Frauenrechte im Islam

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Transkript:

Geisteswissenschaft Sandra Schweiker Frauenrechte im Islam Studienarbeit

Inhaltsverzeichnis 1. Einführung Seite 1 2. Stellung der Frau im Islam Seite 1 2.1. Das Leben der Frau in der Gesellschaft Seite 4 2.2. Die Rechte der Frau im Irak Seite 12 3. Women Living Under Muslim Laws Seite 16 4. Neuere Entwicklungen im Irak mit Blick auf die Frauenrechte Seite 22 4.1. Ziele und Forderungen von WLUML im Irak Seite 23 4.2. Probleme des Verfassungsentwurfs Seite 24 4.3. Auswirkungen des Irakkrieges auf muslimische Frauen Seite 26 5. Schlussbetrachtungen Seite 30 6. Literaturverzeichnis Seite 32

Frauenrechte im Isalm Women Living Under Muslim Laws Betrachtungen einer Frauenrechtsorganisation mit besonderem Blick auf die historische und aktuelle Situation der Frau im Islam am Beispiel Irak 1. Einführung In der vorliegenden Hausarbeit wird die Organisation Women Living Under Muslim Laws - eine Frauenrechtsorganisation, die sich für vom islamischen Recht unterdrückte Frauen in allen Teilen der Welt einsetzt - näher betrachtet. Dazu gehört nicht nur, auf die Geschichte und Entwicklung dieses Netzwerks einzugehen, sondern auch die Vorgehensweisen und Hilfsstrategien von WLUML zu untersuchen. An einem Fallbeispiel - der Erarbeitung und Einführung einer neuen Verfassung im Irak - soll noch einmal auf die Arbeit und die Forderungen von Women Living Under Muslim Laws und anderen Frauen-, beziehungsweise Menschenrechtsorganisationen eingegangen werden. Um ein angemessenes Urteil über diese Forderungen fällen zu können, muss ein einführender Überblick über die allgemeine Stellung der Frau im Islam - auch in ihrer geschichtlichen Entwicklung - gegeben werden, wobei das besondere Augenmerk auf die Rolle der Frau in der Familie gelegt wird. Neben dieser grundsätzlichen Betrachtung ist ein Blick auf die spezifischen Gegebenheiten der Frauenrechte und die Lebensumstände der Frauen im Irak zu richten: Dazu werden eine Darstellung, sowie ein Vergleich der neueren Entwicklungen mit der Situation unter dem Regime Saddam Husseins gegeben. Abschließend soll festgestellt werden, inwieweit sich die Aktionen der Organisationen positiv auf die erst kürzlich gelungene Verabschiedung der irakischen Verfassung ausgewirkt haben. 2. Stellung der Frau im Islam Es ist besonders schwierig die Stellung der Frau im Islam einheitlich darzustellen, da der Islam im Gegensatz zu anderen Religionen nicht nur auf das Theologische begrenzt bleibt, sondern auch im Gesetz - der Sharia - seinen Niederschlag findet. Daher ist die Kluft zwischen koranischer Lehre und der historischen, beziehungsweise gesellschaftlichen Realität 1

enorm groß. Die Frauen sind in doppelter Weise eingeengt: Im sozialen, sowie im rechtlichen Bereich. 1 Ihr Status ist im Vergleich zu anderen Religionen von der fast vollkommenen Unterordnung unter die Autorität des Mannes gekennzeichnet. 2 Die islamische Welt hat bei ihrer Entstehung und ihrer geschichtlichen Entwicklung in keinem Falle so viele Strukturen, Sitten und Gewohnheiten derjenigen Völker angenommen, in denen sich der Islam entwickelte, wie im Falle der Stellung von Mann und Frau zueinander im privaten und gesellschaftlichen Leben. 3 Die von den Kritikern betonte niedrige Einstufung, Diskriminierung und Benachteiligung der Frauen in den islamischen Ländern haben nachweislich ihre Wurzeln mehr in den ethnisch bedingten Sitten und Gesellschaftsstrukturen der Völker, die den Islam angenommen haben, und weniger im Islam selbst. 4 So kommt es dazu, dass die Rechte der Frau von Land zu Land sehr variieren, obgleich es sich ausnahmslos um islamisch geprägte Staaten handelt. Beispielsweise ist es generell jeder Muslima erlaubt in der Moschee zu beten. Es gibt deutliche Aussprüche des Propheten Mohammeds, dass ein Mann seine Frau nicht daran hindern darf, in die Moschee zu gehen. In einigen islamischen Ländern ist es aber leider so, dass die dortigen Traditionen und Sitten dies verbieten. 5 Die Geschichte erkennt drei Völker als Hauptträger des Islams an: Die Perser, die Araber und die Türken. In der frühislamischen Zeit zwischen dem 7. und 11. Jahrhundert werden kulturelle und gesellschaftliche Unterschiede in Bezug auf die Stellung der Frau besonders deutlich. Im persischen Rechtssystem sah man die Frau beispielsweise nicht als Subjekt, sondern als Objekt des Rechts an. Frauen mussten verschleiert sein und den Platz in einem Harem einnehmen. Diese strengen Ansichten, die in ganz Vorderasien vorherrschten, übertrugen sich allmählich auch auf die zuvor relativ liberalen Araber. So durften in Teilen des Irans die Frauen nur nachts in schwarzen Gewändern das Haus verlassen. Ebenso treten Berichte aus dem Jahre 1052 auf, dass jede Frau, die mit einem nicht verwandten Mann sprach, mit dem 1 Vgl.: Akashe-Böhme, Farideh, Die islamische Frau ist anders, auf: http://www.arte-tv.com/ de/geschichtegesellschaft/islam/775880.html (08.11.2005, 20.10 Uhr). 2 Vgl.: Akashe-Böhme, Die islamische Frau ist anders. 3 Vgl.: Falaturi, Abdoldjavad, Die Stellung der Frau im Islam, auf: http://www.islamische-akademie.de/falaturi/ stellungderfrau.htm (08.11.2005, 20.15 Uhr). 4 Vgl.: Falaturi, Die Stellung der Frau im Islam. 5 Vgl.: Islamischer Studentenbund Essen, FaQ Frau im Islam, auf: http://mitglied.lycos.de/muslimmm/derislam/ faqfrauimislam/ (08.11.2005, 20.20 Uhr). 2