Der IGA-Report 28. Wirksamkeit und Nutzen betrieblicher Gesundheitsförderung eine Darstellung der wissenschaftlichen Evidenz

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Transkript:

Der IGA-Report 28 Wirksamkeit und Nutzen betrieblicher Gesundheitsförderung eine Darstellung der wissenschaftlichen Evidenz Dr. Claudia Pieper Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (IMIBE) Universitätsklinikum Essen claudia.pieper@uk-essen.de

Inhaltsverzeichnis Hintergrund Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) - Bereiche Arbeitsunfähigkeits(AU) - Fakten Der IGA-Report 28 Evidenz Der IGA-Report 28 - Ziele Der IGA-Report 28 Methoden Ergebnisse - Der IGA-Report 28 Allgemeine arbeitsbezogene Maßnahmen Prävention von psychischen Erkrankungen Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen Ökonomischer Nutzen Zusammenfassung Fazit - Empfehlungen Seite 2

Hintergrund BGF-Bereiche Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben Alternde Belegschaften Krankheitsarten: Stress und psychische Belastungen Ergonomie / Muskel-Skelett-Erkrankungen Soziale Unternehmensverantwortung Betriebliche Wiedereingliederung Lifestyle (Ernährung, Bewegung,...) Ökonomie

AU-Fakten AU Krankheitsarten Quelle: BKK Gesundheitsreport 2013

AU-Fakten AU - Kosten

AU-Fakten Ca. 522 Millionen Fehltage pro Jahr in Deutschland Durchschnittliche AU-Tage: 14Tage Beschäftigtem / Jahr Steigende AU-Tage durch psychische Erkrankungen 92 Milliarden Euro Produktivitätsverlust pro Jahr Steigende AU-Tage mit zunehmendem Alter

Einflussfaktoren Arbeitsplatz Arbeitsbedingungen Psychische/soziale Belastungen Körperliche Belastungen Unternehmensphilosophie Wirtschaftslage

Mitarbeiterbefragung - BGF

Mitarbeiterbefragung - BGF

Was bringt BGF? Verringerung der krankheitsbedingten Abwesenheit Senkung des Krankenstandes Steigert die Motivation der Mitarbeiter Verbessert das Arbeitsklima Steigerung der Produktivität im Unternehmen BGF als Image-Faktor (Ansehen in der Öffentlichkeit / Attraktivität als Arbeitgeber)

EbM Die Empfehlung der WHO: adopt an evidence-based approach to health promotion policy and practice, using the full range of quantitative and qualitative methodologies Evidenzbasierte Medizin (EbM) der gewissenhafte, ausdrückliche und vernünftige Gebrauch der gegenwärtig besten externen, wissenschaftlichen Evidenz für Entscheidungen in der medizinischen Versorgung individueller Patienten. Die Praxis der EbM bedeutet die Integration individueller klinischer Expertise mit der bestverfügbaren externen Evidenz aus systematischer Forschung. (DL Sackett et al.) Seite 11

EbM Bewertung wissenschaftlicher Literatur Charakteristika wissenschaftlicher Studien Geplant detailliertes Prüfprotokoll Ausreichender Stichprobenumfang basierend auf reproduzierbaren, realistischen Annahmen und Berechnungen Formulierung klarer Zielkriterien: Haupt- und Nebenzielkriterien (klinische) Relevanz Randomisierung Mindestens eine Kontrollgruppe Korrekte Durchführung des Studienprotokolls Geprüfte Datenqualität Statistische Analyse

EbM Bewertung wissenschaftlicher Literatur Beispiel: Geplant detailliertes Prüfprotokoll Ausreichender Stichprobenumfang basierend auf reproduzierbaren, realistischen Annahmen und Berechnungen Formulierung klarer Zielkriterien: Haupt- und Nebenzielkriterien (klinische) Relevanz Randomisierung Mindestens eine Kontrollgruppe Korrekte Durchführung des Studienprotokolls Geprüfte Datenqualität Statistische Analyse

