Versicherungsnachfrage



Ähnliche Dokumente
Effizienzgründe für die Existenz einer Sozialversicherung

9. Asymmetrische Information

4. Versicherungsangebot

Kapitel 14: Unvollständige Informationen

Klausur zu Vorlesung und. Versicherungsmärkte am

Asymmetrische Informationen Musterlösung Aufgabe 7.3 und 7.5

2. Gesundheitsfinanzierung

16 Risiko und Versicherungsmärkte

Bei einem solchen Versicherungsvertrag wollen die guten Risiken keine Volldeckung haben. Sie streben stattdessen den Punkt F an.

Diplom BWL/VWL / Diplom BWL/VWL / B-BAE / B-SW

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

11.AsymmetrischeInformation

Erläuterungen zu Leitlinien zum Untermodul Krankenversicherungskatastrophenrisiko

Glaube an die Existenz von Regeln für Vergleiche und Kenntnis der Regeln

MERKBLATT Zuschuss zu den Versicherungsbeiträgen der Kranken- und Pflegeversicherung zur Vermeidung von Hilfebedürftigkeit ( 26 SGB II)

Die Betriebskrankenkasse Philips* Employer of Choice

Klausur zu Vorlesung und. Versicherungsmärkte am

BARMER GEK Zahnreport 2013 Sachsen

Klausur zur Vorlesung Informationsökonomik

Bürgerversicherung: Für eine gerechte Patientenversorgung in Hamburg

Informationsökonomik: Anwendung Versicherungsmarkt

BETRIEBS- KRANKENKASSE. Gesetzlich versichert, privat behandelt. Wichtige Infos zur Kostenerstattung für Selbstzahler

geben. Die Wahrscheinlichkeit von 100% ist hier demnach nur der Gehen wir einmal davon aus, dass die von uns angenommenen

Übung zur Kommunalökonomie

Privatwirtschaftliche Form der Alterssicherung: Leibrenten zur Konsumglättung

BusinessClass für Ihre Mitarbeiter und die Familie

Trainingsplan 16-wöchiger Trainingsplan für einen Triathlon (Volkstriathlon), Einsteiger

Berechnung der Erhöhung der Durchschnittsprämien

A) Erklären Sie das absatzpolitische Instrument der Bündelung und geben Sie ein Beispiel. (10 Punkte)

Avenue Oldtimer Liebhaber- und Sammlerfahrzeuge. Ihre Leidenschaft, gut versichert

Einzelvorsorge Schutz der Familie und der Geschäftspartner. Was immer das Leben bringt, Sie haben vorgesorgt

micura Pflegedienste Köln

Gründe für Staatseingriffe im Gesundheitswesen: Allgemeines

Schön, dass ich jetzt gut

micura Pflegedienste München/Dachau GmbH

Statement Dr. Herbert Michel:

Würfelt man dabei je genau 10 - mal eine 1, 2, 3, 4, 5 und 6, so beträgt die Anzahl. der verschiedenen Reihenfolgen, in denen man dies tun kann, 60!.

Diplom BWL/VWL / B-BAE / B-SW / LA RS / LA GY

Machtmissbrauch. am Arbeitsplatz

Vermögensschaden-Haftpflicht

Gute Pflege kostet viel Geld Die Absicherung der individuellen Pflegelücke mit Pflegevorsorge Flex-U.

KinderPlus. Mit KinderPlus wird Ihr Kind zum Privatpatienten im Krankenhaus.

Wir wollten schon immer ruhig schlafen. Rundum versichert mit der Kompakt-Police.

Produktinformationsblatt zur Jahres-Reisekranken-Versicherung ohne Selbstbeteiligung der Europäische Reiseversicherung AG

Im Folgenden werden einige typische Fallkonstellationen beschrieben, in denen das Gesetz den Betroffenen in der GKV hilft:

Die drei Kernpunkte der modernen Portfoliotheorie

1. Änderungsmitteilungen

Arbeitsblatt Verdienstabrechnung

ExpatPlus Beitragsübersicht Gültig ab 1. Januar 2009

Arbeitskraftabsicherung. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Arbeitskraftabsicherung über den Betrieb.

Die Vorteile der betrieblichen Gesundheitsvorsorge

mehrmals mehrmals mehrmals alle seltener nie mindestens **) in der im Monat im Jahr 1 bis 2 alle 1 bis 2 Woche Jahre Jahre % % % % % % %

Auftrag zum Fondswechsel

8. Öentlich bereitgestellte private Güter

Familienversicherung. Voraussetzungen für die beitragsfreie Familienversicherung 2015.

