Ein Blick durch die chemische Brille. Orientierung gewinnen in einem neuen Feld

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Transkript:

1. ORIENTIERUNG GEWINNEN CHEMIE AB KLASSE 5 Lutz Stäudel Ein Blick durch die chemische Brille Orientierung gewinnen in einem neuen Feld Die Einführung eines neuen Unterrichtsfaches ist oft mit Schwierigkeiten verbunden. Außer mit einer neuen Fachsprache müssen die Schülerinnen und Schüler sich besonders mit der neuen Perspektive auseinandersetzen, aus der dieses Fach seine Gegenstände betrachtet. In dieser Situation ist es hilfreich, mit ihnen gezielt das Einnehmen einer neuen Fachperspektive zu üben und zu thematisieren. o [>0 Kontext Aufforderung Bearbeitungstätigkeit Lösung Information Frage Vorgehensweise Ergebnis Aufgabenkommentar Jedes Fach hat seine Sicht auf die Dinge. Das Einnehmen von Fachperspektiven wird am Beispiel der "chemischen Brille" thematisiert und eingeübt. Als Kontext und gemeinsamer Startpunkt wird eine Liste mit Gegenständen des Alltags zusammengestellt, von denen angenommen wird, dass sie nichts mit Chemie zu tun haben. Die Schülerinnen und Schüler werden dann schriftlich aufgefordert, zu prüfen, ob diese Gegenstände wirklich nichts mit Chemie zu tun haben. Die Lösungstätigkeit wird durch die Hinweise zur Gruppenarbeit und durch Bearbeitungshinweise unterstützt. Die Lösungen werden im folgenden Unterricht verallgemeinert. Oft hören Schülerinnen und Schüler (wie auch Erwachsene) Sätze wie "Alles ist Chemie". Doch diese Aussage fördert nicht das Verständnis der chemischen Sichtweise. Es wird eine Art Alleinvertretungsanspruch suggeriert, der sich im Alltag nicht beweisen lässt. Die Aussage ist extrem plakativ verkürzt. Hilfreich werden solche Aussagen aber dann, wenn sie ihre Bedingungen - von Mitteln und Gegenständen - mitthematisieren: " Wenn du die Dinge der Welt durch die chemische Brille betrachtest, wirst du feststellen, dass alles, was aus Stoffen aufgebaut ist, auch unter chemischen Aspekten betrachtet werden kann. " In dem hier vorgestellten Beispiel (Mat erial 1) geht es darum, den Lernenden den Gegenstandsbereich der" Chemie" grundsätzlich vor Augen zu führen, also" was dazu gehört und was nicht". Diese Abgrenzung ist für Anfänger deshalb schwierig, weil medial geformt bereits ein diffuses Bild der " Chemie" in den Köpfen existiert. Dieses ist meist geprägt von Nachrichten-Schlagzeilen über" Chemie-Unfälle, "chemische" Zusätze u. Ä.. Ebenso gibt es ein Bild von Chemie, das im Gegensatz zu dem von "Bio" steht. Was dabei herauskommt, wenn sich Alltagssicht und Fachperspektive vermischen, insbesondere wenn Begriffe aus den verschiedenen Bereichen unkritisch zusammen benutzt werden, greift Material 2 auf. Das Einnehmen der Fachperspektive - repräsentiert durch Redewendungen wie "chemisch betrachtet" - bedeutet somit, die gewohnte le- 26 1 Friedrich Verlag

