Fachhochschule Deggendorf Entscheidungsorientierte Einführung in die Betriebswirtschaftslehre Prof. Dr. Thomas Bartscher Fachhochschule Deggendorf Kapitel 2 Unternehmensführung und Unternehmenspolitik Ein Angebot der vhb - virtuelle hochschule bayern
Inhaltsverzeichnis 2. Unternehmensführung und Unternehmenspolitik... 3 Lernziele... 3 2.1 Unternehmensführung... 3 2.1.1 Aufgaben der Unternehmensführung... 3 2.1.2 Organisation von Unternehmen... 5 2.1.3 Informationsmanagement... 6 2.2. Unternehmenspolitik... 7 Literatur... 12 2
2. Unternehmensführung und Unternehmenspolitik Lernziele Wenn Sie dieses Kapitel bearbeitet haben, können Sie die Aufgaben des Managements beschreiben; die Organisation von Unternehmen unterscheiden; darstellen, warum Informationsmanagement in Unternehmen von Bedeutung ist; wichtige Begriffe der Unternehmenspolitik erläutern und Einflussfaktoren auf die Unternehmenspolitik darstellen. 2.1 Unternehmensführung Immer dann, wenn mehrere Menschen in einer Organisation zusammenarbeiten, ist es notwendig, deren Entscheiden und Handeln in Richtung eines bestimmten Ziels zu lenken. Unternehmensführung beinhaltet die Gestaltung, Steuerung und Entwicklung eines Unternehmens unter Berücksichtigung der angestrebten Unternehmensziele. Ein wesentliches Ziel von Unternehmen ist es, Gewinne zu erwirtschaften. Um Gewinne erwirtschaften zu können, braucht es Kunden, die die Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens nachfragen. Dazu müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden, damit die Produkte und Dienstleistungen den Erwartungen der Kunden entsprechen. Es ist eine der Aufgaben der Unternehmensführung, diese Voraussetzungen zu schaffen, wie im folgenden Kapitel deutlich wird. 2.1.1 Aufgaben der Unternehmensführung Der Begriff Unternehmensführung wird häufig bedeutungsgleich mit dem Begriff Management verwendet, wobei sich das englische to manage vom lateinischen manus agere ableitet, was in etwa an der Hand führen bedeutet. Darum verwenden wir die beiden Begriffe auch in diesem Kurs synonym. Die Aufgaben, die bei der Unternehmensführung entstehen, lassen sich in drei Bereiche einteilen: 3
1. Sachbezogene Aufgaben Im Rahmen sachbezogener Aufgaben sind Entscheidungen zu treffen, die sowohl das aktuelle Geschehen als auch die zukünftige Entwicklung einzelner Abteilungen oder des gesamten Unternehmens betreffen, wie beispielsweise Entscheidungen darüber, wie Strukturen und Abläufe im Unternehmen organisiert werden sollen. In der folgenden Abbildung ist dargestellt, in welcher Abfolge die einzelnen Aufgaben ablaufen, die ein Manager im Rahmen seines Handelns und Entscheidens zu treffen hat: Abweichungsanalyse Kontrolle Ziele setzen Problemanalyse e Planen Prognose Umsetzen Organisieren Entscheiden Abb. 2: Sachbezogene Aufgaben des Managements Die einzelnen hier beschriebenen Aufgaben werden von einem zentralen Prozess begleitet: der Kommunikation. Kommunikation wird verstanden als Austausch von Informationen und ist damit ein wichtiger Bestandteil der Unternehmensführung. 2. Personenbezogene Aufgaben Die personenbezogenen Aufgaben beziehen sich auf die Führung der Mitarbeiter und die Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen. Das Management muss die Mitarbeiter anleiten, informieren, motivieren und kontrollieren. Das Management hat über die Mitarbeiterführung Sorge zu tragen, dass die Mitarbeiter eine gute Leistung erbringen. Wir bezeichnen diese Aufgabe auch als Personalführung und gehen auf diesen Punkt später noch ein. 4