Christian Zahn. Perspektive der Krankenversicherung. bei der Präsentation des Sonderpostwertzeichens. 100 Jahre Reichsversicherungsordnung

Hautkrebsscreening. 49 Prozent meinen, Hautkrebs sei kein Thema, das sie besorgt. Thema Hautkrebs. Ist Hautkrebs für Sie ein Thema, das Sie besorgt?

Exkurs: Medizinische Tests und private Versicherungsmärkte

Wie erleben Verbraucher IGeL? Ergebnisse einer Umfrage der Verbraucherzentralen

Gesundheit PLUS. American Express Gesundheit und Vorsorge. Versicherung. Alles über Ihre neue. von American Express.

Mikroökonomik 9. Vorlesungswoche

Vorsorge in der Schweiz Die Sicht der Lebensversicherer. Andreas Zingg Vorsitzender der Kommission für Soziale Fragen des SVV

Betriebliche Gestaltungsfelder

Fakten, die für die PKV sprechen.

Warum Sie dieses Buch lesen sollten

Condorcet-Paradox (der sozialen Entscheidung mit einfacher Mehrheit)

Ich will den Kopf frei haben! Rundum versichert mit der SecurFlex Police.

Besteuerung von getrennt lebenden und geschiedenen Ehegatten mit Liegenschaften

Zeigen Sie den hohen Kosten die Zähne

III. Theorie und Politik der Öffentlichen Ausgaben. A. Wohlfahrtsstaat B. Öffentlich angebotene private Güter

Beispiel 2: Variable Vergütung und LEN-Modell (1/3)

Repetitionsaufgaben Wurzelgleichungen

Um Ihre Ziele durchzusetzen! Um Beziehungen zu knüpfen und zu pflegen! Um in Begegnungen mit anderen Ihre Selbstachtung zu wahren!

Pfl egezusatzversicherung

Fragen und Antworten: zusätzlicher Beitragssatz

Korrelation (II) Korrelation und Kausalität

Ich will im Krankenhaus eine V.I.P.-Behandlung. Die Kranken-Zusatzversicherung V.I.P. stationär.

Neuregelungen zum Sozialausgleich

Übungsaufgaben Tilgungsrechnung

Risikodiversifikation. Birgit Hausmann

Schriftliche Prüfungsarbeit zum mittleren Schulabschluss 2010 im Fach Mathematik. 26. Mai 2010

AUTOMATISIERTE HANDELSSYSTEME

Krankenkassenwahl: Nicht nur eine Frage des Beitragssatzes

BETRIEBS- KRANKENKASSE

BKK ExtraPlus. Das spezielle Angebot der Barmenia zur Absicherung von Zahnersatz, Implantaten und Inlays!

Merkblatt Geburt eines Kindes

Produktinformationsblatt Reise-Rücktrittsversicherung und Urlaubsgarantie

Warum Autoversicherungskunden ihren Anbieter wechseln

Deutliche Mehrheit der Bevölkerung für aktive Sterbehilfe

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Kieferorthopädische Versorgung. Versichertenbefragung 2015

Versicherungen als Element der finanziellen Risikovorsorge für Naturereignisse Perspektiven vor dem Hintergrund des Klimawandels

Ich will für meine Zähne eine V.I.P.-Behandlung. Die Zahn-Zusatzversicherung V.I.P. dental.

Quittungsheft für Zuzahlungen

Welche Versicherungen brauchen Sie als Student oder Auszubildender?

WIdOmonitor: 20 Millionen gesetzlich Versicherte erhalten jährlich ein IGeL-Angebot

Ihr persönliches Rezept gegen Zuzahlungen

s- Sparkasse Die Ausbildung ist schon mal gesichert! Die Sparkassen-KinderleichtVorsorge. Sparkassen-Finanzgruppe

3D-Konstruktion Brückenpfeiler für WinTrack (H0)

Transkript:

1 Versicherungsnachfrage

Modelle der Versicherungsnachfrage Modelle der Versicherungsnachfrage In der Literatur werden drei rten von Modellen bzw. Diagramme der Versicherungsnachfrage unterschieden: 2 1. Risikonutzen-Modell 2. Das Zwei-Zustands-Modell 3. Das µ-σ-modell u z 1 SL µ I Vermögen W Einkommen x 45 Jedes dieser Modelle weist spezifische Vorteile, aber auch Nachteile gegenüber den anderen Modelle auf. z 2 σ

