Rundschreiben 11/2014. Thema: Erhöhung der Betriebskostenvorauszahlung und Betriebskostenpauschale/Mietrecht



Ähnliche Dokumente
Wie Sie Betriebskosten korrekt vereinbaren

Fachanwältin für Familienrecht. Mietverhältnis

Widerrufsbelehrung der Free-Linked GmbH. Stand: Juni 2014

Vertragshilfe: Mietaufhebungsvertrag mit Abfindung

Rundschreiben 09/2012. Thema: Umlagefähigkeit der Wartungs- und Überprüfungskosten / Mietrecht

ENTWURF. Neue Fassung des Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrages

Maklerauftrag für Vermieter

Newsletter Immobilienrecht Nr. 10 September 2012

Allgemeine Vertragsbedingungen für die Übertragungen von Speicherkapazitäten ( Vertragsbedingungen Kapazitätsübertragung )

GPA-Mitteilung Bau 5/2002

Haus und Grundstück im Erbrecht 7: Kündigung und Schönheitsreparaturen bei der Mietwohnung im Erbe

Rechtsanwalt Jürgen Hammel

Inhalt. Einführung in das Gesellschaftsrecht

Widerrufsbelehrung der redcoon GmbH

Ende von Vertragsbeziehungen

Fall: (Obersatz zu den 5 W s )

Der Mieter zahlt nicht

Rechtliche Neuerungen. Informationspflichten und Widerrufsrecht bei Architekten- und Planungsverträgen mit Verbrauchern

Widerrufrecht bei außerhalb von Geschäftsräumen geschlossenen Verträgen

DAS NEUE GESETZ ÜBER FACTORING ( Amtsblatt der RS, Nr.62/2013)

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Das neue Widerrufsrecht

Lösung Fall 23. Anspruch des G gegen S auf Duldung der Zwangsvollstreckung aus 1147, 1192 Abs.1 BGB

Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag

1 Rücktritt, 346 ff BGB Eine Darstellung über die Voraussetzungen zur Ausübung des Rücktrittsrechts

6. Fall Geschäftsführung ohne Auftrag???

Inhalt Was sind Mietnebenkosten? Was gilt bei einer Warmmiete? Wenn über Nebenkosten abgerechnet wird

Was ist das Budget für Arbeit?

1. Aktuelle Rechtsprechung zur Bestimmung der Kostenverteilungsschlüssel in der Eigentümergemeinschaft

Mietvertrag für Wohnraum

Berechnung der Erhöhung der Durchschnittsprämien

Änderungen zum Jahreswechsel 2010

Elternzeit Was ist das?

Ratgeber Mietrecht. Nebenkostenabrechnung des Vermieters: Was ist zu beachten? Autorin: Rechtsanwältin Simone Scholz, Stuttgart


Zur Wahrung der Widerrufsfrist reicht es aus, dass Sie die Mitteilung über die Ausübung des Widerrufsrechts vor Ablauf der Widerrufsfrist absenden.

Charakteristikum des Gutachtenstils: Es wird mit einer Frage begonnen, sodann werden die Voraussetzungen Schritt für Schritt aufgezeigt und erörtert.

Widerrufsbelehrung der redcoon GmbH

Netzanschlussvertrag Strom für höhere Spannungsebenen

Allgemeine Geschäftsbedingungen. Onlineshop. Datenblatt. Stand 2015

DNotI. Fax - Abfrage. GrEStG 1 Abs. 3 Anteilsvereinigung bei Treuhandverhältnissen. I. Sachverhalt:

Mustervertrag für Forschungs- und Entwicklungsaufträge der Technischen Universität Clausthal. Vom 10. März 2004 (Mitt. TUC 2004, Seite 165)

Wie funktioniert ein Mieterhöhungsverlangen?

a) Bis zu welchem Datum müssen sie spätestens ihre jetzigen Wohnungen gekündigt haben, wenn sie selber keine Nachmieter suchen wollen?