Material 1 Die chemische Brille Gemeinsam haben wir eine Liste von Dingen des Alltags zusammengestellt, die auf den ersten Blick nichts mit Chemie zu tun haben. Aufgabe Suche dir drei Gegenstände aus dieser Liste aus. Kläre mit deiner Gruppe, ob die Vermutung wirklich zutrifft, dass die Alltagsgegenstände mit Chemie nichts zu tun haben. Hilfen ~ Setze für diese Untersuchung die "chemische Brille" auf und stelle fest, aus welchen Stoffen die Gegenstände bestehen. ~ Benutze für die Recherche dein Chemiebuch und die Internet-Bibliothek Wikipedia. ~ Fasse dein Urteil in einem Satz zusammen. bensweltliche Sicht auf die Dinge für eine gewisse Zeit zu verlassen und einen anderen Betrachtungspunkt einzunehmen: Aus einem Nutzgegenstand wird dabei ein Stoff, meist ein Gemenge von Stoffen, aufgebaut aus Molekülen, Ionen, Atomen, mit jeweils charakteristischen "chemischen" Eigenschaften (Kasten 1). Was die Sichtweise durch eine "chemische Brille" praktisch bedeutet, welche Reichweite die damit gewonnene Perspektive hat und welche Beziehungen zum Alltag bestehen, werden die Schülerinnen und Schüler erst im Lauf des weiteren Unterrichts erfahren. Die Aufgabe im Unterricht Die Chemie ist die Lehre vom Aufbau, Verhalten und der Umwandlung der chemischen Elemente und ihren Verbindungen sowie den dabei geltenden Gesetzmäßigkeiten. (Wikipedia 1/06) Ein Hamburger - chemisch betrachtet '. 11 Ein Hamburger ist aus lebensweltlicher Perspektive etwas, womit man schnell seinen Hunger sti lien kan n. Aus lebensmitteltechnischer Sicht kan n man sei ne Bestandtei le und deren Herkunft betrachten, aus landwirtschaftlicher Sicht die Anbau - bzw. Herstellungsbedingungen von Getreide, Schlachtvieh oder Tomaten, aus kultureller Sicht stellt sich der Burger als klassischer Vertreter von Fastfood dar. Unter der chemischen Brille zeigen sich vielfältige Stoffe: Stärke und andere Kohlenhydrate im Teig, Eiweiße und Fette im Hackfleisch und ein Gemisch verschiedenster Stoffe im Ketchup. Schaut man eine Ebene tiefer, erkennt man den atomaren bzw. molekularen Aufbau dieser Stoffe, z. B. Ketten von miteinander verbundenen Kohlenstoffatomen mit Bindungen zu Sauerstoff- und Wasserstoffatomen usw. Fnedrich Ve rlag 127

Die Lehrkraft richtet in Anschluss an die Definition die Frage an die Schülerinnen und Schüler, ob es nicht auch Dinge im Alltag gäbe, die nicht zur Chemie gehören. Die Nennungen per Zuruf werden an der Tafel gesammelt. Alternativ können die Schülerinnen und Schüler auch einzeln oder paarweise ihre Ideen möglichst gut lesbar auf DIN-A5-Zettel schreiben, die dann an der Tafel angeheftet werden. Eine mögliche Liste von Alltagsgegenständen kann z. B. folgende Begriffe umfassen: Schafwolle, Baum, Wasserhahn, Glas, Vollkornbrötchen, Holz, Wasser, Bier, Kerze, Kopfkissen, Papier, Zuckerwatt ~, Hühnerei, Buch. Eines der genannten Dinge (z. B. Schafwolle) wird im Anschluss exemplarisch gemeinsam auf seine Chemierelevanz geprüft (Kasten 2). Da die Fachkenntnisse der Schülerinnen und Schüler im Anfangsunterricht Chemie erst gering ausgeprägt sind, kann man für diese Diskussion ein Nachschlagewerk zu Hilfe nehmen. Bewährt hat sich hier die Online-Version von Wikipedia, am besten mittels Beamer für alle lesbar gemacht. Interessanterweise entfalten die Einträge in der Onlinebibliothek selbst wiederum höchst unterschiedliche Perspektiven (z. B. Baustoffe, biologische Sichtweisen). Dennoch erreicht man sehr schnell die stofflich-chemische Ebene: Eiweiße werden als Bauelemente genannt und als Makro- moleküle charakterisiert, die aus diversen chemischen Elementen aufgebaut sind. Das gemeinsam gefundene Urteil für den Alltagsgegenstand Schafwolle lautet somit: Es hat zwar den Anschein, dass Schafwolle nichts mit Chemie zu tun hat. Aber die Schafwolle gehört zu den Proteinfasern und ist aus Eiweißen aufgebaut. Diese bestehen wiederum aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff. Zum Einüben der chemischen Fachperspektive bestimmen die Schülerinnen und Schüler im Anschluss an die gemeinsame Unterrichtsphase die chemische Relevanz von weiteren Alltagsgegenständen (Material 1 ). Bewährt hat sich dabei die Bearbeitung in Gruppen von zwei bis vier Schülern. Die Ergebnisse werden gruppenweise vorgestellt und im Plenum besprochen. In einer anschließenden Zusammenfassung wird herausgestellt, dass der Blick durch die chemische Brille erkennen lässt, dass alles, was uns umgibt, aus Stoffen im chemischen Sin~ aufgebaut ist. Umgekehrt muss aber auch deutlich gemacht werden, dass es noch viele andere Brillentypen bzw. Sichtweisen gibt. Abhängig von der Fragestellung muss man zwischen den verschiedenen naturwissenschaftlichen und nicht-naturwissenschaftlichen Fachperspektiven auswählen, um wichtige Hinweise zur Lösung der Frage zu erhalten. Schafwolle Schafwolle (auch Schafswolle) ist die Wolle des Schafs. Sie wird in der Industrie zunehmend als Dämmstoff verwendet. Ihre physikalischen und chemischen Eigenschaften sind die Voraussetzung für den Einsatz, im Hochbau, im Bereich technische Isolierung und im Bereich Schadstoffsan ieru ng. Wolle Als Wolle bezeichnet man die weichen Haare des Fells einiger Säugetiere (im Gegensatz zum Deckhaar) insbesondere vom Schaf (Schafwolle). Sie gehört wie Seide und Kasein zu den Proteinfasern. Protein Proteine, umgangssprachlich auch Eiweiße genannt, sind Makromoleküle, die aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff aufgebaut sind und auch andere Elemente, wie Schwefel und Selen, beinhalten können. Sie gehören zu den Grundbausteinen aller Zellen. 28 1 Friedrich Verlag