Versicherungsnachfrage- Das Risiko-Nutzen-Modell Versicherungsnachfrage- Das Risiko-Nutzen-Modell 3 Versicherungsnachfrage: Das Risiko-Nutzen-Modell - llgemeines Modell -

Risikoprämie, Sicherheitsprämie und Sicherheitsäquivalent Risikoprämie, Sicherheitsprämie und Sicherheitsäquivalent u Risikonutzenfunktion u 4 u( x FIX ) u(sä) = u(ew) u(sä) u(ew) Konkavität bzw. abnehmender Grenznutzen des risikobehafteten Vermögens: u/ w ( u ) > 0 2 2 u/ w ( u ) < 0 x FIX mit: SÄ := Sicherungsäquivalent ε := Zahl > 0 x min SÄ EW Sicherheitsprämie π(x,ε,u) 1 1 = xmin + xmax 2 2 Faire Prämie Risikopämie ρ(x,ε,u) x max Vermögen W / Einkommen x

Versicherungsnachfrage- Das Zwei-Zustands-Modell Versicherungsnachfrage- Das Zwei-Zustands-Modell 5 Versicherungsnachfrage: Das Zwei-Zustands-Modell

Versicherungsnachfrage Erwartungwert des Vermögens Versicherungsnachfrage Erwartungwert des Vermögens 6 Für den Erwartungswert des Vermögens (in einem beliebigen Punkt ) gilt: x [ ] = π z 1 + ( 1 ) z2 = EW π z 1 = x π 1 π z π 2 Diese Gerade bezeichnet man als Isoerwartungswertgerade. lle auf der Isoerwartungswertgerade liegenden Punkte weisen den gleichen Erwartungswert x auf. Die Steigung der Isoerwartungswertgerade beträgt 1 π. π Sie schneidet die Ordinate in x bzw. die bszisse in x. π ( 1 π )

Versicherungsnachfrage Erwartungswert des Vermögens Versicherungsnachfrage Erwartungswert des Vermögens Zustand z 1 x π z 1 Steigung: tan α = z z 1 2 1 π = π Sicherheitslinie SL 7 z 2 x 1 C x 1 B x 1 Isoerwartungswertgeraden 45 x 2 x 2 B x 2 C E x ( 1 π ) E E B ( mit x ) C ( mit x ) Zustand z 2

Versicherungsnachfrage Erwartungswert des Nutzens Versicherungsnachfrage Erwartungswert des Nutzens 8 Für den Erwartungswert des Nutzens (in dem gleichen Punkt ) gilt: [ ( )] ( ) ( ) ( ) u = π u z + π u z EW 1 1 2 In bhängigkeit der Risikopräferenz verlaufen die Indifferenzkurven a) konvex (Risikoaversion), b) als Gerade (Risikoneutral) oder c) konkav (Risikofreude) Die Steigung der Indifferenzkurven (Grenzrate der Substitution) ergibt sich durch Bildung des totalen Differentials des Erwartungsnutzens: dew u [ ( z, z )] = π dz + ( 1 π ) 1 2 dz dz u z 1 2 1 = 1 ( 1 w) w u z u z2 u z 1 2 dz 2 = 0

Versicherungsnachfrage - Versicherungspräferenzen Versicherungsnachfrage - Versicherungspräferenzen a) Risikoaversion b) Risikoneutralität c) Risikofreude 9 z 1 z 1 z 1 I I I I I I I z 2 I z 2 I z 2 Es handelt sich um drei Individuen a, b und c mit unterschiedlichen Präferenzen. ls gemeinsames Merkmal gilt I p I p I sowie die drei xiome der Präferenzen (Vollständigkeit, Reflexivität Transitivität).

Versicherungsnachfrage Optimale Versicherungsnachfrage Versicherungsnachfrage Optimale Versicherungsnachfrage 10 Die Versicherungsnachfrage ergibt sich aus a) dem Verlauf der Präferenzen des Versicherungsnehmers sowie b) dem Verlauf der Isoerwartungswertgeraden. Die optimale Versicherungsnachfrage, bei der sich der höchste Nutzen für den Versicherungsnehmer einstellt, ergibt sich aus dem Tangentialpunkt zwischen der höchstmöglich realisierbaren Indifferenzkurve und Isoerwartungsgeraden. Die Steigung stimmt dort überein: ( 1 w) u ( z ) ( w) dz = 2 dz 142 w u ( z ) 442444 3 1 1 1 Indifferen Steigung zkurven der = 14243 w Steigung der Isoerwartungsgeraden Für Punkte der Sicherheitslinie SL, bei der Erwartungswert des Vermögens im Fall des Zustandes 1 und Zustandes 2 gleich ist und somit auch der daraus resultierende Nutzen gleichhoch ist, betragen beide Steigungen: ( 1 w) w