Sichere Anleitung Zertifikate / Schlüssel für Kunden der Sparkasse Germersheim-Kandel. Sichere . der

1 topologisches Sortieren

Verjährungsfalle Gewährleistungsbürgschaft. -Unterschiedliche Verjährungsfristen für Mängelansprüche und Ansprüche aus der Gewährleistungsbürgschaft

PANAZEE DIENSTLEISTUNGEN FÜR PROFESSIONALS. Treuhandvertrag (notariell) zwischen. -nachfolgend "Treugeber"- und

Zivilrecht - BGB Schuldrecht AT_ Übersicht Nr. 3 Seite 1 von 10. Beachte: Schuldnerverzug ist Sonderfall der Pflichtverletzung i.s.d.

Mit dem Tool Stundenverwaltung von Hanno Kniebel erhalten Sie die Möglichkeit zur effizienten Verwaltung von Montagezeiten Ihrer Mitarbeiter.

Fall 3. Ausgangsfall:

VERTRAG. zur Beteiligung der. Gemeinde. bei der Versorgung mit DSL. zwischen

Einnahmen und Ausgaben buchen und auswerten

ACHTUNG: Voraussetzungen für die Nutzung der Funktion s-exposé sind:

Bürgerliches Recht I Prof. Dr. Dr. Burkhard Boemke Boemke. Übung im Bürgerlichen Recht für Fortgeschrittene Sommersemester

VERBANDSINFORMATION. Infoblatt zur Ausfallgebühr ja oder nein Danke?!

Auswirkungen der Güterstände auf das Erbrecht eingetragener Lebenspartner

Kann K von V die Übertragung des Eigentums am Grundstück verlangen?

Praxis des Mietrechts. I. Sanktionsmöglichkeiten des Vermieters bei vertragswidrigem Gebrauch. 1. Unterlassungsanspruch, 541 BGB (lex speciales

Die richtige Rechtsform im Handwerk

geben. Die Wahrscheinlichkeit von 100% ist hier demnach nur der Gehen wir einmal davon aus, dass die von uns angenommenen

Checkliste Betriebskostenabrechnung Seite 1/8

MERKBLATT ZUR RUNDFUNKGEBÜHRENPFLICHT (GEZ) insbesondere für internetfähige PCs ab dem

IVD West Rechtstag. Vermietung von Wohnungseigentum. RA Dr. Gerald Kallenborn

Örtliche Angebots- und Teilhabeplanung im Landkreis Weilheim-Schongau

Anspar-Darlehensvertrag

Wichtiges Thema: Ihre private Rente und der viel zu wenig beachtete - Rentenfaktor

Änderung des IFRS 2 Anteilsbasierte Vergütung

Widerrufsbelehrung. Sie haben das Recht, binnen vierzehn Tagen ohne Angabe von Gründen diesen Vertrag zu widerrufen.

VERTRAG PARTIARISCHES DARLEHEN

wegen unentschuldigter Fehltage in der Berufsschule oder fehlender Bereitschaft zur Eingliederung in die betriebliche Ordnung

Beteiligungsvertrag. Zwischen der. Solarenergie, EDV-Service und Telekommunikations-Consulting GmbH SET GMBH

Allgemeine Geschäftsbedingungen der Witteborn Videoproduktion

Kauf- und Werkvertragsrecht am Bau

Informationen für Enteignungsbetroffene

Mietrecht: Für die Beratung/ Vertretung ist auf jeden Fall die Vorlage des Miet-/ Pachtvertrages erforderlich.

der infoservice für kunden des Jobcenters dortmund ihre BetrieBskostenaBreChnung

Angebot. UVV-Prüfungen und Wartungen von mobilen Abfallpressen

14 Die Berechnung des Gegenstandswertes

Hinweise für die Tätigkeit des Steuerberaters als Sachwalter

ANMELDUNG und AUSBILDUNGSVERTRAG

Familienrecht Vorlesung 6. Familienrecht

Herrn Dr. Theodor Windhorst Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe Gartenstraße Münster

Mietpreisbremse: Auswirkungen einer berechtigten Rüge Folgen für den Immobilienerwerb

ratgeber Urlaub - Dein gutes Recht

Sie haben das Recht, binnen vierzehn Tagen ohne Angabe von Gründen diesen Vertrag zu widerrufen.

