Kinderwunsch aus nephrologischer Sicht. Dr. Klemens Budde Charité, Berlin



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Transkript:

Kinderwunsch aus nephrologischer Sicht Dr. Klemens Budde Charité, Berlin

Das Ziel:

Niereninsuffizienz und Schwangerschaft 1. chron. Niereninsuffizienz 2. Dialyse Hämodialyse Peritonealdialyse 2. Nierentransplantation

chron. Niereninsuffizienz und Schwangerschaft Fragen: Einfluß der Schwangerschaft auf den Verlauf der Nierenerkrankung? Einfluß der Nierenerkrankung auf den Verlauf der Schwangerschaft? In jedem Fall besteht eine Risikoschwangerschaft

chron. Niereninsuffizienz und Schwangerschaft Vielfältige Ursachen der chron. Nierenerkrankung Verschiedene Stadien der Nierenerkrankung Nierenfunktion, Eiweißausscheidung... Begleiterkrankungen Erbkrankheiten, Lupus, Glomerulonephritis... Bluthochdruck, Blutarmut... Medikamenteneinnahme ACE-Hemmer, AT Blocker...

chron. Niereninsuffizienz und Schwangerschaft Risiken: Verschlechterung der Nierenfunktion 15-50% passager; 5-40% dauerhaft, bis hin zur Dialyse Zunahme der Eiweißausscheidung Blutdruckanstieg Blutarmut Wassereinlagerungen Fehlgeburt/Frühgeburt Prä-/Eklampsie

chron. Niereninsuffizienz und Schwangerschaft Erfolgsaussichten: stark abhängig von der Nierenfunktion Krankheitsaktivität Blutdruckeinstellung Eiweißausscheidung bei vielen (stabilen) Erkrankungen nur geringe langfristige Beeinträchtigung der Nierenfunktion 10-40% Fehl-/Todgeburten 20-80% Frühgeburten ca. 90% kindliches Überleben allerdings teils mit bleibenden Beeinträchtigungen

chron. Niereninsuffizienz und Schwangerschaft Therapierichtlinien: Betreuung durch interdisziplinäres Team in einem Perinatalzentrum ausführliche individuelle Risikoberatung ggf. genetische Beratung nephrolog. Risikoabschätzung Medikamentenberatung z. B. ACE Hemmer im ersten Trimenon ungefährlich ggf. Anpassung der Medikation Optimierung von Blutdruck und Blutarmut engmaschige Verlaufskontrollen

Dialyse und Schwangerschaft eine Rarität! Häufig Zyklusstörungen bis zur Amenorrhoe Häufig Zyklen ohne Eisprung sehr niedrige Konzeptionsrate (ca. 0,3-1,4%, Tendenz??) Hohe Rate an Fehlgeburten, oft unerkannt Daher weltweit bisher nur über wenige hundert erfolgreiche Schwangerschaften berichtet viele (ca.20%) davon durch Verschlechterung einer vorbestehenden Nierenerkrankung

Dialyse und Schwangerschaft Diagnose: Meist späte Diagnose da keiner dran denkt Symptome unspezifisch sind (z.b. Übelkeit) Urintest?? Bluttest ungenau Diagnose erst bei Diagnostik der Blutarmut

Dialyse und Schwangerschaft Probleme: Verschlechterung der Blutarmut Verschlechterung des Bluthochdrucks vermehrt Fruchtwasser durch hohe Harnstoffwerte frühzeitige Wehen unzureichende Ernährung Medikamente Peritonealdialyse initial möglicherweise schonender mit fortschreitender Schwangerschft schwieriger

Dialyse und Schwangerschaft Therapierichtlinien: Betreuung in einem interdisziplinären Team an einem Perinatalzentrum Intensivierung der Dialyse z.b. täglich HD und Anpassung des gesamten Dialyseprotokolls Ernährungsrichtlinien Anpassung der Medikamente Optimierung von RR und Hb

Dialyse und Schwangerschaft Ernährungsrichtlinien:

Dialyse und Schwangerschaft Erfahrungen an der Charité: 5 Schwangerschaften an Dialyse davon 1 Patientin mit Verschlechterung der Nierenfunktion bei Nierenerkrankung 3 Kinder und 2 aktuelle Schwangerschaften (34. und 29. SSW)

Transplantation und Schwangerschaft

Transplantation und Schwangerschaft 1954 erste erfolgreiche Transplantation 1958 erste erfolgreiche Schwangerschft nach Transplantation bislang weltweit > 7000 Schwangerschaften nach Nierentransplantation

Transplantation und Schwangerschaft

Transplantation und Schwangerschaft Veränderung der Nierenfunktion: Schwangerschaft CyA: n=40 Aza: n=41

Transplantation und Schwangerschaft Medikamente: Immunsuppressiva Kortison, Azathioprin, Cyclosporin und Tacrolimus können sicher verwendet werden Mycophenolat (CellCept, Myfortic), Sirolimus (Rapamune) oder Everolimus sollten abgesetzt werden Blutdruckmedikation Methyldopa, Hydralazin, Nifedipin, Metoprolol können verwendet werden ACE-Hemmer, AT Blocker müssen abgesetzt werden

Transplantation und Schwangerschaft Veränderung der CyA Dosis:

Transplantation und Schwangerschaft Veränderung der CyA Spiegel:

Transplantation und Schwangerschaft Transplantatüberleben: 81 schwangere transplantierte Frauen im Vergleich zu 81 transplantierten Kontrollen

Transplantation und Schwangerschaft Geburt/Fehlbildungen:

Transplantation und Schwangerschaft kindliches Geburtsgewicht:

Transplantation und Schwangerschaft Frühgeburten:

Transplantation und Schwangerschaft Empfehlungen I: Nach erfolgreicher Transplantation besteht eine deutlich höhere Fruchtbarkeit, daher Empfängnisverhütung empfohlen, zumindest initial jede Schwangerschaft ist eine Risikoschwangerschaft für Mutter und Kind Im Falle einer Schwangerschaft eingehende, individuelle Beratung notwendig Betreuung durch ein interdisziplinäres Team an einem Transplantations- und Perinatalzentrum

Transplantation und Schwangerschaft Empfehlungen II: Wartezeit von ca. 1-2 Jahren nach Transplantation empfohlen engmaschige Kontrollen von Nierenfunktion, Blutbild, Medikamentenspiegel, Urinbefunden und Blutdruck frühzeitige stationäre Aufnahme bei Problemen Blutdruckeinstellung mit häuslichen Selbstkontrollen Frühzeitige Behandlung von Harnwegsinfekten und Blutarmut

Transplantation und Schwangerschaft Zusammenfassung: Mütterliche Risiken eher gering, aber vorhanden Transplantatfunktion in der Regel stabil Abstoßungen selten Erfolg und Komplikationen abhängig von der Nierenfunktion (Kreatinin kleiner/größer 1,5mg/dl): 75-90% Geburt eines lebenden Kindes 30-80% Komplikationen keine eindeutig erhöhte Fehlbildungsrate (3-5%) 40-60% Frühgeburten mit 20-30% Komplikationen

Transplantation und Schwangerschaft Zusammenfassung: Eine Schwangerschaft nach Nierentransplantation ist heute durchaus möglich und planbar Die Patientin muss sich über mögliche Risiken und Konsequenzen im Klaren sein Betreuung in einem Zentrum notwendig Bei guter und stabiler Nierenfunktion bestehen gute Erfolgsaussichten

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!