Übung zur Vorlesung Mensch-Maschine-Interaktion

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Transkript:

Übung zur Vorlesung Mensch-Maschine-Interaktion Sara Streng Ludwig-Maximilians-Universität München Wintersemester 2007/2008 Ludwig-Maximilians-Universität München Sara Streng MMI Übung 1-1

Übersicht Organisatorisches Formalitäten und Ressourcen Kriterien zur Scheinvergabe Übungsblatt 1: Rapid and Aimed Human Movement Einführung in die Theorie Mathematische Modellierung Konsequenzen für HCI Ludwig-Maximilians-Universität München Sara Streng MMI Übung 1-2

Formalitäten und Ressourcen Übungsleitung: Sara Streng Bei Fragen: Sara Streng: sara.streng@ifi.lmu.de Dominic Bremer: bremer@cip.ifi.lmu.de Tilman Dingler: dingler@cip.ifi.lmu.de Webseite mit Zeitplan Folien Aufgabenblättern Kurzfristigen Ankündigungen Die Anmeldung zum Übungsbetrieb, sowie Abgabe der Übungsaufgaben erfolge über das UniWorx System: http://www.pst.ifi.lmu.de/uniworx/ Deadline für die Abgaben ist immer Montag 12 Uhr mittags! Ludwig-Maximilians-Universität München Sara Streng MMI Übung 1-3

Das Schein-ing Bearbeitung der Übungsaufgaben (wöchentlich) Per-Group Homework (Aufgaben werden in 4er Gruppen abgegeben) Per-Person Homework (Aufgaben werden von jedem einzeln abgegeben) Alle Aufgabenblätter müssen erfolgreich bearbeitet werden (keine Ausnahme) Jeder muss an einer Benutzerstudie teilnehmen. Ludwig-Maximilians-Universität München Sara Streng MMI Übung 1-4

Übersicht Organisatorisches Formalitäten und Ressourcen Kriterien zur Scheinvergabe Übungsblatt 1: Rapid and Aimed Human Movement Einführung in die Theorie Mathematische Modellierung Konsequenzen für HCI Ludwig-Maximilians-Universität München Sara Streng MMI Übung 1-5

Fitts Law - Einführung Was ist Fitts Law? Modell zur Beschreibung des psychomotorischen Verhaltens. Entwickelt von Fitts (1954) Weiterentwickelt in hunderten von HCI-Papieren Das Gesetz sagt die Geschwindigkeit vorher, die für eine schnelle, gezielte Bewegung zu einem bestimmten Ziel benötigt wird. z.b. Button anklicken, Tabellenzelle auswählen Das Gesetz ist nicht anwendbar für Zeichen- oder Schreibaktivitäten. Gemäß dem Gesetz lässt sich die benötigte Zeit für die Start-Ziel Bewegung als Funktion von Abstand und Zielgröße modellieren. Fitts,P.M. (1954). The information capacity of the human motor system in controlling the amplitude of movement. Journal of Experimental Psychology, 47, 381-391. Ludwig-Maximilians-Universität München Sara Streng MMI Übung 1-6

Mathematische Modellierung MT = a + b log 2 ( A/ W + 1) Erklärung: MT (movement time): für die Aufgabe benötigte Zeit a und b sind empirisch ermittelte, gerätespezifische Konstanten: a (intercept): Verzögerung bis die Bewegung beginnt b (slope): beinhaltet Beschleunigung und gerätespezifische Änderung der Bewegung. A (Amplitude): Distanz von Start zum Ziel (Mittelpunkt) W (Width) Breite des Ziels W gemessen in der Bewegungsrichtung Index of Difficulty (ID): Der Term log 2 ( A/ W + 1) wird auch mit index of difficulty (ID) bezeichnet und zusammen gefasst. Der Term beschreibt die Schwierigkeit der Aufgabe Einheiten der Variablen sind: a: [s] b: [s/bit] ID: [bits] Ludwig-Maximilians-Universität München Sara Streng MMI Übung 1-7 Start Ziel correct A wrong Ziel W Ziel W

Hintergrund Annahmen: 1. Ungenauigkeit der Wahrnehmung und Bewegung ist proportional zum Abstand 2. Unser Gehirn sagt uns, dass wir uns schneller bewegen sollen, je größer der Abstand ist 3. Relative Bewegungsgenauigkeit ist konstant: ε = A i / A i-1 < 1 Bild zeigt 4 Schritte, in denen man sich dem Ziel nähert. In jedem Schritt bleibt der Zeitabstand gleich wird der zurückgelegte Weg kleiner wird der Abstand zum Ziel kleiner wird der circle of error kleiner source: http://www.hcibook.com/e3/online/fitts-cybernetic/ Ludwig-Maximilians-Universität München Sara Streng MMI Übung 1-8