Ziele Aktualisierung des iga.reports 13 Präsentation des aktuellen Forschungsstand zu Wirksamkeit und Nutzen betrieblicher Gesundheitsförderung und Prävention Wirksamkeit unterschiedlicher Interventionsansätze Wirksamkeit bei verschiedenen Berufsgruppen Wirksamkeit bei verschiedenen Krankheitsbildern Ökonomischer Nutzen von Interventionen Seite 14

Methodik Literaturrecherche - Suchstrategie 1. Schritt Einfache Suche mit Stichwörtern 2. Schritt Kombinationen von Stichwörtern Handsuche Elektronische Datenbanken MEDLINE NelH EMBASE High Wire Press Cochrane Library Internet Suchmaschinen Google Google Scholar Internetseiten relevanter Organisationen Cochrane Collaboration EPPI- Centre NIOSH BOHRF Campbell Collaboration Seite 15

Methodik Interventionsbereich Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens Ergebnisse Literaturrecherche 2006-2012 Anzahl Reviews Anzahl Studien Bewegung 6 281 Gesunde Ernährung 3 76 Raucherentwöhnung 4 98 Alkoholprävention 1 10 Gewichtskontrolle 5 180 Mehrkomponenten 12 294 Partizipative Ergonomie 1 23 Prävention von psychischen Erkrankungen 20 468 Prävention von Muskel-Skelett- Erkrankungen allgemein 4 89 Pflegekräfte 2 32 Bildschirmarbeitskräfte 2 27 Spezifische Krankheitsbilder 14 247 Ökonomischer Nutzen 11 569 Seite 16

Ergebnissdarstellung Legende Evidenz: stark moderat O O widersprüchlicher Effekt.. oder.. nicht ausreichend untersucht begrenzt O? Zielgröße: Zunahme Abnahme kein Effekt Seite 17

Ergebnisse Förderung der körperlichen Aktivität Wirksamkeit Evaluierte Maßnahmen: Trainingseinheiten mit Aerobic, Krafttraining, Schulungen, Beratungen, Ausgabe von Informationsmaterial, interaktiven Webseiten, Aktionen zur Förderung eines aktiven Arbeitsweges oder aktiven Pausen, Ernährungsberatung oder Bereitstellung kostenloser Trainingsmöglichkeiten Auswirkungen auf: Bewegungsverhalten, Gesundheit, Fitness, geistiges Wohlbefinden (Lebensqualität) und arbeitsbezogene Parameter wie Stress, Fehltage und Zufriedenheit Seite 18

Ergebnisse Förderung der körperlichen Aktivität Wirksamkeit Zielgröße Aktivität aktive Pausen Pedometer Hinweisschilder Treppennutzung Begrenzte Evidenz für eine Zunahme der Zielgrößen aktiver Arbeitsweg Beratung/ Schulung? Zielgröße BMI Zielgröße Fitness aktive Pausen Pedometer aktiver Arbeitsweg?? aktiver Arbeitsweg Beratung/ Schulung? Seite 19

Ergebnisse Förderung der gesunder Ernährung Wirksamkeit Evaluierte Maßnahmen: Sportinterventionen Interventionen zur Förderung aktiver Arbeitswege Beratung, Spazieren, Treppensteigen Interventionen mit mehreren Komponenten Auswirkungen auf: Körpergewicht, BMI, prozentualer Körperfettanteil, Bauchumfang, Verhältnis des Umfangs von Taille zu Hüfte Effekte in Studien mit Interventionen, die eine organisatorische Komponente aufweisen, höher Seite 20

Ergebnisse Wirksamkeit Förderung gesunder Ernährung Zielgröße: Ernährungsverhalten (+ Obst/Gemüse; - Fett/Kalorien) individuelle Maßnahmen organisatorische Veränderungen Moderate Evidenz für eine Zunahme der Zielgrößen Zielgröße BMI individuelle Maßnahmen? organisatorische Veränderungen O Begrenzte Evidenz kein Effekt gezeigt Seite 21