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

B. Verzug. VO Schuldrecht AT - Lukas

Besonderheiten bei Eigentumswohnungen Freitag, den 27. Januar 2012 um 12:53 Uhr - Aktualisiert Mittwoch, den 29. Februar 2012 um 14:05 Uhr

Ihre Fragen unsere Antworten

Auftrag zum Fondswechsel

BUNDESGERICHTSHOF IM NAMEN DES VOLKES URTEIL. 6. Oktober 2010 Ermel, Justizangestellte als Urkundsbeamtin der Geschäftsstelle. in dem Rechtsstreit

Informationen zum Ambulant Betreuten Wohnen in leichter Sprache

Vollzeitarbeitsvertrag

Statuten in leichter Sprache

Steuern. Die elektronische Lohnsteuerkarte

Hinweise in Leichter Sprache zum Vertrag über das Betreute Wohnen

Provisionssicherung bei Immobilienangeboten im Internet

Transkript:

Kanzlei am Steinmarkt Rechtsanwälte Georg Kuchenreuter Dr. Andreas Stangl Konrad Alt Andreas Alt RECHTSANWÄLTE FACHANWÄLTE Kanzlei am Steinmarkt Steinmarkt 12 93413 Cham Telefon: 0 99 71 / 85 40 0 Telefax: 0 99 71 / 4 01 80 E-Mail: info@kanzlei-am-steinmarkt.de Rundschreiben 11/2014 Thema: Erhöhung der Betriebskostenvorauszahlung und Betriebskostenpauschale/Mietrecht 1. Einleitung Viele Vermieter nutzen nicht die Möglichkeit, Betriebskostenvorauszahlungen oder Betriebskostenpauschalen frühzeitig anzupassen. Dabei ist dies die sinnvollste Möglichkeit, Liquiditätsnachteile zu vermeiden und im Wohnraummietrecht nicht unnötig dem Problem der Ausschlussfrist ausgesetzt zu sein. Nur Nachzahlungen, d. h. Nachzahlungsbeträge, die die Vorauszahlungen übersteigen, unterfallen der Ausschlussfrist, gehen also verloren, wenn nicht innerhalb von 12 Monaten ab Ende des Abrechnungszeitraums formell ordnungsgemäß abgerechnet wird. Wer als Vermieter routinemäßig bei Nachzahlungsbeträgen die Vorauszahlungen anpasst, setzt sich diesen Problemen nicht aus. Bei Betriebskostenpauschalen ist zu beachten, dass bei der Vertragsgestaltung Erhöhungsmöglichkeiten vorgesehen werden, um keine Nachteile zu erleiden. Diesen und weiteren Fragen wird nachfolgend nachgegangen. 2. Erhöhung und Anpassung einer Betriebskostenvorauszahlung und Betriebskostenpauschale Die Mietvertragsparteien können jederzeit im Rahmen der Angemessenheit Regelungen zur Erhöhung/Anpassung einer Betriebskostenvorauszahlung bzw. Betriebskostenpauschale treffen. Ein Blick auf die gesetzlichen Erhöhungs- und Anpassungsmöglichkeiten gibt Aufschluss über den Handlungsbedarf bei der Vertragsgestaltung. Bei der Erhöhung/Anpassung ist zwischen Betriebskostenvorauszahlungen und Betriebskostenpauschalen zu unterscheiden. 2.1. Betriebskostenvorauszahlungen Im preisfreien Wohnraum ermöglicht 560 Abs. 4 BGB eine Erhöhung der Betriebskostenvorauszahlungen durch einseitige Erklärung 1. Die Erhöhungsmöglichkeit muss als solche nicht im Mietvertrag vereinbart sein, darf aber auch nicht vertraglich ausgeschlossen oder beschränkt sein. Die Erhöhung der Betriebskostenvorauszahlung ist nur nach einer Abrechnung möglich 2. Erforderlich ist nur eine formell ordnungsgemäße Betriebskostenabrechnung. 1 AG Hamburg-Bergedorf, NZM 2002, 435 2 Hierbei wird man fordern müssen, dass die Betriebskostenabrechnung zumindest formell wirksam ist, da eine Abrechnung, die nicht einmal den formellen Mindestanforderungen entspricht, den Abrechnungsanspruch des Mieters nicht erfüllt und keinerlei Rechtswirkung entfaltet. Eine gleichzeitige Mitteilung der Erhöhungserklärung mit der Abrechnung ist als zulässig anzusehen, da eine gesonderte Versendung einen Tag später eine unnötige Förmelei wäre. Eine Frist für ein Erhöhungsverlangen besteht nicht ausdrücklich. Der Vermieter kann so nach einer Abrechnung die weitere Kostenentwicklung zunächst abwarten. Das Erhöhungsrecht steht im Übrigen sowohl dem Vermieter als auch dem Mieter zu. Die Erhöhung erfolgt durch eine einseitig empfangsbedürftige Willenserklärung, die der Textform des 126b BGB bedarf. Eine Begründung ist nicht vorgeschrieben, gleichwohl aber sinnvoll. Folge der Erhöhungserklärung ist es, dass die neue Vorauszahlung an die Stelle der bisherigen Vorauszahlung tritt, ohne