Bedeutung des Logarithmus Dualis MT = a + b log 2 ( A/ W + 1) Die Zeit, die man braucht um die Hand zu einem Ziel zu bewegen hängt logarithmisch vom Verhältnis zwischen der Zielentfernung und der Zielgröße ab. Anders gesagt: Die Rest-Distanz zum Ziel nimmt über die Zeit exponentiell ab Warum + 1? (Shannon Form) log-werte sind immer positiv In der ursprünglichen Formel von Fitts war die + 1 nicht enthalten Ludwig-Maximilians-Universität München Sara Streng MMI Übung 1-9

Lineare Regression MT = a + b log 2 ( A/ W + 1) Mathematisch gesehen ist Fitts Law ein lineares Regressionsmodell Ziel der linearen Regression: Approximation eines linearen Terms aus quasi beliebigen Wertpaaren (z.b. Messwerte) Gesucht ist eine Gerade, die den Zusammenhang zwischen zwei Merkmalen möglichst gut beschreibt. Dadurch kann man die Beziehungen zwischen einer abhängigen und (einer oder mehreren) unabhängigen Variablen feststellen Vorgehensweise: 1. Daten sammeln (MT / ID - Wertepaare) 2. a und b berechnen MT = a + b ID Ludwig-Maximilians-Universität München Sara Streng MMI Übung 1-10

Interpretation von Fitts Law MT = a + b log 2 ( A/ W + 1) Das Gesetz lässt sich physisch folgendermaßen interpretieren: Große, nahe Ziele erreicht man schneller als kleine, entfernte Ziele ID ist eine kombinierte Kenngröße für die physischen Eigenschaften der Aufgabe, die abhängt von: Entfernung des Ziels Größe des Ziels Der Wert von ID erhöht sich um 1 bei jeder Verdopplung der Amplitude oder Halbierung der Breite Ludwig-Maximilians-Universität München Sara Streng MMI Übung 1-11

Fitts Law in 2-D Im Original-Experiment änderten sich Entfernung und Größe nur entlang einer Dimension GUIs sind 2-Dimensional Was passiert mit der Zielgröße? Es gibt unterschiedliche Modelle Status Quo : Nur die horizontale Breite wird betrachtet. Sum Model : W = Höhe+Breite Area Model : W = Höhe*Breite (Die Fläche als W zu verwenden eignet sich besonders für nicht-rechteckige Ziele.) Smaller Of : W = min(höhe, Breite) W Model : Die Breite in Bewegungsrichtung gemessen Ludwig-Maximilians-Universität München Sara Streng MMI Übung 1-12

Konsequenzen für UI Design Oft benötigte Aktionen sollten größere Buttons erhalten. Vorsicht: verletzt goldene Regel der Konsistenz! Oft benötigte Aktionen sollten in der Nähe der durchschnittlichen Cursor Position sein. Vorsicht: kann die Zeit, die benötigt wird um Button zu finden, erhöhen! Die Ränder des Bildschirms können als Buttons mit unbegrenzter Breite angesehen werden, da kein darüber hinaus schießen möglich ist. Windows / KDE: Start-Button in der linken unteren Ecke OS X: Menüleiste am oberen Bildschirmrand des Bildschirms (statt am oberen Rand des Applikationsfensters) Windows Mac OS X Ludwig-Maximilians-Universität München Sara Streng MMI Übung 1-13

Weiterführende Literatur zu Fitts Law A Cybernetic Understanding of Fitts Law: http://www.hcibook.com/e3/online/fitts-cybernetic/ Bibliography of Fitts Law Research (nur um einen Eindruck zu gewinnen, wie viel dieses Thema diskutiert und erforscht wird): http://www.yorku.ca/mack/rn-fitts_bib.htm Fitts Law: Modeling Movement Time in HCI http://www.cs.umd.edu/class/fall2002/cmsc838s/tichi/fitts.html Ludwig-Maximilians-Universität München Sara Streng MMI Übung 1-14

Abgabe Deadlines Durchführung des Experiments bzw. Suchen von Versuchskaninchen in den Übung am Di, 30.10.2007 Do, 8.11.2007 Fr, 9.11.2007 Die Übungen fallen aus am Do, 1.11.2007 Fr, 2.11.2007 Di, 6.11.2007 Bis Montag 12.11.2007 abgeben: Programm zur Durchführung des Experiments Interpretation und Aufbereitung der Daten (Ausgewählte Gruppen präsentieren ihre Ergebnisse) Ludwig-Maximilians-Universität München Sara Streng MMI Übung 1-15