Versicherungsnachfrage Optimale Versicherungsnachfrage Versicherungsnachfrage Optimale Versicherungsnachfrage a) Risikoaversion b) Risikoneutralität c) Risikofreude 11 z 1 z 1 z 1 E I I I z 2 I = E I =E I =E z 2 Im Fall der Risikoneutralität stimmen Isoerwartungsgeraden und Indifferenzkurven überein. Der Versicherungsnehmer ist daher hinsichtlich der beiden Zustände indifferent (neutral) eingestellt. E I I I z 2 Risikofreudige Individuen realisieren immer die Ecklösung, da ihnen das höchstmögliche Risiko den höchsten Nutzen stiftet.

Krankenversicherung Faire und unfaire Prämie Krankenversicherung Faire und unfaire Prämie In den vorhergehenden Modellen wurde das Zustandekommen der Optimallösung aufgrund der gegebenen Präferenzen und der Isoerwartungswertgeraden ( faire Prämie ) unter Bedingungen dargestellt, welche in der Realität nicht gegeben sind. So ist die Bereitstellung des Gutes Sicherheit mit Kosten verbunden, die dem Versicherungsnehmer von dem Versicherungsunternehmen implizit in Rechnung gestellt werden ( unfaire Prämie ): 12 Bruttopräm ie ("Unfaire Prämie" ) = Nettoprämie (1+ λ) Die bweichungen von der fairen Prämie werden begründet - durch die Versicherungsausgaben für Personal, Gebäude, etc. sowie - den Gewinnaufschlag des Versicherungsunternehmens Das Verhältnis zwischen der unfairen und fairen Prämie bezeichnet man als Lastfaktor: Unfaire Prämie Nettoprämie ( 1+ λ) Lastfaktor = Faire Prämie Nettoprämie In der Praxis liegt der Lastfaktor zwischen 1,5 und 2.

Krankenversicherung Versicherungsmarkt Krankenversicherung Versicherungsmarkt 13 Individuelle Nachfrage nach Versicherung Verlusthöhe im Schadensfall Wahrscheinlichkeit des Schadenseintritts Grad der Risikoaversion Einkommenshöhe Prämie (loading fee) ktionsparameter der nbieter von Versicherung Leistungseinschränkung Leistungsausschluß Risikodifferenzierung Kontrollmechanismen Individueller Versicherungsschutz Deckungsgrad (Selbstbeteiligung, Haftungsbegrenzung,...) rt und Umfang der versicherten Leistungen Quelle: TOEPFFER, Johannes (1997), S.44 Kollektiver Versicherungsschutz

Versicherungsnachfrage Optimale Versicherungsnachfrage Versicherungsnachfrage Optimale Versicherungsnachfrage x 0 Nettoprämie p z 1 Überversicherung (z 1 > z 2 ) SL = Vollversicherung 14 Schaden s x 0 -p, x NP s-p z 1 45 Unter- oder Teilversicherung (z1 < z2) s-p Nettoprämie p x NP x 0 I z 2 Schaden s

Versicherungsnachfrage Optimale Versicherungsnachfrage Versicherungsnachfrage Optimale Versicherungsnachfrage 15 x 0 z 1 I c 2 SL = Vollversicherung Drei Typen von Versicherungsnehmern: I a, I b und I c Diese entfalten in bhängigkeit der Konditionen unterschiedliche Nachfrage (Voll-/Teilversicherung). LF=1,5 I b 2 Isoerwartungswertgerade E I a 2 LF=2 I a 1 I c 1 45 x NP Nettoprämie 1,5-fache der NP 2-fache der NP x 0 z 2 Versicherungsgerade

Versicherungsnachfrage Voll- und Teilversicherung Versicherungsnachfrage Voll- und Teilversicherung 16 Vermögen bei... Vollversicherung Teilversicherung Prämie: p Prämie: αp in... Erstattung: s Erstattung: αs Zustand 1 z 1 = (z 0 p) -s + s = z 0 p z 1 = (z 0 αp) -s + αs = (z 0 p)+ α(s-p) Zustand 2 z 2 = z 0 p z 2 = z 0 αp Quelle: SCHUMNN/MEYER/STRÖBELE (1999), S.423