2 Die Erhöhung gem. 560 Abs. 4 BGB ist unabhängig von der Richtigkeit der Betriebskostenabrechnung wirksam. Etwaige inhaltliche Fehler der Betriebskostenabrechnung berechtigen den Mieter nicht, die bisherigen Betriebskostenvorschüsse unverändert weiter zu bezahlen 3. Eine Anpassung der Vorauszahlung gem. 560 Abs. 4 BGB ist nur insoweit wirksam, als sie auf einer formell und inhaltlich korrekten Abrechnung beruht. Der BGH hält daher an seiner großzügigen Rechtsprechung nicht mehr fest. Die Nichtberücksichtigung materieller Abrechnungsfehler werde dem Zweck der Anpassung nicht gerecht, eine möglichst realistische Bemessung der Vorauszahlung zu erreichen. Vielmehr ergäbe sich die nicht hinnehmbare Konsequenz, dass der Vermieter Vorteile aus der Verletzung seiner Pflicht zur korrekten Abrechnung ziehen könne, indem er sich durch eine überhöhte Abrechnung ebenfalls überhöhte Vorauszahlungsansprüche verschafft 4. Die Erhöhung der Vorauszahlungen ist auch nach verspäteter Betriebskostenabrechnung zulässig, d. h. nach Ablauf der Ausschlussfrist. Der Mieter sei durch den Ausschluss von Nachforderungen sowie durch ein Zurückbehaltungsrecht an den laufenden Betriebskostenvorauszahlungen ausreichend geschützt 5. Es werden ansonsten zwei Problemkreise vermengt: - Die Nichteinhaltung der Ausschlussfrist führt zum Nachforderungsausschluss für die Vergangenheit. - Die Erhöhung der Vorauszahlungen wirkt nur für die Zukunft. Eine Anpassung der Betriebskostenvorauszahlung ist nach BGH auf der Basis der zuletzt erteilten Betriebskostenabrechnung auch dann noch möglich, wenn die folgende Abrechnungsperiode bereits abgelaufen ist 6. Eine Anpassung anhand einer nur möglichen, aber tatsächlich nicht existenten Abrechnung, ist ersichtlich unpraktikabel. Auch ist es keine Seltenheit, dass Betriebskostenabrechnungen erst kurz vor dem Ende der Abrechnungsfrist erteilt werden. Eine Anpassung der Betriebskostenvorauszahlungen ist nur mit Wirkung für die Zukunft möglich, also keine rückwirkende Anpassung 7. dass es einer Zustimmung des Mieters bedarf. Prozessual kann unmittelbar auf Zahlung geklagt werden, wenn der Mieter nicht die erhöhte Betriebskostenvorauszahlung bezahlt. Der Vermieter muss darauf achten, dass eine Erhöhung nur auf eine angemessene Höhe erfolgen kann. Angemessen sind Betriebskostenvorauszahlungen, wenn die zu erwartenden Kosten ungefähr gedeckt werden. 3 BGH ZMR 2008, 196, 197 4 BGH InfoM 2012, 254 5 BGH MietRB 2010, 259 6 BGH InfoM 2011, 320 7 BGH InfoM 2011, 321