Ergebnisse Nikotinentwöhnung Wirksamkeit Empfohlene Maßnahmen: Interventionen, denen Methoden zur Motivationssteigerung zugrunde liegen Einsatz von Belohnungen oder Prämien Auf die Veränderung einer einzelnen Verhaltensweise ausgerichtet Seite 22

Ergebnisse Wirksamkeit Seite 23 Nikotinentwöhnung Zielgröße: Aufhörrate/ Abstinenz nach Entwöhnung Maßnahmen: Beratung (Gruppe) Beratung (einzeln) Zielgröße: Rückfallrate Maßnahmen: Beratung (Gruppe) Beratung (einzeln) Selbsthilfe Moderate / starke Evidenz für eine Zunahme der Zielgrößen Selbsthilfe Moderate / starke Evidenz für eine Abnahme der Zielgrößen finanzielle Anreize finanzielle Anreize +??? widersprüchlicher Effekt Umgestaltung der Arbeitsumgebung? O

Ergebnisse Wirksamkeit Alkoholprävention ein Review (Webb et al. 2006) zur betrieblichen Prävention von Alkoholproblemen und alkoholbedingten Gesundheitsschäden identifiziert Maßnahmen: Beratung im Kollegenkreis, Training psychosozialer Fähigkeiten Ergebnisse: In neun von zehn Studien signifikante Verbesserung der Zielgrößen wie Alkoholkonsum, Binge-Drinking und Alkoholsucht Evidenzbasierte Empfehlung? Interventionen haben Potential günstige Resultate zu erzielen- die Studienlage ist aber bisher klein und weist methodische Schwächen auf. Seite 24

Ergebnisse Gewichtskontrolle Wirksamkeit Zielgröße: Körpergewicht Sport Sport & Ernährung Sport, Ernährung & org. Veränderungen Begrenzte / moderate / starke Evidenz für eine Abnahme der Zielgrößen Zielgröße: BMI Sport Sport & Ernährung Sport, Ernährung & org. Veränderungen Begrenzte / moderate / starke Evidenz für eine Abnahme der Zielgrößen Zielgröße: Körperfettanteil Sport Sport & Ernährung Sport, Ernährung & org. Veränderungen Begrenzte / moderate / starke Evidenz für eine Abnahme der Zielgrößen Seite 25

Ergebnisse Wirksamkeit Mehrkomponenten- Programme Interventionen weisen eine große Komplexität und Heterogenität auf U. a. waren folgende Maßnahmen Bestandteil von Mehrkomponenten- Programmen: Ernährungsberatung, Sport, Stress-Management, Raucherentwöhnung, psychologische Maßnahmen, Gesundheitschecks, Wellness-Programme, Reha-Maßnahmen, Gewichtskontrolle & AHRF Unterschiedliche Zielgruppen (Sektor, Geschlecht, Alter, Gesundheit) Uneinheitliche Ergebnisse Insgesamt schwer vergleichbar: keine allgemeine Evidenzempfehlung Seite 26

Ergebnisse Wirksamkeit Prävention von psychischen Erkrankungen allgemein Individuelle Interventionen: Entspannung, Sport, kognitive Verhaltenstherapie, webbasierte Maßnahmen Wirkung auf erhobene Zielgrößen: Stress Angst Burnout??? Depressionen? Organisatorische Interventionen: Erhöhung der Mitarbeiterkontrolle, Modifikation von Schichtarbeit, Bildung von Mitarbeiter-Komitees Seite 27 Wirkung auf erhobene Zielgrößen: Stress Angst körperl./geistige Gesundheit Depressionen???? Widersprüchliche Effekte / nicht ausreichend untersucht

