B I O T O P I N V E N T A R Gemeinde: Stummerberg Bezirk: Schwaz Biotopnummer: 3525-102/12 interner Key: 932_35252_12 Biotopname: Feuchtgebiet in den Schwaigerwiesen/Stummerberg Biotoptypen: Kleinseggenrieder (FKS); Artenreiche Nasswiesen (FNW) Fläche (ha): 0,45 Länge (m): - Flächenanzahl: 2 Linienanzahl: - Seehöhe: 1119-1139 m Kartierung: Mag. Herbert Angerer 2.10. und 3.10.2015 interne ID: 3445 Artenlisten: 1 Vegetationsaufn.: - KURZDIAGNOSE Zwischen Mitterberg und Oberberg in den Schwaigerwiesen ist ein Feuchtgebiet mit Kleinseggenriedern und Nasswiesen erhalten geblieben. Seite 1 von 7
1. BESCHREIBUNG Zwischen Mitterberg und Oberberg (Stummerberg) befindet sich in den Schwaigerwiesen ein leicht nach Westen geneigtes Feuchtgebiet mit mehreren Kleinseggenriedern im Nordosten (nordöstliche und mittlere Teilfläche) und einer angrenzenden Nasswiese im Südwesten. Die Kleinseggenrieder beinhalten zahlreiche gefährdete Pflanzenarten wie Floh-Segge (Carex pulicaris), Kriech-Weide (Salix repens), Braun-Segge (Carex nigra), Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza majalis), Davall-Segge (Carex davalliana), Gelb-Segge (Carex flava agg.), Gemeines Fettkraut (Pinguicula vulgaris), Hirse-Segge (Carex panicea), Breitblättriges Wollgras (Eriophorum latifolium), Saum-Segge (Carex hostiana), Simsenlilie (Tofieldia calyculata), Studentenröschen (Parnassia palustris), Sumpf-Baldrian (Valeriana dioica) und Sumpf-Veilchen (Viola palustris). 1.1. NORDÖSTLICHE TEILFLÄCHE Die nordöstliche Teilfläche besteht vornehmlich aus heute ausschließlich beweideten Kleinseggenriedern. Der nördliche Teil dieser Teilfläche wird im Norden und Westen von einem Feldgehölz mit Fichte (Picea abies), Zitterpappel (Populus tremula), Hängebirke (Betula pendula), Grau-Erle (Alnus incana) und Weiden-Büschen (Salix spec.) begrenzt. In den Trittspuren der Rinder sind Bestände mit Rundblättrigem Sonnentau (Drosera rotundifolia) und Weißem Schnabelried (Rhynchospora alba) entwickelt. An sehr feuchten und nährstoffarmen Stellen zeigen sich Übergangsmoorarten wie Schmalblättriges Wollgras (Eriophorum angustifolium), Sphagnum subsecundum und Sphagnum warnstorfii (Torfmoose). An einigen Stellen dieser nordöstlichen Teilfläche geht das Kleinseggenried in feuchte Borstgrasrasen über. Hier sind Pflanzenarten wie Besenheide (Calluna vulgaris), Borstgras (Nardus stricta), Berg-Lappenfarn (Thelypteris limbosperma), Hunds-Straußgras (Agrostis canina agg.), Thymian (Thymus sp.), Dreizahn (Danthonia decumbens) und Kleines Habichtskraut (Hieracium pilosella) vorherrschend. 1.2. MITTLERE TEILFLÄCHE Die mittlere Feuchtgebietsteilfläche befindet sich im Bereich einer Quellfassungsstelle und ist ebenfalls ein Kleinseggenried. 