der neu geschaffenen Arbeispläze nur in geringem Umfang für den Rückgang der Arbeisplazzahlen im verarbeienden Gewerbe ursächlich is. Troz geringerer Invesiionsäigkei sind angesichs geringer Reallohnseigerungen auch nach der Rezession von 1993 wieder in zunehmendem Maße neue Arbeispläze geschaffen worden. Der Rückgang der Zahl der Arbeispläze insgesam is vor allem darauf zurückzuführen, dass der Verlus von Arbeispläzen aus dem Abgang aler Anlagen in fas allen Jahren höher war als die Arbeisplazzunahme durch Invesiionen. Ers in jüngser Zei kam es, begünsig durch die vermindere Subsiuionsrae, wieder zu einer Annäherung. Der Invesiionsansieg in 1998 versärke diese Wirkung. 3.3 Poenialpfad und Trend Versuch man die gegenwärig prakizieren Verfahren zur Berechnung des Produkionspoenials zu klassifizieren, so kann man drei Mehoden unerscheiden: a) Befragungen Die Einschäzung der Unernehmen über ihre Kapaziäsauslasung is eine wichige Quelle zur Beureilung der ökonomischen Enwicklung, da in den Unernehmen 102 Wochenberich des DIW 8/99

Abbildung 6 Arbeispläze Verarbeiendes Gewerbe 9500 1000 9000 Arbeispläze insgesam 900 Besand in Tausend 8500 8000 7500 7000 6500 durch Anlagenabgang sillgelege Arbeispläze 800 700 600 500 400 Zu- und Abgänge in Tausend 6000 300 neu geschaffene Arbeispläze 5500 200 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 Quelle: Capial-Vinage Modell des DIW. lezlich die Enscheidungen fallen, die von der Kapaziäsauslasung angier sind. Aus den Befragungen des ifo-insius zur Auslasung der berieblichen Kapaziäen läss sich auf das aus der Sich der Unernehmen vorhandene Produkionspoenial schließen. Auf die Unerschiede zwischen den Ergebnissen der DIW-Berechnung mi Befragungsergebnissen des ifo-insius is bereis an anderer Selle eingegangen worden. 23 b) Modellbasiere Verfahren Unerschieden werden kann hier zwischen Ansäzen die - wie der des DIW - unmielbar auf produkionsheoreischen Überlegungen beruhen, und solchen, die aufgrund heoreischer Überlegungen zu den Wirkungszusammenhängen zwischen der Auslasung und anderen ökonomischen Größen auf die Veränderung der Kapaziäsauslasung schließen lassen. Zu dieser Kaegorie von Unersuchungen gehören jene Ansäze, die ebenfalls auf srukurellen Modellen beruhen und die Kapaziäsauslasung aus der Kosensrukur ableien. 24 Dazu gehören auch Modelle in reduzierer Form, in denen beispielsweise aus dem Ansieg der Erzeugerpreise auf Kapaziäsengpässe geschlossen wird. 25 c) Gläungsverfahren In kapialsockbasieren Verfahren beschreib das Produkionspoenial einer Branche oder einer Volkswirschaf den möglichen Wachsumspfad. Die Inerpreaion des Produkionspoenials als Trend und die gedankliche Isolierung von Auslasungsschwankungen als vom Trend abweichende zyklische Schwankungen, vergleichbar ewa den Saisonschwankungen, sünde dabei im Widerspruch zu dem zugrunde gelegen Axiom, dass es das Verhalen der Akeure einer Wirschaf is, das deren Ablauf besimm. Eine solche Überlegung seh dagegen explizi hiner den Besrebungen, miels eines formalen Verfahrens Abweichungen von einer als Trend inerpreieren gegläeen Zeireihe der Produkion zu berechnen. Hier sollen die Ergebnisse des DIW-Poenialmodells mi jenen verglichen werden, die mi Hilfe der Gläung von Zeireihen durch einen Hodrick-Presco (HP-) Filer 26 ermiel werden können. Dieses Gläungsverfahren wird in Saisikpakeen zur Zeireihenanalyse sandardmäßig angeboen. Der HP-Filer kann formal als ein zweiseiiger linearer Filer, oder auch als ein gewogener gleiender Dreierdurchschni beschrieben werden. Um durch die von 23 Görzig (1998), 22. 