Versicherungsnachfrage Versicherungsmarktgleichgewicht Versicherungsnachfrage Versicherungsmarktgleichgewicht z 1 E a SL 17 x 0 I b 3 I b 4 I b 5 E I b 2 I b 1 E b I a 4 I a 1 I a 2 I a 3 45 z 2 mit: E = 0.5E a + 0.5E b x 0

Versicherungsnachfrage Situation der GKV seit 1996 Versicherungsnachfrage Situation der GKV seit 1996 18 z 1 x 0 E GKV E BKK SL I b 1 E OK 45 z 2 I a 1 Die pekuniären nreize (Beitragssatzeinsparungen) für schlechte Risiken aus einer Krankenkasse mit hohen Beitragssätzen (E OK ) in eine Krankenkasse mit niedrigen Beitragssätzen (E BKK ) zu wechseln sind größer, als die für gute Risiken in einer vergleichsweise guten (durchschnittlichen) Krankenkasse (E GKV ). Im Zuge dessen kommt es zu einer schlechteren Risikostruktur der ehemals guten Krankenkassen, mit der Folge von Beitragssatzerhöhungen.

Krankenversicherung dverse Selektion Krankenversicherung dverse Selektion 19 Krankenversicherung: dverse Selektion

Krankenversicherung - dverse Selektion (Revisited) Krankenversicherung - dverse Selektion (Revisited) 20 dverse Selektion / Informationsasymmetrie: Verdrängung der besseren (überdurchschnittlichen) Qualität, indem es zu einem sukzessiven bsinken der durchschnittlichen Qualität kommt Informationsvorteile zugunsten der nbieter: Bsp.: Theorie der markets of lemons (kerlof): Gebrauchtwagen minderer Qualität (lemons) dominieren den Markt, während Gebrauchtwagenhändler überdurchschnittlicher Qualität (peaches) abwandern Informationsvorteile zugunsten der Nachfragenden: Bsp.: Versicherungsanbieter haben i.d.r. keine Informationen über das Risiko (gutes, schlechtes) des Versicherungsnachfragenden, weshalb für alle Nachfragende gleiche, durchschnittliche Konditionen angeboten werden nbieter / Nachfragende mit schlechter Qualität nutzen die Informationsasymmetrie, um ihre Qualität bzw. ihr Versicherungsrisiko besser darzustellen

Krankenversicherung - dverse Selektion & Versicherung Krankenversicherung - dverse Selektion & Versicherung 21 Versicherung Nutzung des Deckungsgrad, um die Qualität (partiell) offen zu legen: - Verlustrisiko und Versicherungsnachfrage korreliert positiv - Bei nicht vollständiger Schadensabdeckung durch die Versicherung, wählen bessere Risiken eine niedrigere Selbstbeteiligungsrate (Selbstselektion) Möglichkeit der Diskriminierung der Versicherten durch die Versicherung Zu beachten ist dabei: - bei objektiv gleichem Risiko können unterschiedliche Risikoaversionen der Versicherten bestehen; risikoaversere Personen wählen eine höhere Selbstbeteiligungsrate - Versicherte können verschieden Teilrisiken bei verschiedenen Versicherungen abschließen; Gesamtrisiko offenbart sich somit nicht der Versicherung die Versicherten lassen sich nicht entsprechend ihrem Risiko einstufen

Krankenversicherung Moral hazard Krankenversicherung Moral hazard 22 Krankenversicherung: Moral hazard

Krankenversicherung Moral hazard (Revisited) Krankenversicherung Moral hazard (Revisited) 23 Voraussetzungen für Moral hazard: symmetrische Informationsverteilung Vollständige Kontrolle des Versicherungsnehmers durch Versicherung nicht möglich der Versicherte muss die Möglichkeit haben, a) die Schadenswahrscheinlichkeit: weniger Vorsorge; leichtsinnigeres, gesundheitsgefährdendes Verhalten b) den Schadenseintritt: weniger relevant bei KV, da ein Versicherter eine Erkrankung i.d.r. nicht bewusst herbeiführt oder c) die Schadenshöhe: übermäßig hohe ufwendungen; Wahl teuerer Behandlungsmethoden aus mehreren lternativen zu beeinflussen Problem innerhalb der KV: Die Bestimmung der tatsächlichen (nötigen) Schadenshöhe ist im Gegensatz zu anderen Versicherungen (Bsp.: Kfz) sowohl ex ante als auch ex post kaum möglich. Statt dessen werden die usgaben für Gesundheitsleistungen herangezogen, die von der Versicherung übernommen werden. Der Versicherte erlangt somit direkten Einfluss auf die usgabenhöhe der Versicherung.