Ergebnisse Wirksamkeit Stress-Management Individuelle Interventionen: Entspannung, Bewegung, kognitive Verhaltenstherapie, Massagen, Musizieren Wirkung auf erhobene Zielgrößen: Stress Angst Burnout Begrenzte Evidenz für eine Abnahme der Zielgrößen Organisatorische Interventionen: Veränderung von Arbeitsabläufen, Arbeitsumgebung, soziale Unterstützung, Partizipative Maßnahmen Wirkung auf erhobene Zielgrößen: Stress allgemeine Symptome Burnout Seite 28 Begrenzte Evidenz für eine Abnahme der Zielgrößen

Ergebnisse Wirksamkeit Prävention von speziellen psychischen Erkrankungen Burnout: Speziell Burnout zugeschnittene Programme zeigten signifikante Reduktion der Burnout-Prävalenz Die Implementierung der Maßnahmen (kognitive Verhaltenstherapie, Beratung, Entspannung, Teamcoaching, Kommunikation) wird empfohlen. Depressionen & Angststörungen: Stress-Management und kognitive Verhaltenstherapie reduzieren die Prävalenz und werden empfohlen. Posttraumatische Belastungsstörungen: Psychotherapie führt zu einer signifikanten Reduktion der Prävalenz sowie zur Erhöhung der Arbeitsfähigkeit Seite 29

Ergebnisse Wirksamkeit Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen bei Bildschirmarbeitskräften Ergonomische Bürostühle Nackenschmerzen?? Alternative Tastaturen und Zeigegeräte Wohlbefinden Nacken- und Schulterschmerzen Wohlbefinden?? Sicherheit? Armstützen Nacken- und Schulterschmerzen Schmerzen im rechten Arm Moderate Evidenz für eine Abnahme der Zielgrößen

Ergebnisse Wirksamkeit Sport in der Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen Evaluierte Maßnahmen: Trainingseinheiten mit Stretching, Krafttraining, Ausdauertraining Auswirkungen auf: Inzidenz, Intensität und Auswirkung von Kreuzschmerzen Verallgemeinerung der Programme wegen großer Heterogenität, Nichtberücksichtigen von Störvariablen usw. schwierig Seite 31

Ergebnisse Wirksamkeit Sport in der Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen Intervention: Ausdauer- und Kräftigungsübungen, Stretching Zielgrößen: Intensität von Kreuzschmerzen Beeinträchtigung durch Kreuzschmerzen Inzidenz von Kreuzschmerzen Starke / begrenzte Evidenz für eine Abnahme der Zielgrößen Krankentage aufgrund von Kreuzschmerzen Begrenzte Evidenz für eine Abnahme der Zielgrößen Symptome MSD Nackenschmerzen Rückenschmerzen?? Moderate Evidenz für eine Abnahme der Zielgrößen Widersprüchlicher Effekt Seite 32

Ergebnisse Wirksamkeit Verhältnis-Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen Intervention: Arbeitspausen Wirkung auf Zielgrößen: Nackenschmerzen Schmerzen der oberen Extremitäten? Wohlbefinden Intervention: Umgestaltung des Arbeitsplatzes Wirkung auf Zielgrößen: Nackenschmerzen Symptome Tendinitis Schmerzen der oberen Extremitäten O Wohlbefinden Inzidenz/Prävalenz/Intensität von Kreuzschmerzen O Seite 33

Ergebnisse Wirksamkeit Verhaltens- Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen I Kognitive Verhaltenstherapie Muskel-Skelett-Schmerzen allgemein O Nackenschmerzen? Biofeedback Muskel-Skelett-Schmerzen allgemein O Stress-Management Muskel-Skelett-Schmerzen allgemein O Kreuzschmerzen O Seite 34

Ergebnisse Wirksamkeit Verhaltens- Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen II Schulungen und Edukation Kreuzschmerzen Rückenschmerzen? Kreuzschmerzen: Rückkehr zur Arbeit Rückenschule Kreuzschmerzen O Wiederauftreten von Rückenschmerzen? Ein präventiver Nutzen für Rückenschulen und reine Wissens- und Informationsvermittlung ist nicht belegt Seite 35

Ergebnisse Ökonomischer Nutzen Erfassung des ökonomischen Nutzens: Aufwand (Kosten, Input) Ertrag (Nutzen, Output) Schwierigkeit u.a.: Herstellung des Ursache-Wirkungs-Zusammenhangs (verzögerte Effekte, direkte Zuordnung,...)

