CUBE Das Magazin für, modernes Wohnen und Lebensart für Essen und das westliche Ruhrgebiet 01 13 ARCHITEKTUR Bauen für die Familie Eine besondere Herausforderung Interview Bauen im Bestand Ein Gespräch mit dem Architekten Heinrich Böll und Kollegen Garten und Landschaft Grüne Idylle in Essens Mitte Der Uni-Park lädt zum Erholen, Entspannen und Spazieren ein Kunst und Kultur PLÜFOLI Der verrückt-fröhliche Wahnsinn geht weiter!
INHALT Liebe Leserin, lieber Leser, Der Architekt bewirkt, dass wir in gesunder Umwelt wohnen, zum Nutzen aller arbeiten und zu jeder Zeit würdevoll leben können - dieses Zitat des italienischen Humanisten Leon B. Alberti aus der Frührenaissance ist aktueller denn je. Wir leben in einer Zeit veränderter Ansprüche an unser Umfeld: Arbeit und Freizeit, Wohn- und Lebensformen werden neu definiert. Die besinnt sich auf ihre ursprüngliche Rolle, so, wie sie von herausragenden Philosophen wie Hegel, Schopenhauer, Schlegel und Adorno definiert wurde: Eine für den Menschen. Auch im Ruhrgebiet sind diese besonderen Herausforderungen überall sichtbar. Ihnen kann man nur mit Vernetzung und Kooperation begegnen. Hier kommt der Kreativwirtschaft, die wertvolle Impulse liefert, eine konstruktive Rolle zu. Beispiele des Zusammenspiels von wirtschaftlichen, architektonischen und kulturellen Impulsen in Stadtentwicklungsprozessen finden Sie in den kommenden Ausgaben. Diese macht den Auftakt mit dem Quartier Gelsenkirchen-Süd, das der Stadterneuerung im Bereich Bochumer Straße einen bedeutenden Schub gegeben hat. Viel Vergnügen beim Lesen wünscht Thomas Westphal, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung metropoleruhr 4 BAUEN FÜR DIE FAMILIE Eine besondere Herausforderung 8 VORBILDLICH BAUEN UND WOHNEN Erste Klimaschutzsiedlung Essens 11 NEUBAU IM HISTORISCHEN ENSEMBLE Aufwertung für Essen-Altendorf 14 IM NEUEN GEWAND Das Pumpenhaus an der Jahrhunderthalle Bochum 17 BAUEN IM BESTAND Ein Gespräch mit dem Architekten Heinrich Böll und Kollegen 20 MINIAPOLIS GANZ GROSS! Die Spielstadt für Kinder im ThyssenKrupp Quartier 23 MODERNER TREFFPUNKT Einladendes Gemeindezentrum in Dorsten 26 JEDE MENGE INS ROLLEN GEBRACHT Eine Moderne Bowling-Anlage in Gelsenkirchen 28 SCHÖNE AUSSICHTEN Begegnungen in der Praxisetage RUE 199 32 EXKLUSIVES WOHNEN IN URBANEN LAGEN Wohnprojekte im Essener Süden 42 KREATIV-QUARTIERE IM RUHRGEBIET Diesmal: Der Wissenschaftspark Gelsenkirchen 45 GRÜNE IDYLLE IN ESSENS MITTE Der Uni-Park lädt zum Erholen und Entspannen ein 48 SPIRITUELL BIS LEBHAFT Neuer Kirchplatz für St. Urbanus 50 LEBEN IN DER DESIGNER-LAUBE Das etwas andere Schrebergartenhaus 58 WOHNZIMMER GOES OUTDOOR Das sind die Trends für Garten, Balkon und Terrasse 68 BEEINDRUCKENDES ENSEMBLE Kulturzentrum Schloss Borbeck 74 PLÜFOLI Der verrückt-fröhliche Wahnsinn geht weiter! 78 AUSFLUGSTIPP Begegnungszentrum mit Gastronomie in Dortmund 86 IMPRESSUM 3
4
Bauen für die Familie Eine besondere Herausforderung Fotos: Jacob Sokoll Als Architekt für die eigene Familie zu entwerfen und zu bauen ist ein Balance-Akt: Es gibt wohl kaum einen Auftraggeber, der einem mehr am Herzen liegt. Kaum einen, bei dem man sensibler darauf achten muss, Wunschtraum und Realität, Raumvorstellungen und finanzielle Möglichkeiten unter einen Hut zu bringen. Im Fall des büros Eickelkamp und Rebbelmund war es die Schwester eines Architekten, die mit ihrem Mann völlig unerwartet ein bezahlbares Grundstück gefunden hatte und bauen wollte. Für die Realisierung des Bauvorhabens gab es von Anfang an zwei feste gemeinsame Regeln. Erstens: Es sollte kein Haus wie jedes andere entstehen. Zweitens: Das Budget ist begrenzt und wird unter allen Umständen gehalten. Auf dem rechteckigen, nach Norden ausgerichteten Grundstück mussten das Raumprogramm für eine vierköpfige Familie und eine Doppelgarage untergebracht werden. Die Vorstellung, ein zweigeschossiges Flachdachhaus mit Keller zu bauen, wurde zugunsten der zweiten Regel geopfert. Ein ausgebauter Dachstuhl bietet mehr Nutzfläche als die vorgesehene Teilunterkellerung, bindet das Gebäude deutlich harmonischer in den städtebaulichen Kontext ein und ist erheblich kostengünstiger. Also Dach statt Keller. Um dem ursprünglichen Wunsch der Bauherren nach Modernität, klaren Linien und reduzierten Formen dennoch entsprechen zu können, wurde der Baukörper als präziser Kubus auf einem Rechteck entwickelt. Das Dach ist als Prisma mit 45 Neigung daraufgestellt und hat innenliegende Rinnen ohne Dachüberstand. Auch die Fallrohre liegen innen und wurden reversibel ausgebildet. Alle Kanten sind bewusst scharf gestaltet und im Detail so reduziert wie möglich durchgebildet. Eine Putzfassade war grundsätzlich gewünscht, sollte aber nicht weiß sein. Der gewählte Farbton in Verbindung mit der enorm präzisen Verarbei- 5
tung verleiht dem Gebäude seinen besonderen Reiz und unterstreicht im Zusammenspiel mit den weißen Fenstern und Kontrastflächen den gestalterischen Grundansatz. Wegen der Verschattung durch die Gebäude und Bepflanzungen der unmittelbaren Nachbargrundstücke wurde die Garage im Westen angelegt. Dadurch war es möglich, Kochen, Essen und Wohnen als fließendes Raumkonzept im Erdgeschoss entlang der Ostseite anzuordnen und die Fassade großzügig zu öffnen. Auch nach Süden, also zur Straße hin, bekam die Küche ein großes Fenster und eine vorgelagerte Sonnenterrasse, die durch eine immergrüne Hecke geschützt ist. Auf diese Weise ist es gelungen, die wesentlichen Wohnbereiche nicht nur mit Tageslicht, sondern auch mit Sonne zu versorgen. Aus gestalterischen wie auch aus Kostengründen wurden statisch nicht erforderliche Wände durch entsprechend gestaltete Schrankmöbel ersetzt, was den offenen Raumeindruck zusätzlich steigert. Ein gelungener Balanceakt. (beteiligte Gewerke siehe Seite 85) www.er-architekten.de 6