3 MUSTER: Erhöhung Vorauszahlung auf die Betriebskosten an (Mieter) BETREFF: Erhöhung der Betriebskostenvorauszahlung Sehr geehrte(r) Mieter(in), wie Sie der beiligenden Betriebskostenabrechnung entnehmen können, sind die Betriebskosten gegenüber dem Vorjahreszeitraum erheblich angestiegen. Gemäß dieser Betriebskostenabrechnung beträgt der Nachzahlungsbetrag 360,00. Gemäß 560 Abs. 4 BGB ist der Vermieter berechtigt, nach einer Abrechnung durch Erklärung einseitig eine Anpassung auf eine angemessene Höhe der Betriebskostenvorauszahlung vorzunehmen. Daraus ergibt sich folgende Berechnung: Nachzahlungsbetrag 360,00 : 12 Monate = 30,00/Monat Hiermit ergibt sich folgende neue monatliche Betriebskostenvorauszahlung: Bisherige Vorauszahlung : 150,00 Anpassung : + 30,00 Neue Betriebskostenvorauszahlung : 180,00 Die Erhöhung der Betriebskostenvorauszahlung wird zum nächsten Fälligkeitstermin der Miete, d. h. zum wirksam. Es wird um Zahlung einer Gesamtmiete in Höhe von ersucht. Mit freundlichen Grüßen

4 MUSTER: Herabsetzung Vorauszahlung auf die Betriebskosten (Mieter) an BETREFF: Herabsetzung der Betriebskostenvorauszahlung Sehr geehrte(r) Vermieter(in), ich nehme Bezug auf die letzte Betriebskostenabrechnung, die mit einem Guthabensbetrag in Höhe von 120,00 geendet hat. Die Betriebskosten sind im Vergleich zum vergangenen Abrechnungszeitraum deutlich gesunken. Gemäß 560 Abs. 4 BGB kann jede Vertragspartei, also auch der Mieter, nach einer Abrechnung durch Erklärung in Textform eine Anpassung auf eine angemessene Höhe vornehmen. Hiermit mache ich von diesem Recht Gebrauch und werde deshalb die bisherigen monatlichen Betriebskostenvorauszahlungen in Höhe von bisher 150,00 um 10,00 ( 120,00 Guthaben: 12 Monate = 10,00) auf 140,00 im Monat senken. Ich zahle daher monatlich statt bisher 560,00 lediglich 550,00 als Gesamtmiete. Mit freundlichen Grüßen (Mieter/Mieterin) Im preisgebundenen Wohnraum wird die Erhöhung der Betriebskostenvorauszahlungen durch eine Verweisungskette von 20 Abs. 4 Satz 1 NMV über 4 Abs. 7 und 8 NMV auf 10 WoBindG geregelt. Voraussetzung hierfür ist, dass sich die Betriebskosten insgesamt erhöht haben, so dass die Betriebskostenvorauszahlungen in ihrer Gesamtheit nicht mehr ausreichen 8. Bei Geschäftsraummietverhältnissen und für die in den 549 Abs. 2 und 3 BGB genannten besonderen Mietverhältnissen besteht keinerlei gesetzliche Regelung über eine einseitige Erhöhung der Betriebskostenvorauszahlungen. Folge hiervon ist, dass bei Fehlen vertraglicher Regelungen eine einseitige Anpassung der Vorauszahlungen im Grundsatz nicht möglich ist 9. 8 LG München I, WuM, 1989, 637. Im Gegensatz zum preisfreien Wohnraum verlangt 10 Abs.1 WoBindG eine Reihe von Formalien. Aus der Vorschrift ergibt sich, dass in der Erklärung die Erhöhung zu berechnen und zu erläutern ist. Hierbei müssen konkrete Zahlen angegeben werden. Der Zeitpunkt der Erhöhung wird durch 10 Abs. 1 Satz 1 WoBindG bestimmt. Eine Erhöhung wirkt sich auf den 1. des folgenden Monats aus. Wird die Erklärung erst nach dem 15. eines Monats abgegeben, wirkt die Erhöhung zum 1. des übernächsten Monats. Für die Angemessenheit gilt das gleiche wie beim preisfreien Wohnraum. 9 Im Extremfall wäre über einen Wegfall der Geschäftsgrundlage nach 313 BGB eine evtl. Anpassung möglich. Dies sind aber Fälle, in denen der Vermieter nur im Ausnahmefall eine Erhöhung erreichen wird.