Ergebnisse Ökonomischer Nutzen

Ergebnisse Ökonomischer Nutzen allgemein Reduktion von Krankheitskosten um durchschnittlich 26% ROI für Einsparungen bei medizinischer Kosten bei $3,27 Reduktion krankheitsbedingter Fehlzeiten um durchschnittlich 27% ROI für die Senkung krankheitsbedingter Fehlzeiten bei $2,73 Insgesamt betonen die Autoren die Notwendigkeit weiterer Forschung Seite 38

Ergebnisse Ökonomischer Nutzen Maßnahmen zur Nikotinentwöhnung Die erfolgreichsten Programme führten zu einer erhöhten Produktivität und zu einer Reduktion von Absentismus keine evidenzbasierten Aussagen möglich: weitere Forschung notwendig Maßnahmen zum Gewichtsmanagement BCR: -0,76 bis 18,84 Verhältnis Benefit zu Kosten ROI: positive Effekte in nicht RCTs keine positiven Effekte in RCTs Belegter Zusammenhang: Übergewicht, Produktivität, Krankentage Senkung des Absentismus um bis zu 20% möglich Seite 39 keine Empfehlungen zu Art und Umfang einer am besten geeigneten Intervention möglich

Zusammenfassung Allgemeine Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens sind hinsichtlich ihrer Konzeptionierung und ihrer Effektivität heterogen In der Prävention psychischer Erkrankungen sind Effekte für Programme zur Burnout-Prävention und für kombinierte Programme belegt. Als besonders wirksam haben sich kombinierte Interventionen mit individuellen und organisatorischem Ansatz gezeigt Muskel-Skelett-System: Insgesamt uneinheitliche Evidenzlage. Insbesondere bei organisatorischen Interventionen besteht weiterer Forschungsbedarf. Am besten belegt: Sport- und Bewegungsprogramme Insgesamt deutet die Studienlage auf eine positive Kosten-Nutzen- Bilanz Seite 40

Fazit Der Bericht gibt einen strukturierten Überblick über die Evidenz der Wirksamkeit von Maßnahmen betrieblicher Gesundheitsförderung Insgesamt ist das Wissen zu diesem Thema trotz seiner Wichtigkeit noch begrenzt. Insbesondere leiden die Studien unter der Heterogenität der Zielgrößen und der Komplexität der Untersuchungssituation Eine evidenzbasierte Ableitung von Handlungsleitfäden fällt schwer Seite 41

Empfehlungen Empfehlungen hier daher primär plausibilitätsgestützt Die berichteten Ergebnisse zeigen, dass bei einer steigenden Zahl von Maßnahmen der Bewertung und Evaluation noch immer eine zu geringe Bedeutung zukommt Dies ist weiterhin ein Gebiet, dem die Forschung gemeinsam mit der Praxis in der Zukunft nachkommen muss Seite 42

Empfehlungen Ergänzend zu den spezifischen Ergebnissen generell zu empfehlen: Partizipatorische Ansätze - die Beschäftigten werden aktiv in die Gestaltung von Arbeitsplatz und -aufgaben einbezogen Eine umfassende, individuelle Risikobeurteilung (Assessment) und die Einbindung in bestehende Strukturen Organisatorische Ansätze: Maßnahmen zur Gestaltung einer erfolgreichen und gesundheitsförderlichen Arbeitsorganisation wie abwechselnde Tätigkeiten, Vermeidung von ständigen Unterbrechungen Ein mehrdimensionales Präventionskonzept: verhaltens- und verhältnispräventive Ansätze werden miteinander verknüpft Kontinuierliche Weiterführung und Erfolgskontrolle: Etablierung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements Seite 43

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! Seite 44