Material 2 Keine Chemie in Bio-Waschmitteln Berlin - Ein Waschmittel, das mit der Bezeichnung "Bio" wirbt, muss von chemischen Substanzen völlig frei sein. Das hat das Berliner Kammergericht in einem noch nicht rechtskräftigen Urteil entschieden. Wie der Verbraucherschutz in Berlin mitteilte, wurde einem Unternehmen damit in zweiter Instanz untersagt, sein mit chemischen Stoffen versetztes Waschmittel zu vertreiben und dafür zu werben. Nach Ansicht der Richter handele es sich eindeutig um eine Irreführung des Verbrauchers. Aufgabe ~ Finde heraus, wo der Widerspruch in dem Zeitungsbericht steckt. Hilfen ~ Stelle fest, aus welchen Stoffen die meisten Waschmittel zusammengesetzt sind. Liste auf, wodurch sich Bio-Waschmittel von konventionellen Waschmitteln unterscheiden. Überlege, was die Richter vermutlich mit "chemischen Stoffen" meinen. Ausblick Damit die Schülerinnen und Schüler tatsächlich in Stand gesetzt werden, in entsprechenden Situationen gezielt die "chemische Brille" aufzusetzen (oder eine andere angemessene naturwissenschaftliche Brille), muss ihnen dazu im Verlauf des Unterrichts in der Sekundarstufe I immer wieder Gelegenheit gegeben werden. Ebenso wichtig wie die Schaffung und Gestaltung dieser Situationen ist aber das Sprechen darüber. Erst wenn den Schülerinnen und Schülern zunehmend bewusst wird, dass es sich bei der naturwissenschaftlichen Betrachtung der Welt ebenso wie beim naturwissenschaftlichen Arbeiten um das zeitweilige Annehmen eines bestimmten Betrachtungspunktes handelt, werden sie verstehen, dass diese Fachperspektive nicht in Konkurrenz sondern gleichwertig neben der lebensweltlichen Sicht der Dinge steht. Literatur Theune, B.lStamme, M.: Riechen, Schauen, Tasten. In: UC 58/59, 2000, S. 10-14. Internet-Tipp http://dc2.uni-bielefeld.de/dc2/zeitungl/zeitung 1.htm,- Fri edrich Ver lag 129

Hrsg. Harald Gropengießer Dietmar HöUecke Telsehe Nielsen Lutz Stäudel ORIENTIERUNG GEWINNEN WISSEN ERARBEITEN SieHE HElli ERLANGEN Mit Aufgaben lernen UNTERRICHT UND MATERIAL 5-10

IMPRESSUM Harald Gropengießer, Dietmar Höttecke, Telsehe Nielsen, Lutz Stäudel Mit Aufgaben lernen Unterricht und Materia l 5-10 1. Auflage 2006 Erhard Friedrich Verlag GmbH, 30926 Seelze Redaktion Stefanie Krawczyk Realisation Sabine Duffens Friedrich Medien-Gestaltung Verlag Erhard Friedrich Verlag GmbH Im Brande 17, 30926 Seelze Druck Jütte-Messedruck Leipzig GmbH, Printed in Germany Vertrieb Friedrich Leserservice Postfach 10 01 50, 30926 Seelze Telefon 0511140 00 4-150 Te lefax 0511/40 00 4-170 lese rservi ce@friedrich-verlag.de Bestell-Nr. 62126 Beiträge sind urheberrechtlieh geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Die als Material bezeichneten Unterrichtsmittel dürfen bis zu Klasse n- bzw. Kursstärke vervielfältigt werden. Besuchen Sie uns im Internet unter www.friedrichonline.de