5 2.2. Betriebskostenpauschalen Die Erhöhung/Anpassung einer Betriebskostenpauschale ist in 560 BGB geregelt. Die genannte Vorschrift gilt nur für den preisfreien Wohnraum. Sie gilt nicht für besondere Wohnraumverhältnisse nach 549 Abs. 2 und 3 BGB und ebenfalls nicht für den preisgebundenen Wohnraum 10. Voraussetzung der Erhöhung der Betriebskostenpauschale ist eine Erhöhung der Betriebskosten, vgl. 560 Abs. 1 Satz 1 BGB. Eine zukünftige erwartete Kostensteigerung ist ungenügend 11. Die Bestimmung der Erhöhung der Betriebskosten setzt einen Vergleichszeitpunkt voraus. Die nun entstandenen erhöhten Betriebskosten sind mit dem Zeitpunkt des Mietvertragsabschlusses in Relation zu setzen, wenn seitdem die Betriebskostenpauschale unverändert geblieben ist. Wurde die Betriebskostenpauschale dagegen erhöht oder ermäßigt, gleichgültig ob einseitig oder durch einvernehmliche Regelung, ist der Zeitpunkt der Veränderung maßgebend. 560 Abs. 1 Satz 1 BGB macht die Möglichkeit einer einseitigen Erhöhung der Betriebskostenpauschale ausdrücklich von einer entsprechenden Vereinbarung im Mietvertrag abhängig. Diese kann auch noch im laufenden Mietverhältnis getroffen werden 12. 10 Bei preisgebundenem Wohnraum ist die Vereinbarung einer Betriebskostenpauschale unzulässig, da das Preisbindungsrecht eine solche Pauschale nicht vorsieht. 11 Die Betriebskosten müssen sich insgesamt erhöht haben, was bedeutet, dass bei einer Erhöhung einzelner Kostenarten evtl. Senkungen bei anderen Kostenpositionen in Abzug zu bringen sind. 12 Die Erhöhung der Betriebskostenpauschale erfolgt durch einseitige empfangsbedürftige Willenserklärung. Sie bedarf der Textform. Die Erhöhung muss anteilig, d.h. nach bestimmten Umlegungsmaßstäben auf die Mieter umgelegt werden. Des Weiteren muss der Grund für die Umlage bezeichnet und erläutert werden. Für die Darstellung der Kostenerhöhung wird eine Gegenüberstellung der vollständigen damaligen und der neuen Betriebskosten verlangt. Teilweise werden die Voraussetzungen reduziert, wonach eine Gegenüberstellung lediglich der veränderten Positionen und der Hinweis darauf, dass ansonsten keine Veränderungen eingetreten sind, ausreichend sein soll. Zumindest stichwortartig ist anzugeben, worauf die Kostensteigerung beruht. Folge der Erhöhungserklärung ist, dass der Mieter die Erhöhung von Beginn des der Erklärung folgenden übernächsten Monats an schuldet. Maßgeblich ist der Zeitpunkt des Zugangs der Erhöhungserklärung.