Krankenversicherung Moral hazard Krankenversicherung Moral hazard 24 Moral hazard Schadenswahrscheinlichkeit (ex ante-moral hazard) weniger Vorsorge Leichtsinn gesundheitsgefährdender Stil Schadenseintritt Vortäuschung eines Gesundheitsschadens Herbeiführung eines Gesundheitsschadens Schadenshöhe (ex post-moral hazard) Erlangung übermäßig hoher ufwendungen zur Wiederherstellung der Gesundheit Quelle: TOEPFFER, Johannes (1997), S.49 in nlehnung an HEINER (1985), S.33, bb.2

Krankenversicherung Moral Hazard: Mengeneffekt I Krankenversicherung Moral Hazard: Mengeneffekt I p Nachfrage N 100% 25 Nachfrage N p 0% p 50% M 0% M 50% M 100% GK M Vgl. TOEPFFER, Johannes (1997), S.52 Wohlfahrtsverlust bei 50-prozentiger Versicherungsdeckung Wohlfahrtsverlust bei vollständiger Versicherungsdeckung +

Krankenversicherung Moral Hazard: Mengeneffekt II Krankenversicherung Moral Hazard: Mengeneffekt II 26 p p Voll Originäre Nachfrage N Originäres ngebot Nachfrage N 100% (bei 100-prozentiger Leistungsabdeckung durch die Versicherung) Eintritt des Schadenfalls mit 10prozentiger- Wahrscheinlichkeit p 10% Versicherungsprämie bgedeckte Summe im Schadensfall N 10% 10% usweitung der Versicherungsleistung solange GN >0 M

Krankenversicherung Moral Hazard: Mengen- & Preiseffekt Krankenversicherung Moral Hazard: Mengen- & Preiseffekt 27 p N 50% N 100% N elastisch p 0% p 0% p 50% M 0% M 0% M 50% M 100% M Vgl. TOEPFFER, Johannes (1997), S.52

Krankenversicherung Mengen- & Qualitätseffekt Krankenversicherung Mengen- & Qualitätseffekt 28 Mit zunehmendem Deckungsgrad verstärkt sich der a) Mengeneffekt: kein nreiz, die konsumierte (nachgefragte) Menge an Gesundheitsleistungen einzuschränken b) Qualitätseffekt: kein nreiz, den günstigsten nbieter aufzusuchen Preis als Wettbewerbsparameter entfällt (weitestgehend) Statt dessen: Systematische Inanspruchnahme von höherpreisigen Leistungen, sofern die Versicherten von einer positiven Korrelation zwischen Preis und Qualität der Leistung ausgehen usprobieren mehrerer Leistungserbringer

Nachfrage nach Gesundheit Gesundheitsmarkt Nachfrage nach Gesundheit Gesundheitsmarkt 29 meritorisch bedingte Unwirtschaftlichkeit zusätzliche Unwirtschaftlichkeiten (nspruchsspirale, mangelnder Kostendruck, nbieterschwemme) Preis p Schwemme p Kosten p nspruch p Sättigung p Markt 3. N 2. x Markt 1. x Sättigung N 4. 7. 6. 5. x nspruch Knappe (1999), S.23 Menge

Krankenversicherung Moral hazard control devices Krankenversicherung Moral hazard control devices Kontrolle und Reduzierung des Moral hazard -Verhaltens 30 Überprüfung der Notwendigkeit der Behandlung Bsp.: Krankenhauseinweisung notwendig? Zugangskontrolle zum Leistungserbringer bzw. Kontrolle der Inanspruchnahme der Leistungen durch die Versicherten Bsp.: Gate-Keeper -Modell der Managed care -Versorgung Beteiligung der Leistungserbringer am Versicherungsrisiko Präventive Maßnahmen bwägung zwischen -dem Nutzenzuwachs infolge der Reduzierung von moral hazard -Verhalten der Versicherten gegen -den Nutzenentgang infolge der Verringerung des Deckungsgrads (bzw. Erhöhung der Selbstbeteiligung) Sarkastisch formuliert: eine 100%-Selbstbeteiligung reduziert das moral hazard -Verhalten auf Null