1.3. SÜDWESTLICHE TEILFLÄCHE Die südwestliche Teilfläche ist eine durch Mahd genutzte Nasswiese, welche von einem kleinen Gerinne gequert wird. Diese Nasswiese zeigt u.a. Bestände mit Wald-Simse (Scirpus sylvaticus) und Wiesen- Knöterich (Polygonum bistorta). Anmerkungen, Revisionsbearbeitung: Der in der Ersterhebung hier ausgewiesene Biotopbestand ist nach wie vor vorhanden, zeigt aber vor allem in den Kleinseggenbeständen starke Degradationserscheinungen durch Vertritt und Düngereintrag durch Weidetiere. Dies drückt sich vor allem auch durch das vermehrte Auftreten von Binsenarten nährstoffreicherer Standorte wie etwa Juncus effusus (Flatter-Binse) oder Juncus alpinoarticulatus (Alpen-Binse) aus. In den Randzonen bestehen Entwicklungen in Richtung Grossseggenried bzw. Hochstaudenfluren, lokal sind auch Verbuschungstendenzen bemerkbar. Vor allem in den westlichen Abschnitten des ursprünglich ausgewiesenen Kleinseggenriedes treten vermehrt Binsenbestände auf. Hier ist bereits eine starke Umwandlung vom ursprünglich ausgewiesenen Kleinseggenbestand zu einer Hochstaudenflur vorhanden. Neben den Weide- bzw. Nährstoffzeigern treten auch Arten der Hochstaudenfluren wie Mentha longifolia (Ross-Minze), Lysimachia vulgaris (Gemeiner Gilbweiderich), Deschampsia cespitosa (Rasen-Schmiele) sowie Gehölzarten wie Betula pendula (Hänge- Birke) und Buschweiden auf. In den Kernbereichen dominieren noch Bestände mit Pfeifengras den Aspekt, Arten der Kleinseggenriede erscheinen aber auch hier nur mehr sporadisch bzw. kleinflächig. Der ursprünglich hier ausgewiesene Biotopbestand kann übernommen werden. Die Abgrenzungen wurden korrigiert und angepasst, die BT-Typenbezeichnung beibehalten. 2. SCHUTZINHALT 2.1 Schutzbegründung Seite 2 von 7
Das floristisch vielfältige Feuchtgebiet in den Schwaigerwiesen mit Kleinseggenriedern, Borstgrasrasen und Nasswiesen besitzt auf Grund des Vorkommens einer Vielzahl geschützter und gefährdeter Pflanzenarten besondere naturschutzfachliche Bedeutung. 2.2 Schutzdetails Geschützte Pflanzenarten Torfmoos (Sphagnum warnstorfii) Torfmoos (Sphagnum subsecundum) Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) Gemeines Fettkraut (Pinguicula vulgaris) Rundblättriger Sonnentau (Drosera rotundifolia) 3. NUTZUNG/PFLEGE 3.1 Historische/Aktuelle Nutzung Die nordöstliche Teilfläche (Riedbereiche) wurde ehemals vermutlich gemäht und nachbeweidet, heute erfolgt ausschließlich eine Beweidung. Die südwestliche Teilfläche (Nasswiese) wird aktuell gemäht. 3.2 Gefährdung Aufgrund der aktuelle Weidenutzungen in den Kleinseggenbeständen bestehen starke Beeinträchtigungen durch Vertritt und Düngereintrag durch Weidetiere. Zudem kann durch die Weidenutzung eine langsame Verbuschung nicht aufgehalten werden (Artenselektion durch die Weidetiere). Aus den umgebenden, v.a. aus den oberhalb vorhandenen, intensiv genutzten Grünlandflächen sind Nährstoffeinträge bemerkbar. Hier kommt es in den Randzonen zu einer Degradation der Biotopflächen. Die Quellfassungsstelle in der mittleren Teilfläche stellt eine Beeinträchtigung des Feuchtgebietes dar. 3.3 Pflegeempfehlung Schutzkategorie gg Anl2,b,6 gg Anl2,b,6 gg Anl2,d,27 gg Anl2,d,34 gg Anl2,d,38 Erklärung der Schutzkategorie nach der