6 MUSTER: Erhöhung der Betriebskostenpauschale an (Mieter) BETREFF: Erhöhung der Betriebskostenpauschale Sehr geehrte(r) Mieter(in), seit Beginn des Mietverhältnisses am 01.01.2003 sind die Betriebskosten erheblich gestiegen. Gemäß 560 Abs. 1 BGB ist der Vermieter berechtigt, eine Betriebskostenpauschale durch Erklärung zu erhöhen, so weit dies im Mietvertrag vereinbart ist. Ich verweise hier auf 3 des Mietvertrages. Gemäß dieser Vorschrift bin ich verpflichtet, Ihnen den Grund für die Umlage zu bezeichnen und zu erläutern. Zur Erläuterung stelle ich Ihnen die Ausgaben für 2003 und 2008 wie folgt zusammen: Betriebskostenposition 2003 2008 Betrag in Betrag in Grundsteuer 523,50 523,50 Wasserversorgung 1.200,00 1.300,00 Entwässerung 998,85 1.119,28 Müllbeseitigung 1240,23 1.663,45 Sach- und Haftpflichtversicherungen 977,83 1.122,50 Hausmeister 5.423,22 7.823,24 GESAMTSUMME 10.363,63 13.551,97 DIFFERENZ 3.188,34 Die Erhöhung der Betriebskosten im Verhältnis zum Mietbeginn betragen somit insgesamt 3.188,34. Die Steigerung bei Wasserversorgung, Entwässerung und Müllabfuhr ist durch die Erhöhung der Entgelte für die Versorgungs- und Entsorgungsunternehmen begründet. Die Versicherungsbeiträge haben sich gleichfalls erhöht. Die Steigerung der Hausmeisterkosten ist verursacht durch den Anstieg der Lohn- und Lohnnebenkosten. Die Gesamtwohnfläche des Gebäudes beträgt 800 m², die Wohnfläche Ihrer Wohnung 80 m². Somit beträgt Ihr Anteil 10 % aus 3.188,34 = 318,83/jährlich 26,56/monatlich Die monatliche Miete erhöht sich damit von 900,00 auf 926,56 zuzüglich der Heizkostenvorauszahlung wie bisher. Es ist daher ein Betrag in Höhe von 926,56 zu bezahlen. Die Erhöhung tritt zum 1. des übernächsten Monats ein. Mit freundlichen Grüßen

7 ÜBERGANGSREGELUNG Bei Inklusivmieten und Teilinklusivmieten lässt Art. 229 3 IV EGBGB bei am 01.09.2001 bestehenden Mietverhältnissen eine Erhöhung nach den Regelungen des 560 BGB (Betriebskostenpauschalen) zu, wenn dies nach dem Mietvertrag zulässig ist. Fehlt ein Erhöhungsvorbehalt in Altverträgen, so ist eine Umlage nicht möglich. Der Gesetzgeber hat sich entschieden, dass zukünftig eine Erhöhung der Betriebskostenpauschale nur möglich ist, wenn hierüber eine Vereinbarung im Mietvertrag besteht; 560 Abs. 1 Satz 1 BGB. Nach altem Mietrecht war es umstritten, ob ohne vertragliche Vereinbarung eine Erhöhung zulässig ist. 13 Der Vermieter darf bei Betriebskostenpauschalen eine Vereinbarung im Mietvertrag nicht versäumen, da selbst bei erheblichen Kostensteigerungen keine Erhöhung möglich ist. TIPP: 1. Vereinbarung, dass der Mieter alle Betriebskosten nach der BetrKV trägt. 2. Beifügung oder Einfügung des Betriebskostenkatalogs nach BetrKV; gegebenenfalls Aufzählung der sonstigen Betriebskosten nach 2 Nr. 17 BetrKV und der nicht namentlich genannten Betriebskosten 2 Nr. 1, 8, 13 BetrKV im Mietvertrag. 3. Vereinbarung einer Nettomiete nebst Betriebskostenvorauszahlung oder Betriebskostenpauschale. 4. Bei Vereinbarung einer Betriebskostenpauschale Erhöhungsvorbehalt im Mietvertrag vereinbaren. 5. Bei Geschäftsraummiete und Mietverhältnissen nach 549 Abs. 2 u. 3 BGB Erhöhungsvorbehalt im Mietvertrag vereinbaren. 3. Zusammenfassung Die vorstehenden Ausführungen zeigen, dass die Erhöhung einer Betriebskostenvorauszahlung oder Betriebskostenpauschale kein Hexenwerk ist. Es ist nur einiges bei der Vertragsgestaltung als auch bei der Verwaltung eines Mietobjektes zu beachten. Die beigefügten Muster sind lediglich eine Orientierungshilfe und sollen die Ausführungen verdeutlichen. Im Einzelfall ist es wie immer empfehlenswert, sich gegebenenfalls rechtlich beraten zu lassen. 13 Dafür z.b. LG Landshut MDR 1979, 584; AG Michelstadt WuM 1978, 110; dagegen z.b. LG Köln WuM 1974, 10