Inhalt HARALD GROPENGIESSER Mit Aufgaben lernen Eine Einführung 4 1. ORIENTIERUNG GEWINNEN 12 PETRA HOPPE Wer ist der Täter? Biologie/Chemie/ Naturwissenschaftliche Fragen definieren Physik 6. 9. Klasse 14 Mir geht ein Licht auf Naturwissenschaft und Technik im Alltag erkennen Physik 3. 10. Klasse 18 Eine anziehende Wirkung Phänomene ordnen Phänomengrenzen erkennen Physik 5. 9. Klasse 22 LUTZ STÄUDEL Ein Blick durch die chemische Brille Orientierung gewinnen in einem neuen Feld Chemie ab Klasse 5 26 SINUS Hessen Mineralwasser ist gesund?! Informationen kritisch prüfen Chemie 7. 9. Klasse 30 2. WISSEN ERARBEITEN 34 TANJA RIEMEIER Grenzflächenvergrößerung Naturwissenschaftliche Prinzipien zum Erklären nutzen Biologie 8. 10. Klasse 36 TANJA RIEMEIER Zerkleinert und doch größer Ein naturwissenschaftliches Prinzip erfahren Biologie 6. 10. Klasse 41 GUNTHER SACK Die Ursache einer rätselhaften Krankheit Empirische Belege zur Entscheidung nutzen Biologie ab Klasse 9 44 TELSCHE NIELSEN Die Balance des Geldes Eine Gesetzmäßigkeit formulieren Physik 7. 10. Klasse 48 Technik, die begeistert! Struktur-Funktions-Beziehungen erkennen Physik 9. 10. Klasse 51 LUTZ STÄUDEL Die Spannungsreihe der Metalle Ordnungssysteme (re-)konstruieren Chemie 9. 10. Klasse 56 LUTZ STÄUDEL, GUDRUN FRANKE-BRAUN, SIBYLLE HESSE Wasser marsch! Naturwissenschaftliches Wissen verknüpfen Chemie 8. 9. Klasse 61

3. SICHERHEIT ERLANGEN 66 ULRIKE ANGERSBACH UND JORGE GROSS Auf den Puls gefühlt Experimentelle Ergebnisse präsentieren Biologie 9. Klasse 68 JÖRG ZABEL Die unsichtbare Abwehr Wissen narrativ und naturwissenschaftlich darstellen Biologie 9. 10. Klasse 74 TELSCHE NIELSEN Auf die Plätze, fertig, los! Darstellungsebenen wechseln Physik 7. 8. Klasse 81 Vom Messen in Maßen Den Umgang mit der Fachsprache trainieren Physik 9. 10. Klasse 86 UND FREDERIK HEISE Die Raketen-Start-Maschine Systeme beschreiben und beurteilen Physik 9. 11. Klasse 92 SINUS NATURWISSENSCHAFTEN (BAYERN UND HESSEN) Säuren Laugen Salze Reaktionsgleichungen aufstellen Chemie 8. 10. Klasse 97 4. PROBLEME LÖSEN 104 KAI NIEBERT UND HARALD GROPENGIESSER Ein haariges Problem Einen Untersuchungsplan entwickeln Biologie 9. 10. Klasse 106 BIRGIT GIFFHORN Zungenrollen: Erbgang beim Menschen Hypothesen überprüfen Biologie 9. 10. Klasse 110 FREDERIK HEISE UND Schwimmen oder sinken? Mit Fachbegriffen arbeiten Physik 6. 9. Klasse 116 TELSCHE NIELSEN UND LUTZ STÄUDEL Überleben auf der Eisscholle? Ein Phänomen modellhaft erschließen Physik 7. 10. Klasse 120 Mit dem Fahrrad unterwegs Einen Versuch entwickeln Physik 8. 10. Klasse 124 LUTZ STÄUDEL (SINUS HESSEN) Physik/Chemie Eiskonfekt 8. 10. Klasse Ein Phänomen aufklären auch Oberstufe 128 SINUS HESSEN Weiße Pulver Ordnungssysteme (re-)konstruieren Chemie 5. 11. Klasse 134 SCHÜLERTIPPS TELSCHE NIELSEN Aufgaben strategisch lösen Schülertipps zum Aufgabenlösen 141 AUSBLICK SINUS HESSEN Die Entwicklung einer Aufgabenkultur Eine Aufgabe für die Fachgruppe 148