3. Öffentlich-Soziale Aufgaben Diese Aufgaben zielen auf die gesellschaftliche Verantwortung des Managements ab. Wichtige Aspekte dabei sind beispielsweise der Umweltschutz, der Erhalt von Arbeitsplätzen sowie soziale Maßnahmen, etwa Förderung gemeinnütziger Zwecke (sog. Corporate Citizenship). Die drei beschriebenen Aufgabenbereiche lassen sich in der Realität nicht ohne weiteres voneinander trennen, sondern sind eng miteinander verwoben. 2.1.2 Organisation von Unternehmen Die vielfältigen Aufgaben, die in Unternehmen anfallen, werden von unterschiedlichen Mitarbeitern arbeitsteilig erbracht. Damit schließlich ein einheitliches Ergebnis erreicht werden kann, muss jeder Mitarbeiter wissen, was (Aufgabe) er woran (Objekt), wie (Tätigkeit), womit (Arbeitsmittel), wo (Ort) und wann (Zeit) zu tun hat. Kurz gesagt: Ein Unternehmen muss organisiert werden. Die Organisation eines Unternehmens ist eine Aufgabe der Unternehmensführung. Organisation ist die bewusste Gestaltung von Beziehungen zwischen den anfallenden Aufgaben, den Mitarbeitern und den unterstützenden Arbeitsmitteln. Die Organisation eines Unternehmens lässt sich untergliedern in die Aufbau- und die Ablauforganisation. Aufbauorganisation Die Aufbauorganisation beschäftigt sich mit der grundlegenden Struktur eines Unternehmens. Sie gliedert das Unternehmen in organisatorische Teilbereiche und legt den Ordnungsrahmen für die Beziehungen der einzelnen Unternehmensmitglieder fest. Ein wesentlicher Bestandteil der Aufbauorganisation 5
ist ein Plan, der die benötigten Stellen abbildet und die zugrunde liegende Hierarchie darstellt. Man nennt diesen Plan auch Organigramm. Eine Stelle ist dabei die kleinste organisatorische Einheit eines Unternehmens. Sie ist das Basiselement der Aufbauorganisation und entsteht durch die Zuordnung von Teilaufgaben auf eine oder mehrere gedachte Personen. Die Merkmale einer Stelle werden in einer Stellenbeschreibung festgehalten. Mehrere Stellen werden auf Basis bestimmter Kriterien zu Abteilungen zusammengefasst. Eine Abteilung entsteht, wenn mehrere Stellen einer gemeinsamen Leitungsstelle zugeordnet werden. Diese Leitungsstelle ist mit einer Person besetzt, die entsprechende Führungsaufgaben den Mitarbeitern gegenüber wahrnimmt. Man spricht dann von einem Abteilungsleiter. Die Ablauforganisation Die Ablauforganisation strukturiert die Arbeitsabläufe (auch: Arbeitsprozesse) eines Unternehmens. Ein Arbeitsprozess beinhaltet die Folge einzelner Arbeitsleistungen, die einer bestimmten Aufgabe dienen. Der Arbeitsablauf wird bestimmt vom Arbeitsinhalt, der Arbeitszeit, dem Arbeitsort und der Zuordnung der Aufgaben auf bestimmte Personen. Aufbau- und Ablauforganisation verfolgen ein Ziel auf zwei Wegen: Sie sollen dafür Sorge tragen, dass das Unternehmen optimal funktioniert. Zum einen durch die Gestaltung der Unternehmensstruktur und zum anderen durch die Optimierung der Abläufe. 2.1.3 Informationsmanagement Die Grundlage für Entscheiden und Handeln eines Unternehmens ist die Information. Information ist zweckorientiertes oder zielgerichtetes Wissen. Man spricht erst von Information, wenn das Wissen zur Erfüllung bzw. zur Lösung von Aufgaben tatsächlich erforderlich ist. 6