Tiroler Naturschutzverordnung 2006: gg: gänzlich geschützt, tg: teilweise geschützt, Anlage 1-3, Kapitel a-d, laufende Nummer im Kapitel Gefährdete Pflanzenarten Gefährdungsgrad Floh-Segge (Carex pulicaris) 2 Rundblättriger Sonnentau (Drosera rotundifolia) 3 Saum-Segge (Carex hostiana) 3 Torfmoos (Sphagnum warnstorfii) 3 Torfmoos (Sphagnum subsecundum) 3 Weißes Schnabelried (Rhynchospora alba) 3 Kriech-Weide (Salix repens) 3 r! Erklärung des Gefährdungsgrades nach der Roten Liste (Niklfeld et al. 1999): 0 ausgestorben oder verschollen 1 vom Aussterben bedroht 2 stark gefährdet 3 gefährdet 4 potenziell gefährdet r in Tirol regional gefährdet i.d. Stufen 0-3 r! Zusatz zu 1-4: in Tirol stärker gefährdet Der Erhalt der hier vorhandenen Biotopflächen wäre vor allem aufgrund des Vorkommens seltener, geschützter und gefährdeter Pflanzenarten von besonderem naturschutzfachlichem Interesse. Aufgrund der Tritt- und Nährstoffempfindlichkeit sowie zur Vermeidung einer weiter fortschreitenden Verbuschung der Biotopbereiche sollte auch auf aufgrund des geringen Nährstoffwertes des vorhandenen Vegetationsbestandes von einer weiteren Weidenutzung abgesehen werden. Für den Erhalt und Fortbestand der Biotopbereiche wäre daher eine min. einmal jährliche durchzuführende Pflegemahd Seite 3 von 7
(vorzugsweise im Herbst) anzuwenden, wobei das Mähgut zu entfernen ist. Dabei wäre aufgrund der Trittempfindlichkeit der Feuchtbereiche vorzugsweise eine Handmahd, alternativ die Verwendung eines Mähers mit möglichst geringem Achsdruck zu empfehlen. Auf eine Düngung sollte sowohl innerhalb der Flächen, wie auch in einem etwa 10 Meter breiten Streifen um den Biotopbestand verzichtet werden. Darüber hinaus wäre auch die Anlage eines Düngerabfanggrabens anzuregen. Zur Sicherstellung der erhaltenden Wasserversorgung sollten Entwässerungsmaßnahmen grundsätzlich unterlassen werden. 4. SCHUTZSTATUS Bestehender Schutz Objekt FKS FNW Tiroler Naturschutzgesetz 2005 Naturschutzverordnung 2006 Rote Liste Wald-/Gebüschgesell. 9 eindeutig 3 9 nicht eindeutig nicht eindeutig Erklärungen: eindeutig / Beispiel: In der Biotopkartierung werden Lindenwälder zusammengefasst zum Biotoptyp nicht "WLTM". Nach TNSchVO 3 ist nur der Linden-Kalkschutthalden-Wald geschützt. Zum eindeutig Biotoptyp "WLTM" zählt jedoch auch der nicht geschützte Silikat-Blockhalden-Lindenwald. Wenn der Biotoptyp "WLTM" kartiert wurde, ist also nicht sicher, ob auf der Fläche ein Linden-Kalkschutthalden-Wald vorkommt. In diesem Fall ist der Schutzstatus nicht eindeutig. Ohne Überprüfung kann keine abschließende Aussage gemacht werden. Rote Liste Klosterhuber & Hotter, 2001: Rote Liste der Wald- und Gebüschgesellschaften Nord- und Osttirols. Im Auftrag der Abt. Umweltschutz, Amt der Tiroler Landesregierung Innsbruck 1 von vollständiger Vernichtung bedroht 2 stark gefährdet 3 gefährdet R selten - potenziell gefährdet G Gefährdung anzunehmen ANHANG ARTENLISTE 1 Agrostis canina agg. Agrostis stolonifera