Häufige psychische Störungen am Arbeitsplatz Burkhard Gierer Psychiatrische Poliklinik
Übersicht I.Stress II.Psychiatrische Perspektiven III.Ökonomische Relevanz Folienmuster / 2
I. Stress Emotionale und psychophysiologische Reaktion auf ungünstige und schädliche Aspekte der Arbeit, des Arbeitsumfelds und der Arbeitsorganisation (SECO 2003) Arbeitsbedingter Stress / psychische Gesundheit Folienmuster / 3
Folienmuster / 4 I. Stress
I. Stress Der Arbeitsplatz ist aber der Ort, an dem der Stress vorwiegend wahrgenommen wird (SECO Stress Studie 2003) Ansatzpunkt für BGF / BGM Organisationspsychologische Perspektive Folienmuster / 5
I. Stress Der Zusammenhang zwischen Stress und den genauen beruflichen Tätigkeiten ist schwierig nachzuweisen (SECO 2003) Stress ist abhängig von Bewertung und Bewältigung (Lazarus & Folkman 1974) Stress als Risiko? Faktor? Bedingung? Stress als Krankheit? Folienmuster / 6
Stress: HSE Management Standards Arbeitsinhalt (wissenschaftl. sehr gut belegt) 1. Anforderungen 2. Kontrolle 3. Unterstützung Arbeitskontext (weniger gut belegt) 4. Rolle 5. Kontakt unter den Mitarbeitern 6. Wandel (Mackay, et al. 2004) Folienmuster / 7
Ähnlich wie Stress, aber doch anders: Psychische Krankheiten Woher? Diagnosen? Behandlung (psychotherapeutisch, medikamentös, evidenzbasiert ) Folienmuster / 8
Spezifische arbeitsbedingte psychische Krankheiten? Burnout : eher wie der Siamesische Zwilling zu Stress (Hillert & Marwitz 2006) Keine psychiatrische Diagnose aber auch keine Modediagnose Folienmuster / 9
Psychische Erkrankungen haben eine erhebliche Bedeutung für das Unternehmen Der Arbeitsplatz ist ein sensibler Ort an dem psychische Störungen (möglicherweise auch unabhängig von Arbeitsstress) auftreten. Folienmuster / 10
Psychische Störungen sind häufig Lebenszeitprävalenz: 25% (WHO 2001) 46 % (NCS-R 2005) Die Arbeitgeber unterschätzen die Häufigkeit von psychischen Störungen bei ihren Angestellten (Sainsbury Centre 2007) Folienmuster / 11
Die meisten Menschen mit psychischen Störungen sind nicht dauerhaft krankgeschrieben oder berentet, sondern arbeiten! Die häufigen psychischen Störungen kommen bei Erwerbstätigen fast so oft vor wie bei Nichterwerbstätigen (ONS 2002; NCR-S 2005) Folienmuster / 12
ONS (2002) Folienmuster / 13
Die häufigsten psychischen Störungen: (jeweils 12-Monats Prävalenz, NCS-R 2005) Angststörungen 18% Phobien (auch Soziale Phobie) Panikstörung Generalisierte Angststörung
Die häufigsten psychischen Störungen: (jeweils 12-Monats Prävalenz, NCS-R 2005) Spezifische Phobien (8,7 %) Beschränkt auf spezifische Situationen Höhe, Fliegen, geschl. Räume, Tiere
Die häufigsten psychischen Störungen: (jeweils 12-Monats Prävalenz, NCS-R 2005) Soziale Phobie (6,8%) Ängste in sozialen Situationen
Die häufigsten psychischen Störungen: (jeweils 12-Monats Prävalenz, NCS-R 2005) Panikstörung (2,7%) Wiederkehrende schwere Angstattacken
Die häufigsten psychischen Störungen: (jeweils 12-Monats Prävalenz, NCS-R 2005) Generalisierte Angststörung (3,1%) Anhaltende Ängste, andauernde Beschäftigung mit Sorgen
Die häufigsten psychischen Störungen: (jeweils 12-Monats Prävalenz, NCS-R 2005) Affektive Störungen (alle: 9,5%) Depression 6,7% (Allgemeinbevölkerung) Depression 6,4 % (Arbeitnehmer)
Depression Traurigkeit, Interessensverlust, Verminderung der Energie Konzentration vermindert Selbstvertrauen vermindert Schuldgefühle Pessismistische Sicht auf die Zukunft Appetit vermindert Suizidgedanken
Die Arbeitgeber können davon ausgehen dass etwa 1 von 6 Mitarbeitern unter einer psychischen Störung leidet Sainsbury Centre 2007)??? Einfluss des Schweregrads Bedeutung der selteneren Erkrankungen Folienmuster / 21
Auch weniger schwere Störungen können bedeutsam sein Für Angststörungen und Depressionen bestehen gute Behandlungsmöglichkeiten
III. Ökonomische Relevanz Folgen von psychischen Erkrankungen für das Unternehmen: Leicht ersichtlich: Absenzen, Kündigungen Verdeckt: Produktivitätsausfälle trotz Anwesenheit der Arbeitnehmer
III. Ökonomische Relevanz Produktivitätsverluste bei Anwesenheit der Arbeitnehmer sind nur schwierig zu bestimmen werden gewichtiger eingeschätzt als die Verluste durch reine Krankheitsabwesenheiten
III. Ökonomische Relevanz Aufteilung der Kosten: Krankheitsabwesenheiten 32,4% Presenteeism 58,4% Ungew. Mitarbeiterwechsel 9,2% (Sainsbury centre 2007)
III. Ökonomische Relevanz Beispiel Depression: Reine Absenzen: 8,7 Tage Produktivitätsverluste ohne Absenzen (in Arbeitstage umgerechnet): 18,2 Tage (Kessler et al 2006)
Das Wichtigste: Jenseits von reinem Stress gibt es (häufiger als man denkt) psychische Störungen am Arbeitsplatz Die häufigsten Störungen sind Angststörungen und Depressionen Die Absenzen sind der kleinere Teil der negativen wirtschaftlichen Folgen
Vielen Dank für Ihr Interesse
Literatur British Occupational Health Research Foundation (2005). Workplace interventions for people with common mental health problems: Evidence review and recommendations. London. Hillert, A. und Marwitz, M. (2006). Die Burnout Epidemie. München: Beck. Kessler, R. et al. (2005). Prevalence, Severity, and Comorbidity of 12-Month DSM-IV Disorders in the National Comorbidity Survey Replication. Archieves of General Psychiatry 62: 617-627). Kessler, R. et al. (2006). Prevalence and effects of mood disorders on work performance in a nationally representative sample of U.S. workers. American Journal of Psychiatry 163:1561-68. Lazarus, R. (2000). Toward better research on stress and coping. American Psychologist 55:6, 665-673. Mackay, C. et al. (2004). Management Standards and work-related stress in the U.K.: Policy background and science. Work & Stress, 18:2, 91-112. Meltzer, H. et al. (2002). The Social and Economic Circumstances of Adults with Mental Disorders. London: Office for National Statistics. Ramaciotti, D. und Perriard, J. (2003). Die Kosten des Stresses in der Schweiz. Staatssekretariat für Wirtschaft SECO. The Sainsbury Centre for Mental Health (2007). Policy Paper 8: Mental Health at Work: Developing the business case. London. Folienmuster / 29