Informationen müssen ihren Empfänger also bei seinen Entscheidungen unterstützen und daher einige Voraussetzungen erfüllen: richtige Qualität (aktuell, vollständig, verständlich und fehlerfrei), richtige Menge (an die Bedürfnisse des Empfängers angepasst), richtiger Zeitpunkt (schnell und rechtzeitig) und richtiger Ort (richtiger Empfänger). Um diese Anforderungen umsetzen zu können, braucht es ein funktionierendes Informationsmanagement. Informationsmanagement umfasst alle Managementaufgaben, die im Zusammenhang mit der Beschaffung, Verarbeitung und Übermittlung von Informationen stehen und die dazu dienen, die Unternehmensziele zu erreichen. Eine wichtige Unterstützung dabei bieten die modernen Informations- und Kommunikationssysteme. Informationen sind nicht nur für das Management von hoher Bedeutung. Insbesondere die Mitarbeiter wollen ständig informiert werden. Sie haben einen hohen Informationsbedarf, der durch geeignete Maßnahmen gedeckt werden kann, z.b. durch: persönliche Gespräche, Bekanntmachungen in der Betriebszeitung, Informationen am Schwarzen Brett, E-Mail, Intranet und Internet. Es ist damit eine wichtige Aufgabe der Unternehmensführung, die Mitarbeiter frühzeitig und umfassend zu informieren. 2.2. Unternehmenspolitik Ziel der Unternehmenspolitik ist es, den unternehmerischen Erfolg zu gewährleisten. Unternehmenspolitik umfasst alle Entscheidungen und Ziele, die die wesentliche Orientierung der zukünftigen Unternehmensentwicklung festlegen, sowie die grund- 7
sätzlichen Verhaltensweisen zur Durchsetzung politischer Interessen. Dabei muss sich die Unternehmenspolitik an die sich verändernde Umwelt anpassen. Daraus lassen sich drei wesentliche Aspekte ableiten: 1. In der Unternehmenspolitik werden für das Unternehmen grundsätzliche Entscheidungen getroffen und wesentliche Ziele formuliert. Diese Entscheidungen geben den Handlungsrahmen vor, innerhalb dessen sich das Unternehmen bewegen kann. Dieser Aspekt wird als Leitlinie der Unternehmenspolitik beschrieben. 2. Es werden bestimmte Verhaltensweisen beschrieben, wie es zu einer Entscheidung kommt. Es wird beispielsweise festgelegt, ob Entscheidungen demokratisch getroffen werden oder ob das Recht des Stärkeren gilt. Unternehmenspolitik bedeutet also auch Konflikt und Macht. Die Art und Weise der Entscheidungsfindung wird als Führungsstil bezeichnet. 3. Unternehmenspolitik ist einem beständigen Wandel unterworfen. Das Unternehmen muss sich den veränderlichen Umweltbedingungen anpassen und politische Entscheidungen zeitgemäß fällen. Die Unternehmenspolitik wird im Unternehmensleitbild festgehalten. Ein Unternehmensleitbild enthält die allgemeinen unternehmenspolitischen Entscheidungen und Zielsetzungen. Sie bilden die Grundlage für das Verhalten aller Führungskräfte und Mitarbeiter. Das Unternehmensleitbild ist allgemein zugänglich und als unternehmenspolitische Grundsatzerklärung zu verstehen. Es fasst die Vielzahl an Entscheidungen und Zielen in wenigen Sätzen zusammen und vermittelt so Mitarbeitern und Außenstehenden, in welcher Hinsicht sich das Unternehmen verhalten will. Die Unternehmenspolitik sollte Aussagen beinhalten, die allgemeingültig, klar, auf das Wesentliche beschränkt, langfristig gültig und realistisch sind. 8