agg. Agrostis tenuis Alchemilla vulgaris agg. Anthoxanthum odoratum Betula pendula Blechnum spicant Briza media Calluna vulgaris Carex davalliana Carex echinata Carex flacca Carex flava agg. Carex hostiana Carex nigra Carex pallescens Carex panicea Carex pulicaris Hunds-Straußgras Weißes Straußgras Rotes Straußgras Gemeiner Frauenmantel Gemeines Ruchgras Hänge-Birke Rippenfarn Zittergras Besenheide Davall-Segge Stern-Segge Blaugrüne Segge Gelbe Segge Saum-Segge Braune Segge Bleiche Segge Hirse-Segge Floh-Segge Seite 4 von 7
Cerastium fontanum agg. Cirsium palustre Crepis paludosa Dactylorhiza majalis Danthonia decumbens Drosera rotundifolia Equisetum arvense Equisetum fluviatile Eriophorum angustifolium Eriophorum latifolium Euphrasia sp. Festuca rubra agg. Galium uliginosum Hieracium pilosella Holcus lanatus Juncus articulatus Juncus effusus Lathyrus pratensis Leontodon hispidus Linum catharticum Lotus corniculatus agg. Luzula multiflora Lychnis flos-cuculi Lysimachia nemorum Lysimachia vulgaris Mentha arvensis Molinia caerulea Myosotis scorpioides Nardus stricta Parnassia palustris Pinguicula vulgaris Plantago lanceolata Polygala vulgaris Polygonum bistorta Populus tremula Potentilla erecta Prunella vulgaris Ranunculus acris Rhynchospora alba Salix repens Scirpus sylvaticus Succisa pratensis Thelypteris limbosperma Thymus sp. Tofieldia calyculata Trifolium pratense Valeriana dioica Veronica officinalis Viola palustris Strauchschicht: Quell-Hornkraut Sumpf-Kratzdistel Sumpf-Pippau Breitblättriges Knabenkraut Dreizahn Rundblättriger Sonnentau Acker-Schachtelhalm Teich-Schachtelhalm Schmalblättriges Wollgras Breitblättriges Wollgras Augentrost Rot-Schwingel Moor-Labkraut Kleines Habichtskraut Wolliges Honiggras Glanzfrüchtige Binse Flatter-Binse Wiesen-Platterbse Rauer Löwenzahn Purgier-Lein Gemeiner Hornklee Vielblütige Hainsimse Kuckucks-Lichtnelke Hain-Gilbweiderich Gemeiner Gilbweiderich Acker-Minze Pfeifengras Sumpf-Vergissmeinnicht Borstgras Studentenröschen Gemeines Fettkraut Spitz-Wegerich Gewöhnliche Kreuzblume Wiesen-Knöterich Zitterpappel Blutwurz Gemeine Brunelle Scharfer Hahnenfuß Weißes Schnabelried Kriech-Weide Waldsimse Teufelsabbiss Berg-Lappenfarn Thymian Kelch-Simsenlilie Wiesen-Klee Sumpf-Baldrian Wald-Ehrenpreis Sumpf-Veilchen Seite 5 von 7
Alnus incana Betula pendula Salix cinerea Strauchschicht 2: Frangula alnus Krautschicht: Deschampsia cespitosa Juncus alpino-articulatus Mentha longifolia Moose, Flechten, Algen: Sphagnum subsecundum Sphagnum warnstorfii Grauerle Hänge-Birke Grau-Weide Faulbaum Rasenschmiele Gebirgs-Binse Ross-Minze Torfmoos Torfmoos Seite 6 von 7
FOTOS Blick Rtg. NO. In den Zentralbereichen dominiert vor allem Pfeifengras den Artbestand, Kleinseggen treten in einer zweiten Krautschicht kleinflächig auf. Aufnahmedatum: 2.10.2015 Blick Rtg. NO. In Teilbereichen ist bereits eine starke Degradation der Bestände durch die vorhandene Weidenutzung erkennbar. Aufnahmedatum: 2.10.2015 Seite 7 von 7