24 Allerdings kommen diese Ansäze in der Regel nich ohne die Annahmen des vollkommenen Webewerbs auf den Märken des variablen Produkionsfakors aus. Die in diesen Modellen unerselle soforige Anpassung des Arbeiseinsazes an Nachfrageänderungen is in der Realiä enwickeler Volkswirschafen kaum anzureffen. Bernd/Hesse (1985), 965 966. 25 Funke (1995). 26 Hodrick/Presco (1980). Wochenberich des DIW 8/99 103

Schwankungen gepräge Zeireihe mi Jahresweren eine glae Linie ziehen zu können, werden zu den Beobachungsweren jährliche Gewiche ermiel. Diese werden uner der Nebenbedingung besimm, dass für die gegläee Reihe die Varianz aufeinander folgender Differenzen ein vorgegebenes Maß nich überschreie. Dies geschieh fakisch dadurch, dass jeder Wer der Zeireihe e Y mi einem anderen Gewich ψ versehen wird. Es gib daher ebenso viele Gewiche, wie es Beobachungswere in der Zeireihe gib. Die gegläeen Were Y werden ermiel durch Y = ψ Y. (13) e Das Ausmaß der Gläung wird durch einen zusäzlichen Parameer λ besimm. Minimier wird die Funkion T T 1 2 2 Z = ( Y Y ) + λ ( Y + Y 2 Y ). (14) = 1 e 1 + 1 = 2 Zuweilen werden sa der asächlichen Were auch deren Logarihmen verwende. Dies führ im Falle der hier beracheen Zeireihen bei unveränderem λ zu einer särkeren Varianz der errechneen Trendwere. Die Feslegung des Parameers λ beruh häufig auf den in den Arbeien von Hodrick und Presco verwendeen Weren. Für den Fall der hier zur Diskussion sehenden Jahresanalysen is von diesen für den Parameer λ ein Wer von 100 verwende worden. Je größer dieser Wer is, deso särker ähnel die gegläee Kurve einer linearen oder, bei Verwendung logarihmierer Were, exponeniellen Trendfunkion. Der von der OECD verwendee Wer von 25 läss eine särkere Flukuaion der gegläeen Reihen zu. 27 Die Voreile des Gläungsverfahrens liegen darin, dass die Anforderungen an die Daenbasis gering sind. Es werden lediglich Angaben über die Größe benöig, auf die das Verfahren angewand wird. die Berechnungen mi Sandardsaisikpakeen leich durchzuführen sind. Kriisier wird in der Lieraur die mangelnde Fundierung durch eine ökonomische Theorie und die Willkür bei der Wahl des Anpassungsparameers λ. 28 Inerpreier man die mi einem HP-Filer gegläee Zeireihe als Trend, so fehl bei dieser Ar von Trend die Möglichkei der Trendexrapolaion. Wie bei allen gleienden Durchschnien sind auch bei den miels HP-Filer 27 Giorno u. a. (1995), 9. 28 Hervorgehoben wird, dass die von Hodrick und Presco vorgeschlagenen numerischen Were, die diese als Quoien aus den Varianzen der Beobachungswere und der Trendwere ermielen, lediglich für die von Hodrick/Presco verwendeen Zeireihen gelen. Weiere kriische Anmerkungen finden sich bei Funke (1995), 10, Giorno u. a. (1995), 9. Abbildung 7 Poenialpfade im Vergleich Verarbeiendes Gewerbe 4 jährliche Veränderung in % 3 2 1 HP-Filer Poenialrechnung des DIW 0 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 Quelle: Capial-Vinage Modell des DIW. 104 Wochenberich des DIW 8/99