Um dies zu gewährleisten, müssen die vielfältigen Einflüsse auf das Unternehmen erkannt werden. Die nachfolgende Abbildung zeigt die wesentlichen Einflussfaktoren: gegenwärtiger Zustand des Unternehmens Erwartungen der Stakeholder an das Unternehmen Unternehmenspolitik Prognosen über die künftige Entwicklung der Unternehmens umwelt Wertvorstellungen der Unternehmensführung Abbildung 3: Einflussfaktoren auf die Unternehmenspolitik 1. Gegenwärtiger Zustand eines Unternehmens Zunächst muss geklärt werden, wie sich die aktuelle Situation eines Unternehmens gestaltet. Es muss klar sein, welche Stärken und Schwächen ein Unternehmen hat. Dabei werden strategische Erfolgsfaktoren deutlich, die den Unternehmenserfolg klar beeinflussen. 2. Prognosen über die zukünftige Entwicklung der Unternehmensumwelt Es ist notwendig, die Entwicklung der Umweltfaktoren genau zu beobachten. Die wichtigsten Einflüsse aus dem Bereich der Unternehmensumwelt verdeutlicht die folgende Abbildung: 9
Ökologische Umwelt z.b. Entwicklung an den Rohstoffmärkten Aufgabenumwelt z.b. Beschaffungs- u. Absatzmarkt, Lieferanten Gesamtwirtschaft liche Umwelt z.b. Arbeits- u. Finanzmarkt Politische Umwelt z.b. regierende Partei Unternehmenspolitik Rechtliche Umwelt z.b. Steuerrecht, Umweltrecht Technische Umwelt z.b. Innovationen Gesellschaftliche Umwelt z.b. Bildungssystem Abbildung 4: Einflüsse auf die Unternehmenspolitik aus der Unternehmensumwelt 3. Wertvorstellungen der Unternehmensführung Häufig sind an der Unternehmenspolitik mehrere Personen aus der Unternehmensführung beteiligt, die ganz unterschiedliche Wertvorstellungen besitzen. Wertvorstellungen sind Maßstäbe, anhand derer Unternehmen ihr Handeln ausrichten und beurteilen. Werte sind z.b. Gerechtigkeit oder Menschlichkeit. Die Unternehmensführung muss sich dann auf gemeinsame Werte einige, die der Unternehmenspolitik zugrunde gelegt werden. 4. Erwartungen der Stakeholder an der Unternehmen Die unterschiedlichen Anspruchsgruppen eines Unternehmens werden als Stakeholder bezeichnet. Stakeholder sind Anspruchsgruppen, die auf die Unternehmenspolitik mit ihren Interessen und Erwartungen Einfluss nehmen. Für den Erfolg des Unternehmens ist es wichtig, die einzelnen Stakeholder und deren individuelle Interessen zu kennen. Die folgende Abbildung zeigt die wichtigsten Anspruchsgruppen eines Unternehmens: 10
Kunden gutes Preis- Leistungsverhältnis, Service, Beratung... Management hohes Einkommen, Prestige, Macht, Einfluss... Staat Abgaben, Steuern, Einhaltung der Gesetze... Lieferanten Bezahlung, günstige Konditionen... Konkurrenten fairer Wettbewerb, Branchenimage, Zusammenarbeit... Unternehmenspolitik Gewerkschaften Einhaltung d. Tarifverträge, Mitgestaltung d. Tarifverträge... Banken hohe Verzinsung, Sicherung des Kapitals... Mitarbeiter Einkommen, Arbeitsplatzsicherheit, Karriere... Eigentümer hohe Rendite und Gewinn, Vermögenssicherung, Vermögenszuwachs... Abbildung 5: Stakeholder eines Unternehmens 11
Literatur Bartscher, T./Mattivi, A., Betriebswirtschaftslehre, TR Verlagsunion, München 2003 Olfert, K./Rahm, H.-J., Lexikon der Betriebswirtschaftslehre, Kiehl Verlag, 2004 12